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Gold: Chinas Plan und seine möglichen FolgenLesezeit: 9 Minuten

Goldbarren - Bildquelle: Pixabay / hamiltonleen; Pixabay License

Goldbarren – Bildquelle: Pixabay / hamiltonleen; Pixabay License

Gold. Für die meisten Menschen inzwischen zu einer „Randnotiz“ namens Schmuck verkommen. Dabei war und ist Gold von besonderer Bedeutung.

Während und nach dem Zweiten Weltkrieg sammelte jedes große Industrieland so viel physisches Gold wie möglich an. Es stabilisierte die Währungen und signalisierte den anderen Nationen die eigene Souveränität und Unabhängigkeit. Mit dem Ende des Goldstandards in einem illegalen Akt der damaligen US-Regierung unter Nixon im Jahr 1971 begannen die meisten Länder, ihre Reserven zu verkaufen. So sehr, dass 1999 eine Vereinbarung getroffen wurde, um die Menge an Gold zu begrenzen, die die Zentralbanken verkaufen konnten. Heute besitzt die kanadische Zentralbank im Übrigen keine einzige Unze mehr an Gold.

Trotz des Abkommens haben die meisten Länder ihre Goldreserven weiterhin abgebaut.

Global Central Bank Gold Reserves 1990-2008 - Bildquelle: Katusaresearch

Global Central Bank Gold Reserves 1990-2008 – Bildquelle: Katusaresearch

Bis vor einigen Jahren, als eine Handvoll Länder ihren Kurs umkehrten. Einige Zentralbanken begannen wieder massiv Gold anzukaufen, und seitdem haben sie nicht mehr damit aufgehört. Im letzten Quartal 2018 kauften die Zentralbanken mehr Gold als in jedem anderen Quartal. Bis zum Jahresende hielten die Zentralbanken zusammen rund 1.064 Milliarden Unzen Gold (das entspricht 33.200 Tonnen). Das ist ungefähr ein Fünftel des jemals abgebauten Goldes. Im ersten Halbjahr 2019 kauften die Zentralbanken 11,97 Millionen Unzen Gold (374 Tonnen). Eine bislang nie gekannte Steigerung. Dies entspricht einem Sechstel der gesamten Goldnachfrage in diesem Zeitraum. Die gesamten Goldkäufe der Zentralbanken für 2019 waren die zweithöchsten in den letzten 50 Jahren (2018 war das Jahr der größten Ankäufe).

Die ungewöhnlichen Verdächtigen bei den Goldkäufen

Russland ist inzwischen zu einem der wichtigsten Goldkäufer der Welt geworden. Dabei sollten wir Moskau in seiner Strategie und Weitsicht nicht unterschätzen – denn Russland gibt nur den Takt vor. Während sich die Welt auf China konzentriert, hat sich Russland im Zentrum des globalen politischen Schachbretts bestens positioniert. Das Interessante an den jüngsten Goldkäufen der verschiedenen Zentralbanken ist, dass die überwiegende Mehrheit dieser beispiellosen Käufe von nur vier Ländern durchgeführt wurden. Unter anderem:

  • Kasachstan, dessen BIP geringer ist als das des US-Bundesstaates Kansas. Kasachstan erhöhte seine Reserven von 75 Tonnen (2,4 Millionen Unzen) im Jahr 2011 auf 375 Tonnen (12 Millionen Unzen) im Jahr 2020 – eine Steigerung um 400%.
  • Die Türkei agierte sogar noch aggressiver. Im Jahr 2017 hatte Ankara 3,71 Millionen Unzen (116 Tonnen). Jetzt besitzt das Land 12,32 Millionen Unzen (385 Tonnen) Gold. Das ist eine Steigerung von 232% allein in den letzten beiden Jahren.
  • Allein im Jahr 2018 kaufte Russland 274,3 Tonnen (8,78 Millionen Unzen). Das ist der größte Zuwachs, was Moskau jemals in einem Jahr angekauft hat, und es ist das vierte Jahr mit einem Ankauf von mehr als 6,4 Millionen (200 Tonnen) Unzen Gold. Das entspricht Gold im Wert von 15,7 Milliarden US-Dollar.

Dass Putin eine Strategie der „Entdollarisierung“ verfolgt, habe ich bereits mehrfach auf diesem Blog thematisiert. Russland ist sich der Sanktionen der Vereinigten Staaten bewusst und positioniert sich so, dass es nicht von US-Dollar-Beständen abhängig ist. Daher hat die russische Zentralbank fast alle US-Schatzanweisungen verkauft. Mit dem Erlös wurde Gold gekauft. Der Schlüsselspieler beim Thema Gold ist für mich Wladimir Putin.

