Viele warten wie das Kaninchen vor der Schlange, auf den einen, großen Knall, der das bestehende System hinweg fegt. Dass dieser große Knall kein Einzelereignis sein wird, habe ich in zahlreichen Artikeln beschrieben. Vielmehr wird das System in einem schleichenden, fast nicht wahrnehmbaren Prozess zu Fall gebracht – hier und dort einmal ein größeres Ereignis eingestreut, das selbst die Hochleistungspresse nicht mehr ignorieren kann.
In diese „Prozesskette“ gehört für mich auch der aktuell stattfindende Zusammenbruch verschiedener Währungen in Argentinien, Brasilien, Indien, der Türkei und weiteren sogenannten Emerging Markets, wobei die jeweiligen Zentralbanken des Landes verzweifelt versuchen zu intervenieren. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt und daher hofft man in den bankrotten Staaten des Westens, dass es zu keiner Ansteckung in den USA und in Europa kommt. Aber in meinen Augen erleben wir hier den gezielten Einsatz von platzenden Krediten (die von Argentinien und Co., die nicht mehr zurück gezahlt werden können), um mittels der Interdependenzen im Finanzsystem das komplette System weiter zu schwächen.
Im letzten Jahrzehnt haben nicht nur die westlichen Staaten enorme Schulden aufgebaut – auch die Emerging Markets sind inzwischen so hoch verschuldet wie niemals zuvor. Dabei ist ein Großteil dieser Kredite in US-Dollar denominiert. Wenn also die eigene Währung kollabiert, wird es fast unmöglich die Schulden in US-Dollar zu bedienen bzw. zurück zu führen. Das wiederum bedeutet enorme Verluste für die internationalen Kreditgeber. Unser Schuldgeldsystem kann aber nur solange „funktionieren“, solange jeder seine Schulden und Zinsen bezahlt und es entsprechende Nachschuldner gibt. Sobald aber die Dominosteine zu fallen beginnen, kann es auch für den „Rest“ ganz schnell gehen.
Schauen wir auf ein paar dieser Emerging Markets.
Beispielsweise Indien. Obwohl Indien im Verhältnis zu den anderen eingangs genannten Staaten noch gut da steht, besteht die Gefahr, dass sich die Lage in Indien schnell verschärft. So hat in der letzten Woche eine Meldung über steigende Erdölpreise die indische Rupie auf ein Allzeittief geschickt:
Die indische Rupie fiel am Donnerstagmorgen auf ein Rekordtief, nachdem das ganze Jahr über ein rückläufiger Trend zu verzeichnen war – was Ökonomen auf steigende Ölpreise, breitere Sorgen um die Schwellenländer und eine starke Dollarnachfrage am Monatsende zurückführten.
Gegenüber dem Dollar fiel er auf 70,8100, nach einem neuen Tief von nur einem Tag zuvor bei 70,475. Das markiert einen Rückgang von 10,97 Prozent seit Jahresbeginn.
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(The Indian rupee fell to a record low on Thursday morning, following a declining trend all year — which economists attributed to rising oil prices, broader emerging market concerns, and strong month-end dollar demand.It slid to 70.8100 against the dollar, after a previous new low just a day before at 70.475. That marked a 10.97 percent decline since the start of the year.)
Wobei sich diese knapp 11% noch relativ gut „anhören“, wenn man Indien mit Argentinien vergleicht. Denn der argentinische Peso hat letzten Donnerstag ebenfalls sein Rekordtief gesehen und ist seit Anfang des Jahres in seinem Wert gegenüber dem US-Dollar um mehr als 45% gefallen:
Der argentinische Peso stürzte auf Tiefstände ab. Beim letzten Abgleich gab es heftige Verluste, und am Donnerstag morgen fiel er um weitere 15 Prozent auf 39 Pesos gegenüber dem US-Dollar.
Der Peso ist in diesem Jahr gegenüber dem Greenback um mehr als 45 Prozent gefallen, was die bereits bestehenden Ängste über die sich abschwächende Wirtschaft des Landes verschärft, während die Inflation in diesem Jahr bei 25,4 Prozent liegt.
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(The Argentine peso crashed to record lows on the news. It saw steep losses in the previous session and collapsed another 15 percent to hit 39 pesos against the U.S. dollar on Thursday morning.The peso is down more than 45 percent against the greenback this year, exacerbating pre-existing fears over the country’s weakening economy while inflation is running at 25.4 percent this year.)
Im Jahr 2002 war ein argentinischer Peso ein US-Dollar wert. Heute entspricht ein Peso nur noch 2,4 Cents. Um den weiteren Wertverfall des Peso aufzuhalten, hat die argentinische Zentralbank den Reservesatz am Donnerstag auf unglaubliche 60% erhöht:
Am Donnerstag sagte die Zentralbank, dass sie die Reserven erhöht, die die Banken halten müssen, um die Finanzpolitik zu straffen und die Währung zu stützen. Sie erhöhte die Zinssätze von 45 Prozent um 15 Prozentpunkte auf 60 Prozent und versprach, sie mindestens bis zum Dezember nicht zu senken.
