Finanzsystem: Ist die Aktienhausse jetzt vorbei?

Wer die „Börse um acht“ als wichtige Informationsplattform erachtet, glaubt auch, dass Aktien und Aktienindices ein guter Indikator dafür sind, den Zustand einer Wirtschaft abzubilden bzw. darzustellen. Dabei gibt es wohl fast keinen schlechteren Indikator als die Börsen, weil sie ein extrem nachlaufender Indikator sind. Wenn Aktienmärkte einbrechen oder abstürzen, dann gab es bereits im Vorfeld – meist sogar über Jahre hinweg – entsprechende negative Signale anderer, weit wichtigerer Fundamentaldaten.

Ob wir es nun mögen oder nicht: es ist eine Tatsache, dass die Welt in psychologischer Hinsicht vom Verhalten der Akteure an den Aktienmärkten abhängig ist. Die arbeitende Masse leitet ihren eigenen ökonomischen Optimismus davon ab, wie der Dow Jones, der Dax oder der S&P 500 steht oder – bis zu einem gewissen Grad – wie die offiziellen, aber durchmanipulierten Arbeitslosenzahlen aussehen. Sobald Anleihen, Aktien zu fallen beginnen, schrecken die Menschen auf und haben plötzlich Angst und Bedenken, was die fiskalischen Gefahrenherde anbelangt – obwohl sie diese Angst und diese Bedenken eigentlich schon seit viel, viel längerer Zeit haben müssten.

Es mag einige Monate länger gedauert haben, als ich ursprünglich angenommen habe. Aber es scheint so zu sein, dass der „Moment der Enthüllung“ nun gekommen ist. So wie ich es vor wenigen Tagen im Artikel Der globale Wahnsinn: Von Konfliktherden bis zum US-Dollar anklingen ließ. Innerhalb nur weniger Tage wurden die Gewinne des Aktienjahres 2018 pulverisiert. Die Frage lautet nun: ist das nur ein „Schluckauf“ in einem seit Jahren befeuerten Bullenmarkt? Oder war das der „Anstich der größten Blase der Menschheitsgeschichte“?

Als ich vor den Wahlen 2016 in den USA Donald Trump als Gewinner sah, konnten mir nur sehr wenige folgen. Als ich davon schrieb, dass die Zentralbanken der Welt damit beginnen, den „Stecker des Lebenserhaltungssystems für die Aktienmärkte“ zu ziehen, um es dann Trump in die Schuhe zu schieben, erntete ich viel Kritik. Und doch ist genau das alles eingetroffen. Die Fed hat ihre Programme der Zinserhöhungen und der Bilanzreduzierung fortgesetzt, was dazu führte, dass die Banken und Großkonzerne des „billigen Geldes“ beraubt wurden, was wiederum dazu gedient hatte, jahrelange Aktienrückkäufe durchführen zu können. Ohne diesen konstanten und immer mehr um sich greifenden Fluss des Fiat-Geldes, gibt es nichts mehr außer Hoffnung und Glauben, was die Märkte dauerhaft oben halten kann. Glaube und Hoffnung in der Ökonomie werden aber immer von der schmutzigen Realität der Mathematik eingeholt.

Ich glaube, dass der außergewöhnliche Einbruch bei den Aktien kein „Schluckauf“ ist. Sondern ein Zeichen dafür, dass die „Ansteckung“ begonnen hat und dass es sich auch um ein Zeichen der Instabilität handelt, die unserem System per se innewohnt. Warum? Das möchte ich im Folgenden erläutern:

Die historische Unternehmensverschuldung

Wie oben bereits erwähnt, haben es künstlich niedrig gehaltene Zinsen den Großkonzernen erlaubt, die eigenen Aktienwerte zu manipulieren, in dem Aktienrückkäufe und andere Dinge durchgeführt wurden. Jedoch zeitigt diese Strategie nun Folgen. Beispielsweise ist die Verschuldung auf historischen Jahreshöchstständen angekommen – weit höher als die vor dem Crash von 2008.

Gibt es einen besseren Beweis dafür, dass der sogenannte „wirtschaftliche Aufschwung“ eine glatte Falschbehauptung aka Lüge ist? Darüber hinaus: was passiert, wenn die Fed weiter ihre Zinserhöhungen durchführt und all die Schulden, die von den „Too Big to Fails“ gehalten werden, immer teurer in der Refinanzierung werden? Die Antwort darauf: auf mittlere Sicht werden die Großkonzerne ihre Fähigkeit zur „Aufhübschung der Aktienwerte“ einbüßen, was zu einem großen Rückgang bei den Börsen führen wird.

