Alexander Dugin ist ein russischer Politiker, Politologe und Publizist. Laut der „allwissenden Müllhalde“ Wikipedia ist er ein „Ideengeber einer intellektualisierten extremen bzw. Neuen Rechten in Russland“. Desweiteren schreibt das Online-Lexikon:
Dugin vertritt antiwestliche und antiliberale Positionen und propagiert über internationale Netzwerke das geopolitische Konzept eines „Neo-Eurasismus“ auf der Basis eines in Opposition zu den Vereinigten Staaten stehenden großrussischen Reiches. Seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten lehnt er Antiamerikanismus jedoch ab und spricht stattdessen von einem „Sumpf“ globalistischer Eliten, den er als Gegner betrachtet und der seiner Ansicht nach in Amerika und Europa trockengelegt werden solle.
Diese Information sei der nachfolgenden, sehr langen Übersetzung Dugins vorangestellt. Ich übersetze den Artikel trotzdem, da Dugin im Originalartikel The Manifesto of Great Awakening. Against Great Reset. einige sehr wichtige Dinge anspricht, die losgelöst von irgendwelcher Gesinnung eine wichtige Einordnung zum Themenkomplex des „Großen Neustarts“ anspricht. Man kann sicherlich zu dem einen oder anderen Punkt eine andere Meinung haben, aber trotzdem bitte ich den geneigten Lesern vorbehaltlos an die Übersetzung heran zu gehen, da insbesondere der historische Abriss im Gesamtbild des „Großen Neustarts“ oder die Einbindung der „neuen Ideologien“ (wie die Zerstörung der Familie oder den Genderwahnsin) sehr wichtig sind. Auch wenn ich nicht alle Ansichten teile (z.B. die Rolle Chinas oder Russlands beim „Großen Erwachen“), ist es aus meiner Sicht ein sehr lesenswertes Essay.
Der „Große Neustart“ beginnt mit Bidens Sieg.
Teil 1. Großer Neustart
Die 5 Punkte von Prinz Charles
Auf dem Forum in Davos verkündeten der Gründer des Forums, Klaus Schwab, und Charles, der Prinz von Wales, im Jahr 2020 einen neuen Kurs für die Menschheit, den „Großen Neustart“.
Der Plan, so der Prinz von Wales, besteht aus fünf Punkten:
Der Begriff „nachhaltig“ ist ein Teil des wichtigsten Konzepts des Club of Rome – „Nachhaltige Entwicklung“. Diese Theorie basiert auf einer weiteren Theorie – den „Grenzen des Wachstums“, nach der die Überbevölkerung des Planeten einen kritischen Punkt erreicht hat (was die Notwendigkeit impliziert, die Geburtenrate zu reduzieren).
Die Tatsache, dass das Wort „nachhaltig“ im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie verwendet wird, die nach Meinung einiger Analysten zu einem Bevölkerungsrückgang führen soll, hat weltweit eine erhebliche Reaktion hervorgerufen.
Die Hauptpunkte des „Großen Neustarts“ sind:
Die Hauptidee des „Großen Neustarts“ ist die Fortsetzung der Globalisierung und die Stärkung des Globalismus nach einer Reihe von Misserfolgen: die konservative Präsidentschaft des Antiglobalisten Trump, der wachsende Einfluss einer multipolaren Welt – insbesondere Chinas und Russlands, der Aufstieg islamischer Länder wie der Türkei, des Iran, Pakistans, Saudi-Arabiens und ihr Rückzug aus dem Einflussgebiet des Westens.
Auf dem Forum in Davos erklärten Vertreter der globalen liberalen Eliten die Mobilisierung ihrer Strukturen in Erwartung der Präsidentschaft Bidens und des von ihnen stark gewünschten Sieges der Demokraten in den USA.
Umsetzung
Der Wegweiser der globalistischen Agenda ist der Jeff Smith-Song „Build Back Better“ (Joe Bidens Wahlkampfslogan). Gemeint ist, dass nach einer Reihe von Rückschlägen (wie z.B. einem Taifun oder Hurrikan Katrina) die Menschen (gemeint sind die Globalisten) wieder eine bessere Infrastruktur aufbauen, als sie vorher hatten.
Der „Große Neustart“ beginnt mit Bidens Sieg.
Die Führer der Welt, die Chefs der großen Konzerne – Big Tech, Big Data, Big Finance, etc. – kamen zusammen und mobilisierten sich, um ihre Gegner zu besiegen – Trump, Putin, Xi Jinping, Erdogan, Ayatollah Khamenei und andere. Der Anfang war, Trump mit Hilfe neuer Technologien den Sieg zu entreißen – durch das „Einfangen von Vorstellungen“ (Punkt 1), die Einführung von Internetzensur und die Manipulation der Briefwahl.
Bidens Ankunft im Weißen Haus bedeutet, dass die Globalisten zu den nächsten Schritten übergehen.
Dies wird sich auf alle Lebensbereiche auswirken – die Globalisten gehen zurück zu dem Punkt, an dem Trump und andere Pole der steigenden Multipolarität sie aufgehalten hatten. Und hier spielt die Gedankenkontrolle (durch Zensur und Manipulation der sozialen Medien, totale Überwachung und Datensammlung von jedem) und die Einführung neuer Technologien eine Schlüsselrolle.
Die Covid-19-Epidemie ist ein Vorwand dafür. Unter dem Deckmantel der Gesundheitshygiene soll der „Große Neustart“ die Kontrollstrukturen der globalistischen Eliten über die Weltbevölkerung dramatisch verändern.
Mit dem Amtsantritt von Joe Biden und den von ihm bereits unterzeichneten Dekreten (die praktisch alle Entscheidungen von Trump aufheben) hat die Umsetzung des Plans begonnen.
In seiner Rede über den „neuen“ Kurs der US-Außenpolitik gab Biden die Hauptrichtungen der globalistischen Politik vor. Das mag „neu“ erscheinen, aber nur zum Teil und nur im Vergleich zu Trumps Politik. Im Großen und Ganzen kündigte Biden einfach eine Rückkehr zum vorherigen Vektor an:
So zeigt die neue Führung im Weißen Haus nicht nur nicht die geringste Bereitschaft, mit irgendjemandem einen gleichberechtigten Dialog zu führen, sondern verschärft nur ihren eigenen liberalen Diskurs, der keinen Widerspruch duldet. Der Globalismus tritt in eine totalitäre Phase ein. Das macht die Möglichkeit neuer Kriege – einschließlich eines erhöhten Risikos eines Dritten Weltkriegs – mehr als wahrscheinlich.
Die Geopolitik des „Großen Neustart“
Die globalistische Foundation for Defence of Democracies, die die Position der neokonservativen Kreise in den USA vertritt, veröffentlichte kürzlich einen Bericht, in dem sie Biden sagte, dass einige von Trumps Positionen wie z.B.:
positiv sind, und dass Biden sich in der Außenpolitik weiterhin entlang dieser Achsen bewegen sollte.
Die Autoren des Berichts verurteilten Trumps außenpolitische Aktionen auf der anderen Seite wie folgt:
So wird der „Große Neustart“ in der Geopolitik eine Kombination aus „Demokratieförderung“ und „neokonservativer aggressiver Strategie der vollständigen Beherrschung“ bedeuten, was der Hauptvektor der „neokonservativen“ Politik ist. Gleichzeitig wird Biden geraten, die Konfrontation mit dem Iran und China fortzusetzen und zu verstärken, aber das Hauptaugenmerk sollte auf dem Kampf gegen Russland liegen. Und das erfordert eine Stärkung der NATO und eine Ausweitung der US-Präsenz im Nahen Osten und in Zentralasien.
Wie unter Trump werden Russland, China, der Iran und einige andere islamische Länder als die Haupthindernisse gesehen.
So werden Umweltprojekte und technologische Innovationen (vor allem die Einführung von Künstlicher Intelligenz und Robotik) mit dem Aufstieg einer aggressiven Militärpolitik kombiniert.
Teil 2. Eine kurze Geschichte der liberalen Ideologie: Globalismus als Kulminationspunkt
Nominalismus
Um eindeutig zu verstehen, was Bidens Sieg und Washingtons „neuer“ Kurs für den „Großen Neustart“ im historischen Maßstab bedeutet, muss man die gesamte Geschichte der liberalen Ideologie betrachten, beginnend bei ihren Wurzeln. Nur dann ist man in der Lage, den Ernst der Lage zu verstehen. Bidens Sieg ist keine zufällige Episode, und die Ankündigung eines globalistischen Gegenangriffs ist nicht nur die Agonie eines gescheiterten Projekts. Es ist viel ernster als das. Biden und die Kräfte, die hinter ihm stehen, verkörpern den Höhepunkt eines historischen Prozesses, der im Mittelalter begann, in der Moderne mit der Entstehung der kapitalistischen Gesellschaft seine Reife erlangte und der heute sein letztes Stadium erreicht – das theoretische, das von Anfang an skizziert wurde.
Die Wurzeln des liberalen (=kapitalistischen) Systems gehen auf den scholastischen Streit um die Universalien zurück. Dieser Streit spaltete die katholischen Theologen in zwei Lager: Die einen erkannten die Existenz des Gemeinsamen (species, genus, universalia) an, die anderen glaubten nur an bestimmte konkret-individuelle Dinge und interpretierten deren verallgemeinernde Namen als rein äußerliche, konventionelle Ordnungssysteme, die einen „leeren Klang“ repräsentierten. Diejenigen, die von der Existenz des Allgemeinen, der Art, überzeugt waren, beriefen sich auf die klassische Tradition von Platon und Aristoteles. Man nannte sie „Realisten“, d.h. diejenigen, die die „Realität der Universalia“ anerkannten. Der prominenteste Vertreter der „Realisten“ war Thomas von Aquin und im Allgemeinen war es die Tradition der Dominikanermönche.
Die Verfechter der Idee, dass nur einzelne Dinge und Wesen real sind, wurden „Nominalisten“ genannt, vom lateinischen „nomen“. Die Forderung – „Entitäten sollten nicht ohne Notwendigkeit vervielfältigt werden“ – geht genau auf einen der Hauptverfechter des „Nominalismus“, den englischen Philosophen William Occam, zurück. Noch früher wurden die gleichen Ideen von Roscelin von Compiègne verteidigt. Obwohl die „Realisten“ die erste Phase des Konflikts gewannen und die Lehren der „Nominalisten“ anathematisiert wurden, wurden später die Wege der westeuropäischen Philosophie – insbesondere des New Age – von Occam beschritten.
