Privatsphäre ade: MIT entwickelt Überwachungstechnologie, die durch „Wände sehen kann“Lesezeit: 4 Minuten
Ein Forscherteam des MIT hat eine neue Technologie entwickelt und bereits getestet, die künstliche Intelligenz einsetzt, um Gesten und Bewegungen von Personen nachverfolgen und identifizieren zu können. Was auf den ersten Blick noch nicht allzu ungewöhnlich erscheint, wird aber genau das, wenn man weiß, das die als RF-Pose bezeichnete Technologie, diese Gesten und Bewegungen durch Wände hindurch erkennen kann.
Mittels der von den Personen ausgestrahlten Radiosignalen kann RF-Pose eine Strichmännchen ähnliche Figur der Person abbilden und dessen Bewegungen und Gesten mit einer Genauigkeit von 83% interpretieren.
Die Technologie könnte nach Meinung der Forscher im Gesundheitswesen verwendet werden, um Krankheiten wie Multiple Sklerose, Muskeldystrophie und Parkinson zu überwachen. Datenschützer sehen diese Überwachungsfunktion dagegen kritisch:
Wenn eine normale Kamera mich aufnimmt, bedeutet das, dass ich auch die Kamera sehen kann. [Wenn jedoch] die Kamera hinter oder sogar in einem Objekt versteckt werden kann, würde ich nie in der Lage sein zu wissen, wann ich überwacht werde. – Ginés Hidalgo, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Robotics Institute der Carnegie Mellon University
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(If a normal camera is recording me, it means I am able to see the camera, too. [However,] If the camera can be hidden behind or even inside an object, I would never be able to know when I am being monitored. – Ginés Hidalgo, Research Associate at the Robotics Institute of Carnegie Mellon University)
Die MIT-Forscher halten dem entgegen, dass sie „einen Mechanismen entwickelt haben, um den Einsatz der Technologie zu blockieren, und [dass man] die Daten anonymisieren und verschlüsseln [kann] (have developed mechanisms to block the use of the technology, and it anonymizes and encrypts the data)“.
Weitere Einsatzmöglichkeiten sehen die Entwickler bei Hilfs- und Suchaktionen sowie in Videospielen, was man auch bei der Ende des Monats stattfindenden Conference on Computer Vision and Pattern Recognition (CVPR) in Salt Lake City, Utah vorstellen möchte.
Aktuell arbeiten die Forscher daran, dass die Personen als 3D-Figuren interpretiert werden können, so dass eine noch größere Genauigkeit und eine bessere Identifizierung von kleineren Bewegungen möglich wird:
Indem wir diese Kombination von visuellen Daten und KI verwenden, um durch Wände zu sehen, können wir ein besseres Szenenverständnis und intelligentere Umgebungen ermöglichen, um ein sichereres und produktiveres Leben zu führen. – Mingmin Zhao, Leitender Forscher
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(By using this combination of visual data and AI to see through walls, we can enable better scene understanding and smarter environments to live safer, more productive lives. – Mingmin Zhao, Lead Researcher)
Eigentlich sind diese Forschungen nichts wirkliches Neues, denn schon im Jahr 2013 gab es Berichte darüber, dass das MIT bereits seit fünf Jahren an einer „X-ray vision-(Röntgenblick)“-Technologie arbeiten würde. 2015 gab es Untersuchungen, weil US-Behörden eine ähnliche Technik einsetzten, um durch „Wände zu sehen“, was einer Verletzung des 4. Zusatzes der US-Verfassung (Schutz der Privatsphäre) gleichkommt:
Sie sind offensichtlich nützlich für die Strafverfolgung. Aber nur weil sie nützlich sind, heißt das nicht, dass sie durch das Gesetz unreguliert sein sollten.
[…] Wenn die Polizei in mein Haus eindringen wollte, um eine Durchsuchung oder Festnahme durchzuführen, war es immer klar, dass sie zuerst einen Durchsuchungsbefehl von einem Richter bekommen mussten. Das Zuhause ist der privateste Ort, den wir haben. – Nathan Wessler, Anwalt der American Civil Liberties Union (ACLU)
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(They clearly are useful for law enforcement. But just because they are useful doesn’t mean they should be unregulated by the law.
[…] If police wanted to enter my home to conduct search or make an arrest, it has always been clear they would have to get a warrant from a judge first because the home is the most private place we have. – Nathan Wessler, Staff Attorney at the American Civil Liberties Union (ACLU))
Die neue MIT-Technologie wirft zudem weitere Bedenken auf. Denn das MIT plant die Technik nicht nur an Polizeibehörden zu verkaufen, sondern auch an private Unternehmen. Vielleicht sehen wir ja bald Google-Autos zur Vermessung unserer Straßen, die zusätzlich neben den 360 Grad-Kameras die MIT-Technik auf dem Dach haben.
Quellen:
Smart Technology That Tracks People Through Walls Raises Privacy Concerns
Smart technology sees through walls to track and identify people
Artificial intelligence senses people through walls
How wireless “X-ray vision” could power virtual reality, smart homes, and Hollywood
Police radars that can see through walls worry privacy advocates
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