Das Verhältnis Kurs zu Gewinn

Als die Amtszeit von Janet Yellen als Fed-Vorsitzende endete, gab sie einige vorzügliche Kommentare über den Zustand der Aktienmärkte zum Besten. Dies beinhaltete Aussagen wie, dass die Aktienmarktbewertungen in ihrer Amtszeit hoch waren und das das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 (also das Verhältnis von Aktienwert zum tatsächlichen Unternehmensgewinn pro Aktie) einen historischen Höchststand erreicht habe. Das passt vorzüglich zum Politikwechsel der Fed, vor dem ich immer wieder im Jahre 2017 warnte – und auch zu meiner Annahme, dass Jerome Powell der Fed-Vorsitzende sein wird, der das finale Platzen dieser Blase „begleiten“ wird.

Dabei hat dieser Höchststand beim Kurs-Gewinn-Ratio nicht nur in den USA stattgefunden. Der gleiche Trend kann in vielen anderen Ländern (z.B. Indien) beobachtet werden. Das heißt, dass es Probleme bei der Aktienbewertung auf der ganzen Welt gibt.

Letztlich ist es so, dass die Unternehmensgewinne in keinster weise solch hohe Aktienpreise rechtfertigen. Logische Schlussfolgerung: etwas anderes muss diese Preise vor sich hertreiben/hergetrieben haben. Und dieses etwas waren natürlich die diversen Stimulimaßnahmen der Zentralbanken. Die Party neigt sich dem Ende zu – egal ob die „Investoren und Marktkenner“ dies zugeben wollen oder nicht.

Der Anstieg der Rendite bei den 10-jährigen US-Staatsanleihen

Sind die steigenden Renditen bei den US-Papieren wirklich ein Signal dafür, dass die „Wirtschaft in den USA anzieht“, wie uns die Mainstreamökonomen immer weismachen wollen? Nicht wirklich. In einer Zeit der vollumfänglichen Manipulation des Geldsystems durch die Zentralbanken, ist es viel wahrscheinlicher, dass die Renditen anziehen, weil die Märkte den neuen Fed-Chef Jerome Powell und weiter steigende Zinsen einpreisen bzw. eingepreist haben. Mit einer „anziehenden Wirtschaft in den USA“ hat das nichts zu tun.

Die Vorstellung, dass die Wirtschaft im Jahr 2018 „überhitzen“ könnte, ist ein vollkommen neues und noch dazu schändliches Propagandamem, das von den Notenbanken benutzt wird, um ein bestimmtes Narrativ zu setzen. Ich glaube, dieses Narrativ wird die Behauptung sein, dass „Inflation“ mehr Besorgnis auslöst als Deflation und dass die Zentralbanken agieren müssen, um die Inflation niedrig zu halten, in dem man noch aggressiver die Zinsen anhebt. In Wahrheit ist das, was wir sehen, keine „Inflation“ im klassischen Sinne, wir erleben eine Stagflation. Das heißt, wir haben Elemente einer Preisinflation bei bestimmten Gütern und Dienstleistungen wie auch in den Immobilienmärkten, gleichzeitig aber auch fortschreitende Deflation beim Rest der Wirtschaft.

Insbesondere die Fed wird weiterhin die negativen Fundamentaldaten ignorieren, weil sie versuchen wird, die Blase, die die Fed selbst erschaffen hat, bewusst zum Platzen zu bringen.

Der Anstieg bei den Renditen der 10-jährigen US-Papiere scheint eng mit den derzeitigen volatilen Arktienpreisen zu korrelieren. Diese Volatilität nahm exponenziell zu, als die Renditen einen Wert von 3% erreichten – was fast wie der „magische Auslöser“ für diesen Aktieneinbruch erschien. Auch wenn die Renditen einen moderaten Rückgang zu verzeichnen hatten, als in dieser Woche die Aktien fielen, gilt es weiterhin ein Auge auf diesen Indikator zu werfen.

Die Schwäche des US-Dollars

Wie ich bereits in zahlreichen Artikeln erwähnte, ist es zu einem seltsamen Bruch zwischen Zinshöhe und dem Wert des US-Dollars gekommen. Wenn die Fed ihre Politik der Zinserhöhungen fortsetzt, sollte im Normalfall eigentlich der US-Dollar-Index als Antwort darauf steigen. Stattdessen hat er sich rasch negativ entwickelt – nur in den letzten Handelstagen etwas abgebremst. Wenn der US-Dollar-Index weiter fällt, obwohl die Aktien fallen und die Renditen steigen, dann bedeutet das ein systemisches Risiko für den US-Dollar.

