In letzter Zeit lesen wir vermehrt Artikel in der Hochleistungspresse über die Gefahren der ökonomischen „Ansteckung“. Hauptsächlich ausgelöst durch eine fehlende US-Dollar-Liquidität in den sogenannten Emerging Markets. Diese fehlende Liquidität wird gleichzeitig als Auslöser für die weltweite Instabilität bei Aktien, Anleihen und am Forex-Markt genannt. In den letzten Tagen wurde dabei vermehrt die Türkei als potenzieller Auslöser für einen fiskalischen Dominoeffekt, der auf zahlreiche andere Länder übergreifen kann/wird, angeführt.
Immer wieder haben wir in der Vergangenheit von dieser ominösen „Ansteckung bzw. Ansteckungsgefahr“ gehört. Immer wieder wurde uns dies von unserer Hochleistungspresse als Sprachrohr der Notenbanken eingetrichtert. Noch vor wenigen Monaten war Italien, nach der Wahl einer angeblich „populistischen Regierung“, die Gefahrenquelle Nummer 1 für eine „Ansteckung im Kreditbereich innerhalb der EU“. Diese Furcht ist immer noch gegeben – aber nicht aus dem Grund, den wir gewöhnlich durch die Hochleistungspresse zu lesen bekommen.
Es gilt diese „Ansteckungsgefahr“ aus einem anderen Blickwinkel zu analysieren als dem, der uns durch die Hochleistungspresse und ihrer Analysten vorgegeben wird. In deren Welt ist alles eine Folge von unvorhersehbaren Effekten und Auslösern. Alles basiert auf Zufall und hat nichts miteinander zu tun. Alles wartet quasi nur auf das unvermeidliche Chaos und wenn dieses dann eintritt, kann alles auf eine Reihe von miteinander verbundenen Sündenböcken zurückgeführt werden.
Sie werden behaupten, dass die Schuldigen für dieses Chaos, „Populisten“, Konservative, konservative Ideen oder die schlichte Erwähnung von nationaler Souveränität sind. Oder sie schieben den Schwarzen Peter noch abstrakteren Konzepten von „menschlicher Gier“ und „individuellem Egoismus“ in die Schuhe.
Diese Begründung – besser Ausrede – für instabile Systeme und Katastrophen rührt im Übrigen von einem Propagandatrick, entwickelt von der US-Behörde DARPA, die als „Linchpin Theory (Stützentheorie, Dreh – und Angelpunkt-Theorie)“ bezeichnet wird. Diese weit verbreitete Theorie besagt (vereinfacht dargestellt), dass menschliche Systeme „in natürlicher Weise“ kollabieren, sobald sie „zu komplex“ werden und dass der Kollaps dann beginnt, wenn eine bestimmte „Stütze (Linchpin)“ im richtigen Moment an der richtigen Stelle liegend weggezogen wird. In anderen Worten: DARPA will uns Glauben machen, dass es so etwas wie eine organisierte Verschwörung nicht geben kann und dass alle Katastrophen durch Veränderungen selbst ausgelöst wurden und werden.
Natürlich hilft die „Linchpin Theory“ und die „Erklärung mittels einer Überkomplexität“ den Internationalisten/Globalisten/Eliten (IGE) dabei, all die von ihnen ausgelösten „Phänomene“ zu „erklären“. Wenn es einer Vereinfachung bedarf, damit man die vom Menschen geschaffenen Systeme erklären kann, was gibt es dann besseres als diese „Überkomplexität“ zu eliminieren und souveräne Staaten, Regierungen und Ökonomien loszuwerden und stattdessen auf Zentralisierung zu setzen? Zentralisierung in Form einer Eineweltwährung, einer Eineweltökonomie, einer Eineweltregierung und einer Neuen Weltordnung?