Der „Nominalismus“ legte den Grundstein für den zukünftigen Liberalismus, sowohl ideologisch als auch wirtschaftlich. Hier wurde der Mensch nur als Individuum und als nichts anderes gesehen, und alle Formen der kollektiven Identität (Religion, Klasse etc.) sollten abgeschafft werden. Ebenso wurde die Sache als absolutes Privateigentum gesehen, als ein konkretes, separates Ding, das als Eigentum ohne weiteres diesem oder jenem individuellen Besitzer zugeschrieben werden konnte.
Der Nominalismus setzte sich vor allem in England durch, verbreitete sich in den protestantischen Ländern und wurde allmählich zur wichtigsten philosophischen Matrix der Neuen Zeit – in der Religion (individuelle Beziehungen des Menschen zu Gott), in der Wissenschaft (Atomismus und Materialismus), in der Politik (Voraussetzungen der bürgerlichen Demokratie), in der Wirtschaft (Markt und Privateigentum), in der Ethik (Utilitarismus, Individualismus, Relativismus, Pragmatismus) usw.
Kapitalismus: die erste Phase
Ausgehend vom Nominalismus können wir den gesamten Weg des historischen Liberalismus nachzeichnen, von Roscelin und Occam bis zu Soros und Biden. Der Einfachheit halber wollen wir diese Geschichte in drei Phasen unterteilen.
Die erste Phase war die Einführung des Nominalismus im Bereich der Religion. Die kollektive Identität der Kirche, wie sie vom Katholizismus (und noch mehr von der Orthodoxie) verstanden wurde, wurde von den Protestanten als Individuen ersetzt, die fortan die Heilige Schrift allein auf der Grundlage ihres Verstandes und unter Ablehnung jeglicher Tradition auslegen konnten. So wurden viele Aspekte des Christentums – die Sakramente, Wunder, Engel, die Belohnung nach dem Tod, das Ende der Welt, etc. – neu überdacht und verworfen, da sie den „rationalen Kriterien“ nicht entsprechen.
Die Kirche als der „mystische Leib Christi“ wurde zerstört und durch Hobbyvereine ersetzt, die durch freie Zustimmung von unten entstanden. Dies schuf eine große Anzahl von streitenden protestantischen Sekten. In Europa und in England selbst, wo der Nominalismus seine gründlichsten Früchte getragen hatte, wurde der Prozess etwas eingedämmt, und die rabiatesten Protestanten eilten in die Neue Welt und gründeten dort ihre eigene Gesellschaft. Später, nach dem Kampf mit der Metropole, entstanden die Vereinigten Staaten.
Parallel zur Zerstörung der Kirche als „kollektive Identität“ (etwas „Gemeinsames“) begannen die Stände abgeschafft zu werden. Die soziale Hierarchie von Priestern, Adel und Bauern wurde durch undefinierte „Städter“ ersetzt, entsprechend der ursprünglichen Bedeutung des Wortes „Bourgeois“. Die Bourgeoisie verdrängte alle anderen Schichten der europäischen Gesellschaft. Aber der Bourgeois war eben das beste „Individuum“, ein Bürger ohne Sippe, Stamm oder Beruf, aber mit Privateigentum. Und diese neue Klasse begann, die gesamte europäische Gesellschaft zu rekonstruieren.
Gleichzeitig wurde auch die supranationale Einheit des päpstlichen Stuhls und des weströmischen Reiches – als ein weiterer Ausdruck der „kollektiven Identität“ – abgeschafft. An ihre Stelle trat eine auf souveränen Nationalstaaten basierende Ordnung, eine Art „politisches Individuum“. Nach dem Ende des 30-jährigen Krieges festigte der Westfälische Friede diese Ordnung.
So entstand bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts in Westeuropa in den Grundzügen eine bürgerliche Ordnung (d.h. der Kapitalismus).
Die Philosophie der neuen Ordnung wurde in vielerlei Hinsicht von Thomas Hobbes vorweggenommen und von John Locke, David Hume und Immanuel Kant weiterentwickelt. Adam Smith übertrug diese Prinzipien auf den Bereich der Wirtschaft und begründete damit den Liberalismus als Wirtschaftsideologie. In der Tat wurde der Kapitalismus, basierend auf der systematischen Umsetzung des Nominalismus, zu einer kohärenten systemischen Weltanschauung. Der Sinn der Geschichte und des Fortschritts bestand fortan darin, „das Individuum von allen Formen der kollektiven Identität zu befreien“, bis zur logischen Grenze.
im 20. Jahrhundert, durch die Zeit der kolonialen Eroberungen, war der westeuropäische Kapitalismus zu einer globalen Realität geworden. Der nominalistische Ansatz setzte sich in Wissenschaft und Kultur, in Politik und Wirtschaft, im ganz alltäglichen Denken der Menschen des Westens und der gesamten Menschheit durch.
Das Zwanzigste und der Siegeszug der Globalisierung: die zweite Phase
Im zwanzigsten Jahrhundert stand der Kapitalismus vor einer neuen Herausforderung. Diesmal waren es nicht die üblichen Formen der kollektiven Identität – religiös, klassenmäßig, beruflich usw. – sondern künstliche und auch moderne Theorien (wie der Liberalismus selbst), die den Individualismus ablehnten und ihm neue Formen der kollektiven Identität (begrifflich zusammengefasst) entgegensetzten.
Sozialisten, Sozialdemokraten und Kommunisten setzten den Liberalen eine Klassenidentität entgegen und riefen die Arbeiter auf der ganzen Welt auf, sich zu vereinigen, um die Macht der globalen Bourgeoisie zu stürzen. Diese Strategie erwies sich als wirksam, und in einigen großen Ländern (wenn auch nicht in den industrialisierten und westlichen Ländern, auf die Karl Marx, der Begründer des Kommunismus, gehofft hatte) wurden proletarische Revolutionen gewonnen.
Parallel zu den Kommunisten kam es, diesmal in Westeuropa, zur Machtergreifung durch extreme nationalistische Kräfte. Sie handelten im Namen der „Nation“ oder einer „Rasse“ und stellten dem liberalen Individualismus wiederum etwas „Gemeinsames“, ein „kollektives Wesen“ entgegen.
Die neuen Gegner des Liberalismus gehörten nicht mehr der Trägheit der Vergangenheit an, wie in früheren Phasen, sondern repräsentierten modernistische Projekte, die im Westen selbst entwickelt wurden. Aber auch sie basierten auf einer Ablehnung von Individualismus und Nominalismus. Dies wurde von den Theoretikern des Liberalismus (vor allem von Hayek und seinem Schüler Popper) klar verstanden, die „Kommunisten“ und „Faschisten“ unter dem gemeinsamen Namen „Feinde der offenen Gesellschaft“ vereinigten und einen tödlichen Krieg mit ihnen begannen.
Durch die taktische Nutzung Sowjetrusslands gelang es dem Kapitalismus zunächst, den faschistischen Regimen zu Leibe zu rücken, und dies war das ideologische Ergebnis des Zweiten Weltkriegs. Der darauf folgende Kalte Krieg zwischen Ost und West endete Ende der 1980er Jahre mit einem liberalen Sieg über die Kommunisten.
Das Projekt der Befreiung des Individuums von allen Formen der kollektiven Identität und des „ideologischen Fortschritts“, wie es von den Liberalen verstanden wurde, durchlief somit eine weitere Phase. In den 1990er Jahren begannen liberale Theoretiker, über das „Ende der Geschichte“ (F. Fukuyama) und den „unipolaren Moment“ (C. Krauthammer) zu sprechen.
Dies war ein anschaulicher Beweis für den Eintritt des Kapitalismus in seine am weitesten fortgeschrittene Phase – die Phase des Globalismus. Tatsächlich triumphierte zu dieser Zeit in den USA die Strategie der herrschenden Eliten des Globalismus – die im Ersten Weltkrieg durch Wilsons 14 Punkte skizziert wurde, aber am Ende des Kalten Krieges die Eliten beider Parteien – Demokraten und Republikaner, hauptsächlich vertreten durch die „Neokonservativen“ – vereinte.
Gender und Posthumanismus: Die dritte Phase
Nachdem der Kapitalismus seinen letzten ideologischen Feind, das sozialistische Lager, besiegt hat, ist er an einem entscheidenden Punkt angelangt. Individualismus, Markt, die Ideologie der Menschenrechte, Demokratie und westliche Werte hatten im globalen Maßstab gesiegt. Es scheint, dass die Agenda erfüllt ist – niemand setzt dem „Individualismus“ und dem Nominalismus mehr etwas Ernsthaftes oder Systemisches entgegen.
In dieser Zeit tritt der Kapitalismus in seine dritte Phase ein. Bei näherer Betrachtung, nachdem der äußere Feind besiegt wurde, haben die Liberalen zwei weitere Formen kollektiver Identität entdeckt. Zunächst einmal das Geschlecht. Schließlich ist auch das Geschlecht etwas Kollektives: entweder männlich oder weiblich. Der nächste Schritt war also die Zerstörung des Geschlechts als etwas Objektives, Wesentliches und Unersetzliches.
Das Geschlecht bedurfte der Abschaffung, wie auch alle anderen Formen kollektiver Identität, die schon früher abgeschafft worden waren.
Daher die Gender-Politik, die Verwandlung der Kategorie Geschlecht in etwas „Optionales“ und von der individuellen Wahl Abhängiges. Hier haben wir es wieder mit demselben Nominalismus zu tun: Warum doppelte Entitäten? Eine Person ist eine Person als Individuum, während das Geschlecht willkürlich gewählt werden kann, so wie zuvor Religion, Beruf, Nation und Lebensweise gewählt wurden.
Dies wurde zur Hauptagenda der liberalen Ideologie in den 1990er Jahren, nach der Niederlage der Sowjetunion. Ja, externe Gegner standen der Gender-Politik im Weg – jene Länder, in denen es noch Reste der traditionellen Gesellschaft, der Werte der Familie usw. gab, sowie konservative Kreise im Westen selbst. Der Kampf gegen Konservative und „Homophobe“, also Verfechter der traditionellen Auffassung von der Existenz der Geschlechter, wurde zum neuen Ziel der Anhänger des progressiven Liberalismus. Viele Linke haben sich dem angeschlossen, indem sie Geschlechterpolitik und Einwanderungsschutz an die Stelle früherer antikapitalistischer Ziele gesetzt haben.
