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Syrien: Der seit langer Zeit und von langer Hand geplante Krieg der USA gegen DamaskusLesezeit: 9 Minuten

Verzweifelt versucht die westliche Hochleistungspresse, uns den illegalen und durch kein Recht der Welt gedeckten Angriff der USA, Frankreich und Großbritannien, hinter dem sich auch die anderen Erfüllungsgehilfen in Berlin und Co. stellen, als gerechtfertigt zu verkaufen.

Dabei wird von den Redaktionsstuben geflissentlich unterschlagen, dass bereits vor dem Jahr 2011 Washington, als die ersten „Proteste“ in Syrien aufkamen, die Finger im Spiel hatte. Wie wir im 2011er Artikel U.S. Groups Helped Nurture Arab Uprisings (US-Gruppen halfen arabischen Aufstand zu nähren) der New York Times lesen können:

Eine Reihe von Gruppen und Einzelpersonen, die direkt an den Aufständen und Reformen in der Region beteiligt waren, darunter die Jugendbewegung vom 6. April in Ägypten, das Bahrain Center for Human Rights und Basisaktivisten wie Entsar Qadhi, ein Jugendleiter im Jemen, wurden von Gruppen wie dem International Republican Institute, dem National Democratic Institute und Freedom House, einer gemeinnützigen Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Washington, laut Interviews in den letzten Wochen und amerikanischen Diplomatendepeschen, die von WikiLeaks gesammelt wurden, geschult und finanziert.

Die Arbeit dieser Gruppen führte oft zu Spannungen zwischen den Vereinigten Staaten und vielen Führern des Nahen Ostens, die sich laut den Depeschen häufig beschwerten, dass ihre Führung untergraben wurde.

(A number of the groups and individuals directly involved in the revolts and reforms sweeping the region, including the April 6 Youth Movement in Egypt, the Bahrain Center for Human Rights and grass-roots activists like Entsar Qadhi, a youth leader in Yemen, received training and financing from groups like the International Republican Institute, the National Democratic Institute and Freedom House, a nonprofit human rights organization based in Washington, according to interviews in recent weeks and American diplomatic cables obtained by WikiLeaks.

The work of these groups often provoked tensions between the United States and many Middle Eastern leaders, who frequently complained that their leadership was being undermined, according to the cables.)

Syrien 2011-2015 - Bildquelle: www.thedailysheeple.com

Syrien 2011-2015 – Bildquelle: www.thedailysheeple.com

Die Finanzierung „oppositioneller Kräfte“ im gesamten Nahen Osten und in Nordafrika vor dem sogenannten „Arabischen Frühling“ diente dazu, die dortigen Regierungen zu stürzen und den Weg für US-hörige Politiker frei zu machen. Staaten wie Libyen, die Widerstand leisteten, wurden durch „humanitäre Interventionen“ des Westens hinweggefegt.

Analog zu Libyen haben die USA die „Opposition“ auch in Syrien bewaffnet und finanziell unterstützt.

Im Jahr 2013 veröffentlichte wiederum die New York Times einen Artikel mit dem Titel Arms Airlift to Syria Rebels Expands, With Aid From C.I.A (Waffenluftbrücke nach Syrien für Rebellen mit Hilfe von CIA erweitert), in dem der Autor folgendes schreibt:

Mit Hilfe der CIA haben die arabischen Regierungen und die Türkei in den vergangenen Monaten ihre Militärhilfe für die syrischen Oppositionskämpfer massiv erhöht und eine geheime Luftbrücke für Waffen und Ausrüstung für den Aufstand gegen Präsident Bashar al-Assad ausgebaut, so Luftverkehrsdaten, Interviews mit Beamten in mehreren Ländern und Berichten von Rebellenkommandanten.

Die Luftbrücke, die Anfang 2012 in kleinem Umfang begonnen hatte und im Herbst letzten Jahres intermittierend fortgesetzt wurde, hat sich Ende letzten Jahres zu einem stetigen und viel stärkeren Strom entwickelt, wie die Daten zeigen. Es ist auf mehr als 160 militärische Frachtflüge mit jordanischen, saudischen und katarischen militärischen Frachtflugzeugen angewachsen, die am Flughafen Esenboga in der Nähe von Ankara und in geringerem Maße auch an anderen türkischen und jordanischen Flughäfen landen.

(With help from the C.I.A., Arab governments and Turkey have sharply increased their military aid to Syria’s opposition fighters in recent months, expanding a secret airlift of arms and equipment for the uprising against President Bashar al-Assad, according to air traffic data, interviews with officials in several countries and the accounts of rebel commanders.