Was aber die Linchpin Theory ignoriert, ist, dass sie eine sorgfältige, strategische Planung bedarf, damit all die geopolitischen Dominosteine einer perfekten Kette gleich aufgereiht werden können, so dass diese Kette durch eine bestimmte Person, einen bestimmten Staat oder ein bestimmtes Ereignis zu Fall gebracht werden kann.
Menschliche Systeme tendieren gewöhnlich zu Redundanz, wenn man die Menschen „einfach machen lässt“. Das heißt, dass der Mensch die Dezentalisierung bis zu einem gewissen Grad bevorzugt. Wir mögen es nicht, dass ALLE Entscheidungen durch einen „Entscheidungsflaschenhals“ gequetscht werden müssen. Wir wollen nicht, dass ALLE unsere Ressourcen durch eine zentrale Stelle kontrolliert werden. Wir wollen nicht, dass der GESAMTE Handel und ALL unsere Kommunikation durch Monopolisten erfolgen muss. Wir wollen nicht, dass unsere Sicherheit von einer EINIZIGEN Stelle gewährleistet wird. Die Menschen rebellieren sehr oft gegen die Zentralisierung, weil es im Normalfall diese Zentralisierung ist, die das System in sich schwach macht. Nicht Komplexität, die uns erst eine Gewaltenteilung ermöglicht.
Der Schutz der Komplexität kann quasi nur mittels der Dezentralisierung gewahrt bleiben.
Wenn wir auf die wahren Ursachen zahlloser ökonomischer und politischer Krisen auf der Welt blicken, dann finden wir gewöhnlich die IGE und deren Institutionen in der Mitte der Geschehnisse. Und an vorderster Front dieser Institutionen stehen die Zentralbanken.
Im Artikel Meinung: Das Ende der Alten Ordnung und seiner Institutionen vom 24. November 2017 warnte ich vor mehreren möglichen Veränderungen der uns bislang bekannten Strukturen – wobei diese Veränderungen zu ökonomischer Instabilität führen würden. Eine dieser aufgeführten Strukturen war der mögliche Zusammenbruch der NATO – ausgelöst durch die Türkei:
Das ehemalige Verteidigungsbündnis, geschaffen zu Beginn des Kalten Krieges, hat sich zu einem Angriffsbündnis zurückentwickelt. Die NATO unter der Führung der USA steht aber vor einer Zerreißprobe ganz besonderer Art. Die Türkei als Schlüsselmitglied der NATO in der Region des Nahen und Mittleren Osten verabschiedet sich immer mehr von der atatürkschen Staatsform und wird zunehmend zu einem totalitären Staatsgebilde. Begründet durch seinen Präsidenten Erdogan mit dem “Coup von 2016”, für den es eigentlich nach wie vor keine eindeutigen Beweise gibt, wer diesen geplant und ausgeführt hat.
Die türkische Regierung unter Erdogan greift immer mehr zur Gewalt gegen die Bevölkerung. Insbesondere seit dem sehr rätselhaften Coup d’Etat im Jahre 2016. Der Putsch gab Erdogan eine perfekte Begründung für die dann erfolgte „Konsoldierung seiner Macht“, während seine politischen Gegner systematisch entfernt werden konnten.
Das Narrativ des „vereitelten Putsches“ ist seitdem allgegenwärtig. Zuerst in der Türkei und nur kurz darauf in Saudi-Arabien mit Mohammad Bin Salman – zwei Nationen, die daraufhin eine noch aggressivere Form der Diktatur leben und die sowohl strategisch als auch ökonomisch von sehr großer Bedeutung für die USA und den Westen sind. In den letzten beiden Jahren haben sich die Gräben zwischen diesen beiden Ländern und insbesondere Washington vergrößert. Saudi-Arabien diskutiert fortlaufend darüber, dass man sich vom „Arrangement US-Anleihen aka US-Schulden gegen Öl“ und dem Petrodollar lösen will. Und die Türkei hat immer wieder davon gesprochen, dass sie die NATO verlassen will, was wiederum die Abreden mit den USA bzgl. der Militärbasen im Lande nichtig machen würde.
