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Finanzsystem: Die fortschreitende Dedollarisierung, die niemanden zu interessieren scheintLesezeit: 8 Minuten

Donald Trump-Schein - Bildquelle: Pixabay / Mediamodifier; CC0 Creative Commons

Donald Trump-Schein – Bildquelle: Pixabay / Mediamodifier; CC0 Creative Commons

Der US-Dollar gilt den meisten Anlegern immer noch als sicherer Hort – als sicherer Hafen bei stürmischer See. Der blinde Glaube in den US-Dollar ist vielleicht einer der bemerkenswertesten Irrglaube, den die Ökonomen bzgl. der wirtschaftlichen Entwicklung anheim gefallen sind. Aus historischer Sicht sind Fiat-Währungen immer mit einer kurzen Lebensspanne versehen. Insbesondere dann wenn eine solche Fiat-Währung gleichzeitig auch noch die Weltreservewährung ist (Stichwort Triffin-Dilemma). Aber sobald man im Mainstream den US-Dollar als „verwundbar“, als genauso anfällig für Angriffe und Abwertung bezeichnet, wie man es bei anderen Währungen problemlos tun kann, wird diese Ansicht als lächerlich und abwegig abgetan.

Viele alternative Analysten hoffen auf die Trump-Administration und dass es diese irgendwie schafft, die Zerstörungen am US-Dollar – durch die jahrzehntelange Manipulation und bewusste Sabotage (man betrachte allein die letzten acht Jahre) – ins Gegenteil zu verkehren. Aber ein solcher Gedanke ignoriert die vorherrschenden Entwicklungen.

Schon in den Jahren bevor es zu einem offenen Handelskrieg der USA mit allen Herren Ländern kam, schlossen zahlreiche Staaten bilaterale Abkommen, die den US-Dollar als Hauptfakturierungseinheit und Wechselmechanismus absetzten. China ist dabei eines der führenden Länder – auch wenn es gleichzeitig eines der größten Aufkäufer von US-Schulden und -Papieren ist bzw. war. In den vergangenen Jahren haben diese bilateralen Abkommen an Bedeutung zugenommen: zuerst zaghaft und belächelnd gestartet, bevor sie sich zu großen Vereinbarungen im Energie- und Rohstoffsektor entwickelnden. China und Russland sind die perfekten Beispiele für diese Dedollarisierung, in dem sie bereits 2014 Handelsvereinbarungen bzgl. der Gaslieferungen in den eigenen Währungen abschlossen. Diese Vereinbarungen, die heuer einen ganz wichtigen Posten bei den chinesischen Importen ausmachen werden, kommen in der Abwicklung ohne den US-Dollar als Währungsmechanismus im internationalen Handel aus.

Russland und Teile von Europa, inklusive Deutschland, gehen immer engere Handelsbeziehungen ein. Die Gaspipeline Nordstream 2 ist – trotz der massiven Einschüchterungen durch Donald Trump und die USA – ein Paradebeispiel für diese Entwicklung und auch dass sich Deutschland vom US-Dollar als alleinige Fakturierungseinheit ab- und einem „Währungskorb“ zuwendet.

Der US-Energieminister Rick Parry hat sogar mögliche Sanktionen aufgrund der Pipeline ins Spiel gebracht. Aber solche „Warnungen“ führen eher dazu, dass sich die Staaten noch schneller von den USA als „Zentrum der Handelsbeeinflussung“ abwenden. Die US-Sanktionen auf die iranischen Ölexporte stützen dieses Argument, wenn man um die Bemühungen Chinas, Russland und Europas weis, diese Sanktionen zu umgehen.

China hat sogar einen eigenen Petroyuan-Markt eingeführt und die erste Öllieferung aus dem Mittleren Osten ins Reich der Mitte wurde mittels eines auf Petroyuan lautenden Vertrages im August diesen Jahres bezahlt. Die Mainstreamökonomen verweisen dann immer gerne auf den geringen Anteil solcher Petroyuan-Öllieferungen, gemessen am gesamten Welthandel. Aber dabei sehen sie das große Bild dahinter nicht. Denn es gibt nun eine Alternative zum Petrodollar, die es bislang noch nicht gegeben hat. Und genau diese Tatsache gilt es genauer zu untersuchen: der Trend nach Alternativen zum US-/Petrodollar… und all diese Alternativen führen am Ende zu einer größeren Zentralisierung durch globale Banken/Institutionen.

