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Syrien: Der gescheiterte Regime Change und seine geplante Fortsetzung im Iran

Terror - Bildquelle: Pixabay / OpenClipart-Vectors; CC0 Creative CommonsTerror - Bildquelle: Pixabay / OpenClipart-Vectors; CC0 Creative Commons

Terror – Bildquelle: Pixabay / OpenClipart-Vectors; CC0 Creative Commons

Am 19. Juli fand eine Pressekonferenz des US Central Command (CENTCOM) statt, bei der sich der US Army General Joseph Votel bzgl. Syrien und der von den USA angedachten Zukunft für das kriegsgeplagte Land folgendermaßen äußerte:

Unsere Mission ist sehr, sehr klar: Sie konzentriert sich auf die Niederlage des IS und hilft dann unseren Partnern sowohl im Irak als auch in Syrien, die Situation zu stabilisieren und speziell im Irak zu helfen, eine Plattform zu schaffen, die zu einer langfristigen politischen Lösung mittels des UN-Prozesses führen kann.

(Our mission is very, very clear: It is focusing on the defeat of ISIS and then helping our partners in both Iraq and Syria stabilize the situation and specifically in Iraq to help create a platform that can lead to a long-term political solution through the U.N. process.)

Aus dieser kurzen Erklärung Votels wird bereits klar, welches Ziel das Imperium in Syrien verfolgte und wie die weitere Zukunft aussehen soll. Doch der Reihe nach:

Die USA haben den IS (Daesh) erschaffen und beschützen diesen

Votels wiederholt in seiner Erklärung das ewige Mantra, dass die USA immer das Ziel verfolgt hätten, den Daesh zu bekämpfen. Dabei wissen wir, dass der Daesh durch Washington und seine regionalen Partner überhaupt erst möglich aka geschaffen wurde. Im Jahre 2012 wurde ein Memo des US-Geheimdienstes Defense Intelligence Agency (DIA) der Öffentlichkeit zugespielt, in dem zu lesen ist:

Wenn die Situation sich entwirrt, besteht die Möglichkeit, ein erklärtes oder nicht deklariertes salafistisches Fürstentum in Ostsyrien (Hasaka und Der Zor) zu errichten, und genau das ist es, was die unterstützenden Kräfte der Opposition wollen, um das syrische Regime zu isolieren, was die strategische Tiefe der schiitischen Expansion (Irak und Iran) stützt.

(If the situation unravels there is the possibility of establishing a declared or undeclared Salafist principality in eastern Syria (Hasaka and Der Zor), and this is exactly what the supporting powers to the opposition want, in order to isolate the Syrian regime, which is considered the strategic depth of the Shia expansion (Iraq and Iran).)

Im DIA-Memo findet man auch genau, wer diese unterstützende Kräfte sind:

Der Westen, die Golfstaaten und die Türkei unterstützen die Opposition; während Russland, China und der Iran das Regime unterstützen.

(The West, Gulf countries, and Turkey support the opposition; while Russia, China, and Iran support the regime.)

DIA Memo 2012 – Bildquelle: www.activistpost.com

Zufälligerweise „entstanden“ genau in dem Gebiet, das im Memo erwähnt wurde (Hasaka und Der Zor), die ersten Daesh-Ausläufer, die dann Druck auf Damaskus ausübten.

DIA Memo 2012

(Download PDF)

Während die USA ab 2014 illegal Gebiete in Syrien invadierten und besetzten und nichts gegen die Versorgungslinien des Daesh unternahmen, schaffte es Russland ab 2015 innerhalb kürzester Zeit die aus der Türkei kommenden Hilfslieferungen für den Daesh zurück zu drängen bzw. zu unterbinden. Erst ab diesem Zeitpunkt begann der militärische Niedergang des Daesh. Inzwischen ist Syrien fast vollständig von den Terroristen befreit. Letztes größeres Rückzugsgebiet des Daesh sind zufälligerweise die Gebiete, die im Südwesten Syriens an Israel angrenzen: die Golan-Höhen, in denen auch die USA die größte Präsenz im Syrien besitzen.

Der Daesh versucht weiterhin „Damaskus zu isolieren“

Wie im letzten Satz aufgeführt, sind die Rückzugsgebiete des Daesh und die von den USA okkupierten Gebiete fast deckungsgleich. Aus diesen Terroristentaschen heraus erfolgen immer noch die stärksten Angriffe gegen syrische Kräfte entlang des Euphrats, insbesondere an der syrisch-irakischen Grenze, über die die iranische Unterstützung Damaskus erfolgt.

Zudem erfolgten aus diesem Gebiet im Juni heraus die Luftangriffe der USA gegen irakische Kämpfer, die dort gegen den Daesh vorgingen:

Iraks Popular Mobilisation sagte, Raketen hätten über Nacht eine ihrer Stellungen an der irakisch-syrischen Grenze getroffen. Die paramilitärische Truppe wird von den vom Iran unterstützten schiitischen Milizen angeführt und kämpft selbst gegen den IS.