Ein weiteres Narrativ, dass in letzter Zeit zu hören ist, ist die Idee, dass der globale Handelskrieg der Grund für die kommenden schweren Jahre und die ökonomischen Probleme in den Folgejahren sein wird. Der Handelskrieg ist die perfekte Ablenkung. Er liefert den Treibstoff, der es den Zentralbanken erst ermöglicht den „Stecker des Lebenserhaltungssystems der Weltwirtschaft“ zu ziehen und die Schuld der dabei entstehenden Krise verschiedenen, zufälligen „Linchpins“ zu geben. Genau das ist es, was gerade vor unseren Augen vorbereitet wird.
Was die Aktienmärkte anbelangt, ist es aus meiner Sicht jetzt vollkommen eindeutig und ersichtlich, dass die Bilanzreduzierungen und die Zinserhöhungen der Federal Reserve der Hauptgrund (wen nicht gar die alleinige Ursache) für die Rallies und Einbrüche an den Märkten sind. Fast jeder großer Einbruch in den Aktien fand 7 bis 10 Tage nach einer Bilanzreduzierung der Fed statt. Man kann diese Reduzierungen sehr gut auf der Website der Fed nachvollziehen und sie dann mit den Bewegungen am Dow Jones oder dem S&P abgleichen.
Im Juli schrieb ich, dass es zu einer Erholung an den Aktienmärkten kommen wird, weil die Fed in diesem Monat keine Bilanzreduzierung durchführte. Die Fed-Bilanz blieb im Juli in ihrer Höhe fast immer gleich – nur am Ende des Monats kam es zu einer kleinen Reduzierung von 12 Milliarden US-Dollar. Die Folge: die Aktien stiegen. Im August hat die Fed ihre Bilanz bereits um 20 Milliarden US-Dollar zurück gefahren und es ist davon auszugehen, dass bis zum Ende des Monats noch einiges dazu kommt. Dies wird Ende des Monats bis in den September hinein einen massiven Einbruch bei den Aktien zur Folge haben. Die Fed kontrolliert, wann und wie die Aktienmärkte zusammenbrechen – zumindest bis jetzt.
Diese Korrelation und offensichtliche Kausalität wird in unserer Hochleistungspresse selten bis überhaupt nicht thematisiert. Stattdessen hören wir etwas über die „Ansteckungsgefahren“, ausgelöst durch die Türkei und den Handelskrieg.
Die Bilanzreduzierungen der Fed lösen nicht nur Unruhe an den Aktienmärkten aus. Auch die Ökonomien der Emerging Markets sind zunehmend abhängiger von dem Zufluss an billigen US-Dollar und finanziellen Vermögenswerten, die durch die Stimulimaßnahmen der Fed im letzten Jahrzehnt geschaffen wurden, gemacht worden. Wenn Sie sich wundern, wo der Großteil des sogenannten Bail-Out-Geldes und der Unsummen der Qualitativen Lockerung (Quantitative Easing, QE) in den letzten Jahren gelandet ist, und Sie sich nicht mit dem TARP-Audit beschäftigt haben, dann werden Sie wahrscheinlich überrascht sein herauszufinden, dass Billionen US-Dollar in zinslose Übernachtkredite für ausländische Banken und Unternehmen geflossen sind. Dies beinhaltete natürlich auch die Staaten der Emerging Markets.
Länder wie China, Indien, Brasilien oder die Türkei haben das „schnelle und einfache Geld“ der Zentralbanken genutzt, um ihre Anleihemärkte auf zu hübschen und ihre Währungen und Aktienmärkte zu manipulieren. So hat sich beispielsweise Indien öffentlich darüber beschwert, dass die Fed die Bilanz zurück fährt und die Zinsen erhöht sowie davor gewarnt, dass dies zu Instabilitäten auf den globalen Märkten aufgrund der Abhängigkeit vom US-Dollar und seinem freien „Fluss“ führen wird.
Das Rückfahren der QE-Maßnahmen durch die Fed hat zuerst die Emerging Markets getroffen und hier zuvorderst in Form des Wertes der eigenen Währungen. Der stärkere US-Dollar (relativ zum Forex-Handel) löst enorme Unruhe im Forex-Handel und in anderen Bereichen aus, so dass die Investoren ihr Geld aus den Emerging Markets abziehen, da sich die Umtauschrate zum US-Dollar verschlechtert hat. Aber dies bedeutet nicht, dass gleichzeitig die US-Vermögenswerte davon profitieren.
Die US-Wirtschaft ist die nächste auf der Schlachtbank – jetzt da sich die Unternehmenskredite in der Nähe ihrer historischen Höchststände befinden. Das einzige noch vorhandene Sicherheitsnetz für die US-Aktienmärkte in den letzten Jahren waren die Aktienrückkäufe der Unternehmen, die von den Firmen durch die (fast) zinslosen Kredite von der Fed und anderen Notenbanken erst ermöglicht wurden. Jetzt da die Fed ihre Zinserhöhungen fortführt, werden die Kreditkosten für die Unternehmen in die Höhe schießen und diese Aktienrückkäufe werden gegen Null tendieren. Sobald dies eintritt, wird jede neue Bilanzreduktion der Fed in einem noch dramatischeren Einbruch des Dows enden.
Letzen Endes werden sich die Emerging Markets nach Alternativen zum US-Dollar als Weltreservewährung umsehen, wenn sie nicht weiter mit der „fiskalischen Stimulidroge“ versorgt werden, von der sie so abhängig gemacht wurden. Dies können wir bereits jetzt in Russland und China sehen. Beide Länder werfen ihre US-Papiere in riesigen Tranchen auf den Markt und nehmen eine Dedollarisierung bei gleichzeitiger Umschichtung in beispielsweise Gold vor.
Wir haben also internationale Märkte, die an den „Liquditätsentnahmen der Federal Reserve leiden“. Wir haben einen US-Aktienmarkt über dem das Damoklesschwert eines massiven Einbruchs aufgrund der Fed-Zinserhöhungen und Bilanzreduzierungen schwebt. Und wir haben einen US-Dollar dessen Status als Weltreservewährung von mehreren Staaten angegangen wird und die sich gleichzeitig nach Alternativen umsehen, weil ihnen der „Futtertrog der Fed“ entzogen wurde. Mehrere Tentakel haben sich um die Weltwirtschaft gewickelt, die alle zu einer einzigen Quelle führen.
Scheinbar gibt es nur eine „Ansteckungsgefahr“. Die der Zentralbanken und insbesondere die der Federal Reserve. Und doch hören und lesen wir in der Hochleistungspresse nur etwas über den Handelskrieg und über „Linchpins“ wie die Türkei. Die Öffentlichkeit wird mit Lügen regelrecht überschüttet, darauf konditioniert die falsche Erklärung für die kommende Krise zu akzeptieren. Eine Krise, die die Zentralbanker als Erfüllungsgehilfen der IGE bewusst herbei geführt haben, so dass sie später ihre „Philosophie der Vereinfachung und der Zentralisierung“ als einziges Heilmittel verbreiten können.
Quellen:
Economic Contagion? Central Banks Are The Real Culprit
The Linchpin Lie: How Global Collapse Will Be Sold To The Masses
Meinung: Das Ende der Alten Ordnung und seiner Institutionen
Der Brexit und die Neue Weltordnung
Factors Supplying Reserve Balances: Securities Held Outright (WSHOSHO)
U.S. Fed Must Go Slow With Balance Sheet Unwind, Urjit Patel In FT
Russia Dumps Treasuries for Gold