Venezuela: Wird das Land zum „neuen Syrien“?Lesezeit: 10 Minuten
Die Eliten besitzen schon immer eine Vorliebe für Regime Changes. Offenbar nutzt diese Strategie dabei, unwillige Staaten, die sich gegen eine Zukunft einer vollständig zentralisierten globalen wirtschaftlichen und politischen Ordnung stellen, auszusondern. Wir haben auch erlebt, dass das Mittel des Regime Change angewandt wird, wenn ein ehemals dem Westen zugeneigter Staatslenker seine politische Ausrichtung ändert und sich weigert dem vorgegeben Skript weiterhin zu folgen. Die meisten dieser Politdarsteller haben sich bereits in der Zeit der Anlehnung an die Vorgaben des Westens als Diktatoren geriert und waren keine sehr empathischen Zeitgenossen, was dazu führte, dass deren Sturz nicht gerade mit Beileidsbekundungen der westlichen Bevölkerungen einher ging, wenn diese gestützt oder gar ermordet wurden. Aber bei all dem gilt es immer die weiter greifenden Implikationen eines solchen Ereignisses zu beleuchten.
Ich glaube, dass sich die Gründe für Regime Changes und die Destabilisierung bestimmter Länder im Laufe der letzten Jahre weiterentwickelt haben. Zuvor ging es darum, jedes Land unter die Knute der Neuen Weltordnung zu zwingen. Heute scheint das Ziel zu sein, globale Streitpunkte zu erzeugen. Sozusagen der Versuch der Internationalisten/Globalisten/Eliten(IGE) den Großteil der Welt in variierende Formen von Konflikten zu stürzen. Dazu benutzen sie bestimmte Regionen als Nexuspunkte für diese Konflikte.
Syrien war und ist immer noch einer dieser Nexuspunkte. Die Transmutation Syriens begann als eine „Erweiterung des Arabischen Frühlings“. Vom Westen finanzierte und organisierte Putsche in Tunesien, Libyen und Ägypten inspirierten zahlreiche Extremisten und führten dazu, dass sich ein riesiger Strom von schwarzen, militärischen Rüstungsgütern über diese Länder ergoss. Insbesondere die CIA unter Barack Obama nutzte dieses Chaos aus, um in Jordanien „Trainingscamps für moderate Rebellen“ aufzubauen. Die selben „Rebellen“, die die Basis für den Daesh schufen und den Bürgerkrieg in Syrien lostraten.
Während Milliarden an US-Dollar zur Bewaffnung und Versorgung der syrischen „Rebellen“ flossen – viele davon mit engen Beziehungen zum Daesh -, wurde dieses Programm im Jahre 2017 durch die Trump-Administration „offiziell beendet“, obwohl die geheime US-Unterstützung für diese Gruppen fortgesetzt wurde und auch die israelischen Übergriffe im souveränen Luftraum Syriens zu keiner Reaktion seitens Washingtons führten.
Die Lage in Syrien hatte das Potenzial zahlreiche Staaten, darunter die Atommächte USA, Israel, Russland und China, in einen großen Krieg zu ziehen. Beileibe kein Versehen oder ein Fehler, sondern ein absichtlich herbei geführtes Konfliktpotenzial.
In zahlreichen Artikeln bin ich auf die mögliche „Verwertung“ der Situation in Syrien als globalen Streitpunkt aufgrund der einzigartigen militärischen Allianzen in dieser Region eingegangen. Der einzige Grund, warum das „Konfliktpotenzial Syriens nicht in vollem Umfang ausgenutzt wurde“, liegt darin, dass die alternativen Medien diese Verschwörung effektiv benannt und beleuchtet hatten. Die Bestrebungen der IGE US-amerikanisches Militär als Unterstützung für den Daesh einzusetzen, um Bashar al-Assad zu stürzen, wurde dadurch vereitelt. Die Hochleistungspresse hatte den Daesh und andere Gruppen in Syrien zuerst als „couragierte Rebellen“ bezeichnet, die für die Freiheit kämpfen würden. Dieses Narrativ fand sein Ende als die alternativen Medien das Internet mit Beweisen überfluteten, dass die „Rebellen“ Genozide und Massentötungen verübten.
Wäre die Öffentlichkeit im Westen und insbesondere in den USA darauf reingefallen, wäre es zu einer offenen militärischen Kriegsführung des Westens gekommen, um dem Daesh beim Sturz Assads zu unterstützen, was wiederum zu einer offenen Konfrontation mit Russland und/oder dem Iran hätte führen können. Die westlichen Bevölkerungen wurden dadurch vor der Unterstützung einer Ideologie bewahrt, die viele verachten und als Kriegsverbrechen bewerten.
Diejenigen, die nicht mit dem Konzept des falschen Ost-West-Paradigmas vertraut sind, werden hier wahrscheinlich meiner Argumentation nicht folgen können, warum die IGE die geopolitischen und/oder ökonomischen Positionen der USA bewusst untergraben WOLLEN. Sobald sie aber verstehen, dass sowohl China als auch Russland engste Beziehungen zum globalistischen Rahmenwerk pflegen, und dass sie nur eine falsche Opposition zur „Neuen Weltordnung“ darstellen, wird die Realität der Situation immer klarer.
