USA vs. China: Der verdeckte Kampf um Afrika

Seal AFRICOM - Bildquelle: Wikipedia / Blleininger; gemeinfreiSeal AFRICOM - Bildquelle: Wikipedia / Blleininger; gemeinfrei

Seal AFRICOM – Bildquelle: Wikipedia / Blleininger; gemeinfrei

Im Oktober 2007 wurde das United States Africa Command (AFRICOM) in den Kelley Barracks installiert. Kein afrikanisches Land wollte damals den US-Streitkräften eine Militärbasis zur Verfügung stellen, um AFRICOM realisieren zu können. Wie immer in solchen Fällen wandte sich Washington gen Deutschland und schuf in Stuttgart-Möhringen das US-Regionalkommando für Afrika.

Seitdem ist AFRICOM die Sperrspitze, wenn es darum geht militärisch in Afrika Fuß zu fassen.

2012 kam es dann zum Proapganda-Psyop Kony, in dessen Zuge es Washington schaffte, dass die militärischen Interventionen in Afrika klaglos von den westlichen Bevölkerungen akzeptiert wurden.

Als im Oktober 2017 drei Green Berets im Niger auf ihrer Patrouille getötet und drei weitere verletzt wurden, fragten sich viele „Was haben US-Spezialkräfte im Niger zu suchen?“.

Dabei ist die Stationierung von US-Spezialeinheiten in Afrika eigentlich ein alter Hut und wird genau aus diesem Grund der Öffentlichkeit so gut wie vorenthalten. Ein kürzlicher Bericht des US-Kongress zum Vorfall im Niger warf logischerweise die Frage auf, was denn all die Sondereinheiten auf der ganzen Welt zu suchen haben und was sie dort tun. Das Pentagon reagierte, in dem es die Möglichkeit einräumte, dass man sich mehr auf die „wahren Feinde“ aka China und Russland konzentrieren wolle und Afrika Afrika sein lassen wird.

Aber zwei Dinge passen bei diesem Narrativ nicht zusammen. Erstens, ist die Zahl der Spezialeinheiten, die nach Afrika verbracht wurden, nach einem Bericht von Nick Turse, in keinster weise zurückgegangen. Tatsächlich hat sie in den letzten zehn Jahren dramatisch zugenommen. im Jahre 2006 standen nur 70 US-Einheiten auf afrikanischem Boden, was ca. 1% der Gesamtanzahl an US-Spezialkräften entsprach. Zum Zeitpunkt der Niger-Operation im letzten Jahr war die Zahl auf 1.400 oder 16,5% aller weltweit eingesetzten US-Spezialkräfte hochgeschnellt. Und trotz der danach stattfindenden Rhetorik hat sich an dieser Zahl bis heute nichts verändert.

Doch viel wichtiger dürfte die in die Irre führende Bekanntmachung des Kriegsministeriums der USA – als zweitens – sein, dass man sich verstärkt Gegnern wie China zuwenden wolle. Denn die vorhandenen Beweise zeigen, dass ein ganz wichtiger Grund, warum die USA so viele Spezialeinheiten in Afrika hat, derjenige ist, um die chinesischen Interessen auf dem Kontinent zurück zu drängen.

Natürlich lautet die „offizielle Mission“ dieser US-Einheiten (und ihrer europäischer Partner), „verdeckte Kriege gegen Terroristen in Jemen, Libyen, Somalia, Mail, usw.“ zu führen. Aber wir wissen heute, dass einer der Gründe, warum sich die USA 2011 gegen Libyen stellten, der Wunsch war, den chinesischen Ölfirmen den Zugriff auf die Erdölreserven zu nehmen.

Dabei ist Libyen nur ein Beispiel für ein viel tiefergehendes Phänomen. Die Wahrheit ist, dass ein konzertierter Kampf zwischen den USA und China über die Juwelen der afrikanischen Ressourcen stattfindet. Aber dieser Kampf wird fast vollständig im Verborgenen geführt – wie man auch anhand der zentralen Rolle der Spezialkräfte gut erkennen kann.

