Meinung: Von Lieferketten, einem Virus und möglichen Konsequenzen

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Welthandel ist an und für sich eine wunderbare Sache. Seit Tausenden von Jahren besteht Handel zwischen Kontinenten und Nationen, wodurch bessere Gesellschaften und ein besseres Leben für alle möglich waren und sind. Aber es kommt eine Zeit, in der auf den ersten Blick unwichtige Dinge besser NICHT ausgelagert (neudeutsch outgesourct) werden sollten.

Der Coronavirus hat viele Menschen aufgeschreckt, weil er eine Gefahr für die Lieferketten darstellt. China hat inzwischen Millionen Menschen eingesperrt. Fabriken wurden geschlossen. Selbst als 200 Menschen zur Arbeit in einer bestimmten Fabrik zurückkehren wollten, stellten sich Beamten ihnen vor den Fabriktoren entgegen und anschließend unter Quarantäne.

Normalerweise ist das erste, woran die Leute denken, wenn sie bestimmte Güter nicht bekommen „Okay, wie schaut eine mögliche Alternative dazu aus?“ Oder ein Verantwortlicher eines Handelsunternehmens könnte denken: „Wie kann ich meine Bestände auffüllen, wenn alle Lieferungen eingestellt werden?“ Dumm ist dann nur, wenn der überwiegende Großteil der Roh-/Güter aus China stammt und dort mehr oder weniger alles still steht.

Autohersteller schließen inzwischen Produktionslinien, weil sie keine Teile haben. Die Fluggesellschaften entlassen Flugbesatzungen und setzen Flugzeugbestellungen aus. Die Schifffahrtsunternehmen, insbesondere die Seefracht, lassen ihre Containerschiffe in den Häfen, und der Baltic Dry Index testet neue historische Tiefststände.

Ungefähr 60 Prozent der Fabriken, die Arzneimittelgrundstoffe und fertige Arzneimittel für die USA und Europa herstellen, befinden sich in Übersee, 40 Prozent davon in China und Indien.

Was passiert, wenn Sie zu den Millionen von Menschen gehören, die ständig Medikamente benötigen, die Sie zum Überleben benötigen, diese aber leider in China hergestellt werden? Wenn diese Lieferengpässe erheblich länger dauern, als uns derzeit mitgeteilt wird, kann das Ausbleiben der chinesischen Versorgung mit diesen Arzneimitteln durch Importe aus anderen Ländern ausgeglichen werden?

Wir haben uns so lange auf sogenannte „Just in time“ -Lieferketten verlassen, dass es keinen großen Lagerbestand von Millionen von Artikeln mehr gibt. Die Straße wurde quasi zum rollenden Lager umfunktioniert. Das schließt auch Medikamente ein. Selbst wenn sie versuchen würden, dieses „Lagerproblem“ zu umgehen, könnte es eine erhebliche zeitliche Lücke zwischen dem Zeitpunkt, zu dem kein Angebot mehr vorhanden ist, und dem Zeitpunkt, zu dem ein neues Angebot verfügbar wird, geben.

Sollten sich die Leute Sorgen machen? Vielleicht ist besorgt noch nicht das richtige Wort, aber wenn ich eine Person wäre, die solche Medikamente benötigt, würde ich sicherlich in Betracht ziehen, die Apotheker zu fragen, wo ich sonst meine Medikamente herbekommen könnte.

Neben der Unterbrechung der Versorgung mit lebensrettenden Medikamenten hält der Virus auch die Aufsichtsbehörden von den chinesischen Fabriken fern, in denen die Medikamente hergestellt werden. Von genau den Fabriken, die nicht gerade die besten Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen bei der Herstellung aufweisen.

So musste in den letzten 23 Monaten die US-Aufsichtsbehörde FDA mehr als 50 Rückrufe von Blutdruckmedikamenten herausgeben, da der Wirkstoff Valsartan mit Flugzeugbenzinbestandteilen kontaminiert war, was schätzungsweise bei einem von 8.000 Tablettenkonsumenten Krebs verursacht. Und woher stammt der Wirkstoff? Aus China.

Janet Woodcock von der FDA wies darauf hin, dass es weniger riskant ist, die kontaminierten Pillen einzunehmen, als die Einnahme von Blutdruckmedikamenten insgesamt abzubrechen. Patienten sollten sich aber nicht entscheiden müssen, ob sie ihre Schlaganfall reduzierenden Medikamente nicht einnehmen oder Medikamente, die möglicherweise mit Flugzeugbenzinbestandteilen kontaminiert sind.