The airlift, which began on a small scale in early 2012 and continued intermittently through last fall, expanded into a steady and much heavier flow late last year, the data shows. It has grown to include more than 160 military cargo flights by Jordanian, Saudi and Qatari military-style cargo planes landing at Esenboga Airport near Ankara, and, to a lesser degree, at other Turkish and Jordanian airports.)

Als der Stellvertreterkrieg des Westens gegen Syrien zu scheitern drohte, wurden mehrere Versuche unternommen, um ein direktes militärisches Eingreifen Washingtons zu rechtfertigen. Analog zu 2011, als man ein ähnliches Vorgehen in Libyen zeigte.

Die wiederholten Versuche die Doktrin des „Responsibility To Protect“ anzuwenden, setzten unter anderem auf mehrere False Flag-Chemieattacken (der erste in Ghouta im Jahre 2013) und auf das Auftauchen des sogenannten „Islamischen Staates“ aka Daesh, was Washington half, die Verbringung von Bodentruppen nach Syrien zu rechtfertigen, die auch jetzt noch im Osten Syriens stehen.

Die Vorstellung, dass die USA gegenwärtig „in Syrien aufgrund demokratischer und menschenrechtlicher Defizite intervenieren“, soll die Tatsache verschleiern, dass der syrische Bürgerkrieg selbst von Anfang an eine Intervention der USA war.

Bereits lange vor den jüngsten Versuchen einen US-angeführten Regime Change in Damaskus zu bewerkstelligen, haben die USA mehrere Kampagnen angestoßen, um die syrische Regierung und die Unterstützung syrischer Verbündeter zu untergraben.

Schon 2007 schrieb der bekannte Journalist Seymour Hersh in seinem Artikel The Redirection: Is the Administration’s new policy benefitting our enemies in the war on terrorism? (Der Umweg: Ist die neue Politik der Regierung unseren Feinden im Krieg gegen den Terrorismus zuträglich?):

Um den überwiegend schiitischen Iran zu unterminieren, hat die Bush-Regierung beschlossen, ihre Prioritäten im Nahen Osten neu zu definieren. Im Libanon kooperiert die Regierung mit der sunnitischen saudischen Regierung in geheimen Operationen, die die Hisbollah, die vom Iran unterstützte schiitische Organisation, schwächen sollen. Die USA haben auch an geheimen Operationen gegen den Iran und seinen Verbündeten Syrien teilgenommen. Ein Nebenprodukt dieser Aktivitäten war die Stärkung sunnitischer Extremistengruppen, die eine militante Vision des Islams vertreten und Amerika gegenüber feindselig eingestellt sind und mit Al-Qaida sympathisieren.

(To undermine Iran, which is predominantly Shiite, the Bush Administration has decided, in effect, to reconfigure its priorities in the Middle East. In Lebanon, the Administration has coöperated with Saudi Arabia’s government, which is Sunni, in clandestine operations that are intended to weaken Hezbollah, the Shiite organization that is backed by Iran. The U.S. has also taken part in clandestine operations aimed at Iran and its ally Syria. A by-product of these activities has been the bolstering of Sunni extremist groups that espouse a militant vision of Islam and are hostile to America and sympathetic to Al Qaeda.)

Die von Hersh 2007 geschriebenen Worte wirken rückwirkend wie eine Prophezeiung, wenn man die Jahre 2011 ff. betrachtet, als die USA damit begannen die Terroristen in Syrien zu bewaffnen und zu unterstützen, um Syrien zu destabilisieren und die dortige legitime Regierung zu stürzen. Hersh zeigte schon 2007 auf, dass es Vorbereitungen seitens Washington gab, die darauf abzielten, einen größeren Konflikt in der Region zu schaffen.

Inzwischen bestätigen CIA-Dokumente, die man im US National Archive finden kann, diese Vorbereitungen, die zum Teil Jahrzehnte zurückgehen. Sie zeigen eine Agenda der USA, dass man Damaskus und die Assads schon seit langer Zeit stürzen wollte. Ein Dokument des ehemaligen CIA-Beamten Graham Fuller aus dem Jahr 1983 (!) mit dem Titel Bringing Real Muscle to Bear Against Syria (Bringt echte Muskeln gegen Syrien mit) belegt dies eindrucksvoll:

Syrien blockiert derzeit sowohl im Libanon als auch am Golf die US-Interessen – durch die Schließung der irakischen Pipeline und damit die irakische Internationalisierung des [iranisch-irakischen] Krieges. Die USA sollten in Erwägung ziehen, den Druck gegen Assad [Sr.] drastisch auszuweiten, indem sie simultan militärische Drohungen gegen Syrien aus drei syrienfeindlichen Grenzstaaten – Irak, Israel und Türkei – orchestrieren.