Ein solches Risiko beinhaltet auch die Möglichkeit eines Abverkaufs des US-Dollars durch andere Notenbanken, die sich für einen breiteren Korb von Währungen aussprechen oder die dem Korb der Sonderziehungsrecht des IWF mehr Gewicht verleihen wollen.

Die Beschleunigung der Bilanzreduzierung der Fed

Die jüngste Veröffentlichung der Fed zur Reduzierung der eigenen Bilanz zeigt, dass Aktien im Wert von 18 Milliarden US-Dollar veräußert wurden. Das sind 6 Milliarden mehr als die ursprünglich von der Fed avisierten 12 Milliarden. Das bedeutet, dass die Fed ihre Aktienbestände schneller auf den Markt wirft als man es der Öffentlichkeit ursprünglich sagte.

Warum ist das aber so wichtig? Wenn man das Verhalten bei den Aktien in den letzten Jahren verfolgt hat, wie auch die steigende Bilanz der Fed, dann weiß man, dass die Aktienmärkte fast parallel zur Erhöhung der Fed-Bilanz gestiegen sind. Oder in anderen Worten: je mehr die Fed Aktien kaufte, umso höher stiegen die Kurse.

Aktien und Fed-Bilanz - Bildquelle: www.alt-market.comAktien und Fed-Bilanz - Bildquelle: www.alt-market.com

Aktien und Fed-Bilanz – Bildquelle: www.alt-market.com

Wenn diese Korrelation wirklich gegeben ist, dann gilt im Umkehrschluss: wenn die Fed ihre Bilanz reduziert, müssten die Aktien fallen.

Die Fed gab am 31. Januar ihre „letzte Runde der Bilanzreduzierung“ bekannt. Eine Reduzierung, die weit höher sein wird, als bislang angenommen. Und nicht einmal eine Woche später erleben wir den größten Einbruch an den Märkten seit Jahren? Eigentlich sollte diese Tatsache auf Platz 1 zumindest der Wirtschaftsnachrichten stehen. Aber ein Blick in die Hochleistungspresse genügt: fast niemand hat diesen Zusammenhang erwähnt oder hergestellt. Stattdessen werden schon verzweifelt irgendwelche Platzhalter vorgebracht, die den Einbruch erklären sollen – und keiner davon ist wirklich logisch.

Ich glaube, dass die Fed nicht nur ihr Programm der Zinserhöhungen fortsetzen wird, obwohl die Aktien beginnen zu fallen; ich glaube sogar, dass die Fed so schnell wie möglich versuchen wird ihre Bilanz „sauber zu kriegen“.

Die Meinung der Investoren

Große Investmentfirmen, die in Groß-/Unternehmen investieren, beginnen damit Aussagen zu tätigen, dass es ein „Potenzial“ nicht nur für Abwertungen von Aktienindices gibt, sondern sie machen sogar genaue Angaben dazu, um welche Höhe diese fallen könnten. Die in Sydney beheimatete AMP Capital glaubt an einen 10%-igen Rückgang bei den Aktienmärkten. Ein Wert, den wir alsbald breit ausgebreitet in der Hochleistungspresse für einige Wochen wiederfinden werden. Zumindest solange bis das Ganze weit tiefer gehen wird als nur diese 10%.

Blackstone erwartet in diesem Jahr einen Einbruch um mindestens 20%. Eine bereits wesentliche höhere Zahl als die von AMP Capital, aber meiner Meinung nach auf Jahresfrist immer noch zu gering.

Ich denke immer noch, dass diese Schätzungen nur auf kurze Sicht anwendbar sind, für einen kurzen Zeitraum Gültigkeit besitzen werden. Ende 2018 ist es wahrscheinlich, dass die Märkte um das Zweifache dessen eingebrochen sein werden, was die schlimmsten Befürchtungen/Vorhersagen des Mainstreams derzeit denken – wenn man denn nur die Fundamentaldaten genau betrachtet.

Die Meinung der Zentralbanker

Die Kommentare der Vertreter der Fed bestätigen letztlich den Gedanken, dass die Zentralbanken die Marktblase platzen lassen werden. Der Chef der kalifornischen Fed-Zweigstelle, Robert Kaplan, wurde damit zitiert, dass die Fed möglicherweise gezwungen sei, die Zinsen ÖFTER als dreimal in 2018 zu erhöhen, wie es der Mainstream derzeit erwartet.

