Nord- und Süd-Korea haben offenbar eine historische Vereinbarung getroffen. Die Anführer beider Länder haben sich dabei zum ersten Mal Auge in Auge gegenüber gestanden und zugestimmt den Korea-Krieg endlich zu einem Ende bringen zu wollen. Diese Vereinbarung stellt einen unglaublichen Durchbruch dar. Insbesondere wenn man nur wenige Monate zurückblickt, in denen es den Anschein hatte, dass das „alte Pulverfass Korea“ erneut durch den Westen zur Explosion gebracht werden könnte.
Während sich nicht nur die Millionen Koreaner über diese Friedensgespräche freuen dürften, treibt diese Entscheidung die Kurse der Rüstungsfirmen in die Keller. Als am Freitag erstmals Kim Jong-Un (Nord-Korea) seinem süd-koreanischen Pendant Moon Jae-In die Hand schüttelte, um im Verlauf ihrer Gespräche festzuhalten, dass man gemeinsam die Spannungen, die zwischen den beiden Brüderstaaten seit nunmehr über 60 Jahren herrschten, abbauen wolle, dürfte sich auf der ganzen Welt Erleichterung breit gemacht haben.
Ob auch die Herrschaften in den Rüstungskonzernen ähnlich gedacht haben, ist schwer vorstellbar. Besonders wenn diese einen Blick auf die Aktienkurse richteten und sahen, dass die Aktien ihrer Unternehmen aus dem militärisch-industriellen Komplex ordentlich an Wert verloren. Allein am Freitag haben die fünf größten US-Kriegsmaterialhersteller mehr als 10 Milliarden US-Dollar an Aktienwert eingebüßt.
Lockheed Martin fiel von 352,70 US-Dollar zu Beginn der Woche auf 321,95 US-Dollar je Aktie, was einem 2,5%-Wertverlust auf dann 92 Milliarden US-Dollar bedeutete:
Northrop Grumman fiel von 356,67 US-Dollar zu Beginn der Woche auf 321,86 US-Dollar je Aktie, was einem 3,4%-Wertverlust auf dann 56 Milliarden US-Dollar bedeutete:
General Dynamics fiel von 222,92 US-Dollar zu Beginn der Woche auf 203,70 US-Dollar je Aktie, was einem 3,8%-Wertverlust auf dann 60 Milliarden US-Dollar bedeutete:
Raytheon fiel von 227,67 US-Dollar zu Beginn der Woche auf 204,09 US-Dollar je Aktie, was einem 3,6%-Wertverlust auf dann 50 Milliarden US-Dollar bedeutete:
Boeing verlor nur etwas unter einem Prozent seines Marktwertes und war am Freitag noch ca. 200 Milliarden US-Dollar wert.
Immer wenn die USA fremde Länder invadiert, fremde Regierungen stürzt oder zahllose illegale Drohnenangriffe führt, bei denen unschuldige Zivilisten Opfer sind, profitieren die „Producers of Death“ milliardenfach. Sei es in Form von „klassischen Waffenverkäufen“ oder in Form des Anstiegs ihrer Aktienkurse.
Als Donald Trump im August 2017 Nord-Korea drohte, es mit „Feuer und Wut, wie es die Welt noch nie gesehen hat (fire and fury like the world has never seen)“ zu überziehen, stiegen die Aktienkurse der Kriegswaffenhersteller:
Die Angst hat den Planeten angesteckt – also boomt das umkämpfte Geschäft der Landesverteidigung.
„Das Niveau des Dialogs rund um die Raketenabwehr liegt jetzt beim Ministerpräsidenten und Verteidigungsminister“, sagte Tom Cahill, Vizepräsident von Lockheeds Luft- und Raketenabwehrsparte, in einem Interview mit Reuters. „Einige Länder setzen Raketenabwehr an die Spitze ihrer Liste der gewünschten Waffensysteme (Fähigkeiten)“, sagte Cahill. „Das Interesse habe in den letzten 12 bis 18 Monaten zugenommen, ebenso wie die Drohungen“, sagte er. Die Aktien von Lockheed sind seit dem ersten Langstreckenraketen-Test Nordkoreas am 4. Juli um fast 8 Prozent auf 300,10 Dollar gestiegen. Die Aktie ist seit Jahresbeginn um 20 Prozent gestiegen.
Das war natürlich gestern. Heute steigen die Aktien von Lockheed Martin weiter – kurz vor der Veröffentlichung lagen die Aktienkurse bei rund 305 US-Dollar pro Aktie – und zeigen keine Anzeichen dafür, dass sie auf ein Niveau fallen, das für eine weniger starke globale Atmosphäre typisch ist.
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(Fear has infected the planet—so the fraught business of national defense is booming.„The level of dialogue around missile defense is now at the prime minister and minister of defense level,“ vice president of Lockheed’s Air and Missile Defense business, Tom Cahill, noted in an interview with Reuters, which added, „Some countries are putting missile defense at the top of their list of desired capabilities,“ Cahill said. Interest has increased over the last 12 to 18 months, as have threats, he said. Shares of Lockheed are up nearly 8 percent, to $300.10, since North Korea’s first long-range missile test on July 4. The stock is up 20 percent year-to-date.
Of course, that was yesterday. Today, Lockheed Martin stocks continue to rise – just prior to publication, stocks hovered around $305 per share – and show no indications of falling to levels typical of a less charged global atmosphere.)
Die US-Regierung allein war 2016 für 70% von Lockheed Martins Einnahmen verantwortlich und als die US-Regierung unter Trump Nord-Korea mit Krieg drohte, stieg der Aktienkurs um 8%.
Jetzt, da offenbar ein Frieden in Korea möglich scheint, stellt sich unweigerlich die Frage, wie der militärisch-industrielle Komplex versuchen wird, diese Verluste wieder zu kompensieren. Besteht gar die Möglichkeit, dass Washington die Spannungen in Syrien nochmals anfacht – selbst unter dem Risiko damit Moskau zu provozieren? Oder schwenkt man den Blick weiter östlich und setzt auf eine erneute Propagandakampagne gegen den Iran, um die US-Bevölkerung davon zu überzeugen, dass man Teheran doch dringend „Freiheit und Demokratie bringen“ müsse? Obwohl in der Realität nur der militärisch-industrielle Komplex eine weitere Eskalationsstufe des Angstpornos benötigt, damit die eigenen Aktienkurse wieder steigen.
Wir werden sehen, wo sich der Blick hinwendet und welcher Brandherd eine erneute „Zufuhr an Brennmaterial“ erfahren wird.
Quellen:
Military Industrial Complex Stocks Sent Crashing as North and South Korea Achieve Peace
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Here’s Who Isn’t Winning From Denuclearization Talks and Friendlier North Korea-South Korea Relations
Coincidence? Military Industrial Complex Hit Highest Stock Prices Ever as Govt Hypes N. Korea War
N. Korea crisis spurs surge in global missile defense requests to Lockheed Martin