Gastartikel: Die Tokenisierung unseres LebensLesezeit: 10 Minuten
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Seit 2017 (eigentlich auch schon viel zu spät) beschäftige ich mich mit der Materie Bitcoin, Blockchain und Co. Bereits in 2018 schrieb ich hierzu einen Artikel mit einer entsprechenden Roadmap. Dieser Beitrag könnte, so man will, als Ergänzung zu selbigem betrachtet werden. In der Thematik Blockchain stößt man früher oder später auch auf den sogenannten ERC20-Token. Diese Token ermöglichen es einem Initiator eines Projektes von vielen verschiedenen Investoren weltweit Kapital einzusammeln ähnlich wie beim Crowdfunding.
Dadurch wird es möglich Projekte oder ein Gut abseits der gängigen Arten wie Großinvestoren in Verbindung mit Eigenkapital und Krediten zu finanzieren oder zu digitalisieren. Vorteile hierbei sind, dass auch viele Kleinanleger die Chance haben sich an einem oder mehreren solcher Projekte zu beteiligen und dadurch der Verwaltungs-Aufwand signifikant minimiert wird. Der Nachteil, man öffnet der „totalen Überwachung“ Tür und Tor! Denn sämtliche Transaktionen sowie Besitznachweise, Erwerb oder Veräußerung werden in der Blockchain (eine Art digitales Hauptbuch) gespeichert und somit unwiderruflich dokumentiert und zertifiziert. Vereinfacht ausgedrückt, besitzt du die Token, besitzt du digitale Anteile an diesem Projekt oder Gut in der entsprechenden Wertigkeit ähnlich einer Aktie. Diese kannst du dann halten oder veräußern oder zukünftig auch als Sicherheit hinterlegen und beleihen usw. usf. Projekte die es Initiatoren ermöglichen solch eine Tokenisierung durchzuführen sind z.B. Ethereum (ETH) oder Cardano (ADA). Sie liefern quasi den Baukasten und das Netzwerk um einen solchen Token zu erstellen.
Machen wir dazu einfach mal zum besseren Verständnis eine Beispiel-Tokenisierung eines neuen Hochhausprojektes in einer Großstadt in „Dummland“.
Die Vonoviva möchte ein neues prestigeträchtiges modernes 100-geschossiges Hochhaus mit Geschäften, Bars, Restaurants, Kino, Bowlingbahn, Fitnessstudio sowie Büros und Luxuswohnungen in den oberen Etagen errichten. Nun haben sie auf Grund der Immobilienblase und den zunehmenden Problemen der Banken in der Kreditvergabe Schwierigkeiten das nötige Kapital von sagen wir 10 Milliarden Euro zusammen zu bekommen. Nun geht man hin und sagt, wir stückeln das Projekt einfach in winzig kleine Teile auf und veräußern diese dann an eine breite Schar von Interessenten. Das Projekt wird also tokenisiert und man erstellt den „Vonoviva-Token“. Diesen kürzen wir mal ab mit „VoTo“ auf der Ethereum Blockchain. Ausgabepreis pro Token 25 Euro. Es wird also ein Token mit einer limitierten Ausgabemenge von 400.000.000 (400 Millionen) Stück erstellt. Diese werden nicht mehr und nicht weniger (keine Inflation).
Die Luxuswohnungen könnten dann z.B. durch Erwerb der entsprechenden Anzahl an Token gekauft werden, sind aber vom Gesamtprojekt ausgegliedert. Der Erwerb wird dann gesondert in der Blockchain hinterlegt. Der Eigentümer kann dann z.B. nicht anteilig vom Kaufpreis VoTo veräußern, sondern er überträgt die Gesamtmenge an VoTo und das Besitzrecht welches für diese Wohnung ursprünglich erworben wurden. Eine Luxuswohnung im „Vonovita-Tower“ kostet sagen wir 10 Millionen Euro. Also erwirbt man in Summe 400.000 Token um den Kauf zu tätigen.
Herr Schneider investiert sein Weihnachtsgeld von 1000 Euro in das Projekt weil er von dessen Erfolg überzeugt ist und erwirbt 40 VoTo. Frau Müller hat geerbt und sagt sich, die 20.000 Euro möchte ich gut anlegen also erwirbt sie 800 VoTo. So könnte man das Spiel unendlich fortsetzen.
Im Falle dass die Tokenisierung scheitert, bedeutet es finden sich nicht genügend Geldgeber, werden die bisher eingesammelten Gelder (diese liegen bis zum Abschluss der Tokenisierung auf einem Treuhandkonto) zurückerstattet.
Nach ca. einem Jahr ist das Kapital jedoch aufgebracht alle Token wurden verkauft der Bau kann beginnen.
