Finanzsystem: Immobilienpreise in Australien brechen um 10% einLesezeit: 3 Minuten
Weltweit haben wir in den letzten Jahren einen wahren Immobilienboom erlebt. Rekordpreise wurden für Immobilien und Grundstücke gezahlt. Mieten explodierten. Diese Entwicklung war zuvorderst auf das billige Geld der Zentralbanken zurückzuführen, das neben dem „normalen Geld“ auf Renditejagd war.
Doch diese Entwicklung dreht sich gerade ins Umgekehrte. Nicht nur in den USA brechen die Immobilienpreise auf weiter Flur ein – auch in Australien hat die Dynamik ein Ende gefunden. Viele Jahre war der Kauf von Immobilien eine risikofreie Anlage, die nur eine Richtung kannte: nach oben. In Australien stiegen die Immopreise und die Mieten auf schier unerschwingliche Höhen. Gleichzeitig wurden zu niedrigen Zinsen exorbitante Kredite aufgenommen, um
- bestehende Immobilien zu kaufen und
- neue Immobilien zu bauen.
Gefühlt wurde jede noch so kleine Freifläche in Australiens Großstädten versiegelt.
Die australische Regulierungsbehörde hatte daher bereits vor längerem dem Ganzen einen Riegel vorgeschoben, um eine Überhitzung zu verhindern, in dem sie die Kreditvergabe erschwert hatte. Die zunächst spürbare Abkühlung entwickelt aber jetzt seine eigene Dynamik. Aufgrund der niedrigen Zinsen kann aber eine weitere Zinssenkung nicht durchgeführt werden, was die Regulierungsbehörde jedoch dringend benötigen würde, wenn sie denn den „Fuß vom Bremspedal nehmen möchte“.
Bei klassischen Auktionen gingen vor zwei Jahren noch 80% der Immobilien in Australien an einen neuen Käufer. Inzwischen ist dieser Wert auf nur noch 40% gefallen. In manchen Gebieten sind die Immobilienpreise innerhalb eines Jahres um 10% eingebrochen, was nach Meinung vieler Kommentatoren in Australien zu einem Dominoeffekt in der gesamten Baubranche führen wird. Aus einer kontrollierten, staatlich induzierten, angedachten Abkühlung ist nun also ein unkontrollierbarer Preisverfall geworden.
Doch Australien steht nicht allein. Ein kurzer Blick auf die Meldungen in den USA vom Wochenende zeigt eine ähnliche Entwicklung auf:
- WSJ Calls It: „US Housing Boom Is Coming To An End, Starting In Dallas“
- Rising Rates Are Killing The Housing Market
- Foreign Investor Burnout Sparks Miami Real Estate „Slowdown“
- Weekend Reading
- Luxury Housing Bust – Chicago’s Most Expensive Mansion Taken Off Market
Interessant an Australien und deren Kreditmarkt ist im Übrigen, dass Australien zu den wenigen Ländern gehört, die keine Mindestreserve haben. Das ermöglicht eine Übertreibung in beide Richtungen. Im Federal Reserve-System gilt eine 10%-ige Mindestreserve und trotzdem hat es sehr viele Banken in der (Immo-)Krise von 2008 in den Abgrund gerissen. Im Vergleich zu den USA sind die Preise in Australien weit stärker gestiegen als damals in den USA. Als 2008 dann die US-Schuldner ihre Immobilien einfach den Banken überlassen hatten, weil sie die Kredite nicht mehr bedienen konnten und der Restwert des Hauses geringer als die Restschuld war, mussten Fannie Mae, Freddy Mac und Co. von der US-Regierung – und damit US-Steuerzahler – gerettet werden. Daher stellt sich nun die berechtigte Frage, wie das australische Bankensystem die sich jetzt auftuende Immokrise absorbieren will.
Quellen:
Off a cliff: House prices alarmingly close to record-hitting territory
Wikipedia – Reserve requirement
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