„Smarte Geräte“: Im Dienste der StrafverfolgungsbehördenLesezeit: 5 Minuten
Bereits mehrfach habe ich über Fälle berichtet, in denen Informationen und Daten, die von sogenannten „smarten Geräten“ aufgezeichnet wurden, bei Gerichtsverfahren zum Einsatz kamen.
Bislang wurden die gewonnen Daten von Amazon Echo und Co. immer erst durch die Behörden angefragt, wenn es zu Ermittlungen kam. Doch dies scheint sich gerade zu ändern. Denn die britische Polizei versucht gerade ein Programm zu implementieren, bei dem die Nutzer präventiv die Inhalte den Ermittlungsbehörden zur Verfügung stellen sollen.
So berichtet das Online-Magazin The Intercept über ein in Lancashire, England im Einsatz befindliches Programm, dass speziell von der dortigen Polizei in einer Partnerschaft mit den Amazon Echo-Entwicklern ins Leben gerufen wurde, um bestimmte Updates und Informationen zu Straftaten in der Region zu verbreiten. Die Echo-Besitzer will man somit zu effektiven, neuen Augen und Ohren der Strafverfolgung machen. Interessant ist dabei zudem, dass die Daten nicht mehr von den Behörden verwaltet werden, sondern von Amazon:
Lancashire County wird die Verbrechensberichte der Bürger auf den Servern von Amazon speichern, statt auf denen, die von der Polizei betrieben werden.
„Wenn wir die Nachfrage über Spracherkennung oder sprachgestützte Technologie in unsere Call-Center reduzieren können und der Gemeinde tatsächlich die Informationen geben, die sie benötigen, ohne dass sie sich bei der Polizei einwählen müssen, dann ist das enorm“, sagte der Innovationsmanager Rob Flanagan von Lancashire Constabulary laut TechSpot auf der College of Policing Conference.
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(Lancashire County will store citizens’ crime reports on Amazon’s servers, rather than those operated by the police.„If we can reduce demand into our call centers via the use of voice recognition or voice-enabled technology, and actually give the community the information they need without them needing to ring into police, then that’s massive,“ Rob Flanagan, Lancashire Constabulary innovations manager, told the College of Policing conference, according to TechSpot.)
The Intercept schreibt weiter, dass das Programm in mehreren Phasen ausgerollt werden soll: zuerst soll es zur Verbreitung von Informationen genutzt werden; dann zum Sammeln von „Bürgerberichten“; später als Teil der internen Prozesse in den Polizeiabteilungen; und am Ende als Lösung, um auf Informationen zu Verdächtigen zugreifen zu können.
Schritt für Schritt findet vor unseren Augen eine Transformation zu einer technokratischen Gesellschaft statt – ohne dass es der Großteil der Bevölkerung realisiert. Zwar müssen sich aktuell die Bürger noch für die Teilnahme an solchen Programmen aussprechen (Stichwort: Opt-In-Verfahren), aber wir wissen alle, dass diese „smarten Geräte“, wie auch alle Apps und Anwendungen, mit allgemeinen Geschäftsbedingungen versehen sind, die mehr als unklar formuliert sind und die als Standardeinstellung die Weitergabe von Informationen beinhalten:
Vorerst müssen Lancashire-Bewohner sich aktiv dafür entscheiden, mit der Strafverfolgung zu kommunizieren. Aber es ist möglich, dass Geheimdienste bereits auf umfangreiche Aufnahmen von Millionen von Sprachassistenten wie Echo, Siri und Google Home zugreifen, die im In- und Ausland installiert sind.
Im Jahr 2015 hat EPIC einen Brief an das Justizministerium und die Handelskomission geschickt mit der Bitte, die oftmals zweifelhafte Sicherheit von „Always on“-Sprachaufnahmen in Verbraucherprodukten wie Samsung TV, Hello Barbie und Microsoft Xbox’s Kinect zu untersuchen. Solche „intelligenten“ Geräte, die uns in unseren privatesten Räumen zuhören, haben sich seit langem als anfällig für Exploits von Spionen und Hackern erwiesen. Die Spracherkennungstechnologie von NSA und GCHQ macht, wie The Intercept im Januar herausstellte, die Verfolgung von Zielen durch diese Geräte sehr attraktiv.
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(For now, Lancashire residents will have to opt in to communicate with law enforcement. But it’s possible that intelligence agencies have already been accessing expansive recordings from millions of voice assistants like Echo, Siri, and Google Home installed domestically and overseas.In 2015, EPIC sent a letter to the Department of Justice and the Federal Trade Commission asking that they investigate the sometimes dubious security of „always on“ voice recordings in consumer products like Samsung TV, Hello Barbie, and Microsoft Xbox’s Kinect, among others. Such „smart“ devices, which listen to us in our most private spaces, have long proven vulnerable to exploits by spies and hackers alike. The NSA and GCHQ’s speaker-recognition technology, as The Intercept pointed out in January, makes tracking targets through these devices very appealing.)
Das Lancashire-Programm, wie ähnliche andere Überwachungstechnologien/-programme – auch in Deutschland -, werden an einer Öffentlichkeit getestet, die sich sehr wenige Gedanken über die Legitimität solcher Umsetzungen macht. Oder sich überhaupt im Vorfeld mit den relevanten Daten und Fakten beschäftigt, bevor sie sich irgendwelche Apps installiert oder „smarte Geräte“ ins Wohnzimmer stellt.
Dieses neueste Programm des technokratischen Polizeistaates scheint eine wahre Büchse der Pandora zu werden. An deren Grund aber nicht die Hoffnung zu finden sein wird.
Quellen:
Amazon Smart Device Owners Can Now Become Spies For UK Police
Smart Devices Are Snitching on Owners and Rewriting the Criminal Justice System
AMAZON PARTNERSHIP WITH BRITISH POLICE ALARMS PRIVACY ADVOCATES
UK police force could let people report crimes using their Amazon Echo
The NSA’s voice-recognition system raises hard questions for Echo and Google Home
WIKILEAKS DUMP SHOWS CIA COULD TURN SMART TVS INTO LISTENING DEVICES
Hackers found 47 new vulnerabilities in 23 IoT devices at DEF CON
FINDING YOUR VOICE – Forget About Siri and Alexa — When It Comes to Voice Identification, the “NSA Reigns Supreme”
New Orleans Residents Used As Secret Test Subjects For Pre-Crime Police Technology
Wikipedia – Büchse der Pandora
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