Mit dem Erfolg der Institutionalisierung von Geschlechternormen und dem Erfolg der Massenmigration, die die Bevölkerungen im Westen selbst atomisiert (was auch perfekt in eine Ideologie der Menschenrechte passt, die mit dem Individuum ohne Rücksicht auf kulturelle, religiöse, soziale oder nationale Aspekte operiert), wurde es offensichtlich, dass die Liberalen nur noch einen letzten Schritt zu tun hatten – den Menschen abzuschaffen.
Schließlich ist der Mensch auch eine kollektive Identität, was bedeutet, dass er überwunden, abgeschafft, zerstört werden muss. Das fordert das Prinzip des Nominalismus: Ein „Mensch“ ist nur ein Name, eine leere Worthülse, eine willkürliche und daher immer anfechtbare Klassifizierung. Es gibt nur das Individuum – menschlich oder nicht, männlich oder weiblich, religiös oder atheistisch, es kommt auf seine Wahl an.
So bleibt den Liberalen, die seit Jahrhunderten auf ihr Ziel hinarbeiten, als letzter Schritt, den Menschen – wenn auch nur teilweise – durch Cyborgs, Netzwerke der Künstlichen Intelligenz und Produkte der Gentechnik zu ersetzen. Das Wahl als Mensch folgt logischerweise der Wahld es Geschlechts.
Diese Agenda ist durch Posthumanismus, Postmoderne und spekulativen Realismus in der Philosophie bereits ziemlich vorweggenommen und wird technologisch von Tag zu Tag realistischer. Zukunftsforscher und Befürworter einer Beschleunigung des historischen Prozesses (Akzelerationisten) blicken zuversichtlich in die nahe Zukunft, wenn die Künstliche Intelligenz in grundlegenden Parametern mit dem Menschen vergleichbar wird. Dieser Moment wird als Singularität bezeichnet. Seine Ankunft wird innerhalb von 10 bis 20 Jahren vorhergesagt.
Die letzte Schlacht der Liberalen
Das ist der Kontext, in dem Bidens Ausverkaufssieg in den USA einzuordnen ist. Das ist es, was der „Große Neustart“ oder der Slogan „Build Back Better“ bedeutet.
In den 2000er Jahren sahen sich die Globalisten mit einer Reihe von Problemen konfrontiert, die nicht so sehr ideologischer als vielmehr „zivilisatorischer“ Natur waren. Seit den späten 1990er Jahren gibt es praktisch keine mehr oder weniger kohärenten Ideologien in der Welt, die Liberalismus, Kapitalismus und Globalismus herausfordern können. In unterschiedlichem Maße, aber diese Prinzipien wurden von allen oder fast allen akzeptiert. Dennoch ist die Durchsetzung des Liberalismus und der Genderpolitik sowie die Abschaffung der Nationalstaaten zugunsten einer Weltregierung an mehreren Fronten ins Stocken geraten.
Dem widersetzte sich zunehmend Putins Russland, das über Atomwaffen und eine historische Tradition der Opposition gegen den Westen verfügte, sowie eine Reihe konservativer Traditionen in der Gesellschaft bewahrte.
China beschäftigte sich zwar aktiv mit der Globalisierung und liberalen Reformen, hatte es aber nicht eilig, diese auf das politische System anzuwenden, behielt die Dominanz der Kommunistischen Partei bei und lehnte eine politische Liberalisierung ab. Darüber hinaus begannen unter Xi Jinping die nationalen Trends in der chinesischen Politik zu wachsen. Peking hat die „offene Welt“ geschickt genutzt, um seine nationalen und sogar zivilisatorischen Interessen zu verfolgen. Und das war nicht Teil der Pläne der Globalisten.
Die islamischen Länder setzten ihren Kampf gegen die Verwestlichung fort und hielten (wie der schiitische Iran) trotz Blockaden und Druck ihre unversöhnlich anti-westlichen und anti-liberalen Regime aufrecht. Die Politik großer sunnitischer Staaten wie der Türkei und Pakistan hat sich zunehmend vom Westen abgekoppelt.
In Europa begann eine Welle des Populismus aufzusteigen, als die einheimische europäische Unzufriedenheit mit der Masseneinwanderung und der Gender-Politik explodierte. Europas politische Eliten ordneten sich weiterhin vollständig der globalistischen Strategie unter, wie man auf dem Davoser Forum an den Berichten der Theoretiker Schwab und Prinz Charles sehen konnte, aber die Gesellschaften selbst kamen in Bewegung und erhoben sich manchmal in direkter Revolte gegen die Behörden – wie im Fall der „Gelbwesten“-Proteste in Frankreich. Mancherorts, wie in Italien, Deutschland oder Griechenland, haben populistische Parteien sogar den Einzug ins Parlament geschafft.
In den Vereinigten Staaten selbst schließlich schaffte es 2016 Donald Trump, Präsident zu werden, der die globalistische Ideologie, Praktiken und Ziele einer scharfen und direkten Kritik unterzog. Und er wurde von etwa der Hälfte der Amerikaner unterstützt.
All diese antiglobalistischen Tendenzen in den Augen der Globalisten selbst konnten nicht anders, als sich zu einem unheilvollen Bild summieren: Die Geschichte der letzten Jahrhunderte mit ihrem scheinbar ungebrochenen Fortschritt der Nominalisten und Liberalen wurde in Frage gestellt. Es handelte sich nicht einfach um das Desaster dieses oder jenes politischen Regimes. Es war das drohende Ende des Liberalismus als solchem.
Sogar die Theoretiker des Globalismus selbst spürten, dass etwas nicht stimmte. Fukuyama zum Beispiel gab seine „Ende der Geschichte“-These auf und schlug vor, dass die Nationalstaaten weiterhin unter der Herrschaft liberaler Eliten stehen sollten, um die Massen besser auf die endgültige Transformation in die Posthumanität vorzubereiten, unterstützt durch rigide Methoden. Ein anderer Globalist, Charles Krauthammer, erklärte, dass der „unipolare Moment“ vorbei sei und dass die globalistischen Eliten es versäumt hätten, diesen zu nutzen.
Das ist genau der panische und fast hysterische Zustand, in dem die Vertreter der globalistischen Elite die letzten vier Jahre verbracht haben. Und deshalb war die Frage der Absetzung von Trump als Präsident der Vereinigten Staaten für sie eine Frage von Leben und Tod. Hätte Trump sein Amt behalten, wäre der Zusammenbruch der globalistischen Strategie unumkehrbar gewesen.
Aber Biden gelang es – auf Biegen und Brechen -, Trump zu verdrängen und seine Anhänger zu dämonisieren. An dieser Stelle kommt der „Große Neustart“ ins Spiel. Es ist wirklich nichts Neues dabei – es ist eine Fortsetzung des Hauptvektors der westeuropäischen Zivilisation in Richtung Fortschritt, interpretiert im Sinne der liberalen Ideologie und der nominalistischen Philosophie. Es bleibt nicht viel übrig: die Individuen von den letzten Formen der kollektiven Identität zu befreien – die Abschaffung der Geschlechter zu vollenden und sich auf ein posthumanistisches Paradigma zuzubewegen.
Fortschritte in der Hochtechnologie, die Einbindung der Gesellschaften in soziale Netzwerke, die, wie es jetzt scheint, von liberalen Eliten in offen totalitärer Weise kontrolliert werden, und die Verfeinerung der Möglichkeiten, die Massen zu verfolgen und zu beeinflussen, lassen die Erreichung des globalen liberalen Ziels in greifbare Nähe rücken.
Aber um diesen entscheidenden Wurf zu machen, müssen sie in einem beschleunigten Modus (und ohne darauf zu achten, wie es aussieht) schnell den Weg für die Finalisierung der Geschichte frei machen. Und das bedeutet, dass Trumps Rauswurf das Signal ist, alle anderen Hindernisse anzugreifen.
Wir haben also unseren Platz auf der Skala der Geschichte bestimmt. Und dabei haben wir ein umfassenderes Bild davon bekommen, worum es beim „Großen Neustart“ geht. Es ist nichts weniger als der Beginn der „letzten Schlacht“. Die Globalisten sehen sich in ihrem Kampf für Nominalismus, Liberalismus, individuelle Befreiung und Zivilgesellschaft als „Krieger des Lichts“, die den Massen den Fortschritt, die Befreiung von tausenden von Jahren der Vorurteile, neue Möglichkeiten – und vielleicht sogar physische Unsterblichkeit und die Wunder der Gentechnik – bringen.
Alle, die sich ihnen widersetzen, sind in ihren Augen „Kräfte der Finsternis“. Und nach dieser Logik müssen die „Feinde der offenen Gesellschaft“ mit der ihnen eigenen Härte behandelt werden. „Wenn der Feind sich nicht ergibt, wird er vernichtet.“ Der Feind ist jeder, der den Liberalismus, den Globalismus, den Individualismus, den Nominalismus in all seinen Erscheinungsformen in Frage stellt. Das ist die neue Ethik des Liberalismus. Es ist nichts Persönliches. Jeder hat das Recht, ein Liberaler zu sein, aber niemand hat das Recht, etwas anderes zu sein.
Teil 3. Das Schisma in den USA: Der Trumpismus und seine Feinde
Der innere Feind
In einem begrenzteren Kontext als dem Rahmen der allgemeinen Geschichte des Liberalismus von Ockham bis Biden hat Trumps Sieg im Kampf um das Weiße Haus im Winter 2020-2021, der für die Demokraten als solcher so schmerzhaft war, auch eine enorme ideologische Bedeutung. Das hat vor allem mit den Prozessen zu tun, die sich innerhalb der amerikanischen Gesellschaft selbst abspielen.
Tatsache ist, dass nach dem Fall der Sowjetunion und dem Einsetzen des „unipolaren Moments“ in den 1990er Jahren der globale Liberalismus keine äußeren Gegner hatte. Zumindest schien es damals im Kontext der optimistischen Erwartung des „Endes der Geschichte“ so. Obwohl sich solche Vorhersagen als verfrüht erwiesen, fragte sich Fukuyama nicht einfach, ob die Zukunft bereits eingetroffen war – er folgte strikt der eigentlichen Logik der liberalen Geschichtsinterpretation, und so war seine Analyse, mit einigen Anpassungen, im Großen und Ganzen korrekt.
