Finanzsystem: Warum kaufen die meisten Zentralbanken der Welt soviel Gold?Lesezeit: 8 Minuten
Gold hat in den letzten 18 Monaten eine deutliche Preissteigerung erfahren. Fragt man nach dem Grund danach, erhält man verschiedene Erklärungen, die sich auf ganz unterschiedliche Theorien stützen. Dabei werden gerne bestimmte Faktoren ignoriert, die sich aus den historischen Goldrallies ableiten lassen. Beispielswiese fokussiert sich die Hochleistungspresse bei ihrem Erklärungsmodell oft auf die Stimulimaßnahmen der Notenbanken, um einen Preisverlust bei Gold zu erklären. Dabei wird aber gerne vergessen, dass die letzte Goldrally begann als die Fed ihre Liquidität durch Repo-Ankäufe versuchte zu steigern und die Zinsen anhob. Zudem denken viele Analysten, dass die Goldankäufe immer dann anziehen, weil die Gelder eine Investitionsmöglichkeit suchen, da die Aktienkurse gen Süden drehen. Doch aktuell ist es so, dass die Aktien sehr hoch stehen und gleichzeitig der Goldpreis nach oben ging. Was verschweigt uns also die Hochleistungspresse?
Zu aller erst ist es wichtig zu verstehen, dass Gold nicht nur und zwangsläufig ein Mittel zur Inflationsabsicherung ist; es ist auch ein Krisenabsicherungsinstrument. In Zeiten, in denen die ökonomischen und geopolitischen Unsicherheiten zunehmen, steigt auch der Goldpreis massiv an. Und im letzten Jahrzehnt haben wir eine Unsicherheit und eine Instabilität erlebt, die die Welt bisher noch nie gesehen hat. Das Problem ist, dass sich der Durchschnittsbürger dieser Tatsache überhaupt nicht bewusst ist. Die Menschen haben keinerlei Ahnung wie schlimm die Situation noch werden kann, weil sie denken, dass es immer Mittel und Wege gibt, um jedwede potenzielle Probleme im Finanzsystem aus dem Weg zu räumen. Sie gehen davon aus, dass die Regierungen und die Banken dann eingreifen werden. Zurückzuführen auch auf die fehlende bzw. falsche Berichterstattung in den Medien bzw. in der schulischen Ausbildung begründet, wenn es um das Thema Finanzen/Finanzsystem geht.
Es gibt zahlreiche Hinweise, dass diesmal die Regierungen und Banken eben nicht eingreifen werden und können. Tatsache ist, dass sich die Notenbanken weltweit auf ein Ereignis vorbereiten, das sie entweder noch nicht quantifizieren können oder von dem sie sich schlichtweg weigern die Bevölkerungen warnen zu wollen. Aufgrund des massenhaften Goldankaufs zahlreicher Zentralbanken ist dieser Umstand evident.
2018 haben die Notenbanken soviel in Gold investiert wie zuletzt 2010. Im vergangenen Jahr 2019 zeigen die Zahlen des 3. Quartals, dass es sogar noch MEHR wurde: 12% plus gegenüber 2018. Im letzten Jahr kauften die Zentralbanken 550 Tonnen des „barbarischen Relikts“ namens Gold an. Und es scheint so zu sein, dass sie nicht planen damit aufzuhören.
Die führenden Ankäufer sind Russland, China und etwas überraschend die Türkei. Wobei die beiden erstgenannten bereits seit Jahren ans der Spitze der Goldkäufer stehen. Aber Zentralbanker weltweit kaufen nicht nur Gold auf; sie fordern auch die Repatriierung ihrer Goldbestände aus ausländischen Tresoren ein.