Jahre später, das Hochhaus floriert. Alle Flächen sind vermietet oder verkauft. Nun wie partizipiert ein Tokenhalter von seiner Investition. Zum einen hat er durch seine VoTo einen Anteil an diesem Gebäude erworben ähnlich einem Wertpapier. Zum anderen können die VoTo an Wert gewinnen bei Erfolg des Projektes oder auch an Wert verlieren bei Misserfolg. Die VoTo stellen also eine Art verbrieften Gegenwert dar.
Ein Interessent einer Luxuswohnung im „Vonovita-Tower“ möchte gern eine Immobilie erwerben und bietet für diese 12.000.000 Euro. Da er aber nun für die 4 Millionen VoTo ergo 12 Millionen Euro bezahlt, was einer Rendite von 20% gegenüber dem ursprünglichen Kaufpreis von 10 Millionen entspricht, sind die 40 VoTo von Herrn Schneider oder die 800 VoTo von Frau Müller nun auch 20% mehr wert. Die Summe aller Token ist ja nach wie vor limitiert.
Nun denkt sich Herr Schneider ich verkaufe meine Token wieder und bekomme dafür 1200 Euro. Er hat also einen Gewinn von 200 Euro erwirtschaftet welchen er aber noch versteuern muss, da diese Token ähnlich einem Wertpapier angesehen werden und entsprechenden Regularien unterliegen.
Frau Müller hingegen sagt sich, nein ich behalte meine Token, möchte aber trotzdem vom Erfolg des Vonovita-Tower partizipieren. Nun wie funktioniert denn sowas? Hier bekommen alle Tokenhalter eine Art Dividende ausgeschüttet die an bestimmte vorher festgelegte Bedingungen geknüpft werden. Anteilig entsprechend ihrer Anzahl an gehaltenen Token und abhängig von den Mieteinnahmen oder sonstigen erwirtschafteten Gewinnen.
Bei einem jährlichen Gewinn von 100 Millionen Euro entspräche das einer Dividende für Frau Müller von Sagen wir mal 200 Euro.
100.000.000 Euro Gewinn durch 400.000.000 Anteile = 0,25 Euro
0,25 x 800 Anteile von Frau Müller = 200 Euro Dividende pro Jahr. So oder so ähnlich könnte es also laufen. Die Tokenhalter profitieren quasi erstens durch eine mögliche Wertsteigerung ihrer Token und zweitens durch eine mögliche ausgeschüttete Dividende.
Man könnte quasi alles und jeden tokenisieren. Sei es die Immobilie oder das Kunstwerk. Seien es die Rechte an einem Film oder an einem Patent. Man könnte dies auf sämtliche Belange des Lebens anwenden. Selbst die Arbeitskraft oder das Talent einer Person könnte man theoretisch tokenisieren. Hier stellt sich mir die Frage, will ich das überhaupt?
Als einen weiteren möglichen Anwendungsbereich für eine Tokenisierung mit fortschreitender Entwicklung in den Bereichen 5G, IoT und autonomes Fahren könnte ich mir einen sogenannten “Car-Sharing-Pool” vorstellen. Der feuchte Traum für die Globalen Eliten schlechthin. Das Projekt finanziert sich via Tokenisierung und bietet für die Investoren oder Halter von Token gewisse Vorzüge bei der Nutzung der Fahrzeuge. Für Nutzer ohne eigene Token (also ohne Anteile am Projekt) werden dann ganz normale handelsübliche Gebühren für die Nutzung und gefahrenen Km berechnet.
Die Ausgabe der Token in Verbindung mit den Vergünstigungen könnte gestaffelt ablaufen. Mindestinvestment sind dann z.B. 100 Token zu 20 Euro pro Token. Dann kannst du z.B. die Fahrzeuge zu den üblichen Kosten nutzen aber die Jährliche Mitgliedsgebühr entfällt. Für 200 gehaltene Token zahlst du dann weniger pro gefahrenen Km oder so ähnlich. Maximales Investment pro Benutzer könnte man bei 1000 Token festlegen. Man nutzt die Fahrzeuge dann in der Reservierung zu jeder Zeit bevorzugt und völlig kostenfrei. Man könnte die Top-Holder dann z.B. noch am Jahresumsatz beteiligen.
Zusätzlich partizipieren Tokenhalter noch von einer möglichen Wertsteigerung ihrer Token. Die Fahrzeuge verwalten sich dank autonomen Fahrens und IoT völlig selbstständig. Sie verfügen über eine Wallet inklusive entsprechender Online/Krypto-Währung und können somit selbstständig aufladen, parken, Service oder Reparaturaufträge in Anspruch nehmen usw. usf. und diese dann auch völlig autonom bezahlen.
Hier sollten sie sich unbedingt bewusst machen, dass sie mit der Nutzung dieser Dienste zukünftig noch gläserner werden! Man könnte ein vollumfängliches Bewegungsprofil von ihnen erstellen und dieses dann zusätzlich noch vermarkten um weitere Einkünfte damit zu erzielen. Stimmen sie diesem Umstand nicht zu wird ihnen die Nutzung der Fahrzeuge verwehrt.