Tatsächlich waren die Normen der liberalen Demokratie – der Markt, die Wahlen, der Kapitalismus, die Anerkennung der „Menschenrechte“, die Normen der „Zivilgesellschaft“, die Annahme technokratischer Transformationen und der Wunsch, die Entwicklung und Implementierung von Hochtechnologie – insbesondere digitaler Technologie – zu übernehmen – in gewisser Weise in der gesamten Menschheit etabliert. Wenn einige in ihrer Abneigung gegen die Globalisierung verharrten, konnte dies als bloße Trägheit angesehen werden, als Unwilligkeit, mit dem liberalen Fortschritt „gesegnet“ zu sein.
Mit anderen Worten: Es handelte sich nicht um ideologischen Widerstand, sondern nur um ein unglückliches Ärgernis. Die zivilisatorischen Unterschiede sollten allmählich ausgelöscht werden. Die Übernahme des Kapitalismus durch China, Russland und die islamische Welt würde früher oder später Prozesse der politischen Demokratisierung, die Schwächung der nationalen Souveränität nach sich ziehen und schließlich zur Einrichtung eines planetarischen Systems – einer Weltregierung – führen. Dies sei keine Frage des ideologischen Kampfes, sondern eine Frage der Zeit.
In diesem Zusammenhang unternahmen die Globalisten weitere Schritte, um ihr Grundprogramm der Abschaffung aller Restformen kollektiver Identität voranzutreiben. Dies betraf vor allem die Geschlechterpolitik sowie die Intensivierung der Migrationsströme, die darauf abzielen, die kulturelle Identität der westlichen Gesellschaften selbst, einschließlich der europäischen und amerikanischen, dauerhaft zu untergraben. Damit versetzte die Globalisierung vor allem den Seinen einen Schlag.
In diesem Zusammenhang begann sich im Westen selbst ein „innerer Feind“ herauszubilden. Das sind all jene Kräfte, die sich gegen die Zerstörung der sexuellen Identität, die Vernichtung der Reste der kulturellen Tradition (durch Migration) und die Schwächung der Mittelschicht wehrten. Auch die posthumanistischen Horizonte der bevorstehenden Singularität und der Ersetzung des Menschen durch Künstliche Intelligenz waren zunehmend beunruhigend. Und auf der philosophischen Ebene akzeptierten nicht alle Intellektuellen die paradoxen Schlussfolgerungen der Postmoderne und des spekulativen Realismus.
Außerdem gab es einen klaren Widerspruch zwischen den westlichen Massen, die im Kontext der alten Normen der Moderne lebten, und den globalistischen Eliten, die um jeden Preis den sozialen, kulturellen und technologischen Fortschritt im Sinne der liberalen Optik beschleunigen wollten. So begann ein neuer ideologischer Dualismus Gestalt anzunehmen, diesmal innerhalb des Westens und nicht außerhalb.
Die Feinde der „offenen Gesellschaft“ erschienen nun innerhalb der westlichen Zivilisation selbst. Sie waren diejenigen, die die neuesten liberalen Ziele ablehnten und die Geschlechterpolitik, die Massenmigration oder die Abschaffung von Nationalstaaten und Souveränität nicht akzeptierten.
Gleichzeitig aber stützte sich dieser wachsende Widerstand, der allgemein als „Populismus“ (oder „Rechtspopulismus“) bezeichnet wird, auf dieselbe liberale Ideologie – Kapitalismus und liberale Demokratie -, interpretierte diese „Werte“ und „Maßstäbe“ aber eher im alten als im neuen Sinne.
Freiheit wurde hier als die Freiheit verstanden, beliebige Ansichten zu vertreten, nicht nur solche, die mit den Normen der politischen Korrektheit übereinstimmten. Demokratie wurde als Mehrheitsherrschaft interpretiert. Die Freiheit, das Geschlecht zu wechseln, sollte mit der Freiheit verbunden werden, den familiären Werten treu zu bleiben. Die Bereitschaft, Migranten aufzunehmen, die den Wunsch äußerten und ihre Fähigkeit bewiesen, sich in westliche Gesellschaften zu integrieren, wurde strikt unterschieden von der pauschalen Akzeptanz aller ohne Unterschied, begleitet von ständigen Entschuldigungen an alle Neuankömmlinge für ihre koloniale Vergangenheit.
Allmählich erlangte der „innere Feind“ der Globalisten ernsthafte Ausmaße und großen Einfluss. Die alte Demokratie forderte die neue heraus.
Trump und die Revolte der Bedauernswerten
Dies kulminierte in Donald Trumps Sieg im Jahr 2016. Trump baute seinen Wahlkampf auf genau dieser Spaltung der amerikanischen Gesellschaft auf. Die globalistische Kandidatin Hillary Clinton bezeichnete Trump-Anhänger, also den „einheimischen Feind“, rücksichtslos als „deplorables“, was so viel heißt wie „erbärmlich“, „bedauernswert“. Die „deplorables“ antworteten mit der Wahl von Trump.
Damit wurde die Spaltung innerhalb der liberalen Demokratie zu einer entscheidenden politischen und ideologischen Tatsache. Diejenigen, die die Demokratie auf die „alte Art“ (als Mehrheitsherrschaft) interpretierten, rebellierten nicht nur gegen die neue Interpretation (Herrschaft der Minderheit, die sich gegen die Mehrheit richtet, die dazu neigt, einen populistischen Standpunkt einzunehmen, der mit … ja, natürlich, „Faschismus“ oder „Stalinismus“ behaftet ist), sondern schafften es, zu gewinnen und ihren Kandidaten ins Weiße Haus zu bringen.
Trump seinerseits erklärte seine Absicht, „den Sumpf auszutrocknen“, das heißt, den Liberalismus in seiner globalistischen Strategie zu beseitigen und „Amerika wieder groß zu machen“. Man beachte das Wort „wieder“. Trump wollte in die Ära der Nationalstaaten zurückkehren, eine Reihe von Schritten gegen den Strom der Geschichte unternehmen (wie die Liberalen sie verstanden). Mit anderen Worten, das „gute alte Gestern“ wurde dem „globalistischen Heute“ und dem „post-humanistischen Morgen“ entgegengesetzt.
Die nächsten vier Jahre waren ein wahrer Albtraum für die Globalisten. Die von den Globalisten kontrollierten Medien beschuldigten Trump jeder möglichen Sünde – einschließlich „für die Russen zu arbeiten“, weil die „Russen“ auch auf ihrer Ablehnung der „schönen neuen Welt“ beharrten, supranationale Institutionen zu sabotieren – bis hin zur Weltregierung – und Gay-Pride-Paraden zu verhindern.
Alle Gegner der liberalen Globalisierung wurden logischerweise in einen Topf geworfen, darunter nicht nur Putin, Xi Jinping, einige islamische Führer, sondern auch – man stelle sich das vor! – der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, die Nummer eins der „freien Welt“. Das war ein Desaster für die Globalisten. Bis Trump abgewählt wurde – mit Hilfe von Farbrevolutionen, inszenierten Unruhen, Wahlfälschungen und Auszählungsmethoden, die bisher nur gegen andere Länder und Regime angewandt wurden – sie konnten sich also bis dato nicht wohlfühlen.
Erst nachdem sie die Zügel im Weißen Haus wieder in die Hand genommen hatten, kamen die Globalisten wieder zur Vernunft. Und sie kehrten zum „alten Zeug“ zurück. Aber in ihrem Fall bedeutete „alt“ (wiederaufgebaut) die Rückkehr zum „unipolaren Moment“ – zur Vor-Trump-Zeit.
Trumpismus
Trump ritt 2016 auf einer Welle des Populismus, wie es keinem anderen europäischen Führer gelungen ist. Trump wurde so zu einem Symbol des Widerstands gegen die liberale Globalisierung. Ja, es war keine alternative Ideologie, sondern lediglich ein verzweifelter Widerstand gegen die neuesten Schlussfolgerungen, die aus der Logik und sogar Metaphysik des Liberalismus (und Nominalismus) gezogen wurden. Trump forderte keineswegs den Kapitalismus oder die Demokratie heraus, sondern nur die Formen, die sie in ihrer jüngsten Phase angenommen hatten, und ihre schrittweise, konsequente Umsetzung. Aber selbst das reichte aus, um eine grundlegende Spaltung der amerikanischen Gesellschaft zu markieren.
So nahm das Phänomen des „Trumpismus“ Gestalt an, das in vielerlei Hinsicht das Ausmaß von Donald Trumps eigener Persönlichkeit überstieg. Trump spielte auf der Anti-Globalisierungs-Protestwelle. Aber es ist klar, dass er keine ideologische Figur war und ist. Und doch begann sich um ihn herum der Block der Opposition zu formieren. Die amerikanische Konservative Ann Coulter, die Autorin des Buches „In Trump we Trust“, hat ihr Credo inzwischen in „In Trumpism we Trust“ umformuliert.
Nicht so sehr Trump selbst, sondern seine Linie der Opposition gegen die Globalisten ist zum Kern des Trumpismus geworden. In seiner Rolle als Präsident war Trump nicht immer auf der Höhe seiner selbst artikulierten Aufgabe. Und er war nicht in der Lage, irgendetwas auch nur annähernd zu erreichen, was der „Trockenlegung des Sumpfes“ und dem Sieg über den Globalismus entspricht. Trotzdem wurde er zum Anziehungspunkt für all jene, die sich der Gefahr, die von den globalistischen Eliten und den mit ihnen untrennbar verbundenen Vertretern von Big Finance und Big Tech ausgeht, bewusst waren oder sie einfach spürten.
So begann der Kern des Trumpismus Gestalt anzunehmen.
Eine wichtige Rolle in diesem Prozess spielte der amerikanische konservative Intellektuelle Steve Bannon, der breite Teile der Jugend und disparate konservative Bewegungen zur Unterstützung von Trump mobilisierte. Bannon selbst wurde von ernsthaften antimodernistischen Autoren wie Julius Evola inspiriert, und seine Opposition gegen Globalismus und Liberalismus hatte daher tiefere Wurzeln.
Eine wichtige Rolle im Trumpismus spielten konsequente Paläokonservative – Isolationisten und Nationalisten – wie Buchanan, Ron Paul sowie Anhänger einer antiliberalen und antimodernistischen (also grundsätzlich antiglobalistischen) Philosophie wie Richard Weaver und Russell Kirk, die seit den 1980er Jahren von den Neocons (den Globalisten von rechts) marginalisiert worden waren.