Bereits vor über einen Jahrzehnt kamen erste Berichte in der Hochleistungspresse auf, die den „Weg bereiten sollten“. New York Times und Co. verstärkten den „Alarmismus der Strippenzieher“ vom „Aufstieg Chinas als die neue Kolonialmacht in Afrika“. Die Hysterie, ob des chinesischen Einflusses in Afrika, bereitete ganz zufällig den Weg für die Schaffung von AFRICOM. Selbst die BBC sah Chinas Präsenz und Vorgehen als Grund für die USA-Militärpräsenz auf dem afrikanischen Kontinent.

Wie üblich verstehen die USA diesen Kampf primär als einen militärischen. Dies wird angesichts der Zerstörung Libyens, der US-Präsenz in Somalia und im Niger sowie in anderen „terroristischen Hochburgen“ mehr als deutlich.

Genauso typisch ist auch das chinesische Verständnis, den Kampf eher auf der Handelsebene zu sehen bzw. zu führen. Aus diesem Grund geht Peking auch mit zahlreichen Ländern wie Kenia, Äthiopien, Angola, Tansania, dem Senegal oder Ruanda Investitionsvereinbarungen (Infrastrukturmaßnahmen usw.) ein.

Kurz gesagt, China versucht mit Geld die Zustimmung der afrikanischen Länder zu erkaufen, um letztlich an deren Ressourcen zu gelangen. Sie kaufen sich den Zutritt zu afrikanischen Rohstoffen. Oder glaubt irgend jemand ernsthaft, dass der Ausbau der Eisenbahnverbindung zwischen Khartoum und Port Sudan für die Menschen und nicht um leichter an das sudanesische Öl zu gelangen erfolgte?

Doch gerade eine solche „Scheckbuchdiplomatie“ kommt nicht immer so freundlich daher wie man zu Beginn denkt. Beispielsweise waren die Einwohner Madagaskars zuerst begeistert, als Peking in ihrem Land investieren wollte… bis die Menschen sich zu beschweren begannen, dass sie gezwungen wurden, ihr Land für Pfenningbeträge an die Chinesen zu verkaufen.

Auch als China die Kosten für den Bau des Sitzes der African Union im Jahre 2012 zahlte (übrigens mit Material, das man dazu eigens aus China importierten musste), dachten viele auf dem afrikanischen Kontinent, dass dies ein Zeichen von Freundschaft und des guten Willens sei. Zumindest solange bis die französische LeMonde Anfang des Jahres einen Artikel veröffentlichte, in dem belegt wurde, dass die Chinesen das ganze Gebäude verwanzt hatten und afrikanische Politiker bespitzelten – zumindestens bis die Sache Ende 2017 aufflog. Natürlich stritt Peking diese Vorwürfe ab, und die Pressekonferenz der African Union mit chinesischen Offiziellen wurde gleich dazu benutzt, um eine Konferenz in Peking bekannt zu geben, die man mit afrikanischen Spitzenpolitikern im September abhalten wird. Ein solcher Gipfel, ist natürlich mit Milliarden an Investitionen in weitere Projekte gleich zu setzen – daher dürfte es nicht wenig verwundern, dass selbst die African Union am Ende den „Spitzelvorfall“ herunterspielte.

Chinas Investitionen in Afrika vergleichen viele Kritiker als Form des Neokolonialismus des Kontinents, bei dem die Politspitzen bestochen werden, um Zugriff auf die jeweiligen Ressourcen des Landes zu bekommen. Das diese Annahmen nicht ganz falsch sein dürften, zeigt das Beispiel eines pensionierten Professors, der einen offenen Brief an den chinesischen Präsidenten Xi schrieb und darin diese „Scheckbuchdiplomatie“ anprangerte. Jener Professor wurde von chinesischen Sicherheitsbeamten während eines Fernsehinterviews verhaftet und wurde seitdem nicht mehr gesehen.

All diese Dinge besagen aber nicht automatisch, dass sich China nicht auch auf ein militärisches Engagement in Afrika vorbeiten würde. Die Wahl Pekings Djibouti zur ersten außerhalb des eigenen Staatsgebietes befindliche Militärbasis zu machen, erfolgte im letzten Jahr aus ziemlich offensichtlichen Gründen. Djibouti liegt am Golf von Aden, dem strategisch bedeutenden Seeweg, wenn es um den Transport von Ressourcen aus Afrika nach China geht. Es ist keine Überraschung, dass China – zusätzlich zum Ausbau der Seestreikräfte – versucht seine Milliardeninvestitionen mit militärischer Präsenz abzusichern.