Im Jahr 2008 tötete ein kontaminierter Blutverdünner aus China, Heparin, 81 US-Patienten. Heparin wird aus den Schleimhäuten des Schweinedarms hergestellt. In China werden geschlachtete Schweine häufig in unregulierten Familienbetrieben zerlegt. Familienbetriebe verarbeiten die Eingeweide der Schweine und schicken die dabei gewonnene Substanz an ebenfalls schlecht regulierte Pharmaunternehmen und verarbeiten diese anschließend zu hochpreisigen Medikamenten für den Verbraucher im Westen.

Angesichts der astronomischen Preise sollten diese Medikamente eigentlich hier bei uns vor Ort in hochmodernen Fabriken produziert werden. Aber Gewinn geht eben über alles. Das alles ist aber seit Jahren hausgemacht und trifft uns aktuell das erste Mal mit voller Härte. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Virus eingedämmt wird und sich die Dinge wieder normalisieren.

Einige Leser stellten die berechtigte Frage „Wie die Märkte weiter steigen können, wenn eindeutig ist, dass der Coronavirus die Wirtschaft auf der ganzen Welt stört und die Lieferketten zum Einsturz bringen kann?“ Natürlich könnte man die üblichen Floskeln der Hochleistungspresse absondern wie „Nun, solche Dinge sind normalerweise nur von kurzer Dauer und der Markt ist sich dessen bewusst und hat es schon entsprechend eingepreist.“ Das ist aber die Art der Berichterstattung, die für die Wall Street gemacht wird.

Der wahre Grund liegt aber woanders. Welche Wahl hat das System? Seit Jahren haben die Zentralbanken QE-Programme, Konjunkturmaßnahmen aller Art, Billionen von Euro und US-Dollar gedruckt, Aktien von in- und ausländischen Unternehmen sowie Staatsanleihen aufgekauft und in den letzten Monaten „Liquidität“ in Höhe von 50 bis 100 Milliarden pro Nacht in Form von Repos bereit gestellt, nur um zu verhindern, dass das System unkontrolliert (!) implodiert.

Denken Sie daran, die Repo-Operationen wurden gestartet, lange bevor dieser Virus auftrat. Auch wenn der Umfang nicht dem entspricht, was benötigt wird, wie ich in zahlreichen Artikeln ausgeführt habe. Wenn die Zentralbanken also diese Maßnahmen schon durchführten BEVOR der Virus ausbrach (und diese Maßnahmen eigentlich nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein sind); was würde passieren, wenn sich der Virus als schlimmer herausstellt als uns derzeit gesagt wird? Wie groß wäre der globale Absturz, wenn die Zentralbanken wirklich ihre Interventionen und Manipulationen unterlassen würden? Und wie schnell würde dieser vonstatten gehen?

Es macht sich das starke Gefühl breit, dass die Zentralbanken der Welt den Märkten eine „Korrektur auferlegen wollen“ und dann den Coronavirus dafür verantwortlich machen werden. Bislang haben sie aber noch jeden „Einbruch aufgekauft“. In mancher Hinsicht ist dies sogar noch offensichtlicher als vor dem Virusausbruch.

Könnte es sein, dass die Notenbanken dieses Narrativ so stark wie möglich vorantreiben, sodass sich immer mehr schlechte Nachrichten aufbauen und ihnen damit Raum gegeben wird von der eigenen Verantwortung abzulenken? Könnte es sein, dass es ihnen lieber ist, dass die Märkte von 30.000 auf 20.000 als von 20.000 auf 10.000 fallen?

Vergessen wir dabei nicht, dass die Zentralbanken verzweifelt sind. Man kann keine negativen Zinssätze aufrufen und Hunderte von Milliarden Euro und US-Dollar pro Monat in „einen normalen Markt/eine normale Wirtschaft“ pumpen, wenn doch alles positiv ist. Die Schulden sind dermaßen angewachsen, der Mangel an „Dollars“ so groß, dass die Zentralbanker keine andere Wahl haben, als all diesen Wahnsinn fortgesetzt zu betreiben. Tatsache ist jedoch, dass die Weltmärkte in dem Moment abstürzen, in dem sie dies nicht mehr flächendeckend tun.

All das ist Fakt. Die Notenbanken können nicht aufhören ohne dass es das System sprengt. Der Virus setzt dabei dem Ganzen noch eines drauf. Betrachten Sie es einmal so: Seit 100 Jahren wird uns gesagt, dass wir die Fed und die Notenbanken brauchen. Aber wenn es implodiert, während die Zentralbanken die Kontrolle über das Geldsystem haben, wird die Frage nach dem Crash lauten: „Wofür brauchen wir diese Notenbanken denn noch? Sie habe uns nicht geholfen!“

Und genau das können und wollen sie nicht haben. Denn sie wollen nach dem Neustart wieder in den Positionen von heute sitzen. Und nicht als Schuldige dastehen.

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