Deutschland brachte 583 Tonnen (31 Milliarden US-Dollar) Gold aus Paris und New York nach Frankfurt. Die Türkei repatriierte 220 Tonnen aus New York zurück in die Heimat. Die Niederlande 122 Tonnen, Polen 100 Tonnen aus England. Ungarn und Rumänien haben zudem Pläne bekannt gegeben, dass sie ebenfalls ihre Goldbestände nach Hause holen wollen. Und italienische Nationalisten fordern die Übergabe des staatlichen Goldbestands zurück aus den Händen der Banken in die der Bürger.
Der Punkt ist dabei, dass wir einen regelrechten Goldrush bei den Notenbanken und Regierungen sehen, während die Öffentlichkeit völlig im Unklaren gelassen wird, warum dies passiert.
Dabei ist es eigentlich ziemlich eindeutig, was hier vonstatten geht. Die Zentralbanken wissen, dass es zu einer globalen Krise kommen wird. Daher sichern sie sich wie jeder private Investor dagegen ab, in dem sie den Wertspeicher aufkaufen, der immer nach oben gegangen ist, wenn ein Wirtschaftseinbruch erfolgte und alles andere den Bach herunter ging. Aber gegen welche Art der Krise versuchen sie sich zu schützen? Höchstwahrscheinlich gegen einen geopolitischen Großbrand, gefolgt von einer monetären Krise mit dem US-Dollar im Epizentrum stehend.
Ökonomische Desaster treten gewöhnlich nicht in einem Vakuum auf. Es sind immer gleichzeitige geopolitische Gefahren, die den Kollaps einer Finanzblase auslösen, oder es sind Gefahren, die so eingesteuert wurden, dass sie zufälligerweise mit dem Platzen der Blase zusammentreffen, damit die wahren Verursacher des Chaos unentdeckt bleiben können. Auf die eine oder andere Weise scheinen die Zentralbanken in ein drohendes Unglück involviert zu sein, das eine Bedrohung für die derzeitige Währungsordnung zur Folge haben wird. Ich gehe davon aus, dass diesem Ereignis ein geopolitischer Konflikt vorausgehen wird; eine Art Verschleierung; ein Sündenbock, der die Schuld auf sich nehmen wird, während die Zentralbanken, die die Krise überhaupt erst ausgelöst haben, ohne Schuldzuweisung davon kommen.
Der immer größer werdende Graben zwischen den USA und seinen wichtigsten Handelspartnern, zusammen mit den zunehmenden Gefahren eines regionalen Krieges mit Staaten wie dem Iran, bereiten die Bühne für den – aus meiner Sicht – Fall des US-Dollars als Weltreservewährung. Einige Leser werden jetzt widersprechen und den US-Dollar weiterhin als unantastbar darstellen – ohne jedoch dies mit Daten und Fakten zu unterlegen -, einige andere werden das als gute Sache einordnen. Aber ein solcher Sturz würde nicht nur die US-Wirtschaft ins Chaos reißen, sondern weltweit das System zum Zusammenbruch bringen. Ein Neuanfang mit von einer Weltreservewährung unabhängigen Geldsystem und ohne Zentralisierung wäre wünschenswert, aber das kann nur passieren, wenn die Zentralbanken aus dieser Gleichung entfernt werden und es erlaubt wird, dass es echte freie Märkte und eine echte Preisfindung gibt.
Solange die Notenbanker und ihre im Hintergrund agierenden Strippenzieher in ihren Positionen bleiben, solange wird unser Geld-/Wirtschaftssystem nicht gesunden können und sich auch nie von einem Crash erholen.
Wobei sie ehrlich gesagt sowieso nicht wollen, dass eine Erholung stattfindet. Würden die Notenbanken das aktuelle System wirklich retten wollen, dann würden sie der Öffentlichkeit sagen, warum sie selbst Gold anhäufen, und was die wirklichen Gefahren sind vor denen sie sich zu schützen versuchen. Sie würden die Menschen auffordern es ihnen gleich zu tun und sich finanziell unabhängig zu machen und damit abzusichern.
