Finanzsystem: Die Notenbanken pumpen weltweit Unsummen ins System – Was wissen sie, was wir nicht wissen (dürfen)?

Vorschlaghammer - Bildquelle: Pixabay / stevepb; Pixabay LicenseVorschlaghammer - Bildquelle: Pixabay / stevepb; Pixabay License

Vorschlaghammer – Bildquelle: Pixabay / stevepb; Pixabay License

Dass die Federal Reserve nun eine Zinssenkung um 0,25% durchführen wird, mag auf dem ersten Blick meine Voraussage, dass es zu keinen Zinssenkungen kommen wird, widerlegen. Jedoch habe ich immer wieder davon geschrieben, dass die Fed ihre Straffungspolitik so lange durchführen wird, bis eine Umkehrung der aktuellen Geschehnisse nicht mehr durchführbar sein wird. Den Schaden, den die Straffungspolitik der Fed bislang angerichtet hat, scheint inzwischen ausreichend zu sein, damit eine Umkehr nicht mehr möglich ist – wie auch die Fundamentaldaten und die ersten Reaktionen zeigen.

Mit diesen Worten leitete ich den Artikel Fed: Kleine Zinssenkung, aber die Märkte erwarte(te)n mehr vom 1. August 2019 ein.

Gute vier Monate später scheint dieser Punkt der Unumkehrbarkeit gekommen zu sein. Während die westlichen Regierungen davon schwadronieren, dass es der jeweiligen Wirtschaft gut gehe und sich ein Donald Trump sogar dazu „hinreißen“ lässt und die aktuelle US-Wirtschaft als „die stärkste Wirtschaft, die es jemals gab“ zu bezeichnen, haben die Notenbanken just den Weg eingeschlagen, den ich vor vielen Monaten bereits vorhergesagt habe. Mit einem Zeitversatz von ein bis eineinhalb Jahren pumpen sie Unsummen an Geld in die Märkte, um den Anschein zu geben, dass sie sich mit aller Macht gegen den Wirtschaftskollaps gestellt haben, während sie ihn gezielt und bewusst selbst herbei geführt und eintreten haben lassen.

So hat allein die Federal Reserve in den letzten Wochen ihre Bilanz in einer Geschwindigkeit und in einem Umfang aufgeblasen, der sogar die Maßnahmen Quantitative Easing 1 bis 3 übertrifft:

Bilanz Fed – Bildquelle: www.activistpost.com

Die Ausweitung der Bilanz durch die Fed in einer angeblich doch so „stabilen Wirtschaftslage mit einem gesundem Wachstum“ wirft natürlich Fragen auf. Gerade dann, wenn man erstaunt feststellen muss, dass immer dann, wenn die Fed ihre Bilanz ausgebaut hat, zeitgleich der S&P 500 steigt und vice versa fällt:

Fed und S&P – Bildquelle: www.activistpost.com

Offensichtlicher kann das Eingreifen (aka Manipulation) der Federal Reserve im Aktienbereich nicht mehr belegt werden. Aber eine wichtige Frage bleibt: warum agiert die Fed so? Steht gar der große Knall bevor?

Michael Hartnett von der Bank of America schreibt in seinem letzten Flows and Liquidity Weekly, dass sich die weltweite Geldpolitik von einer Straffungspolitik (allein in 2018 42 Zinserhöhungen weltweit und eine Liquiditätsreduktion um 650 Milliarden US-Dollar) in eine aggressive Lockerungspolitik (53 Zinssenkungen) verwandelt hat. Eine in ihrer Geschwindigkeit bislang nie gekannte Zinssenkungswelle seit der letzten Finanzkrise 2008:

Zinssenkungen der Notenbanken – Bildquelle: www.activistpost.com

Während es 2008 ff. noch einen „nachvollziehbaren Grund“ für die Zinssenkungen gab, gibt es nach den Aussagen der Regierungen und der Zentralbanken selbst eigentlich keinen Grund für diese Senkungen. Nach der letzten Finanzkrise hing sprichwörtlich das Leben des Finanzsystems am seidenen Faden und es wurde „Koste es was es wolle.“ Alles getan, um das Reservebankensystem und damit das gesamte westliche System nach dem Fall von Lehman Brothers am Leben zu erhalten. Heute haben wir aber angeblich ein „gesundes Wirtschaftssystem“ und doch agieren die Zentralbanken so, als würde die nächste Krise bereits „hinter der nächsten Ecke lauern“.

Dass dem wohl der Fall ist, zeigen die 400 Milliarden US-Dollar, die allein in den letzten 11 Monaten ins System gepumpt wurden. Sei es die EZB, die Bank of England, die Bank of Japan oder neuerdings wieder die Federal Reserve (die allein 107 Milliarden US-Dollar am vergangenen Freitag ins System gab). Würden die Notenbanken weiterhin mit dieser Geschwindigkeit Gelder auf den Markt werfen, würden sie allein 2020 600 Milliarden zusätzliche US-Dollar per Knopfdruck schaffen.

Was bedeutet das aber in seiner Konsequenz, wenn soviel Geld ins System kommt? Es bedeutet, dass die Algorithmen jeden einzelnen Vermögenswert auf aufkaufen werden. Alles, was sprichwörtlich „nicht schnell genug auf den Baum kommt“. Sobald die nächste Depression auch offiziell von Regierungen und Medien bestätigt wird, wird der letzte Akt, in dem die Zentralbanken jeden einzelnen Vermögenswert aus existenzieller Verzweiflung heraus aufkaufen werden, der letzte im uns aktuell bekannten System sein.

Quellen:
Fed: Kleine Zinssenkung, aber die Märkte erwarte(te)n mehr
Is A Global Crash Just Around The Corner? Central Banks Are Cutting At The Fastest Rate Since The Financial Crisis
The Fed’s balance sheet is expanding at a faster rate than during QE1, QE2 or QE3.
The Fed Is Expanding Its Balance Sheet At The Fastest Pace Since The Financial Crisis

Beitrag teilen:

Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
www.konjunktion.info unterstützen: