Artikelserie: US-Wirtschaft – Die Fakten Teil 5: Wirtschaftsklima und Außenhandel

Im abschließenden Teil dieser kleinen Artikelserie (Teil 1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4) zum Zustand der US-Wirtschaft beschäftige ich mich mit den Themen Wirtschaftsklima und Außenhandel.

9. Ein sich stetig verschlechterndes Wirtschaftsklima

Nimmt man das Frachtaufkommen der letzten Monate her, so kann es nicht verwundern, dass das allgemeine Wirtschaftsklima und die Einschätzung der einzelnen Marktteilnehmer alles andere als rosig aussieht. Morgan Stanley schreibt dazu, dass sich die Erwartung der Unternehmer so schlecht darstellt wie zuletzt 2008:

Wirtschaftsklima - Bildquelle: www.activistpost.comWirtschaftsklima - Bildquelle: www.activistpost.com

Wirtschaftsklima – Bildquelle: www.activistpost.com

Abgeleitet davon ist zu erwarten, dass es auch zu keinen weiteren Neueinstellungen, sondern vielmehr zu Entlassungen kommen wird. Denn Unternehmer, die eher pessimistisch in die Zukunft blicken, werden sicherlich keine neuen Jobs schaffen bzw. ihre (in den USA eigentlich nicht existente) Produktion hochfahren.

10. Außenhandelsdefizit steigt weiter an

Donald Trumps Strafzölle bzw. sein Handelskrieg wurden schon zigmal auf diesem Blog thematisiert. Genauso wie dass damit der US-Wirtschaft eher geschadet als geholfen wird. Und trotzdem (oder gerade deswegen) wächst das US-Außenhandelsdefizit weiter an.

„US-Handelsbilanzdefizit steigt im Mai“

Das überraschend hohe Handelsbilanzdefizit im Mai wird das BIP des zweiten Quartals nur leicht belasten. Ein größeres Defizit wirkt sich negativ auf das US-Wirtschaftswachstum aus.

(„U.S. trade deficit in goods jumps in May“

The surprisingly larger May trade deficit will be a modest drag on second-quarter GDP. A larger deficit is a negative for U.S. economic growth.)

Auch die offiziellen Zahlen der Fed belegen diesen Trend:

Fed US-Handelsbilanz – Bildquelle: www.activistpost.com

Oder die des US Census Bureau:

US-Handelsdefizit Census Bureau – Bildquelle: www.activistpost.com

Und Reuters schreibt in einem Artikel vom 3. Juli:

Das US-Handelsbilanzdefizit stieg im Mai auf ein Fünfmonatshoch, als die Importe von Gütern zunahmen. Dies war wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die Unternehmen vor einem Anstieg der Zölle auf chinesische Waren wieder aufgestockt wurden, was einen deutlichen Anstieg der Exporte in den Schatten stellte.

(The U.S. trade deficit jumped to a five-month high in May as imports of goods increased, likely as businesses restocked ahead of an increase in tariffs on Chinese merchandise, eclipsing a broad rise in exports.)

Im vergangenen Jahr betrug das Außenhandelsdefizit insgesamt 891,3 Milliarden US-Dollar, was dem höchsten Stand in der Geschichte der USA entspricht – trotz der martialischen Strafzölle der Trump-Administration.

Conclusio

Die in dieser Artikelserie aufgeführten Fakten belegen letztlich, dass sich die USA bereits in einer Rezession – zumindest am Beginn einer solchen, wenn man es noch positiv sehen will – befinden.

Gary Shilling, ein Ökonom und Finanzanalyst, dem die Prognose mehrerer Rezessionen in den letzten 40 Jahren zugeschrieben wird, geht davon aus, dass sich die USA in einem relativ milden Einbruch befinden. „Ich denke, wir befinden uns wahrscheinlich bereits in einer Rezession…“ Shilling bezieht sich dabei auf: eine rückläufige Industrieproduktion… schwaches Beschäftigungswachstum… das Rezessionswahrscheinlichkeitsdiagramm der Federal Reserve Bank of New York… die Wirtschaftsleitindikatoren der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung… [und] schwache Immobilenmarktdaten. – USA Today

(Gary Shilling, an economist and financial analyst who is credited with predicting several recessions over the past 40 years, thinks the U.S. is in a relatively mild slump. „I think we’re probably already in a recession…“ Shilling points to: Declining industrial production… feeble job growth… the Federal Reserve Bank of New York’s recession probability chart… the Organization for Economic Co-operation and Development’s leading economic indicators… [and] weak housing data. – USA Today)

Laut einer Umfrage von Bankrate.com gehen 40% der befragten US-Amerikaner davon aus, dass sich ihr Land innerhalb eines Jahres in einer Rezession wiederfinden wird, wobei von diesen 40% die Hälfte denkt, dass diese bereits begonnen hat.

Die meisten Mainstreamanalysten sagen aktuell noch, dass eine Rezession in den USA noch ein bis zwei Jahre entfernt sei. Wobei festzuhalten ist, dass der Großteil von ihnen die letzte Rezession auch nicht hat kommen sehen – selbst als die ersten Ausläufer bereits sichtbar waren.

Da die USA immer noch die die wichtigste Wirtschaftsnation (kurz vor China) sind, hat eine dortige Rezession auch Auswirkungen auf den Rest der Welt. Es bleibt also wahrlich weiter spannend.

Quellen:
10 Big Steps Down the Road to Recession
U.S. trade deficit in goods jumps in May
U.S. trade deficit surges to five-month high as imports soar
United States Balance of Trade
In Blow to Trump, America’s Trade Deficit in Goods Hits Record $891 Billion
Is the US already in a recession? This economist thinks it’s possible
State of the Economy

Beitrag teilen:

Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
www.konjunktion.info unterstützen: