Skip to content

Biometrie und Kontrolle: Einkaufsläden in den USA planen den Einsatz von Gesichtserkennungssoftware zur Verhinderung von LadendiebstählenLesezeit: 5 Minuten

FaceFirst - Bildquelle: www.activistpost.com

FaceFirst – Bildquelle: www.activistpost.com

In den USA sitzt die Firma FaceFirst. Ein Unternehmen, das Biometrie- und Gesichtserkennungssoftware für klassische Ladengeschäfte entwickelt. Mit Hilfe dieser Software will Peter Trepp, CEO von FaceFirst, eine Datenbank aufbauen, in der Ladendiebe abgespeichert werden, so dass diese beim Besuch in einem anderen oder gleichen Laden als solche identifiziert werden können.

Die Software kann Gesichter aus einem Abstand von 15 bis 30 Metern erkennen. Sobald ein Kunde durch die Eingangstür des Ladens tritt, erfassen ihn die Videokameras und schießen mehrere Bilder, wobei das klarste Bild abgespeichert wird. Die Software analysiert im Anschluss das Bild und vergleicht dieses mit den Einträgen von „schlechten Kunden“ in der Datenbank. Wird eine Übereinstimmung festgestellt, alarmiert die Software einen der Mitarbeiter im Laden, dass ein „Kunde mit hohem Risikopotenzial“ das Geschäft betreten hat.

Kritiker, Anwälte und selbst Microsoft, das eine eigene Gesichtserkennungssoftware entwickelt, haben bereits Bedenken gegenüber dieser Technologie geäußert und darauf hingewiesen, dass Fragen zur Einwilligung der Erfassung nicht geklärt sind, dass eine „rassistische Profilierung“ entstehen kann und dass die Möglichkeit besteht, dass die Bilder durch den Staat eingefordert werden könnten.

„Wir wollen nicht in einer Welt leben, in der Regierungsbürokraten Ihren Namen in eine Datenbank eintragen können und eine Aufstellung darüber erhalten, wo Sie waren und was Ihre finanziellen, politischen, sexuellen und medizinischen Verbindungen und Aktivitäten sind“, sagte Jay Stanley, ein Anwalt der ACLU gegenüber BuzzFeed News bzgl. der Verwendung von Gesichtserkennungskameras in Einzelhandelsgeschäften. „Und wir wollen keine Welt, in der Menschen von Behörden gestoppt und belästigt werden, weil sie Ähnlichkeit mit einem gruseligen Charakter haben.“

(„We don’t want to live in a world where government bureaucrats can enter in your name into a database and get a record of where you’ve been and what your financial, political, sexual, and medical associations and activities are,“ Jay Stanley, an attorney with ACLU, told BuzzFeed News about the use of facial recognition cameras in retail stores. „And we don’t want a world in which people are being stopped and hassled by authorities because they bear resemblance to some scary character.“)

Die Technik der Gesichtserkennung hat aktuell noch massive Probleme. So hat die von Amazon entwickelte Software „Rekognition“ bei einem Test fälschlicherweise 28 Mitglieder des US-Kongress als Straftäter identifiziert. (Ironie at it’s Best!)

Auch in Großbritannien kam es bei einem Feldversuch der Polizei zu 35 Falschzuordnungen und sogar zu einer echten, nicht gerechtfertigten Verhaftung. Übrigens beruht diese „britische Technik“ auch auf Amazons Software, was einige Bürgerechtsbewegungen dazu veranlasste, Amazon aufzufordern keine Regierungsüberwachungsprogramme mehr technisch zu unterstützen.

Mit dem Einsatz von biometrischer Gesichtserkennung in normalen Einkaufsläden würde eine neue riesige Datenbank entstehen, die sicherlich Begehrlichkeiten nicht nur bei privaten Unternehmen entstehen lassen würde. Obwohl die Software von FaceFirst für den Einsatz im Einzelhandel konzipiert wurde, dürfte eine „Anpassung für andere private Unternehmen und Regierungen“ leicht zu implementieren sein. Die Software löscht derzeit automatisch die Besucherdaten, die keine Übereinstimmung mit Ladendieben haben, nach 14 Tagen, was der kürzesten Empfehlung der Entwickler entspricht. Jedoch liegt es im Ermessen des Händlers, ob jemand, der wegen Ladendiebstahls festgenommen wurde, später einmal aus der Datenbank wieder gelöscht wird.

Die Verknüpfung mit anderen Datenbanken lässt den „feuchten Wunschtraum“ einer „Pre-Crime“-Gesellschaft immer näher kommen. Zusammen mit der Executive Order vom 27. Januar 2018 – den meisten nur aufgrund des darin beinhalteten Einreiseverbots in die USA für Besucher aus sieben muslimischen Staaten bekannt – ein weiterer Hinweis darauf, dass die biometrische Erfassung der Menschen durchgedrückt wird. Als Anhang dieser Trumpschen Executive Order wurde nämlich der schnellere Ausbau des sogenannten Biometric Exit Programs gesetzlich verankert. Bereits an sechs US-Flughäfen (wie Boston, Atlanta und New Yorks JFK) werden entsprechende biometrische Feldversuche, gestartet unter Obama im Jahre 2015, durchgeführt. Im nächsten Jahr soll dann die biometrische Erfassung und Überwachung an allen US-Grenzübergängen eingeführt werden. Schon 1996 autorisierte der Kongress die biometrische Erfassung aller Ausländer, die in die USA ein- und ausreisen wollen.

Die Bedenken aufgrund einer Verletung der Privatsphäre, Überwachung und Kontrolle nehmen nicht nur in den USA zu, wo nicht nur an Flughäfen, sondern sogar in den Toiletten der Schulen mit solchen Kameras gearbeitet wird. Zwar sind diese aktuell noch nicht mit einer Gesichtserkennungssoftware ausgestattet, aber für wie lange noch?

Wir sehen, dass die Überwachung bzw. dessen Versuche weiter zunehmen. Mit Hilfe der großen Unternehmen wie Amazon wird uns diese Technologie einmal mehr schmackhaft gemacht. „Sicherheitsvorteile“ als vorgeschobenen Begründungsballons. Während es im Grunde genommen um ganz andere Inhalte geht…

Quellen:
Welcome To The Minority Report: Thousands Of Stores Plan Facial Recognition Use For Anti-Theft
Thousands Of Stores Will Soon Use Facial Recognition, And They Won’t Need Your Consent
Facial recognition technology: The need for public regulation and corporate responsibility
Microsoft – Face verification
Study finds gender and skin-type bias in commercial artificial-intelligence systems
Amazon’s Facial “Rekognition” Mismatches 28 Lawmakers With Criminals
35 False Matches and 1 Erroneous Arrest As Police Secretly Test Facial Recognition Technology
Amazon Shareholders Call On Jeff Bezos To Stop Selling Facial “Rekognition” Software To Police
Executive Order Protecting the Nation from Foreign Terrorist Entry into the United States
Trump’s new executive order limits biometric scans at border crossings
US Customs Quietly Launches Facial Recognition Experiment at DC Airport
Enroll into the smart city!
DHS Wants To Develop Advanced Facial Recognition Technology For Use In Airports and Border Checkpoints
Schools Installing Cameras In High School Bathrooms; Parents Outraged Over Disgusting Privacy Violation

Beitrag teilen:

Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
www.konjunktion.info unterstützen:

Das könnte Ihnen auch gefallen …

Skip to content