Gestern fand ein seit langem erwarteter Einbruch an den Märkten statt. Zuletzt wurden 2008 die Börsen von einer derartigen „Abverkaufswelle“ und einbrechenden Kursen getroffen wie am gestrigen Tag. Man möchte fast sagen: Die Angst geht um in den Korridoren der Wall Street. Wobei dieser Einbruch – nicht nur von mir – seit langer Zeit vorhergesagt wurde. Als gestern der nach wie vor weltweit wichtigste Index, der Dow Jones, um 2.013 Punkte fiel, wurden erste Vergleiche mit 2008 herangezogen. Doch damals stürzte der Dow an seinem „schwächsten Tag“ nur um 777 Punkte ab. Die aktuelle Volatilität dürfte jedoch nur der Anfang sein, da die Streitigkeiten zwischen Russland und Saudi-Arabien ob des Ölpreises – zusammen mit den immer offensichtlicher werdenden Lieferkettenproblemen aufgrund des Coronavirus – die Händler weiterhin in eine Art Panikmodus verharren lassen könnte. Ob sich die Kurse im Laufe der Woche wieder erholen können, werden wir sehen, aber viele Experten warnen davor, dass dies erst der Anfang ist. Und auch ich gehe davon aus, dass wir hier nur den Beginn einer Rallye nach unten gesehen haben. Denn ein Blick auf nachfolgende Fakten lässt keinen allzu positiven Ausblick zu:
US-Präsident Trump und die Fed wollen den Märkten mit der Geld-Bazooka zu Hilfe eilen, was jedoch aus meiner Wahrnehmung nicht ausreichend ist und zudem viel zu spät kommt:
Im Rahmen ihrer fortgesetzten Bemühungen sicherzustellen, dass die Finanzierungs- oder Repo-Märkte ordnungsgemäß funktionieren, hat die Zentralbank angekündigt, den Betrag, den sie für Übernachtungsgeschäfte anbietet, bis Donnerstag von 100 Milliarden US-Dollar auf 150 Milliarden US-Dollar zu erhöhen.
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(As part of its continuing efforts to make sure the funding, or repo, markets are working properly, the central bank said it will up the amount it offers in overnight operations from $100 billion to $150 billion through Thursday.)
Nach wie vor gehe ich davon aus, dass die Fed nur das Nötigste tun wird, um den Anschein zu erwecken, dass sie sich gegen den Crash einsetzt. Im Grunde genommen können die Notenbanken nur mittels zweier Optionen einen weiteren Einbruch verhindern:
Da Option 1 aufgrund der Niedrigzins- bzw. Negativzinsphase eigentlich keine weitere Möglichkeit mehr darstellt (außer wir drehen die Negativzinsen in den Bereich von -1,5 bis 2,5%), bleibt nur das hemmungslose Gelddrucken. Wir werden alsbald sehen, ob die Fed und die anderen Notenbanken die Geldschleusen öffnen werden und vor allem in welchem Ausmass. Sollte sich jedoch der zweite Faktor (sprich der Coronavirus) weiter weltweit ausbreiten und das System schwächen, würde selbst ein zweites TARP-Programm (oder noch größer) keine Rettung mehr zeitigen.
Sie wollen raus. So schnell wie möglich. Der Himmel bricht ein. Geh raus, geh raus, solange du kannst. Die Probleme der Wall Street werden am Ende die Wirtschaft der Main Street hart treffen. – Wall Street Analyst auf CNN
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(They want out. Big time. The sky is falling. Get out, get out while you can. Wall Street’s woes have to eventually hit Main Street’s economy hard. – Wall Street Analyst auf CNN)
Die Wirtschaftsaktivitäten werden in immer mehr Ländern eingebremst bzw. gar zum Stillstand gebracht (siehe neueste Entwicklung in Italien mit der Sperrung/Quarantäne des gesamten Landes). Viele Investoren planen aktuell daher nicht ihre Gelder wieder im Aktienbereich einzusetzen:
„Wir sehen eine Grenzpanik vor lauter Angst“, sagt R.J. Grant, Director of Equity Trading bei der Investmentbank KBW. „Unsicherheit ist der Grund für all dies. Wir wissen, dass es wirtschaftliche Auswirkungen geben wird, aber wir wissen einfach nicht, wie groß diese sind. Bis wir Klarheit bekommen, werden die Leute nicht an die Börse zurückkehren, das ist sicher.“
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(„We’re seeing borderline panic because of fear,“ says R.J. Grant, director of equity trading at investment bank KBW. „Uncertainty is what’s causing all of this. We know there’s going to be an economic impact, but we just don’t know how big. Until we get clarity, people aren’t going to come back into the stock market, that’s for sure.“)
Das heißt, dass nicht damit zu rechnen ist, dass es zeitnah zu einer „Normalisierung“ an den Märkten kommen wird. Und trotz allem sind die derzeitigen Aktienpreise immer noch überteuert/überpreist. Bezogen auf das Kurs-Ertrag- bzw. Kurs-Gewinn-Verhältnis und deren langfristigen Durchschnittswerten müssten die Kurse eigentlich um weitere 30 bis 40 Prozent fallen. Aber eine solche Bereinigung könnte das System nicht einmal mehr ansatzweise überleben.
Beim gestrigen Crash blieb aber ein weiterer sehr wichtiger Faktor unberücksichtigt: die Derivate. Sollte es hier zeitnah auch zu einem Einbruch kommen (wovon eigentlich auszugehen ist), dann haben wir ein noch viel größeres Problem. Unser Schuldgeldwirtschaftssystem beruht auf verhältnismäßig „sichere Zeiten“. Große Volatilitätsabschnitte können jedoch katastrophale Verluste und Einbrüche auslösen und gerade das Thema der Derivate fungiert in einer solchen Phase als wahrer Brandbeschleuniger.
Die nächsten Tagen und wenigen Wochen werden wahrlich spannend… Wir sollten uns auf einen holprige Fahrt vorbereiten…
Quellen:
Here Are 18 Breathtaking Facts About The Stock Market Crash Of 2020, And Experts Are Warning This Is Far From Over
Fed to step up cash injections for banks to guard against market pressure
Dow sinks 2,000 points in worst day since 2008, S&P 500 drops more than 7%
Dow plummets 2,000 points, oil prices drop as global recession concerns mount