(Syria at present has a hammerlock on US interests both in Lebanon and in the Gulf — through closure of Iraq’s pipeline thereby threatening Iraqi internationalization of the [Iran-Iraq] war. The US should consider sharply escalating the pressures against Assad [Sr.] through covertly orchestrating simultaneous military threats against Syria from three border states hostile to Syria: Iraq, Israel and Turkey.)

BRINGING REAL MUSCLE TO BEAR AGAINST SYRIA
(Download Dokument)
Weiter lesen wir dort:

Wenn Israel gleichzeitig mit einer irakischen Initiative die Spannungen gegen Syrien verschärfen würde, würde der Druck auf Assad schnell eskalieren. Ein türkischer Zug würde ihn psychisch weiter schwächen.

(If Israel were to increase tensions against Syria simultaneously with an Iraqi initiative, the pressures on Assad would escalate rapidly. A Turkish move would psychologically press him further.)

Das Dokument belegt eindrucksvoll, welchen Einfluss und welche Macht die USA im Nahen Osten und in Nordafrika – damals und auch heute noch – besitzen. Es wirft zudem ein anderes Licht auf die Rolle von Staaten wie dem NATO-Mitgliedsland Türkei oder Israel, die US-Interessen folgen, und dass diese Staaten Maßnahmen ergriffen haben, die häufig im Auftrag der eigentlichen Drahtzieher an der Wall Street und nicht im eigenen nationalen Interesse erfolgten.

Im Dokument werden zudem mehrere inszenierte Vorwände erwähnt, die einen einseitigen militärischen Angriff der Türkei auf Nordsyrien rechtfertigen sollen:

Die Türkei erwägt, einen einseitigen Militärschlag gegen Terroristenlager in Nordsyrien zu unternehmen und würde nicht zögern, in diesen Fragen eine bedrohliche diplomatische Sprache gegen Syrien zu verwenden.

(Turkey has considered undertaking a unilateral military strike against terrorist camps in northern Syria and would not hesitate from using menacing diplomatic language against Syria on these issues.)

Vergleicht man dieses aus dem Jahr 1983 stammende CIA-Dokument mit aktuelleren US-Strategiepapieren und setzt es zudem in den Kontext der bekannt gewordenen Finanzierung von sogenannten „Aktivisten“ noch vor 2011 durch die USA, offenbart sich nicht nur die Kontinuität der hier geschilderten Agenda, sondern auch, dass der „Aufstand von 2011“ nicht spontan war wie uns die westliche Hochleistungspresse einzutrichtern versucht, sondern dass „alte“ US-Interessen dahinter standen.

Die aktuelle Pattsituation in Syrien geht auf das Engagement Moskaus zurück. Dieses begann 2013, als Russland Damaskus militärische Unterstützung zusicherte, um eine US-Militärintervention zu verhindern. Das gleiche nochmals 2015, als das russische Militär auf Wunsch Damaskus seine Militärpräsenz im Land ausbaute. Die russische Option einer Vergeltung schränkt die Optionen der USA aktuell massiv ein, so dass die Interessen Washingtons und seiner eigentlichen Drahtzieher an der Wall Street zu scheitern drohen.

Der kürzlich illegale Raketenangriff auf Syrien spiegelt die geopolitische Lage eines vom Westen initiierten Konflikts wieder, der ursprünglich darauf abzielte, die syrische Regierung noch im Jahr 2011 von der Macht zu vertreiben.

Washingtons Unfähigkeit seine Ziele zu erreichen, wird dort zu einem immer größeren Problem. Und Washington weiß, dass seine „internationale Ordnung“ am Scheideweg steht. Der schwankende Hegemon ist sich seines „Bedeutungsverlusts“ gewahr – und das macht in so gefährlich und unberechenbar.

Quellen:
The War in Syria was a US Intervention Since “Day 1”
U.S. Groups Helped Nurture Arab Uprisings
Arms Airlift to Syria Rebels Expands, With Aid From C.I.A.
The Redirection – Is the Administration’s new policy benefitting our enemies in the war on terrorism?
CIA Releases Declassified Documents to National Archives
BRINGING REAL MUSCLE TO BEAR AGAINST SYRIA

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