Wie bereits oben erwähnt, findet man in der Abschiedsrede von Janet Yellen so einige Aussagen, die nahe legen, dass die Fed denkt, dass die Märkte und Aktien überpreist sind. Zudem wurde der neue Fed-Chef Jerome Powell in einem Dokument von 2012 zitiert, wie er die Marktblase, die die Fed geschaffen hat, diskutiert und dass diese Blase doch seiner Meinung nach zurück gefahren werden muss. Aus Powells Aussagen ergibt sich für mich ein logischer Schluss: er ist der perfekte Mann für diesen Job, um die Aktien gen Süden zu schicken. Powell sah bereits 2012 voraus, dass, wenn die Fed die Zinsen erhöht, die Reaktion der Märkte sehr massiv sein wird. Interessanterweise fallen just an dem Tag an dem Powell den Fed-Vorsitz übernimmt die Märkte.

Conclusio

In zahlreichen Artikeln bin ich detailliert auf den Plan für den „globalen ökonomischen Neuanfang“ eingegangen. Auch dass Powell demnächst den großen Crash als Fed-Vorsitzender „begleiten“ soll (Finanzsystem: Es ist alles vorbereitet – Wann darf die Blase platzen?). Gerade im letztgenannten Artikel habe ich genau jene Mechanismen und Folgen beschrieben, die wir gerade live bei den Aktien miterleben „dürfen“.

Powell wird in der Hochleistungspresse mehr oder weniger als „Mann von Trump“ präsentiert. Und dieser Führungswechsel zeigt nach Meinung des Mainstreams, dass die Fed durch Powell zu „Trumps Fed“ geworden sei. Das ist keine zufällige Rhetorik, die hier angewandt wird. Bislang gab es noch NIE einen US-Präsidenten, der direkt für die Handlungen der Fed in der Hochleistungspresse verantwortlich gemacht wurde. Doch bei Trump wäre das plötzlich anders? Trump hat keinerlei Kontrolle über die Federal Reserve. Er hat auch keinerlei Einflussmöglichkeiten auf deren Politik. Die in diesem Jahr von der Fed durchgeführten Handlungen werden zweifelsohne die Aktienmärkte zu Fall bringen, für derer Anstieg sich Trump seit seinem Wahlerfolg lächerlicherweise verantwortlich sieht.

Die Frage bleibt: wie schnell wird diese hässliche Mischung aus Manipulation, Hoffnung und geldpolitischen Machtspielen zusammenbrechen? Eine wahrlich sehr schwer zu beantwortende Frage. Ich wäre nicht überrascht, wenn die Märkte um 20% in den nächsten Monaten fallen und dann dort verharren. Wir könnten sogar in der nahen Zukunft mehrere, spektakuläre Erholungen erleben. Alles unter tosendem Applaus der Mainstreamanalysten und -medien, die dann behaupten werden, dass der letzte Einbruch nichts weiter als eine „Anomalie“ gewesen wäre. Die Chance, dass das Jahr 2018 das Jahr des Crashes wird, steigt an, sollten sich meine hier dargelegten Punkte weiter bewahrheiten und verfestigen.

Zu guterletzt: wenn es zu irgendeiner größeren geopolitischen Krise kommt, dann könnten die Aktienmärkte sogar innerhalb weniger Wochen implodieren – nicht auf ein ganzes Jahr „verteilt“. Wie die letzten Tage eindrucksvoll gezeigt haben, sind Aktien nicht unbesiegbar – nicht im geringsten. Und all die Gewinne, die sich im Zeitraum mehrerer Jahre aufgehäuft haben, können in wenigen Momenten zu nichte gemacht sein.

Quellen:
Is A Massive Stock Market Reversal Upon Us?
Der globale Wahnsinn: Von Konfliktherden bis zum US-Dollar
Donald Trump: Das Narrativ des Sündenbocks für die kommende Wirtschaftskrise wird gerade final ausgerollt
U.S. Corporate Debt Issuance On Pace For Record Year
Janet Yellen calls stock market, real estate valuations ‚high‘ in last interview before exit as Fed chief
Finanzsystem: Es ist alles vorbereitet – Wann darf die Blase platzen?
PORTFOLIO HEDGING – INDIAN STOCKS
Factors Affecting Reserve Balances – H.4.1
Here’s the Fed’s plan to unwind its massive $4.5 trillion balance sheet
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