Wer sich tiefer mit diesem Thema beschäftigen will und Fakten und Beweise dieser Dynamik sucht, dem empfehle ich meinen Artikel „Multipolare Welt“: Die gleichen Spieler, die gleichen Strippenzieher wie in der heutigen Welt vom 23. August 2018. Die bewusst herbei geführte Destabilisierung der USA und Teile Europas sowie der Aufstieg des Ostens wurden erzeugt, um das derzeitige ökonomische Modell aus souveränen Staaten und Währungen, angeführt vom US-Dollar als Weltreservewährung, zu Fall zu bringen. Dies würde ein Vakuum in der globalen ökonomischen Struktur hinterlassen; ein Vakuum, dass die IGE planen mit einer neuen zentralisierten Eineweltwährung zu füllen.
Dieses System, kontrolliert vom IWF, wurde von Peking und Moskau ganz offen unterstützt und eingefordert. Die Illusion, dass der Osten in irgendeiner Art und Weise ein Gegner der NWO sei, löst sich rasch auf, wenn man die seit langer Zeit bestehenden Allianzen mit der Bankerkabale und den IGE kennt sowie um die Forderungen der beiden Länder, dass der IWF eine führende Rolle bei der Umsetzung eines neuen monetären, globalen Währungssystems einnehmen soll. Aber wie planen die IGE den Massen einen solch historischen und schmerzhaften Wechsel der globalen ökonomischen Architektur zu verkaufen?
Meiner Meinung nach werden Konfrontationen in bestimmten Regionen, wie der in Syrien, erzeugt, um einen großen Krieg los zu treten. Nicht in Form eines Nuklearkrieges, sondern in der Form eines all umfassenden ökonomischen Krieges und kleinerer, regionaler Kriege. Neben Syrien habe ich seit Jahren vor einem weiteren potenziellen Nexuspunkt gewarnt: Venezuela.
In meinem Artikel vom 7. Mai 2016 (!) „Südamerikas große Drei“: Welche Auswirkungen kann ein Zusammenbruch für die USA und Europa haben? ging ich auf die instabile sozialistische Struktur Venezuelas ein. Insbesondere warum die Gesellschaft in Venezuela aufgrund kleinerer Ursachen zerbrechen könnte. Venezuela ist zwischenzeitlich tatsächlich wirtschaftlich zusammengebrochen, so dass nur noch das Kriegsrecht das Land zusammenhält.
Ich habe zudem davor gewarnt, dass ein Kollaps Venezuelas auf die anderen umliegenden Staaten überspringen könnte, die bereits durch fiskalische Probleme und hohe Schulden geschwächt sind. „Seltsamerweise“ wird ein solcher Zusammenbruch in Südamerika in einem US-amerikanischen Papier namens „Operation Garden Plot and Rex 84“ beschrieben. Einem geheimen Pentagonpapier aus dem Jahr 1968, das während der Iran/Contra-Affäre ans Licht der Öffentlichkeit gelangte und das eine Massenmigration aus Süd- und Zentralamerika als Erklärung für das Ausrufen des Kriegsrechts/Nationalen Notstands innerhalb der USA vorsah.
In den vergangenen Monaten hat die Trump-Administration jedoch eine neue „Dimension zu diesem Problem“ hinzugefügt. Verschärfte Sanktionen gegenüber Venezuela haben Öl ins Feuer des dortigen wirtschaftlichen Kollaps gekippt. Zudem wurde eine noch aggressivere Haltung von Washington gegenüber Maduro eingenommen – inklusive eines möglichen militärischen Eingreifens der USA.
Manche mögen denken, dass – falls die USA den Zusammenbruch Venezuelas wollen – sich Washington doch nur zurück lehnen und abwarten muss wie das sozialistisch geführte Land sich selber aufgrund der wirtschaftlichen Verfassung und Politik zerlegt. Aber offenbar fällt das Land für die IGE nicht so schnell in sich zusammen wie es die IGE wollen. Meine Theorie ist daher, dass es das Ziel ist ein „neues Syrien“ zu erzeugen – aber diesmal viel näher an der Grenze zu den USA.
Venezuela besitzt enge Verbindungen zu China und Russland. Das venezolanische Militär hat zudem enge Beziehungen zu denen Moskaus. Ihr Militär wird bis heute durch Russland unterstützt und Moskau hat sich ganz klar positioniert, was ein militärisches Eingreifen der USA in der Region anbelangt.
Sowohl Peking als auch Moskau stehen weiterhin hinter Maduro als Präsidenten Venezuelas, während sich der Westen zum Großteil hinter dem „angeleiteten Oppositionsführer“ Juan Guaido stellt. Die Frage, die zwangsläufig aufkommen muss, lautet daher: wie weit wird man den Weg einer Konfrontation in Venezuela beschreiten?