Quarterly Russian Gold Purchases - Bildquelle: Katusaresearch

Quarterly Russian Gold Purchases – Bildquelle: Katusaresearch

Der eine oder andere stellt sich vielleicht die Frage, warum Russland mit dem Geld keine „rentableren Investitionen tätigt“. Das Problem ist, dass andere Reservewährungen wie der Euro oder der Yen gegenüber dem Dollar außerordentlich schwach sind und Putin weiß, dass dies auch weitergehen wird. Russland kaufte 2018 Euro, Yuan und Yen im Wert von 100 Milliarden US-Dollar. Diesen Fehler wird Putin aber nicht noch einmal machen. Zudem weisen globale Investitionsmöglichkeiten im Wert von über elf Billionen US-Dollar eine negative Rendite auf. Russland würde also am Ende Geld bezahlen, um es zu halten. Gold hingegen hat sich für Russland dagegen gut ausgezahlt. Im Jahr 2019 stieg der Wert des in Russland gehaltenen Goldes von 86 Milliarden US-Dollar auf über 112 Milliarden. Der steigende Goldpreis hat den Russen einen Gewinn von fast 20 Milliarden Dollar beschert, den die Russen in vielerlei Hinsicht nun als Hebel einsetzen können. Ein großer Anreiz, dass Russland auch langfristig als Goldkäufer auftreten wird, was wiederum die weitere Nachfrage beflügeln könnte. Das Problem ist, dass Russlands Ankäufe ziemlich bekannt sind. Sofern die Goldkäufe nicht weiter verstärkt werden, wurden die Auswirkungen auf den Goldpreis größtenteils bereits berücksichtigt.

Chinas neue goldene Regel

China hat im vergangenen Jahr jeden Monat riesige Mengen an Gold aufgekauft. Damit stellt sich unweigerlich auch hier die Frage nach dem Warum? Vielleicht kennen Sie das Sprichwort: „Wer das Gold besitzt, macht die Regeln.“ Xi Jinping, der Präsident von China, liegt hier mit Putins Strategie auf einer Linie. Die aktuelle Situation in China hat Peking zweifellos kurzfristig abgelenkt, aber die „Strategie des Absicherns mittels Gold“ bleibt eine sehr kluge. Die chinesische Elite ist sich ihrer alternden Bevölkerungsstruktur und ihrer hohen Schuldenlast bewusst. Das Gold wird zu einem wertvollen Asset, um potenzielle Defizite zu stoppen, ohne übermäßig von den eigenen Devisenreserven abhängig zu sein. China diversifiziert seine Devisenreserven weg vom US-Dollar hin zu Gold. Dies wird viele Jahre dauern, ist aber aus meiner Sicht eine solide Strategie. Die großen westlichen Länder halten mehr als 60 Prozent ihrer Devisenreserven in Gold. China liegt derzeit bei nur 2,9%. Russland derzeit bei 20%.

China weiß, dass es sein Verhältnis von Gold zu den Fremdwährungsreserven erhöhen muss, und die derzeitige Lage wird diesen Glauben stärken. Die folgende Grafik zeigt, wo Russland und China hin wollen – aufschließen zu den westlichen Großmächten. Und sie werden dort über kurz oder lang auch ankommen. Der Goldpreis wird dadurch positiv beeinflusst werden.

Gold as percentage of foreign exchange reserves - Bildquelle: Katusaresearch

Gold as percentage of foreign exchange reserves – Bildquelle: Katusaresearch

Natürlich verfügt China über viel größere Devisenreserven als die meisten anderen Länder. Die Goldbestände machen also einen geringeren Prozentsatz der Gesamtreserven aus. Aber selbst wenn man sich die tatsächlichen Goldbestände ansieht, kann man sehen, dass China und Russland lange hinter dem Westen zurückgeblieben sind. Erst jetzt holen sie auf.

Gold Reserves in USD - Bildquelle: Katusaresearch

Gold Reserves in USD – Bildquelle: Katusaresearch

Wenn – und es ist ein großes Wenn – China nach dem gleichen Verhältnis von Gold zu Devisenreserven wie die Vereinigten Staaten streben würde, würde dies 1,98 Milliarden Unzen Gold (62.000 Tonnen) Gold entsprechen – oder das Äquivalent von vierzehn Jahren von 100% der weltweiten Goldnachfrage. Der anschließende Anstieg des Goldpreises wäre anders als alles, was die Welt jemals gesehen hat. Aber das scheint aktuell unmöglich zu sein, oder? Russlands eigene Gold-zu-Forex-Reservequote fiel 2007 unter 2,5 Prozent. Jetzt liegt sie bei 20 Prozent – und steigt. Darüber hinaus hat China mit seinen Goldkäufen eine viel längerfristige Vision vor Augen. Laut Peter Schiff, Vorsitzende von Euro Pacific Capital, „bereiten sich Russland und China auf eine Welt vor, in der der US-Dollar nicht mehr die Reservewährung ist“. China kann das derzeit nicht stemmen und Peking weiß das auch. Genauso wie Peter Schiff – außer Chinas Reserven verzehnfachen sich.