Ich werde oft gefragt, warum das Establishment und die internationalen Banker absichtlich versuchen einen globalen ökonomischen Zusammenbruch zu verschleiern bzw. auszulösen. Würde das nicht ihre Machtbasis gefährden? Ihnen die Goldene Gans aus den Händen reißen, die sie einsetzen, um das Kapital und das ganze politische System zu steuern und auszubeuten?
Die historische Antwort darauf lautet: die Banken und ihre Strippenzieher im Hintergrund benötigen Krisen, um ihre eigene Macht konsolidieren zu können. Sie verlieren in einer Finanzkrise weder Macht noch politischen Einfluss. Vielmehr gewinnen sie an Macht und Einfluss hinzu. Mit jeder Krise verliert die Bevölkerung mehr und mehr harte Vermögenswerte. Vermögenswerte, die billigst von den Bankern und ihren Institutionen aufgekauft werden. Nicht weil es ihnen um die eigene Mehrung der Güter geht; sie wollen, dass WIR KEINE privaten Vermögen mehr haben.
Die Banken sind nichts weiter als Einrichtungen, um langsam (manchmal auch etwas schneller) privates Eigentum von den Menschen und den Staaten abzusaugen, bis der private Besitz nur noch eine Erinnerung aus alten Zeiten ist (Stichwort Finanzialisierung). Sobald es kein Privateigentum mehr gibt, beruht das öffentliche Überleben auf der „Wohlfahrt des Staates“ und seiner Partnerunternehmen. Ohne Besitz breitet sich die soziale Abhängigkeit wie ein Krebsgeschwür aus.
Eigentum wird durch die Absicherung des Kapitals in Form „defensiver Anlagen“ geschützt. Während jeder großen Krise, gibt es immer ein Zeitfenster in dem Edelmetalle eingesetzt werden können, um das Nötigste abzusichern und gleichzeitig dem Kaufkraftverlust entgegenzuwirken, der bei einer Inflation oder Stagflation eintritt. Je länger man in einer Krise solvent ist, desto mehr Einfluss gewinnt man in dieser Zeit. Je abhängiger und verzweifelter man in einer Krise ist, desto nutzloser wird man für die anderen.
Das Niveau auf dem die Notenbanken Gold ankaufen, hat sich in den letzten zwei Jahren massiv beschleunigt. Dies lässt den Schluss zu, dass – worauf immer sie sich genau nun auch vorbereiten mögen -, dass dieses Ereignis nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Die noch nie dagewesenen Schuldenstände bei den Privathaushalten, Unternehmen und Regierungen, die aktuelle Liquiditätskrise beim US-Dollar, die Repo-Ankäufe der Fed und die zunehmenden Spannungen zwischen den USA und dem Iran machen es mehr als unwahrscheinlich, dass das Jahr 2020 spur- und folgenlos an uns vorüber gehen wird.
Bestimmte Zentralbanken haben sich so positioniert, dass sie von einer Krise profitieren werden. Die Zunahme der Goldbestände zahlreicher Zentralbanken zeigt uns, wo das Establishment selbst gedenkt dem „Großfeuer“ zu entkommen.
Während Preisschwankungen in solchen Zeiten immer gegeben sind, sollten wir einen genauen Blick auf das weitere Vorgehen der Zentralbanken werfen. Sollten sie nicht plötzlich mit einem Abverkauf ihrer Goldbestände beginnen statt Gold anzukaufen, denke ich, dass die Strategie der Zentralbanken nachahmenswert ist und wir uns auch ein Stückchen vom Goldkuchen sichern sollten.
Quellen:
Is This Why Central Banks Are Rushing to Buy Gold?
The Masses Are Being Conditioned to Ignore the Economic Bubble
Gold Demand Trends Q3 2019
Corporate Debt May Be an Economic “Brush Fire” that Could Burn Out of Control
The Fed is Clamoring to Regain Control of this Critical Cog in the Financial Markets
Escalating Middle East Conflict Sends Gold Soaring
Gold Will Rise Even If The Fed Doesn’t Cut Interest Rates
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