Jenseits des Schwenks weg vom US-Dollar als globale Reservewährung, sind mehrere alternative internationale Zahlungssysteme entstanden. SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) ist bislang das globale Netzwerk für „finanzielle Nachrichten“ aka Transaktionen zwischen den Banken – inklusive der Zentralbanken. Transaktionen werden durch das SWIFT-System vermittelt/durchgeführt, was eine schnelle Bestätigung dieser „Nachrichten“ erlaubt und diese den weltweiten Konten gutschreibt.

Ursprünglich in Brüssel gegründet, war SWIFT das weltweit einzige System mit globaler Kapazität, das diese Leistungen bereitstellen konnte. Heute befinden sich die Hauptdatenzentren in den USA und in den Niederlanden.

Über das SWIFT-System üben die USA massiven Einfluss und Kontrolle auf die Wirtschaft(en) aus. Dies beinhaltet auch Massenüberwachung der internationalen Finanztransaktionen und der Aussperrung von Ländern wie dem Iran aus dem SWIFT-System. Dazu hat Washington legale Transaktionen aka Gelder beschlagnahmt oder eingefroren, was belegt, dass die USA die Kontrolle über das System haben. Der Status des US-Dollars als Weltreservewährung, in Kombination mit dem Einfluss auf das wichtigste Werkzeug im internationalen Bankensystem, hat die fiskalische Dominanz der USA in den vergangenen Jahren gesichert.

Aber die Herrschaft des US-Dollars kommt nun zu seinem Ende. Globale Institutionen wie der IWF wollen eine monetäre Autorität mittels einer einheitlichen globalen Struktur schaffen und diese zentralisieren. Die große Lüge, die dabei transportiert wird, ist jedoch, dass diese „multipolare Weltordnung“ in irgendeiner Form „anti-globalistisch“ ist. Das ist schlichtweg nicht der Fall.

Was passiert also aktuell? Die Welt wird immer kleiner, da eine weltweite Konsolidierung (jedoch ohne die USA) stattfindet. Und dies umfasst auch Alternativen zu SWIFT.

So hat Moskau seine US-Staatspapiere auf den Markt geworfen, während gleichzeitig die Verbindungen zum IWF und der BIZ immer enger werden. Russland fordert schon seit längerem ein globales Währungssystem unter der Kontrolle des IWF. Auch China bläst in dieses Horn: mit Hilfe der Aufnahme des Yuan in den Korb der Sonderziehungsrechte wurde die Zusammenarbeit mit dem IWF intensiviert, während Peking zeitgleich seine Verknüpfungspunkte zum US-Dollar peu à peu kappt. Europa geht immer weitreichendere Handelsgeschäfte sowohl mit Russland als auch China ein, um damit auch die die US-Sanktionen ins Leere laufen zu lassen.

Zudem bauen all diese Länder neue SWIFT-ähnliche Netzwerke auf, um die USA hinaus zu drängen. Oder in anderen Worten: die USA werden zum unflätigen Bösewicht in unserem globalen Kabuki-Theater und bereitet durch die eigene Hybris die Bühne für die eigene Zerstörung vor. Die USA fungieren als Katalysator, der sowohl Feinde als auch Verbündete in die Arme der globalen Banken und damit in eine noch größere Zentralisierung treibt.

Als Teil die US-Sanktionen gegen den Iran und seine Ölexporte zu umgehen, hat die EU ein Programm gestartet, ein neues SWIFT-System außerhalb des US-Einflusses zu implementieren. Ein Programm, an dem Peking, Moskau und Teheran teilnehmen wollen – auch wenn diese Meldung von unserer Hochleistungspresse fast überall unerwähnt blieb. Das Wall Street Journal hat zwar kurz über diese Entwicklung berichtet, aber es gleich als ineffektiv beim Versuch die US-Sanktionen zu umgehen bezeichnet und es in Bausch und Bogen verdammt. Und dies scheint der allgemeine Konsens in der zumindest US-Presse zu sein: die Alternativen zu SWIFT abzukanzeln und mögliche Folgen schlicht zu ignorieren.

Der US-Dollar kann – und wurde bereits – durch zahlreiche bilaterale Handelsabkommen umgangen. Die US-Dominanz bzgl. des Ölhandels wird mittels alternativer Petro-Kontrakte umschifft. Und jetzt wird die Kontrolle des Finanznetzwerks mittels alternativer SWIFT-Programme umgangen. Das einzige, das den US-Dollar und bis zu einem gewissen Grad die US-Wirtschaft noch zusammenhält, ist die Tatsache, dass diese Alternativen noch nicht allzuweit verbreitet sind. Aber das wird sich zwangsläufig ändern.

Bleibt die Frage: wann wird diese Veränderung eintreten?

Ich glaube, dass die Geschwindigkeit in der der Handelskrieg „betrieben“ wird, die Geschwindigkeit der Dedollarisierung bestimmen wird. Je aggressiver die Zölle zwischen den USA und China, dem Iran, Europa und Russland verhängt werden, desto schneller werden die bereits bestehenden alternativen Systeme implementiert werden. Derzeit lässt die Geschwindigkeit des US-China-Handelskrieges darauf schließen, dass ein Schwenk weg vom US-Dollar und hin zu einem internationalen Währungskorb bis Ende 2020 erfolgen wird, wobei der Gesamtprozess weitere 10 Jahre bis zu seinem Abschluss benötigen wird. Das heißt, der Korb der Sonderziehungsrechte des IWF wird als Brücke in dieser „Wechselzeit“ fungieren, bis eine neue (wohl digitale, blockchainbasierende) weltweite Reservewährung und ein einziges weltweites Währungssystem implementiert ist.

Es ist aus meiner Sicht nur noch eine Frage weniger Monate bis China aufgrund der Handelsbeschänkungen und Zölle seine US-Dollarbestände und US-Papiere als Waffe gegen die USA einsetzen wird. Aber sobald dies eintritt, wird Peking diesen Wechsel nicht öffentlich bekannt geben oder werden die Mainstreammedien dieses Ereignis aufnehmen und darüber berichten – zumindest solange nicht, bis es für den einfachen Bürger zu spät ist.

Wir sollten uns auch davon lösen zu glauben, dass Europa in einem solchen Szenario den USA zu Hilfe kommen würde. Aufgrund des Verhaltens der EU in der letzten Zeit ist es für mich vollkommen eindeutig, dass man seitens Brüssel und Co. plant solange wie möglich neutral zu bleiben, wenn man sich nicht gar auf die Seite Chinas und Russlands schlagen wird.

Will man sich auf ein solches Ereignis vorbereiten, benötigt man soviel finanzielle Unabhängigkeit wie möglich. Das bedeutet, werthaltige Alternativen zum US-Dollar, wie Edelmetalle, zu besitzen und regionale Ökonomien basierend auf Tausch und Handel aufgebaut zu haben. Sobald der US-Dollar seinen Status als Weltreservewährung verliert, wird die Inflation in den USA massiv zunehmen, weil die weltweiten US-Dollar in den „Hafen zurückkehren“, da sie nicht mehr im internationalen Handel benötigt werden. Dieser Wechsel kann dabei sehr schnell erfolgen und wird auch zu massiven Verwerfungen in Europa führen.

Quellen:
The World Is Quietly Decoupling From The U.S. – And No One Is Paying Attention
Russia signs 30-year deal worth $400bn to deliver gas to China
In Germany, Construction Has Begun On Controversial New Russian Gas Pipeline
EU, China and Russia in move to sidestep US sanctions on Iran
It’s Official: China Launches New Petroyuan Futures Contracts
Europe’s Payment Channel to Salvage Iran Deal Faces Limits
U.S. Trade Wars Enter Dangerous New Phase

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