Als treibende Kraft der Massenmobilisierung der „Trumpisten“ erwies sich die vernetzte Organisation QAnon, die ihre Kritik an Liberalismus, Demokraten und Globalisten in Form von Verschwörungstheorien formulierte. Sie verbreiteten eine Flut von Anschuldigungen und Denunziationen von Globalisten, die in Sexskandale, Pädophilie, Korruption und Satanismus verwickelt seien.
Wahre Intuitionen über die finstere Natur der liberalen Ideologie – die in den letzten Stadien ihrer triumphalen Ausbreitung über die Menschheit deutlich wurde – wurden von den QAnon-Anhängern auf der Ebene des durchschnittlichen Amerikaners und des Massenbewusstseins formuliert, die kaum zu tiefgreifenden philosophischen und ideologischen Analysen neigen. Parallel dazu weitete QAnon seinen Einfluss aus, verlieh aber gleichzeitig der antiliberalen Kritik groteske Züge.
Es waren die QAnon-Anhänger, die als Vorhut des Massenverschwörungspopulismus die Proteste am 6. Januar anführten, als Trump-Anhänger aus Empörung über die gestohlene Wahl das Kapitol stürmten. Sie erreichten kein Ziel, sondern gaben Biden und den Demokraten nur einen Vorwand, den „Trumpismus“ und alle Globalisierungsgegner weiter zu dämonisieren und jeden Konservativen mit „Extremismus“ gleichzusetzen. Es folgte eine Welle von Verhaftungen, und die konsequentesten „Neuen Demokraten“ schlugen vor, dass Trump-Anhängern alle sozialen Rechte – einschließlich der Möglichkeit, Flugtickets zu kaufen – entzogen werden sollten.
Da die sozialen Medien von den Anhängern der liberalen Elite regelmäßig überwacht werden, war es kein Problem, Informationen über fast alle US-Bürger und ihre politischen Präferenzen zu sammeln. Bidens Einzug ins Weiße Haus bedeutet also, dass der Liberalismus geradezu totalitäre Züge angenommen hat.
Von nun an werden Trumpismus, Populismus, die Verteidigung von Familienwerten und jede Andeutung von Konservatismus oder Uneinigkeit mit den Grundsätzen des globalistischen Liberalismus in den USA fast mit einem Verbrechen gleichgesetzt – mit Hassreden und „Faschismus“.
Dennoch ist der Trumpismus mit Bidens Sieg nicht verschwunden. Auf die eine oder andere Weise hat er immer noch diejenigen [hinter sich], die bei der letzten Wahl ihre Stimme für Donald Trump abgegeben haben – und das sind mehr als 70.000.000 Wähler.
Es ist also klar, dass der „Trumpismus“ mit Trump keineswegs zu Ende sein wird. Die Hälfte der US-Bevölkerung hat sich tatsächlich in einer Position der radikalen Opposition wiedergefunden, und die konsequentesten Trumpisten stellen den Kern des globalisierungskritischen Untergrunds innerhalb der Zitadelle des Globalismus selbst dar.
Etwas Ähnliches geschieht in den europäischen Ländern, wo populistische Bewegungen und Parteien sich zunehmend bewusst werden, dass sie Dissidenten sind, die aller Rechte beraubt und ideologischer Verfolgung unter einer scheinbaren globalistischen Diktatur ausgesetzt sind.
Egal, wie sehr die Globalisten, die in den USA wieder an die Macht gekommen sind, die vergangenen vier Jahre als „unglückliches Missverständnis“ darstellen und ihren Sieg als endgültige „Rückkehr zur Normalität“ verkünden wollen, das objektive Bild ist weit entfernt von den beruhigenden Sprüchen der globalistischen Oberschicht. Nicht nur Länder mit einer anderen zivilisatorischen Identität machen gegen sie und ihre Ideologie mobil, sondern diesmal auch die Hälfte der eigenen Bevölkerung, die allmählich den Ernst der Lage erkennt und nach einer ideologischen Alternative zu suchen beginnt.
Dies sind die Bedingungen, unter denen Biden an die Spitze der Vereinigten Staaten gekommen ist. Der amerikanische Boden selbst brennt unter den Füßen der Globalisten. Und das gibt der Situation der „Endschlacht“ eine besondere, zusätzliche Dimension. Es geht nicht um den Westen gegen den Osten, nicht um die USA und die NATO gegen alle anderen, sondern um die Liberalen gegen die Menschheit – einschließlich jenes Teils der Menschheit, der sich auf dem Territorium des Westens selbst befindet, sich aber mehr und mehr von den eigenen globalistischen Eliten abwendet. Das ist es, was die Ausgangsbedingungen dieses Kampfes definiert.
Individuum und Dividuum
Ein weiterer wesentlicher Punkt muss deutlich gemacht werden. Wir haben gesehen, dass die gesamte Geschichte des Liberalismus die sukzessive Befreiung des Individuums von allen Formen der kollektiven Identität ist. Der letzte Akkord im Prozess dieser logisch perfekten Umsetzung des Nominalismus wird der Übergang zum Posthumanismus und die wahrscheinliche Ersetzung der Menschheit durch eine andere – diesmal posthumane – Maschinenzivilisation sein. Das ist es, wozu der konsequente Individualismus, als etwas Absolutes genommen, führt.
Doch hier stößt die liberale Philosophie auf ein fundamentales Paradoxon. Die Befreiung des Individuums von seiner menschlichen Identität, auf die die Gender-Politik sie vorbereitet, indem sie den Menschen bewusst und zielgerichtet in ein perverses Monster verwandelt, kann nicht garantieren, dass dieses neue – progressive! – Wesen ein Individuum bleiben wird.
Darüber hinaus weist die Entwicklung der vernetzten Computertechnologien, der Gentechnik und der objektorientierten Ontologie selbst, die den Höhepunkt der Postmoderne darstellt, deutlich darauf hin, dass das „neue Wesen“ weniger ein „Tier“ als eine „Maschine“ sein wird. In diesem Sinne werden die Horizonte der „Unsterblichkeit“ wahrscheinlich in Form der künstlichen Bewahrung von persönlichen Erinnerungen (die recht einfach zu simulieren sind) angeboten werden.
Das Individuum der Zukunft, als Erfüllung des gesamten Programms des Liberalismus, wird also genau das nicht garantieren können, was das Hauptziel des liberalen Fortschritts gewesen ist – nämlich seine Individualität. Das liberale Wesen der Zukunft ist, auch in der Theorie, kein Individuum, etwas „Unteilbares“, sondern ein „Dividuum“, d.h. etwas Teilbares, das aus austauschbaren Teilen besteht. So wie eine Maschine – sie besteht aus einer Kombination von Teilen.
In der theoretischen Physik gibt es seit langem einen Übergang von der Theorie der „Atome“ (d.h. der „unteilbaren Einheiten der Materie“) zur Theorie der Teilchen, die nicht als „Teile von etwas Ganzem“, sondern als „Teile ohne ein Ganzes“ gedacht werden. Auch das Individuum als Ganzes zerfällt in Einzelteile, die wieder zusammengesetzt werden können, aber auch nicht zusammengesetzt werden können, sondern als Biokonstrukteur verwendet werden. Daher die Figuren der Mutanten, Chimären und Monster, die in der modernen Fiktion im Überfluss vorhanden sind und die imaginierten (und daher in gewissem Sinne antizipierten und sogar geplanten) Versionen der Zukunft bevölkern.
Die Postmodernen und spekulativen Realisten haben bereits den Boden dafür bereitet, indem sie vorschlugen, den menschlichen Körper als etwas Ganzes durch die Idee eines „Parlaments der Organe“ (B. Latour) zu ersetzen. Auf diese Weise würde das Individuum – selbst als biologische Einheit – zu etwas anderem werden und genau in dem Moment mutieren, in dem es seine absolute Verkörperung erreicht.
Der menschliche Fortschritt in der liberalen Interpretation endet unweigerlich mit der Abschaffung des Menschen.
Das vermuten alle, die den Kampf gegen Globalismus und Liberalismus aufnehmen, wenn auch sehr vage. Obwohl QAnon und ihre antiliberalen Verschwörungstheorien die Realität nur verzerren, indem sie verdächtige, groteske Züge verleihen, die Liberale leicht widerlegen können, ist die Realität, wenn sie nüchtern und objektiv beschrieben wird, weitaus erschreckender als ihre alarmierendsten und monströsesten Vorahnungen.
Der „Große Neustart“ ist in der Tat ein Plan zur Auslöschung der Menschheit. Denn das ist genau die Schlussfolgerung, zu der die Linie des liberal verstandenen „Fortschritts“ logischerweise führt: Das Streben nach Befreiung des Individuums von allen Formen kollektiver Identität kann nicht anders als die Befreiung des Individuums von sich selbst zur Folge haben.
Teil 4. Das „Große Erwachen“
Das „Große Erwachen“: Ein Schrei in der Nacht
Wir nähern uns einer These, die das direkte Gegenteil des „Großen Neustarts“ darstellt: die These vom „Großen Erwachen“.
Dieser Slogan wurde zuerst von amerikanischen Antiglobalisten wie dem Moderator des alternativen TV-Kanals Infowars, Alex Jones, der in der ersten Phase der Trump-Präsidentschaft der globalistischen Zensur und dem De-Platforming aus den sozialen Netzwerken ausgesetzt war, und den QAnon-Aktivisten aufgestellt. Es ist wichtig, dass dies in den USA geschieht, wo die Bitterkeit zwischen den globalistischen Eliten und den Populisten wütete, die ihren eigenen Präsidenten hatten, wenn auch nur für vier Jahre und versteift auf administrative Hindernisse und die Grenzen ihres eigenen ideologischen Horizonts.
Unbelastet von ernsthaftem ideologischem und philosophischem Ballast waren die Globalisierungsgegner in der Lage, das Wesen der wichtigsten Prozesse, die sich in der modernen Welt abspielen, zu erfassen. Globalismus, Liberalismus und der „Große Neustart“ als Ausdruck der Entschlossenheit liberaler Eliten, ihre Pläne mit allen Mitteln – einschließlich offener Diktatur, groß angelegter Repression und Kampagnen totaler Desinformation – bis zum Ende durchzusetzen, sind auf wachsenden und zunehmend bewussten Widerstand gestoßen.
Alex Jones beendet seine Sendungen immer mit dem gleichen Aufruf – „Ihr seid der Widerstand!“. In diesem Fall haben Alex Jones selbst oder die Aktivisten von QAnon keine streng definierten Weltanschauungen. In diesem Sinne sind sie Vertreter der Massen, die gleichen „deplorables“, die so schmerzhaft von Hillary Clinton gedemütigt wurden. Was jetzt erwacht, ist kein Lager von ideologischen Gegnern des Liberalismus, von Feinden des Kapitalismus oder von ideologischen Gegnern der Demokratie. Es sind nicht einmal Konservative. Es sind einfach Menschen – Menschen als solche, die gewöhnlichsten und einfachsten. Aber… Menschen, die Mensch sein und bleiben wollen, die ihre Freiheit, ihr Geschlecht, ihre Kultur und ihre lebendige, konkrete Bindung an ihre Heimat, an die Welt um sie herum, an die Menschen haben und behalten wollen.
Beim „Großen Erwachen“ geht es nicht um Eliten und Intellektuelle, sondern um das Volk, um die Massen, um den Menschen als solchen.
Und bei diesem Erwachen geht es nicht um ideologische Analysen. Es ist eine spontane Reaktion der philosophisch kaum kompetenten Massen, die plötzlich wie das Vieh vor dem Schlachthof erkannt haben, dass ihr Schicksal von den Herrschenden bereits entschieden ist und dass für die Menschen in Zukunft kein Platz mehr ist.
Das „Große Erwachen“ ist spontan, weitgehend unbewusst, intuitiv und blind. Es ist keineswegs ein Ausfluss des Bewusstseins, der Schlussfolgerung, der tiefen historischen Analyse. Wie wir in den Aufnahmen vom Capitol gesehen haben, sehen die Trumpistischen Aktivisten und QAnon-Teilnehmer aus wie Figuren aus Comics oder Marvel-Superhelden. Verschwörung ist eine infantile Krankheit der Globalisierungsgegner. Aber andererseits ist sie der Beginn eines grundlegenden historischen Prozesses. So entsteht der Pol der Opposition gegen den eigentlichen Verlauf der Geschichte in ihrem liberalen Sinn.
Deshalb sollte die These vom „Großen Erwachen“ nicht vorschnell mit ideologischen Details aufgeladen werden, sei es der Fundamentalkonservatismus (einschließlich des religiösen Konservatismus), der Traditionalismus, die marxistische Kapitalkritik oder anarchistisches Protestieren um des Protestierens willen. Das „Große Erwachen“ ist etwas Organischeres, Spontaneres und zugleich Tektonisches. So wird die Menschheit plötzlich vom Bewusstsein der Nähe ihres bevorstehenden Endes erhellt.
Und das ist der Grund, warum das „Große Erwachen“ so ernst ist. Und deshalb kommt es aus dem Inneren der Vereinigten Staaten, jener Zivilisation, in der die Dämmerung des Liberalismus am dichtesten ist. Es ist ein Schrei aus dem Zentrum der Hölle selbst, aus jener Zone, in der die schwarze Zukunft schon teilweise angekommen ist.
Das „Große Erwachen“ ist die spontane Antwort der Menschenmassen auf den „Großen Neustart“. Natürlich kann man skeptisch sein. Die liberalen Eliten, vor allem heute, kontrollieren alle wichtigen zivilisatorischen Prozesse. Sie kontrollieren die Finanzen der Welt und können damit alles tun, von der unbegrenzten Ausgabe bis zur beliebigen Manipulation der Finanzinstrumente und -strukturen. In ihren Händen befindet sich die gesamte US-Militärmaschine und das Management der NATO-Verbündeten. Biden verspricht, den Einfluss Washingtons in dieser Struktur, die in den letzten Jahren fast zerfallen ist, zu verstärken.
Fast alle Giganten der High Tech sind den Liberalen untergeordnet – Computer, iPhones, Server, Telefone und soziale Netzwerke werden von einigen wenigen Monopolisten, die Mitglieder des Globalistenclubs sind, streng kontrolliert. Das bedeutet, dass Big Data, also die Gesamtheit der Informationen über praktisch die gesamte Bevölkerung der Erde, einen Besitzer und Meister hat.
Die Technologie, die Wissenschaftszentren, das globale Bildungswesen, die Kultur, die Medien, die Medizin und die sozialen Dienste sind vollständig in ihrer Hand.
Die Liberalen in den Regierungen und Machtzirkeln sind die organischen Bestandteile dieser planetarischen Netzwerke, die alle den gleichen Hauptsitz haben.
Die Geheimdienste der westlichen Länder und ihre Agenten in anderen Regimen arbeiten für die Globalisten, ob angeworben oder bestochen, zur Zusammenarbeit gezwungen oder als Freiwillige.
Man fragt sich: Wie können sich in dieser Situation die Anhänger des „Großen Erwachens“ gegen den Globalismus auflehnen? Wie können sie – ohne jegliche Ressourcen zu haben – die globale Elite effektiv konfrontieren? Welche Waffen sollen eingesetzt werden? Welche Strategie ist zu verfolgen? Und außerdem, auf welche Ideologie sollen sie sich stützen? – Denn die Liberalen und Globalisten auf der ganzen Welt sind sich einig und haben eine gemeinsame Idee, ein gemeinsames Ziel und eine gemeinsame Linie, während ihre Gegner nicht nur in verschiedenen Gesellschaften, sondern auch innerhalb ein und derselben disparat sind.
Natürlich werden diese Widersprüche in den Reihen der Opposition durch die herrschenden Eliten noch verschärft, die es gewohnt sind, zu spalten, um zu dominieren. Muslime werden gegen Christen ausgespielt, Linke gegen Rechte, Europäer gegen Russen oder Chinesen, usw.
Aber das „Große Erwachen“ geschieht nicht wegen, sondern trotz alledem. Die Menschheit selbst, der Mensch als „eidos“, der Mensch als Gemeinwesen, der Mensch als kollektive Identität, und zwar in all ihren Formen zugleich, organisch und künstlich, historisch und innovativ, östlich und westlich, rebelliert gegen die Liberalen.
Das „Große Erwachen“ ist erst der Anfang. Es hat noch nicht einmal begonnen. Aber die Tatsache, dass es einen Namen hat und dass dieser Name genau im Epizentrum der ideologischen und historischen Transformationen auftaucht, in den Vereinigten Staaten, vor dem Hintergrund von Trumps dramatischer Niederlage, der verzweifelten Übernahme des Capitols und der steigenden Welle der liberalen Repression, da die Globalisten die totalitäre Natur sowohl ihrer Theorie als auch ihrer Praxis nicht länger verbergen können, ist von großer (vielleicht entscheidender) Bedeutung.
Das „Große Erwachen“ gegen den „Großen Neustart“ ist die Revolte der Menschheit gegen die herrschenden liberalen Eliten. Mehr noch, es ist die Rebellion des Menschen gegen seinen uralten Feind, den Feind der menschlichen Rasse selbst.
Wenn es diejenigen gibt, die das „Große Erwachen“ ausrufen, so naiv ihre Formeln auch erscheinen mögen, so bedeutet dies bereits, dass nicht alles verloren ist, dass in den Massen ein Kern des Widerstands heranreift, dass sie beginnen, sich zu mobilisieren. Von diesem Moment an beginnt die Geschichte einer weltweiten Revolte, einer Revolte gegen den „Großen Neustart“ und seine Adepten.
Das „Große Erwachen“ ist ein Blitz des Bewusstseins an der Schwelle zur Singularität. Es ist die letzte Gelegenheit, eine alternative Entscheidung über den Inhalt und die Richtung der Zukunft zu treffen. Die vollständige Ersetzung der Menschen durch neue Wesenheiten, neue Gottheiten, kann nicht einfach mit Gewalt von oben aufgezwungen werden. Die Eliten müssen die Menschheit verführen, von ihr eine – wenn auch vage – Zustimmung einholen. Das „Große Erwachen“ ruft nach einem entschiedenen „Nein“!
Dies ist noch nicht das Ende des Krieges, nicht einmal der Krieg selbst. Mehr noch: Er hat noch nicht begonnen. Aber es ist die Möglichkeit eines solchen Anfangs. Ein neuer Anfang in der Geschichte der Menschheit.
Natürlich ist das „Große Erwachen“ völlig unvorbereitet.
Wie wir gesehen haben, sind in den USA selbst die Gegner des Liberalismus, sowohl Trump als auch die Trumpisten, bereit, die letzte Stufe der liberalen Demokratie abzulehnen, aber sie denken nicht einmal an eine vollwertige Kritik des Kapitalismus. Sie verteidigen das Gestern und das Heute gegen ein drohendes, unheilvolles Morgen. Aber ihnen fehlt ein vollwertiger ideologischer Horizont. Sie versuchen, das vorherige Stadium derselben liberalen Demokratie, desselben Kapitalismus, vor seinen späten und fortgeschritteneren Stadien zu retten. Und dies enthält in sich selbst einen Widerspruch.
Die zeitgenössische Linke hat auch Grenzen in ihrer Kapitalismuskritik, sowohl weil sie ein materialistisches Geschichtsverständnis teilt (Marx stimmte der Notwendigkeit eines Weltkapitalismus zu, von dem er hoffte, dass er dann durch das Weltproletariat überwunden werden würde), als auch weil die sozialistischen und kommunistischen Bewegungen in letzter Zeit von Liberalen übernommen und vom Klassenkampf gegen den Kapitalismus auf den Schutz von Migranten, sexuellen Minderheiten und den Kampf gegen imaginäre „Faschisten“ umorientiert worden sind.
Die Rechte hingegen beschränkt sich auf ihre Nationalstaaten und Kulturen und sieht nicht, dass die Völker anderer Zivilisationen in der gleichen verzweifelten Lage sind. Die bürgerlichen Nationen, die zu Beginn der Neuzeit entstanden sind, stellen ein Überbleibsel der bürgerlichen Zivilisation dar. Diese Zivilisation ist heute dabei, das zu zerstören und abzuschaffen, was sie selbst erst gestern geschaffen hat, und nutzt in der Zwischenzeit alle Beschränkungen der nationalen Identität, um die Menschheit in einem zersplitterten und konfliktreichen Zustand davon abzuhalten, sich den Globalisten entgegenzustellen.
Deshalb gibt es das „Große Erwachen“, aber es hat noch keine ideologische Grundlage. Wenn es wirklich historisch ist und nicht ein ephemeres und rein peripheres Phänomen, dann braucht es einfach ein Fundament – eines, das über die bestehenden politischen Ideologien hinausgeht, die in der Moderne im Westen selbst entstanden sind. Sich einer von ihnen zuzuwenden, würde automatisch bedeuten, dass wir uns in der ideologischen Gefangenschaft der Kapitalbildung befinden.
