Am Mittwoch verlor der Dow Jones 800 Punkte – der schlechteste Tag im Jahresverlauf. Interessant an diesen 800 Punkten ist, dass es in der Geschichte des Dow Jones nur drei Tage gab, an denen der Index noch stärker einbrach.
Die aktuelle inverse Renditekurve scheint die Investoren (und Algorithmen) immer mehr in den Panikmodus zu versetzen, was die schnelle Art und Weise des Abverkaufs erklären könnte. Bereits am 5. August war der Dow Jones um 767 Punkte gefallen. Diese beiden in diesem Monat stattgefundenen Einbrüche erwecken den Eindruck, dass wir uns auf mehr gefasst machen müssen.
Ein solcher 800 Punkte-Sturz ist sehr selten. CNN hat auf seiner Website, die zehn größten Tagesverluste beim Dow Jones vor dem Mittwoch-Einbruch aufgelistet:
Date … Change
02/05/2018 … -1,175.21
02/08/2018 … -1,032.89
10/10/2018 … -831.83
12/04/2018 … -799.36
09/29/2008 … -777.68
08/05/2019 … -767.27
10/15/2008 … -733.08
03/22/2018 … -724.42
09/17/2001 … -684.81
12/01/2008 … -679.95
10/09/2008 … -678.91
02/02/2018 … -665.75
01/03/2019 … -660.02
12/24/2018 … -653.17
08/08/2011 … -634.76
04/14/2000 … -617.77
05/13/2019 … -617.38
06/24/2016 … -610.32
10/24/2018 … -608.01
11/12/2018 … -602.12
Damit ist der Mittwoch-Sturz der viertgrößte in der Geschichte des Dow Jones. Insbesondere die „Too Big To Fail“-Banken zogen den Index nach unten:
Bankaktien führten den Einbruch an, da es für diese Konzerne schwieriger wird, in einem solchen Umfeld einen Gewinn mit Krediten zu erwirtschaften. Bank of America und Citigroup fielen um 4,7% bzw. 5,2%, während J. P. Morgan ebenfalls um 4,15% fiel. Der S&P 500-Finanzsektor fiel im Tagesverlauf in den Korrekturbereich.
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(Bank stocks led the declines as it gets tougher for the group to make a profit lending money in such an environment. Bank of America and Citigroup fell 4.7% and 5.2%, respectively, while J.P. Morgan also dropped 4.15%. The S&P 500 Financials Sector dipped into correction territory on an intraday basis.)
Nur kurz zur Erinnerung: bereits 2008 waren es die Banken, die an vorderster Stelle der Aktienwertverluste standen. Haupttreiber für die aktuelle negative Stimmung an der Wall Street ist die inverse Renditekurve:
Der Markt für US-Staatsanleihen war am Mittwoch alarmiert, als Anleger auf der Flucht vor riskanteren Vermögenswerten die Rendite für 30-jährige Anleihen auf ein Rekordtief senkten und die Rendite für 10-jährige Anleihen zum ersten Mal seit 2007 unter den Zinssatz für zwei Jahre fielen.
Die Rendite für 10-jährige US-Schatzanweisungen sank um 1,9 Basispunkte unter die Rendite für 2-jährige Schatzanweisungen, was als Vorbote einer Rezession in den USA angesehen wurde, die in den nächsten 18 Monaten beginnt.
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(The U.S. government bond market sounded alarms Wednesday as investors fleeing riskier assets drove the 30-year bond’s yield to a record low and the 10-year yield fell below the rate on the two-year for the first time since 2007.The 10-year Treasury yield dipped as much as 1.9 basis points below the two-year yield in what’s considered a harbinger of a U.S. economic recession beginning in the next 18 months.)
