Im Folgenden die deutsche Übersetzung des Offenen Briefs von Arthur Firstenberg, Gründer des Initiative 5G Space Appeal, an Elon Musk und SpaceX:
Betreff: Von Bienen, Menschen und Satelliten
Sehr geehrter Elon Musk, Kimbal Musk und alle SpaceX-Vorstandsmitglieder, leitende Angestellte und Hauptinvestoren,
als Rachel Carson 1962 das Buch „Silent Spring (Der stumme Frühling)“ veröffentlichte, gab es so viele Insekten auf der Erde, dass man mit dem Auto nirgendwo weit fahren konnte, ohne dass die Windschutzscheibe mit ihren Körpern bespritzt wurde.
Frau Carson würde die Welt von heute nicht wiedererkennen: Windschutzscheiben sind sauber. Vögel sind am Verhungern. Nutzpflanzen haben keine Bestäuber. Für Landwirte wurde eine Lösung vorgeschlagen: Roboterbienen, die an der Harvard University entwickelt werden. Aber das ist keine Lösung für die Welt, denn wenn die Insekten sterben, dann sterben auch wir.
Und die Welt weiß das. Warum haben sich Millionen von Menschen Umweltorganisationen angeschlossen? Warum hat Jeff Bezos gerade einen 10 Milliarden US-Dollar schweren Umweltfonds gegründet? Warum unterschreiben reiche Leute [Verträge], um auf dem Mars zu leben und die Erde hinter sich zu lassen? Weil unsere Heimat zerstört wird, und auf einer gewissen Ebene weiß das jeder. Aber sie wissen nicht, warum. Ja, es gibt Klimawandel, Lebensraumzerstörung und Insektizide, aber die können nicht den Rückgang der Fluginsekten um 76 bis 82 Prozent in 63 Naturschutzgebieten in Deutschland erklären. Sie können auch nicht den 97- bis 98-prozentigen Rückgang der krabbelnden Insekten in einem unberührten Regenwald in Puerto Rico erklären.
Setzt man Honigbienen nur zehn Minuten lang einem gewöhnlichen Handy aus, schaltet sich ihr Stoffwechsel ab. Kohlenhydrate, Fette und Proteine reichern sich in ihrem Blut an. Sie können ihre Nahrung nicht mehr verstoffwechseln und den Sauerstoff, den sie atmen, nicht mehr verwerten. Und da die gleiche Strahlung uns alle, mehr oder weniger stark, überall auf der Erde trifft, passiert dasselbe mit jedem Lebewesen. Bei den Bienen geschieht es schneller als bei uns, weil die Bienen einen viel höheren Stoffwechsel haben. Die Strahlung kommt von allen Formen der drahtlosen Technologie, auf der Erde und im Weltraum, und sie wird behandelt, als ob sie nicht da wäre.
Wir schreiben Ihnen zu diesem Zeitpunkt, weil SpaceX dabei ist, die Erde mit einem Netzwerk von Tausenden von Satelliten zu umgeben, deren einziger Zweck es ist, jeden Quadratzentimeter der Erde zu bestrahlen. SpaceX, wie jeder andere auch, behandelt die Strahlung, als ob sie nicht da wäre. Als ob die Mitochondrien in unseren Zellen nicht darauf angewiesen wären, dass sich die Elektronen ungestört von der Nahrung, die wir verdauen, zum Sauerstoff, den wir atmen, bewegen. Als ob unser Nervensystem und unser Herz nicht wie jedes andere elektronische Gerät von Hochfrequenzstörungen betroffen wären. Als ob Krebs, Diabetes und Herzkrankheiten, an denen heute ein Großteil der Erdbevölkerung leidet, nicht Stoffwechselkrankheiten wären, die aus Störungen unserer Zellmaschinerie resultieren. Als ob Insekten weltweit, und die Vögel und Tiere, die sie fressen, dadurch nicht verhungern würden.
Wir schreiben Ihnen heute, um Sie zu bitten, das StarLink-Projekt zu stoppen, weil es so zerstörerisch ist. Obwohl die Satelliten nur ein paar hundert Meilen hoch sind, sind selbst die winzigen Strahlungswerte, die die Erdoberfläche erreichen werden, höher als die Werte von Sonnenstürmen, die mit dem Stranden von Walen in Verbindung gebracht wurden – Wale, die in Ozeanen leben, die bisher kaum von Menschen verursachter Strahlung ausgesetzt waren. Und die Satelliten befinden sich in der Ionosphäre der Erde, die den globalen Stromkreislauf steuert, mit dem wir alle aufgewachsen sind und der durch die Körper aller Lebewesen auf dem Weg vom Himmel zur Erde, durch die Erde und die Ozeane und bei Gewittern wieder hinauf zum Himmel wandert. Wir verschmutzen diesen Kreislauf mit Milliarden von elektronischen Frequenzen, was eine Gefahr für uns ist.
Wir bitten Sie, dieses Projekt zu stoppen und sich mit uns, unseren wissenschaftlichen Kollegen und unseren Kollegen aus der astronomischen Gemeinschaft, die gerade die Safeguarding the Astronomical Sky Foundation (SASF) gegründet haben, zusammenzusetzen und zu beraten. Der Himmel gehört allen. Die Folgen, wenn wir ihn mit Tausenden – möglicherweise Zehntausenden – von Wegwerf-Satelliten füllen, sind vielfältig:
- Strahlung
- sichtbare Verschmutzung des Nachthimmels
- Beeinträchtigung von Astronomie und Meteorologie
- Raketenabgase, die zum Ozonabbau und zum Klimawandel beitragen
- Boden- und Wasserverschmutzung durch die intensive Nutzung von immer mehr Raumfahrtzentren
- Anhäufung von Weltraummüll
- Kontinuierliches Deorbiting und Verglühen alternder Satelliten, die die Atmosphäre mit giftigem Staub und Rauch belasten
- immer höhere Wahrscheinlichkeit von Kollisionen
- steigende Gefahr des Kessler-Syndroms
Wollen wir wirklich Obstlehrgärten bauen, die von Roboterbienen bestäubt werden? Brauchen die Ozeane und die Antarktis und alle Regenwälder und Wildschutzgebiete wirklich das Internet? Brauchen die unveränderlichen Sterne am unveränderlichen Himmel wirklich die Konkurrenz von zehntausend oder mehr bewegten Lichtern? Wir glauben an etwas Besseres. Für uns. Für unsere Kinder. Für die Insekten und für alles Leben.
In Erwartung einer Antwort.
Mit freundlichen Grüßen,
Arthur Firstenberg, Wissenschaftler & Autor, The Invisible Rainbow: A History of Electricity and Life (Der unsichtbare Regenbogen: Eine Geschichte der Elektrizität und des Lebens), 2020