Das US-Engagement in Süd- und Zentralamerika gibt kein eindeutiges Bild ab. Die Putsche im Namen des Kampfes gegen den Kommunismus zur Amtszeit Ronald Reagans in Ländern wie El Salvador erzeugte nicht nur Bürgerkriege, sondern sie dienten auch zur Etablierung gewalttätigerer Diktaturen und Regime (ein Hinweis auf die Todeskommandos in El Salvador sollte hier genügen). Nicht zufälligerweise haben wir ein ähnliches Schema von solchen Todeskommandos und Extremisten auch bei der Destabilisierung Syriens gesehen.
Ich finde es interessant, dass sich plötzlich Linke wie Ilhan Omar in den USA für die Offenlegung solcher Taktiken einsetzen und diese Techniken adressieren. Seltsamerweise hört man nichts von ihnen, wenn es um die gleiche Zersetzungsmethode in Syrien geht, und dass sie sich für eine Fortsetzung der US-Präsenz in der Region um Venezuela einsetzen. Meine Einschätzung ist, dass es ein Versuch der IGE ist, konservative Kräfte hinter einem US-geführten Umsturz in Venezuela zu versammeln. Denn was immer die Linken angreifen, sollen und werden nach der Lesart der IGE die Konservativen verteidigen.
Aber in diesem Fall ist die Trump-Regierung in ihren Aktivitäten genauso heimtückisch wie andere Administrationen zuvor, denn die Unterstüztung eines solchen Umsturzes wäre ein Affront gegen echte konservative Prinzipien.
Erwähnenswert dabei ist, dass die Bewaffnung und das Training der „Rebellen in Syrien“ zuerst im Geheimen stattfand. Zu Beginn wurde es von Politik und Hochleistungspresse euphemistisch als „humanitäre Hilfe“ deklariert. In Venezuela bietet Washington den Menschen und den Oppositionsparteien erneut „Hilfe“ an, ge- und unterstützt durch das US-Militär. Die IGE sind in der Auswahl ihrer Taktiken nicht gerade kreativ; sie setzen immer wieder auf die gleichen Methodiken, weil sie rückwirkend betrachtet weit öfter funktioniert haben als dass sie damit gescheitert sind.
Sollte sich diese Dynamik auch in Venezuela zeigen, dann erwarte ich eine sofortige, aggressive ökonomische Antwort Russlands und Chinas darauf – inklusive eines weiteren Abverkaufs von US-Dollar- und US-Staatspapierbeständen durch Peking, was den Wert und Status des US-Dollars als Weltreservewährung weiter unterminieren wird. Die USA würden im Falle eines solchen Neuanfangs – neben Europa – am härtesten getroffen werden. Und mit einem globalistischen Kriegstreiber wie John Bolton in der Trump-Administration würde der Rest der Welt wenig Mitleid mit dem „Land of the Free“ haben, wenn die Konsequenzen dann die USA einholen.
Wir sollten nicht den Fehler machen anzunehmen, dass sich die Situation in Venezuela zufälligerweise gerade jetzt verschärft, während sich zeitgleich die Spannungen zwischen den USA, Russland und China einem neuen Höhepunkt zuwenden. Packt man dem Handelskrieg noch einen weiteren regionalen Konflikt (ähnlich dem Syriens) oben auf, dann wächst die Möglichkeit eines „finanziellen Dritten Weltkriegs“. Wenn sich dieses Szenario ungestört entwickeln kann, dann bietet ein solches Ereignis eine noch größere und bessere Ablenkung für den von den IGE angesteuerten „globalen Neuanfang“ sowie für den gewünschten Wechsel des Weltwirtschaftsmodells. Zudem könnte eine durch den Kollaps Venezuela ausgelöste Wirtschaftskrise in Süd- und Zentralamerika dazu führen, das sich riesige Migrationsströme (Thomas Barnett lässt grüßen) gen Norden aufmachen und an der Grenze zu den USA anlanden. Und wie in der „Operation Garden Plot“ skizziert, würde dies unvermeidlich als Begründung für das Kriegsrecht und entsprechende Maßnahmen dienen.
Quellen:
Is Venezuela On The Verge Of Becoming Another Syria?
Army Special Forces soldiers killed in Jordan were working for the CIA
West training Syrian rebels in Jordan
„Multipolare Welt“: Die gleichen Spieler, die gleichen Strippenzieher wie in der heutigen Welt
„Südamerikas große Drei“: Welche Auswirkungen kann ein Zusammenbruch für die USA und Europa haben?
US Department of the Army Civil Disturbance Plan “GARDEN PLOT” 10-September-1968
Talk of U.S. Military Intervention in Venezuela Suddenly Gains Traction
Military intervention in Venezuela is ‘an option,‘ Trump says, as Russia warns against ‘meddling’
Why did China stand by Maduro in Venezuela?
FACT SHEET: U.S. Humanitarian Assistance in Response to the Syrian Crisis
US Military Aircraft to Deliver 250 Tons of Aid to Venezuela Border
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