Immer dann, wenn die langläufigen Anleihen weniger Rendite als die Kurzläufer bringen, dann wird dies als Anzeichen gewertet, dass die Anleger eine schwieriger werdende Wirtschaftsphase erwarten. Und wie die Geschichte gezeigt hat, folgen Rezessionen fast immer auf solche inversen Zinsstrukturen. Kein Wunder also, dass alle Augen auf die Fed und andere Notenbanken gerichtet sind, die „endlich etwas dagegen tun sollen“:
„Der Anleihenmarkt sagt, dass die Zentralbanken hinterher laufen“, sagte Marc Ostwald, globaler Stratege bei ADM Investor Services in London. „Für die Weltwirtschaft ist alles Untergang und Trübsinn.“
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(„The bond market is saying central banks are behind the curve,“ said Marc Ostwald, global strategist at ADM Investor Services in London. „It’s all doom and gloom on the global economy.“)
Doch der Dow Jones-Absturz war nicht das Einzige, was am Mittwoch die Sorgenfalten in die Gesichter der Investoren trieb:
Die Wirtschaftsleistung in Deutschland, der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt, schrumpfte laut einem Bericht vom Mittwoch im zweiten Quartal, während die Wirtschaftsleistung in China, der zweitgrößten Volkswirtschaft, niedriger ausfiel als erwartet.
„Es ist fast so, als würden wir eine Lehrbuchversion einer Zeit vor der Rezession sehen“, sagte Nicholas Akins, Vorstandsvorsitzender der in Ohio ansässigen American Electric Power Co., in einem Interview am Mittwoch. Das Unternehmen versorgt Industrie-, Gewerbe- und Privatkunden in 11 Bundesstaaten mit Strom.
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(Economic output in Germany, the world’s fourth-largest economy, contracted in the second quarter, according to a report Wednesday, while a report on factory output in China, the second-largest economy, came in lower than expected.„It’s almost like we’re starting to see a textbook version of a pre-recessionary period,“ Nicholas Akins, chief executive of Ohio-based American Electric Power Co., said in an interview Wednesday. The company provides electricity to industrial, commercial and residential customers in 11 states.)
Das Wort Rezession wird zwar immer noch in der Hochleistungspresse nach Möglichkeit vermieden, aber de facto befindet sich nicht nur die US-Wirtschaft, sondern auch die Weltwirtschaft seit mehreren Monaten in einer solchen (in verschiedenen Ausprägungsstufen).
Inzwischen scheint auch die Fed in ihrer „Berichterstattung“ umzuschwenken. So ist laut der Fed die Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den USA in den nächsten 12 Monaten so hoch wie zuletzt in der Finanzkrise 2008:
Die Kurve ist nicht das Einzige, was einen lauten Alarm auslöst. Der Index der Federal Reserve Bank of New York, der die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA in den nächsten 12 Monaten anzeigt, liegt mit rund 31% nahe dem höchsten Stand seit der globalen Finanzkrise.
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(The curve isn’t the only thing flashing high alert. The Federal Reserve Bank of New York’s index showing the probability of a U.S. recession over the next 12 months is close to its highest level since the global financial crisis, at around 31%.)
An dieser Stelle sei nochmals daran erinnert (was ich immer wieder geschrieben habe), dass die Fed und auch die Medien erst dann Alarm schlagen werden, wenn es für den einfachen Bürger zu spät ist, um sich gegen das kommende abzusichern.
Dabei ist die „Blase aller Blasen“ diesmal größer als jemals zuvor – was auch die nachfolgenden Szenarien schlimmer werden lässt als jemals zuvor. Martin Armstrong dazu:
Ich bin in Übersee, weil sich eine Krise zusammenbraut, in der viele den „Lehman-Moment“ in etwas Moderneres umbenennen könnten. Es ist klar, dass die Einsätze für die Weltwirtschaft weit höher sind, als irgendjemand wirklich zu schätzen weiß. Wir nähern uns einem perfekten finanziellen Sturm.
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(I am overseas as a crisis is brewing which many might rename the „Lehman Moment“ to something more up to date. Clearly, the stakes are far higher to the world economy than anyone may truly appreciate. We are cascading toward a perfect financial storm.)
Ohne Zweifel ist das Momentum einer Aktienbaisse gegeben und nimmt auch an Geschwindigkeit zu – etwas, wovor ich seit längerem warne. Wir sollten uns alle warm anziehen…
Quellen:
We Just Witnessed The 4th Largest Single Day Point Decline In U.S. Stock Market History
These are the worst days in history for the Dow
The Dow is little changed as it struggles to rebound from worst day of 2019
Bonds signal growing global distress as key yield curve flips
Warning Signs Point to a Global Slowdown
Poor Chinese and German Economic Data Fan Fears of Global Slowdown
China’s Economy Weakens on Several Fronts as Trade War Rages
The Next Lehman Moment – Threat to the Global Economy the Fed Responded to