Auf den ersten Blick macht sich Peking mit ihrer Art des Neokolonialismus in Form der „Scheckbuchdiplomatie“ wesentlich mehr Freunde als die USA mit der rein militärischen Präsenz. Schon der damalige libysche Anführer Moammar Gaddafi sagte in einer Rede vor Studenten der Oxford University kurz vor seiner Ermordung durch vom Westen unterstützten Terroristen:

Muammar al-Gaddafi – Bildquelle: Wikipedia / U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 2nd Class Jesse B. Awalt/Released

China belehrt afrikanische Länder nicht über ihr Regierungssystem, Menschenrechte, Meinungsfreiheit, gute Regierungsführung oder ähnliches. China greift niemals in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten ein. Es bringt keine Soldaten, Militärbasen oder militärische Kommandos. Mehr als 600 chinesische Unternehmen dringen tief in Afrika ein. Einige chinesische Gemeinden haben sich in Afrika niedergelassen. Das ist Chinas sanfter Ansatz.

Aufgrund dieser sanften Herangehensweise begrüßen die Afrikaner China herzlich. Dies wird zweifellos Chinas Vorteil sein. Die Afrikaner sind wegen ihrer harten Herangehensweise vorsichtig gegenüber den USA. Dies ist ein Beweis für die Torheit der amerikanischen Politik.

(China does not lecture African countries about their system of government, human rights, freedom of expression, good governance or such like. China never interferes in the internal affairs of other states. It does not bring in soldiers, military bases or military command. More than 600 Chinese corporations are penetrating deep into Africa. Some Chinese communities have started to settle in Africa. This is China’s soft approach.

Because of that soft approach, Africans are welcoming China warmly. This will no doubt be to China’s benefit. Africans are wary of the US because of its harsh approach. This is proof of the folly of American policy.)

Und aus diesem Grund befinden sich die USA in der peinlichen Lage, ein formell bezeichnetes afrikanisches Kommando zu besitzen, das aber keine militärische Basis auf dem Kontinent selbst hat, weil es niemand dort haben will. Genau aus diesem Grund erfolgen die heutigen Operationen der USA verdeckt und kommen nur dann an die Öffentlichkeit, wenn – wie im Falle des Nigers – etwas schief läuft.

Zudem ist genau aus diesem Grund, Afrika auch ein Hauptziel für eine weitere Kriegslüge, die darauf abzielt, dass die US-amerikanische Öffentlichkeit ein weiteres militärisches Vorgehen (dann auch gegen China) auf dem afrikanischen Kontinent mit trägt.

Quellen:
Wikipedia – United States Africa Command
The Secret Battle for Africa
3 Special Forces Troops Killed and 2 Are Wounded in an Ambush in Niger
How Africa is Becoming China’s China
Against AFRICOM – Cynthia McKinney on GRTV
New World Next Week – 2012/03/08
Uganda, AFRICOM, and the Kony Boogeyman
US Special Forces In Libya To Fight the ISIS Problem They Created
Pentagon May Cut Commando Forces in Africa in Major Military Review
U.S. SECRET WARS IN AFRICA RAGE ON, DESPITE TALK OF DOWNSIZING
What Happened to Libya’s Gold? – Questions For Corbett #036
NATO’s War on Libya is Directed against China: AFRICOM and the Threat to China’s National Energy Security
SPECIAL SERIES npr – china rising: china’s influence in africa
Is China the new colonial power in Africa?
How China’s taking over Africa, and why the West should be VERY worried
The controversy over Africom
Kenya to lobby for regional projects under Belt and Road Initiative
Xi Jinping signs up Senegal for belt and road plan, pledges closer Africa ties
China and Rwanda to seal belt and road deals on Xi Jinping’s strategic influence tour of Africa
China and Ethiopia, Part 1: The Light Railway System
CHINESE FIRM WRAPS UP CONSTRUCTION OF ANGOLA’S LONGEST RAIL LINE
Chinese-built 135mln USD bridge opens in Tanzania
Madagaskar Chinese Investors forced them to sell their land
A Addis-Abeba, le siège de l’Union africaine espionné par Pékin
African Union says has no secret dossiers after China spying report
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China opens first overseas base in Djibouti
China Warns of “Peace Disease” And “Unavoidable” War With US
The Brother Leader Addresses the Students of Oxford University Discussing the Issues Facing Africa in the Twenty-First Century
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