(Iraq’s Popular Mobilisation said missiles hit one of its positions on the Iraqi-Syrian border overnight. The paramilitary force is led by Iran-backed Shia Muslim militias and is itself fighting IS.)

Während also der US-General Votel behauptet, dass Washington den Daesh bekämpft, ist die illegale Okkupation syrischen Gebietes der Grund, warum syrische Kräfte dort nicht gegen die letzten Reste der Terroristen vorgehen können, um diese daran zu hindern, dass diese wiederum die iranische Unterstützung nicht weiter sabotieren können. Zudem schafft die Besetzung dieses Gebietes durch die USA einen fortwährenden Vorwand, um gegen die syrischen Streitkräfte und ihre Verbündeten vorgehen zu können, die versuchen die syrisch-irakische Grenze offen zu halten.

Die USA halten sich vollkommen illegal in Syrien auf

Die Behauptung Votels, dass die USA versuchen mit den „Partnern“ in Syrien zusammen zu arbeiten, um „die Lage zu stabilisieren“, ignoriert die Tatsache, dass die US-Besatzung illegal ist und dass die „US-Partner“ in Syrien weder durch die Regierung in Damaskus eingeladen wurden, noch dass diese etwas zur Stabilisierung des Landes beitragen.

Die sogenannten „Syrischen Demokratischen Kräfte (SDK)“ bestehen vorwiegend aus Kurden, die einen Teil der Gesamtbevölkerung in Ostsyrien darstellen. Aufgrund des Vorgehens der SDK kommt es zu Spannungen mit der Restbevölkerung, so dass ihre heutige Position, sowohl militärisch als auch politisch, allein vom Wohlwollen der USA abhängt, die selbst nur eine schwache Position in der Region einnehmen.

Letztlich ist der gewünschte Regime Change des Westens gescheitert. Die Zeit spielt aktuell für Damaskus. Die Balkanisierung Syriens würde nur mittels einer direkten militärischen Besatzung durch die USA oder seiner Proxies möglich sein. Etwas, was derzeit Washington nicht willens ist durchzuführen.

Auf der Suche nach dem nächsten Vorwand für ein Eingreifen

All dies berücksichtigend und mit dem Hinweis versehen, dass Syrien Teil eines Einkreisungsvorgangs Irans ist, um die dortige Regierung zu stürzen, haben die USA nur noch wenig Zeit den sich „auflösenden Konflikt in Syrien“ auf den Iran zu übertragen. Aus meiner Sicht liegen hier auch die Gründe, warum in letzter Zeit die gewalttätigen und gesteuerten Demonstrationen im Iran wieder zugenommen haben. Selbst Reuters schreibt in diesem Kontext dazu:

Die Trump-Regierung hat eine Offensive von Reden und Online-Kommunikationen gestartet, die Unruhe stiften und den Iran unter Druck setzen sollen, sein Atomprogramm zu beenden und militante Gruppen zu unterstützen, sagten US-Beamte, die mit der Angelegenheit vertraut sind.

(The Trump administration has launched an offensive of speeches and online communications meant to foment unrest and help pressure Iran to end its nuclear programme and its support of militant groups, U.S. officials familiar with the matter said.)

Die Okkupation verschiedener Landstriche durch US-Kräfte an der Peripherie Irans wird ein Schlüssel sein, wenn es zu verdeckten Proxyangriffen im Iran oder zu direkten, militärischen Operationen gegen Teheran kommt. US-Truppen sind aktuell in Syrien, dem Irak, Afghanistan und den Golfstaaten stationiert.

Die Bühne ist bereitet – aber die Versuche „Syrien anzuzünden und das Feuer nach Teheran zu tragen“ sind (noch) gescheitert. Die USA benötigen einen neuen Vorwand, um ihre schwächelnde Position (und damit ihre Militärpräsenz) im Nahen und Mittleren Osten halten zu können und um weiterhin eine Rechtfertigung für die Provokationen und ggf. einen Angriff gegen den Iran zu haben. In diesem Zusammenhang könnten die Versuche stehen, den Iran als neue „Maximalbedrohung“ nach dem Daesh in der westlichen Öffentlichkeit aufzubauen, die wir seit ein paar Wochen wieder vermehrt feststellen können.

Während also Syrien so etwas wie „Licht am Ende des Tunnels“ sehen kann, bricht eine gefährliche Phase an, in der Washington versucht den Konflikt von Syrien in den Iran zu übertragen – nur auf einem größeren Niveau.

Das Imperium liegt hinter dem Zeitplan bzgl. der „Umgestaltung des Nahen und Mittleren Ostens“. Und das macht das Imperium umso gefährlicher.

Quellen:
US Warmachine Seeks New Pretext in Syria
DIA Memo
NATO’s Terror Convoys Halted at Syrian Border
Syria war: Iraqi militias blame US for deadly border strike
U.S. launches campaign to erode support for Iran’s leaders

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