In einer kleinen Artikelserie möchte ich auf die von mir immer wieder geäußerte Verschlechterung der US-Fundamentaldaten eingehen und belegen, dass sich die USA – als noch wichtigste Industrienation – in den ersten Wehen einer Rezession befinden.
Während die Aktienmärkte sich gegen den Trend dieser Fundamentaldaten stellen (als Spätindikator aber durchaus nachvollziehbar), haben eine Vielzahl an echten Fundamentaldaten schon vor längerer Zeit gen Süden gedreht.
1. US-Produktionszahlen weiterhin rückläufig
Der Mai war der dritte Monat in Folge in denen die Produktionszahlen gefallen sind. Gegenüber dem April um -1,2%. In diesen Zahlen sind auch die Werte für die Fertigungsgüter im Transportbereich inkludiert, die allein um 4,4% gefallen sind. Gerade der Bereich Transport ist aber ein sehr guter Beleg für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Ein Blick auf die entsprechende Grafik zeigt den aktuellen Trend auf:
Seit nunmehr August 2018 geht es – abgesehen von einer kleinen Spitze im Weihnachtsgeschäft – stetig nach unten wie auch eine andere Darstellung belegt:
Viele Analysten sehen darin eine ökonomische Kontraktion, die vergleichbar mit der Zeit vor der Großen Depression ist, weil das Wirtschaftswachstum so gering ausfällt. Die beiden obigen Grafiken werden zudem durch die Dallas Fed Manufactoring Survey (Stimmungsumfrage im produzierenden US-Gewerbe) gestützt, die im Juni weit unter die Annahmen der Mainstreamanalysten fiel:
Und auch die allgemeine Grundstimmung in der US-Wirtschaft kommt zum gleichen negativen Ergebnis:
2. Auch der Dienstleistungssektor bricht ein
Weil sich der Bereich des produzierenden Gewerbes so schlecht in den letzten Monaten dargestellt hat, hatten viele Investoren die Hoffnung, dass sich der Dienstleistungsbereich besser entwickeln würde und die Gesamtwirtschaft oben halten würde. Ein Fehlschluss wie nachfolgende Grafik zeigt (zur Erklärung: alles unter dem Wert 50 wird als „ökonomische Kontraktion“ aka Rezession gewertet):
Auch wenn im Juni die Zahlen etwas besser waren, ist leicht erkennbar, dass sie sich um den „Gefahrenwert 50“ bewegen – trotz der massiven Steuersenkungen im letzten Jahr und der enormen Ausgaben durch die US-Regierung. Zur gleichen Zeit ist die Beschäftigtenzahl in diesem Bereich so stark gefallen wie in den letzten 16 Monaten nicht mehr:
Die Entwicklung des Wachstums im Dienstleistungssektor ist wenig erfreulich, da die Umfragedaten nach wie vor eine deutliche Verlangsamung des Wirtschaftswachstums im zweiten Quartal anzeigen. Eine wesentliche Änderung seit dem ersten Quartal war eine Ausweitung der Verlangsamung über das verarbeitende Gewerbe hinaus, [so dass] das Wachstum des Dienstleistungssektors nun auch eine deutlich schwächere Geschäftsaktivität und Auftragsentwicklung als zu Jahresbeginn aufweist. „Die Einstellung von Mitarbeitern wurde beeinträchtigt, als die Unternehmen ihre Expansionspläne angesichts schwächer als erwarteter Auftragseingänge und düsterer Aussichten für das kommende Jahr reduzierten. Das Beschäftigungswachstum war über zwei Jahre lang das schwächste, und die Erwartungen an die Zukunft sowohl im Dienstleistungssektor als auch im verarbeitenden Gewerbe sind auf den niedrigsten Stand gefallen, der seit dem ersten Vorliegen vergleichbarer Daten im Jahr 2012 zu verzeichnen war…“
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(An improvement in service sector growth provides little cause for cheer, as the survey data still indicate a sharp slowing in the pace of economic growth in the second quarter. A major change since the first quarter has been a broadening-out of the slowdown beyond manufacturing, with the service sector growth now also reporting much weaker business activity and orders trends than earlier in the year. „Hiring was hit as firms scaled back their expansion plans in the face of weaker than expected order inflows and gloomier prospects for the year ahead. Jobs growth was the weakest for over two years and future expectations across both services and manufacturing has slipped to the lowest seen since comparable data were first available in 2012…“)
80% der US-Amerikaner arbeiten im Dienstleistungssektor, was die Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges für die Gesamtwirtschaft der USA belegt. Kein Wunder also, dass Mainstreamanalysten immer noch daran glauben, dass die Fed es „schon richten wird“ (was ich aber – wie bereits zigfach geschrieben – nicht denke):
„Da die Dynamik deutlich nachlässt, wird es nicht mehr lange dauern, bis die Fed die Zinsen senkt“, sagte der hochrangige US-Ökonom Michael Pearce von Capital Economics.
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(„With momentum clearly fading, it won’t be long before the Fed begins cutting interest rates,“ said senior U.S. economist Michael Pearce of Capital Economics.)
Mit den Produktions- und Dienstleistungszahlen wird bereits ersichtlich, dass die USA keineswegs das von der Fed propagierte „starke bzw. robuste Wachstum“ aufweisen, sondern sich vielmehr in den ersten Wehen einer Rezession befinden. Im nächsten Artikel werden ich dies weiter belegen, in dem ich auf die inverse Renditekurve und die Arbeitslosenzahlen eingehen werde.
Quellen:
10 Big Steps Down the Road to Recession
IHS MARKIT US SERVICES PMI™
Service side of U.S. economy grows at slowest pace in almost 2 years, ISM says