Auf der Suche nach einer Plattform für das „Große Erwachen“, das in den Vereinigten Staaten ausgebrochen ist, müssen wir also über die amerikanische Gesellschaft und die eher kurze amerikanische Geschichte hinausschauen und uns von anderen Zivilisationen inspirieren lassen, vor allem von den nicht-liberalen Ideologien in Europa selbst. Aber selbst das reicht nicht aus, denn zusammen mit der Dekonstruktion des Liberalismus müssen wir Unterstützung in den verschiedenen Zivilisationen der Menschheit finden, die weit davon entfernt sind, sich im Westen zu erschöpfen, von wo die Hauptbedrohung ausgeht und wo – in Davos, in der Schweiz! – der „Große Neustart“ verkündet wurde.
Die Internationale der Nationen vs. die Internationale der Eliten
Der „Große Neustart“ will die Welt wieder unipolar machen, um sich in Richtung einer globalistischen Nicht-Polarität zu bewegen, in der die Eliten vollständig international werden und ihr Wohnsitz über den gesamten Raum des Planeten verstreut sein wird. Das ist der Grund, warum der Globalismus das Ende der USA als Land, als Staat, als Gesellschaft herbeiführt. Das ist es, was die Trumpisten und die Anhänger des „Großen Erwachens“ spüren, manchmal intuitiv. Biden ist ein Urteil, das über die USA gefällt wird. Und von den USA aus über alle anderen.
Demnach muss das „Große Erwachen“ zur Rettung von Menschen, Völkern und Gesellschaften mit Multipolarität beginnen. Dabei geht es nicht nur um die Rettung des Westens selbst und auch nicht um die Rettung aller anderen vor dem Westen, sondern um die Rettung der Menschheit, der westlichen wie der nicht-westlichen, vor der totalitären Diktatur der liberalen kapitalistischen Eliten. Und das können weder die Menschen des Westens noch die Menschen des Ostens allein tun. Hier ist es notwendig, gemeinsam zu handeln. Das „Große Erwachen“ erfordert eine Internationalisierung des Kampfes der Völker gegen die Internationalisierung der Eliten.
Multipolarität wird zum wichtigsten Bezugspunkt und zum Schlüssel für die Strategie des „Großen Erwachens“. Nur wenn wir an alle Nationen, Kulturen und Zivilisationen der Menschheit appellieren, sind wir in der Lage, genügend Kräfte zu sammeln, um dem „Großen Neustart“ und der Ausrichtung auf die Singularität wirksam entgegenzutreten.
Doch in diesem Fall stellt sich das Gesamtbild der unvermeidlichen Endkonfrontation als weit weniger verzweifelt heraus. Wenn wir einen Blick auf all das werfen, was die Pole des „Großen Erwachens“ werden könnten, stellt sich die Situation in einem etwas anderen Licht dar. Die Internationale der Völker entpuppt sich, sobald wir beginnen, in diesen Kategorien zu denken, weder als Utopie noch als Abstraktion. Vielmehr können wir schon jetzt ein enormes Potenzial erkennen und wie dieses im Kampf gegen den „Großen Neustart“ genutzt werden kann.
Listen wir kurz die Reserven auf, mit denen das „Große Erwachen“ im globalen Maßstab rechnen kann.
Der US-Bürgerkrieg: die Wahl unseres Lagers
In den USA haben wir ein Standbein im Trumpismus. Obwohl Trump selbst verloren hat, bedeutet das nicht, dass er seine Hände in Unschuld gewaschen hat, sich mit einem gestohlenen Sieg abgefunden hat und dass seine Anhänger – 70.000.000 Amerikaner – sich damit abgefunden haben und die liberale Diktatur als gegeben hinnehmen. Das haben sie nicht. Von nun an gibt es einen mächtigen antiglobalistischen Untergrund in den USA selbst, zahlreich (die Hälfte der Bevölkerung!), verbittert und angetrieben, den liberalen Totalitarismus zu verachten. Die Dystopie von Orwells 1984 wurde nicht durch ein kommunistisches oder faschistisches Regime verkörpert, sondern jetzt durch ein liberales. Aber die Erfahrungen sowohl des sowjetischen Kommunismus als auch des Nazi-Deutschlands zeigen, dass Widerstand immer möglich ist.
Heute befinden sich die USA im Wesentlichen in einem Zustand des Bürgerkriegs. Die liberalen Bolschewiken haben die Macht ergriffen, und ihre Gegner sind in die Opposition geworfen worden und stehen kurz davor, in die Illegalität zu gehen. Eine Opposition von 70.000.000 Menschen ist ernst zu nehmen. Natürlich sind sie verstreut und können durch die Strafmaßnahmen Razzien der Demokraten und die neue totalitäre Technologie von Big Tech in Unordnung gebracht werden.
Aber es ist zu früh, die amerikanische Bevölkerung abzuschreiben. Offensichtlich haben sie noch einen gewissen Spielraum an Stärke, und die Hälfte der US-Bevölkerung ist bereit, ihre individuelle Freiheit um jeden Preis zu verteidigen. Und genau das ist heute die Frage: Biden oder Freiheit. Natürlich werden die Liberalen versuchen, den Zweiten Verfassungszusatz abzuschaffen und die Bevölkerung zu entwaffnen, die der globalistischen Elite gegenüber immer weniger loyal ist. Es ist wahrscheinlich, dass die Demokraten versuchen werden, das Zweiparteiensystem selbst zu töten, indem sie ein Einparteiensystem einführen, ganz im Sinne des aktuellen Standes ihrer Ideologie. Das ist Liberal-Bolschewismus.
Aber Bürgerkriege haben nie eine ausgemachte Sache. Die Geschichte ist offen, und ein Sieg der einen oder anderen Seite ist immer möglich. Vor allem, wenn die Menschheit begreift, wie wichtig die amerikanische Opposition für den universellen Sieg über den Globalismus ist. Egal, wie wir über die USA, über Trump und die Trumpisten denken, wir alle müssen einfach den amerikanischen Pol des „Großen Erwachens“ unterstützen. Amerika vor den Globalisten zu retten und damit zu helfen, es wieder groß zu machen, ist unsere gemeinsame Aufgabe.
Europäischer Populismus: Überwindung von Rechts und Links
Auch in Europa ebbt die Welle des antiliberalen Populismus nicht ab. Zwar ist es dem Globalisten Macron gelungen, die gewalttätigen Proteste der „Gelbwesten“ einzudämmen, und die italienischen und deutschen Liberalen haben rechte Parteien und ihre Führer isoliert und an der Macht gehindert, aber diese Prozesse sind nicht aufzuhalten. Der Populismus ist Ausdruck desselben „Großen Erwachens“, aber nur auf europäischem Boden und mit europäischer Spezifität.
Für diesen Pol des Widerstands ist eine neue ideologische Reflexion extrem wichtig. Die europäischen Gesellschaften sind ideologisch viel aktiver als die amerikanischen, und so werden die Traditionen rechter und linker Politik – und die ihnen innewohnenden Widersprüche – viel schärfer empfunden.
Genau diese Widersprüche machen sich die liberalen Eliten zunutze, um ihre Position in der Europäischen Union zu behaupten.
Tatsache ist, dass der Hass auf die Liberalen in Europa gleichzeitig von zwei Seiten wächst: Die Linke sieht sie als Vertreter des Großkapitals, als Ausbeuter, die jeden Anstand verloren haben, und die Rechte sieht sie als Provokateure einer künstlichen Massenmigration, als Zerstörer der letzten Reste traditioneller Werte, als Zerstörer der europäischen Kultur und als Totengräber der Mittelschicht. Gleichzeitig haben sowohl die Rechts- als auch die Linkspopulisten die traditionellen Ideologien, die den historischen Erfordernissen nicht mehr entsprechen, größtenteils beiseite gelegt und äußern ihre Ansichten in neuen Formen, die manchmal widersprüchlich und fragmentarisch sind.
Die Abkehr von den Ideologien des orthodoxen Kommunismus und des Nationalismus ist im Allgemeinen positiv; sie gibt den Populisten eine neue, viel breitere Basis. Aber es ist auch ihre Schwäche.
Das Fatalste am europäischen Populismus ist jedoch nicht so sehr seine Entideologisierung, sondern das Fortbestehen der tiefen, gegenseitigen Ablehnung zwischen links und rechts, die seit früheren historischen Epochen anhält.
Die Entstehung eines europäischen Pols des „Großen Erwachens“ muss die Lösung dieser beiden ideologischen Aufgaben beinhalten: die endgültige Überwindung der Grenze zwischen links und rechts (d.h. die obligatorische Ablehnung des erfundenen „Antifaschismus“ durch die einen und des erfundenen „Antikommunismus“ durch die anderen) und die Erhebung des Populismus als solchen – des integralen Populismus – zu einem eigenständigen ideologischen Modell. Seine Bedeutung und seine Botschaft sollte eine radikale Kritik des Liberalismus und seiner höchsten Stufe, des Globalismus, sein und gleichzeitig die Forderung nach sozialer Gerechtigkeit und die Bewahrung der traditionellen kulturellen Identität verbinden.
In diesem Fall wird der europäische Populismus erstens eine kritische Masse erlangen, die fatalerweise fehlt, da Rechts- und Linkspopulisten Zeit und Mühe darauf verschwenden, Rechnungen miteinander zu begleichen, und zweitens wird er zu einem wichtigsten Pol des „Großen Erwachens“ werden.
China und seine kollektive Identität
Die Gegner des „Großen Neustarts“ haben ein weiteres wichtiges Argument: das heutige China. Ja, China hat die Chancen der Globalisierung genutzt, um die Wirtschaft seiner Gesellschaft zu stärken. Aber China hat den eigentlichen Geist des Globalismus, den Liberalismus, Individualismus und Nominalismus der globalistischen Ideologie, nicht angenommen. China hat vom Westen nur das genommen, was es stärker gemacht hat, aber das abgelehnt, was es schwächer machen würde. Das ist ein gefährliches Spiel, aber bisher hat China dies erfolgreich gemeistert.