Die Art von Unternehmen sich zukünftig zu kapitalisieren wird sich mehr und mehr verändern.
Sie werden vom klassischen Modell Aktien auszugeben weg, hin zur digitalisierten Version einer Blockchain-basierten Tokenisierung wechseln. So könnte z.B. ein kleines Mittelständiges Unternehmen, für welches ein Börsengang viel zu teuer wäre durch eine Tokenisierung an Kapital gelangen. Die Token in Verbindung mit Smart Contracts garantieren dann dem Investor eine Verzinsung seiner Token oder eine Beteiligung an etwaigen Gewinnen des Projektes. Die Gefahr eines Totalausfalles sollte man also nie außer Acht lassen!!
Die Vorteile der Tokenisierung sind:
- Besser reguliert als ICO,s
- weitaus geringere Gebühren und Verwaltungskosten
- Weltweit ohne Zollbestimmungen, Währungsschwankungen usw. verfügbar
- sehr schnellere Abwicklung gegenüber dem herkömmlichen Wertpapierhandel
- Man kann problemlos viele internationale Investoren für sich gewinnen.
Es gibt aber auch Nachteile!:
- Einschränkungen bez. der Veräußerbarkeit (unübersichtlich welche Token gehandelt und welche nicht gehandelt werden können).
- keine weltweit klar geregelte Besteuerung
- Token können verloren gehen (z.B. falsche Sendeadresse beim Transfer)
- man wird noch ein Stück gläserner
- auf Personen angewandt (Arbeitskraft, Talent) äußerst bedenklich
Die Dinosaurier der Branche werden aussterben, so sie nicht mit der Zeit gehen und der Digitalisierung nicht die Türen öffnen. Die Vorteile mit einer Blockchain-basierten Möglichkeit an Kapital zu kommen erfreuen sich immer mehr Beliebtheit und werden in Zukunft schnell an Fahrt aufnehmen. Die Token können überall und jederzeit Problemlos (so es die Art des Token zulässt) über die Blockchain gehandelt werden.
Ein weiterer Aspekt den ich hier unbedingt beleuchten möchte ist die totale Transparenz der Blockchain.
Kann man einem Benutzer eine Wallet/ Adresse genau zuordnen wird er quasi gläsern auf der Blockchain. Gleiches trifft auf eine Vielzahl von Kryptowährungen zu. Verbindet man diese Wallet dann noch mit der Personal-ID des Benutzers (in Indien und China bereits zum Großteil umgesetzt) kann jeder mit einem Blockchainviewer sämtliche Transaktionen von und zu dieser Wallet zurückverfolgen. Hat man nur eine Wallet und erledigt sämtliche Transaktionen mit selbiger ist für jeden ersichtlich über welche Werte dieser Benutzer verfügt oder welche Gewohnheiten er hat. Es empfiehlt sich dringend mehrere Wallet-Adressen zu verwenden! Eine registrierte für offizielle Zahlungen, weitere z.B. für etwaige Sparguthaben oder Transaktionen unter Freunden usw. Weiter gibt es Möglichkeiten über das sogenannte RingCT-Protokoll oder Tor-Netzwerke wie sie bei „Monero“ und „Verge“ verwendet werden seine Zahlungen oder Transaktionen zu verschleiern.
Wahren sie so gut es geht ihre Anonymität! Zahlen sie wenn möglich bar! Leisten sie der Bargeldaschaffung wiederstand! Bitte machen sie sich bewusst, dass es hier um ihre Werte und ihre Belange des Lebens geht. In der Welt der Bits und Bytes gibt es viele „schwarze Schafe“, da es im Bereich Krypto weitestgehend anonym abläuft wenn man sich an gewisse Regeln hält. Es macht die Sache für Betrüger sehr verlockend und einfach. Wenn man sich noch nicht so gut auskennt kann man schnell um alles gebracht werden was man hat.
Bleiben sie skeptisch! Recherchieren sie ausführlich bevor sie in ein Projekt investieren. Sind Personen klar benannt? Gibt es eine Roadmap und sind klare Ziele benannt? Sind die Personen greifbar/haftbar im Falle eines Betrugsversuches? Wie werden die Gelder abgesichert und verwaltet? Sind die Renditen oder die Prognosen zur Wertsteigerung realistisch? Streuen sie ihr Risiko. Das bedeutet nicht alles auf ein Pferd zu setzen. Investieren sie besser weniger aber dafür in mehrere Projekte. Im Falle eines Totalausfalles verlieren sie so nicht ihr letztes Hemd. Wenn sie diese einfachen Grundregeln befolgen, kann der Kryptomarkt und die Tokenisierung ein sehr lukratives Investment in ihre Zukunft sein. Ich wünsche ihnen dabei viel Erfolg :-))
Carpe Diem
© Nomi78
Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
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