Handelskrieg: Unsicherheit an den weltweiten Märkten nimmt weiter zu

Autos - Bildquelle: Pixabay / niekverlaan; Pixabay LicenseAutos - Bildquelle: Pixabay / niekverlaan; Pixabay License

Autos – Bildquelle: Pixabay / niekverlaan; Pixabay License

Handelskriege und Sanktionen sind wie eine Art Schach auf Steroide – ein Spiel bei dem es aber um Leben und Tod geht. Mit jeder Verschärfung der Sanktionen nehmen zugleich die Spannungen zwischen den Kontrahenten zu. Einen Gewinner gibt es in der Regel dabei nie.

Der Handelskrieg zwischen den USA und China hatte bereits im letzten Jahr seinen gefühlten Klimax erreicht, als man sich gegenseitig in den Maßnahmen „übertreffen“ wollte, was letztlich dazu führte, dass beide Länder die wirtschaftlichen Aussichten für dieses Jahr revidieren mussten.

Jetzt scheint es aber so zu sein, dass die Streitigkeiten ein noch höheres Niveau erreicht haben, weil es auf Regionen mit weit kleineren Ökonomien wie Venezuela oder Länder in Afrika übergreift. So schreibt das Magazin Forbes:

Der nächste Handelskrieg zwischen den USA und China wird nicht in Washington oder Peking wegen der Handelskonflikte geführt. Es wird in Venezuela und Afrika ausgetragen, wo China ein aktiver Investor war, der die USA verärgert.

(The next US-China trade war won’t be fought in Washington or Beijing over trade frictions. It will be fought in Venezuela and Africa, where China has been an active investor, antagonizing the US.)

Um den Artikel zusammen zu fassen: eine „Ansteckung“ könnte das Ergebnis neuer Handelssanktionen gegenüber Venezuela sein. Gegen ein Land das bereits jetzt kurz vor dem politischen und wohl auch wirtschaftlichen Kollaps steht.

Sollte der derzeitige Präsident Venezuelas Maduro nicht in der Lage sein, die Schulden gegenüber China begleichen zu können, dann könnte der politische Regime Change hin zu einer „Pro-USA“-Regierung erfolgen. Laut des oben erwähnten Forbes-Artikels stehe Caracas nämlich kurz davor, seine Zahlungen an Peking einstellen zu müssen.

Dann könnte daraus wirklich eine „Ansteckung“ auf andere Staaten, darunter Emerging Markets und Länder in Afrika erfolgen:

Schlimmer noch, der Zusammenbruch von Maduros Regime könnte eine Ansteckung verursachen, die zum Zusammenbruch autoritärer Regime in anderen Teilen der aufstrebenden Welt führt. So wie in Afrika, wo China Kredite an unpopuläre Regime ausgegeben hat und sich starke Kritik von den USA auf sich ziehen.

(Worse, the collapse of Maduro’s regime could create a contagion that leads to the collapse of authoritarian regimes in other parts of the emerging market world. Like Africa, where China has been expending credit to unpopular regimes, and drawing strong criticism from the US.)

Daher ist es durchaus möglich, dass der Handelskrieg zwischen Peking und Washington indirekt auf kleinere Länder überspringen könnte. Das würde aber zusätzliche Spannungen erzeugen, bis hin zu Panik an den Märkten.

Die „Saat“ dieser Panik wurde bereits ausgesät und fängt langsam an aufzugehen. So berichtet CNN Business, dass sowohl das globale als auch das chinesische Wachstum langsamer ausfällt als angenommen. Zudem hat der IWF eine Warnung herausgegeben, dass sich die weltweite Wirtschaft „näher am Rand (closer to the edge)“ zu einer Rezession befinde:

[…] der Internationale Währungsfonds hat davor gewarnt, dass es noch schlimmer werden wird, wenn die Länder weiterhin die Handelskämpfe austragen. Ökonomen von Berenberg, einer privaten Bank in Deutschland, sagten letzten Monat, das Rezessionsrisiko in den Industrieländern sei „akuter als seit dem Ende der Eurokrise.“

([…] the International Monetary Fund has warned that it will get worse if countries keep fighting over trade. Economists at Berenberg, a private bank in Germany, said last month that the risk of recession in the developed world is „more acute than it has been since the end of the euro crisis.“)

Und diese Aussage bezieht sich auf die globale Situation. Daher nimmt der Druck auf die USA und China zu, eine Lösung bei den Streitigkeiten zu finden.