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(On Thursday, the central bank said it was increasing the amount of reserves that banks have to hold, in a bid to tighten fiscal policy and shore up the currency. It hiked rates by 15 percentage points to 60 percent from 45 percent and promised not to lower them at least until December.)
Man stelle sich einmal einen Reservesatz von 60% in Europa oder den USA vor und was dies für Wirtschaft und vor allem die Banken bedeuten würde.
Auch die Türkei versucht verzweifelt gegen die ökonomische Abwärtsspirale anzukämpfen:
Die Risiken multiplizieren sich in der angeschlagenen Wirtschaft der Türkei. In einem deutlichen Zeichen der Verschlechterung sank der Wirtschaftsvertrauensindex der Türkei im August um 9% auf 83,9 Punkte, den niedrigsten Stand seit März 2009. Die Währung des Landes, die Lira, setzte ihre Abwärtsspirale fort. Moody’s stufte 20 Finanzinstitute in der Türkei herab.
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(The risks are fast multiplying in Turkey’s beleaguered economy. In a clear sign of deterioration, Turkey’s economic confidence index plunged 9% month-on-month to 83.9 points in August, its lowest since March 2009. The country’s currency, the Lira, resumed its downward spiral. And Moody’s downgraded 20 financial institutions in Turkey.)
Die Türkei scheint gerade zu implodieren und auch der türkische Präsident Erdogan scheint immer mehr in Panik zu verfallen.
Ebenfalls am vergangenen Donnerstag intervenierte die brasilianische Notenbank direkt an den Märkten, um die eigene Währung vor einem erneuten Allzeittief zu schützen:
Das Blutbad in Argentinien und in der Türkei ist auch in Brasilien zu beobachten, wo Bloomberg berichtet, dass die Zentralbank zum ersten Mal seit dem 22. Juni interveniert hat.
Berichten zufolge griff BCB [Notenbank Brasiliens] bei 4,20 ein, um „Liquidität bereitzustellen“, und fügte hinzu, dass Interventionsintensität und -häufigkeit vom Markt abhängen. Die BCB versuchte auch, ein gewisses Vertrauen zu schaffen, indem sie bekräftigte, dass die Geldpolitik nicht direkt mit den jüngsten Marktschocks in Verbindung steht.
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(The bloodbath in Argentina and Turkey is evident in Brazil also where Bloomberg reports that the central bank just intervened for the first time since June 22.BCB reportedly intervened at 4.20 „to provide liquidity“ adding that intervention intensity and frequency will depend on the market. The BCB also attempted to provide some confidence by reaffirming that monetary policy is not directly linked to recent market shocks.)
Wir sehen, dass die „Prozessschritte“ immer schneller aufeinander folgen. Auch wenn bislang im Westen noch keine Effekte aufgrund der Geschehnisse in den Emerging Markets zu beobachten sind und auch die Hochleistungspresse wenig Aufmerksamkeit diesen Staaten widmet, wird sich dies sehr schnell ändern, wenn eben diese Effekte bei uns aufschlagen.
Angemerkt sei hier noch, dass die größten Einbrüche an den US-Aktienmärkten immer im Herbst eintraten und wir uns damit in der „Gefahrenzone“ befinden, die es gilt genau zu beobachten und zu analysieren. Auch die Ankündigung Trumps von weiteren Strafzöllen gegen China in Höhe von 200 Milliarden US-Dollar (ebenfalls am vergangenen Donnerstag) dürfte nicht gerade zum „Druck ablassen“ dienen:
Bloomberg berichtete am Donnerstag, dass Trump seinen Beratern gesagt habe, dass er bereits nächste Woche eine Drohung, Zölle auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar zu verhängen, einhalten wolle. Das würde bedeuten, dass mehr als die Hälfte aller chinesischen Importe Zöllen unterliegen würde.
Die Zölle könnten nach dem Ende der öffentlichen Kommentierungsfrist am 6. September in Kraft treten.
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(Bloomberg reported Thursday that Trump had told aides that he wants to follow through on a threat to impose tariffs on another $200 billion worth of Chinese goods as early as next week. That would mean more than half of all Chinese imports would be subject to tariffs.The tariffs could go into effect after the public-comment period ends on September 6.)
Wie Peking auf dieser erneuten Zölle reagieren wird, wird sehr spannend sein. Auch welche Auswirkungen diese Reaktion dann auf das Gesamtgefüge haben wird.
Und das alles mit dem Hintergrund verbunden, dass es der Weltwirtschaft weit schlechter als 2008 geht und weder Staaten noch Notenbanken noch trockenes Pulver in der Hinterhand (ausgenommen natürlich die klassische Enteignung der Bürger durch Zwangshypotheken und/oder -anleihen) haben…
Quellen:
Economic Doom Returns: Emerging Market Currencies Collapse To Record Lows As Global Financial Chaos Accelerates
India’s rupee falls to an all-time low
Argentina’s central bank hikes rates to 60% as the currency collapses
What the Heck Just Happened in Argentina?
Turkey’s Debt & Currency Crisis Morphs into Financial Crisis as Banks Face Funding Squeeze
Brazil Central Bank Intervenes As Real Crashes Near Record Lows
Trump reportedly wants to hit China with tariffs on $200 billion worth of goods, which would be a massive escalation of the trade war