Kurz gesagt, China und Russland wollen eine Welt, in der der US-Dollar nicht mehr die Reservewährung ist. Zu diesem Zweck müssen sowohl Russland als auch China (insbesondere Peking) viel Gold kaufen, bevor sie ihre Währungen realistisch gegen Eingriffe von außen absichern können. Es wird sicherlich keine Rückkehr zum Goldstandard geben. Wir werden eher eine „Goldunterstützung“ sehen.

Der wütende Drache

Wie viel Gold plant China noch zu kaufen? Und was wird mit dem Goldpreis in Folge dessen passieren? Das Problem mit China ist, dass es seine Goldreserven nicht sehr oft aktualisiert bzw. seine Daten dazu veröffentlicht. Zudem kann ihre Richtigkeit nicht überprüft werden, wenn die Zahlen dann doch einmal aktualisiert werden. Nur wenige glauben den offiziellen Wirtschaftszahlen und damit auch den Angaben zu den chinesischen Goldbeständen. China fehlt (noch) das globale Vertrauen. Echte Goldreserven stellen ein Schritt zum Aufbau dieses Vertrauens dar. China kauft sein Gold äußerst bedächtig über Rückkanäle, um zu vermeiden, dass der Preis durch seine Käufe zu stark steigt. Von 2009 bis 2015 hat die chinesische Regierung keine Aktualisierungen ihrer Goldbestände veröffentlicht. Dann kündigte Peking plötzlich einen massiven Anstieg seiner Reserven um 57 Prozent an. Was wir wissen ist, dass China im vergangenen Jahr fast 100 Tonnen Gold gekauft hat. Aber sie müssen 1,9 Milliarden Unzen kaufen, um das Niveau der USA zu erreichen. 3,2 Millionen Unzen sind viel Gold, aber relativ zu dem, wo sie stehen müssten, durchaus möglich.

Zhang Bingnan, Vizepräsident der China Gold Association, prognostizierte „das Erreichen der optimalen Goldreservekapazität für China“ innherlab der nächsten zwei Jahrzehnte. Er stellte fest, dass Chinas optimaler Goldreservebestand im Jahr 2020 zwischen 185,6 Millionen Unzen und 217,6 Millionen Unzen (5.800 und 6.800 Tonnen) Gold liegen sollte. Zur Erinnerung: Chinas Goldreserven liegen derzeit bei 1.842 Tonnen. Das bedeutet, dass in diesem Jahr mindestens 4.000 Tonnen (128 Millionen Unzen) gekauft werden müssen, um die „optimale Rate“ von Zhang Bingnan zu erreichen. Aber selbst das wäre um 1,77 Milliarden Unzen zu wenig, um das gleiche Verhältnis wie der US-Reserven zu erzielen. Eine andere Sichtweise ist, dass China, selbst wenn es seine Goldreserven verdoppelt, immer noch nicht in der Lage ist, das gleiche Verhältnis von 93% wie die USA zu erreichen.

Der Appetit des Drachens auf Gold

Laut einem Edelmetallanalysten der Standard Chartered Bank müsste China zwei Jahre lang die weltweite Goldproduktion kaufen, um die von Peking angestrebte Diversifikation zu erreichen. Kurz gesagt, wenn China wirklich anfängt zu kaufen, wird das Land sein Ankäufe nicht (mehr) länger verschleiern können. Und das könnte einen regelrechten Rausch auf Gold auslösen, wie ihn die Welt noch nie gesehen hat. Die Zentralbanken eignen sich bereits Gold auf Rekordniveau an. Obwohl die Preise auf Rekordniveau liegen. Diese Notenbanken dürften selbst mit viel, viel höheren Preisen rechnen. Wenn die Zentralbanken beginnen, Gold sowohl als Diversifikationsmöglichkeit als auch als Versicherung und Hebelwirkung zu betrachten, wird es nie genug davon geben, damit alle den gewünschten Anteil bekommen.

Gold bleibt immer ein wichtiges Instrument in unserem System. Und bei jeder Krise in unserem Weltwirtschaftssystem wird es noch wichtiger werden. Im aktuelle instabilen wirtschaftlichen Umfeld sammeln große Käufer wie China und Russland so viel Gold wie möglich ein. Und es für mich keine Frage, dass negative Zinssätze und die Abwertung von Währungen den Goldpreis weiter befeuern werden.

Quelle:
Red Gold: China’s Stealth Plan to Use Gold for World Domination

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