Strafzölle und Sanktionen könnten einen massiven Abverkauf bei den Aktien auslösen

Die Märkte reagieren sehr sensibel auf jede Bemerkung, die der US-Präsident Donald Trump bzgl. des Handelskriegs tätigt. In dieser Woche hatte der S&P positiv auf die Äußerungen Trumps reagiert, als dieser verlautbarte, dass man „mehr Zeit finden wird, um weitere Strafzollerhöhungen zu vermeiden (more time to find a way to avoid raising tariffs)“.

Dabei ist es aber wichtig im Hinterkopf zu behalten, dass es zu einer massiven Verwerfung an den Aktienmärkten kommen kann, wenn sich beide Seiten nicht einigen können. Chinesische Zeitungen schreiben, dass gerade die USA unter massiven Druck stehen würden, um eine Verschärfung der Situation zu vermeiden. Was aber in den nächsten Tagen und Wochen genau eintreten und passieren wird, wird unterschiedlich bewertet. Einige gehen davon aus, dass es eigentlichen keinen echten Handelskrieg gäbe; andere sind der Meinung, dass es zu einer Einigung kommen wird; und wieder andere gehen davon aus, dass wir es gerade mit einer tickenden Zeitbombe zu tun haben.

US-Firmen wie der Hersteller von Baumaschinen Caterpillar leiden bereits unter den Streitigkeiten:

Die Aktie des Unternehmens brach ein, nachdem die Nachfrage in China nachgelassen hatte. Die Einnahmen von Caterpillar gelten als wirtschaftlicher Erfolgsindikator. Das Ergebnis verfehlte die Schätzungen um 15 Prozent, die höchste seit dem vierten Quartal 2009, und die Anleger fühlen sich wegen des anhaltenden Kalten Krieges zwischen den beiden Ländern unwohl.

(The company’s stock slumped after missing earnings as China demand waned. Caterpillar’s earnings are considered an economic bellwether. Its earnings missed estimates by 15 percent, the most since the fourth quarter of 2009, and this makes investors uncomfortable about the ongoing cold war between the two countries.)

Wenn ein solcher „wirtschaftlicher Erfolgsindikator“ die Erwartungen nicht erfüllt, dann kann der Ausblick wahrlich nicht positiv sein. Und sollten die Märkte in dieser Causa weiterhin die Bemerkungen Trumps in der bisherigen Art und Weise bewerten, dann wird sich die Unsicherheit noch verstärken.

Das „Schachspiel der protektionistischen Handelspolitik“ scheint sich gerade gegen die USA zu wenden und die nächsten Tage und Wochen werden diesbezüglich sehr spannend werden.

Conclusio

Das Narrativ der Hochleistungspresse ist bislang, dass Trump „wahrscheinlich“ eine Handelsvereinbarung mit China beim Gipfel mit dem chinesischen Präsidenten Xi, der im März stattfinden wird, finalisieren wird. Wenn der „Nord-Korea-Deal“ Trumps ein Indikator für sein „Verhandlungsgeschick“ ist, dann sollten wir uns auf weitere Schauspieleinlagen gefasst machen. Das heißt, das Trump „große Fortschritte“ bei den Handelsgesprächen verlautbaren wird, die jedoch nie vertraglich festgehalten werden, so dass die Tür für eine Rückkehr zu den Strafzöllen jederzeit möglich ist. Dieses Kabuki-Theater ist aus meiner Sicht – wie bereits des öfteren erwähnt – ein Schutzschild, dass vor den fortgesetzten Straffungspolitik der Fed ablenken soll. Die Fed hat im Februar bislang über 58 Milliarden US-Dollar von ihrer Bilanz genommen – dem größten bislang jemals stattgefunden Abverkauf. Dies zeigt, dass die Fed aktuell keine Intention hat, ihre Straffungspolitik zu revidieren – auch wenn wir in der Hochleistungspresse mit der genau gegenteiligen Propaganda beglückt werden. Trump hat seine Präsidentschaft so eng mit den manipulierten Marktindikatoren verknüpft, dass ein Fall dieser Indikatoren und auch die Effekte des Handelskriegs direkt ihm angelastet werden wird. Und nicht der Fed.

Quelle:
Trade War “Chess” Leaves U.S. and Global Economy with Uncertainty
Global Trade Wars Escalate – China to “Fight Back Vigorously”
2019 Market Starts Off “Wobbly” – Uncertain Future Ahead
China economic work conference
The US-China Trade War Could Spread To Venezuela And Africa
New US tariffs on Chinese goods will be ‚catastrophic‘ for global stocks: China media
How bad is China’s economic slump? It’s impossible to tell
IMF cuts global growth forecast and warns of trade war and Brexit risks
Trade fights are pushing the global economy ever closer to the edge
Principles for US-China negotiations
Opinion: There is no U.S.-China trade war
U.S., China start to outline deal to end trade war: report
Why The US-China Trade War Is A Ticking Time Bomb

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