In der Tat ist China eine traditionelle Gesellschaft mit einer jahrtausendealten Geschichte und einer stabilen Identität. Und es hat eindeutig die Absicht, dies auch in Zukunft zu bleiben. Das zeigt sich besonders deutlich in der Politik von Chinas derzeitigem Führer Xi Jinping. Er ist bereit, taktische Kompromisse mit dem Westen einzugehen, aber er ist strikt darauf bedacht, dass Chinas Souveränität und Unabhängigkeit nur wachsen und stärker werden.
Dass die Globalisten und Biden solidarisch mit China handeln würden, ist ein Mythos. Ja, Trump hat sich darauf verlassen und Bannon hat es gesagt, aber das ist das Ergebnis eines engen geopolitischen Horizonts und eines tiefgreifenden Missverständnisses des Wesens der chinesischen Zivilisation. China wird seiner Linie folgen und die multipolaren Strukturen stärken. In der Tat ist China der wichtigste Pol des „Großen Erwachens“, was deutlich wird, wenn wir die Notwendigkeit einer Internationalisierung der Völker als Ausgangspunkt nehmen. China ist ein Volk mit einer ausgeprägten kollektiven Identität. Chinesischen Individualismus gibt es überhaupt nicht, und wenn doch, dann ist er eine kulturelle Anomalie. Die chinesische Zivilisation ist der Triumph der Sippe, des Volkes, der Ordnung und der Struktur über alle Individualität.
Natürlich darf das „Große Erwachen“ nicht chinesisch werden. Es darf überhaupt nicht einheitlich sein – denn jede Nation, jede Kultur, jede Zivilisation hat ihren eigenen Geist und ihr eigenes „eidos“. Die Menschheit ist vielfältig. Und ihre Einheit kann nur dann am stärksten empfunden werden, wenn sie mit einer ernsthaften Bedrohung konfrontiert ist, die sich über sie alle erhebt. Und genau das ist der „Große Neustart“.
Der Islam gegen die Globalisierung
Ein weiteres Argument des „Großen Erwachens“ liegt bei den Völkern der islamischen Zivilisation. Dass der liberale Globalismus und die westliche Hegemonie von der islamischen Kultur und der islamischen Religion selbst, auf der diese Kultur beruht, radikal abgelehnt werden, ist offensichtlich. Natürlich befanden sich einige islamische Staaten während der Kolonialzeit und unter dem Macht- und Wirtschaftseinfluss des Westens in der Umlaufbahn des Kapitalismus, aber in praktisch allen islamischen Ländern gibt es eine anhaltende und tiefe Ablehnung des Liberalismus und insbesondere des modernen globalistischen Liberalismus.
Dies manifestiert sich sowohl in extremen Formen – dem islamischen Fundamentalismus – als auch in gemäßigten Formen. In einigen Fällen werden einzelne religiöse oder politische Bewegungen zu Trägern der antiliberalen Initiative, während in anderen Fällen der Staat selbst diese Aufgabe übernimmt. In jedem Fall sind islamische Gesellschaften ideologisch auf eine systemische und aktive Opposition gegen die liberale Globalisierung vorbereitet. Die Projekte des „Großen Neustarts“ enthalten nichts, auch nicht theoretisch, was Muslime ansprechen könnte. Deshalb stellt die gesamte islamische Welt in ihrer Gesamtheit einen riesigen Pol des „Großen Erwachens“ dar.
Unter den islamischen Ländern sind der schiitische Iran und die sunnitische Türkei am stärksten in Opposition zur globalistischen Strategie.
Und wenn die Hauptmotivation des Irans die religiöse Vorstellung vom nahenden Ende der Welt und der letzten Schlacht ist, bei der der Hauptfeind – Dajjal – eindeutig als der Westen, der Liberalismus und der Globalismus erkannt wird, dann wird die Türkei eher von pragmatischen Überlegungen angetrieben, von dem Wunsch, ihre nationale Souveränität zu stärken und zu bewahren und den türkischen Einfluss im Nahen Osten und im östlichen Mittelmeerraum zu sichern.
Erdogans Politik der allmählichen Abkehr von der NATO verbindet die nationale Tradition Kemal Atatürks mit dem Wunsch, die Rolle des Führers der sunnitischen Muslime zu spielen, aber beides ist nur in Opposition zur liberalen Globalisierung möglich, die die vollständige Säkularisierung der Gesellschaften vorsieht. Die Schwächung (und im äußersten Fall die Abschaffung) der Nationalstaaten und in der Zwischenzeit die Gewährung politischer Autonomie für ethnische Minderheiten, ist ein Schritt, der für die Türkei aufgrund des großen und recht aktiven kurdischen Faktors verheerend sein würde.
Das sunnitische Pakistan, das eine andere Form der Verbindung von nationaler und islamischer Politik darstellt, driftet allmählich immer weiter von den Vereinigten Staaten und dem Westen weg.
Obwohl die Golfstaaten stärker vom Westen abhängig sind, zeigt ein genauerer Blick auf den arabischen Islam und noch mehr auf Ägypten, das ein weiterer wichtiger und unabhängiger Staat in der islamischen Welt ist, Gesellschaftssysteme, die nichts mit der globalistischen Agenda zu tun haben und von Natur aus dazu veranlagt sind, sich auf die Seite des „Großen Erwachens“ zu stellen.
Dies wird nur durch die vom Westen und den globalistischen Schaltzentralen geschickt verschärften Widersprüche zwischen den Muslimen selbst behindert, nicht nur zwischen Schiiten und Sunniten, sondern auch durch regionale Konflikte zwischen einzelnen sunnitischen Staaten selbst.
Der Kontext des „Großen Erwachens“ könnte auch zu einer ideologischen Plattform für die Einigung der gesamten islamischen Welt werden, denn der Widerstand gegen den „Großen Neustart“ ist für fast alle islamischen Länder ein unbedingtes Gebot. Das macht es möglich, die Strategie der Globalisten und die Opposition gegen sie auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Das Bewusstsein über das Ausmaß des „Großen Erwachens“ würde es in gewissen Grenzen erlauben, die Schärfe der lokalen Widersprüche aufzuheben, um zur Bildung eines weiteren Pols des globalen Widerstands beizutragen.
Die Mission Russlands: an der Spitze des „Großen Erwachens“ zu stehen
Schließlich ist der wichtigste Pol des „Großen Erwachens“ für Russland bestimmt. Trotz der Tatsache, dass Russland teilweise in die westliche Zivilisation involviert war, durch die Kultur der Aufklärung während der Zarenzeit, unter den Bolschewiken und besonders nach 1991, ist die tiefe Identität der russischen Gesellschaft in jeder Phase – in der Antike wie in der Gegenwart – zutiefst misstrauisch gegenüber dem Westen, besonders gegenüber dem Liberalismus und der Globalisierung. Der Nominalismus ist dem russischen Volk in seinen Grundfesten zutiefst fremd.
Die russische Identität hat immer das Gemeinsame bevorzugt – den Clan, das Volk, die Kirche, die Tradition, die Nation und die Macht, und sogar der Kommunismus repräsentierte – wenn auch künstlich, in Bezug auf die Klasse – eine kollektive Identität im Gegensatz zum bürgerlichen Individualismus. Die Russen lehnten und lehnen den Nominalismus in all seinen Formen hartnäckig ab. Und dies ist eine gemeinsame Plattform sowohl für die monarchistische als auch für die sowjetische Periode.
Nach dem gescheiterten Versuch der Integration in die Weltgemeinschaft in den 1990er Jahren, dank des Scheiterns der liberalen Reformen, wurde die russische Gesellschaft noch mehr davon überzeugt, wie sehr Globalismus und individualistische Haltungen und Prinzipien den Russen fremd sind. Daraus resultiert die allgemeine Unterstützung für Putins konservativen und souveränen Kurs. Die Russen lehnen den „Großen Neustart“ sowohl von rechts als auch von links ab – und dies ist, zusammen mit historischen Traditionen, kollektiver Identität und der Wahrnehmung von Souveränität und staatlicher Freiheit als höchstem Wert, kein momentanes, sondern ein langfristiges, grundlegendes Merkmal der russischen Zivilisation.
Die Ablehnung des Liberalismus und der Globalisierung ist in den letzten Jahren besonders akut geworden, da der Liberalismus selbst dem russischen Bewusstsein seine zutiefst abstoßenden Züge offenbart hat. Dies begründete eine gewisse Sympathie der Russen für Trump und parallel dazu eine tiefe Abscheu für seine liberalen Gegner.
Auf Bidens Seite ist die Haltung zu Russland recht symmetrisch. Er und die globalistischen Eliten im Allgemeinen betrachten Russland als den wichtigsten zivilisatorischen Gegner, der sich hartnäckig weigert, den Vektor des liberalen Progressivismus zu akzeptieren, und der seine politische Souveränität und seine Identität erbittert verteidigt.
Natürlich verfügt auch das heutige Russland nicht über eine vollständige und kohärente Ideologie, die eine ernsthafte Herausforderung für den „Großen Neustart“ darstellen könnte. Darüber hinaus sind die liberalen Eliten, die sich an der Spitze der Gesellschaft verschanzt haben, in Russland immer noch stark und einflussreich, und liberale Ideen, Theorien und Methoden dominieren immer noch die Wirtschaft, Bildung, Kultur und Wissenschaft. All dies schwächt das Potenzial Russlands, verunsichert die Gesellschaft und schafft die Voraussetzungen für wachsende innere Widersprüche. Aber im Großen und Ganzen ist Russland der wichtigste – wenn nicht der wichtigste! – Pol des „Großen Erwachens“.
Das ist genau das, worauf die gesamte russische Geschichte hinausläuft und Ausdruck der inneren Überzeugung ist, dass die Russen in der dramatischen Situation der Endzeit, des Endes der Geschichte, vor etwas Großem und Entscheidendem stehen. Aber genau dieses Ende, in seiner schlimmsten Version, impliziert das Projekt des „Großen Neustarts“. Der Sieg des Globalismus, des Nominalismus und das Kommen der Singularität würde das Scheitern der russischen historischen Mission bedeuten, nicht nur in der Zukunft, sondern auch in der Vergangenheit. Schließlich war der Sinn der russischen Geschichte genau auf die Zukunft gerichtet, und die Vergangenheit war nur die Vorbereitung darauf.
Und in dieser Zukunft, die jetzt herannaht, besteht die Rolle Russlands darin, nicht nur aktiv am „Großen Erwachen“ teilzunehmen, sondern auch an dessen Spitze zu stehen und den Imperativ der Internationale der Völker im Kampf gegen den Liberalismus, die Pest des 21.Jahrhunderts, zu verkünden.
Das erwachende Russland: eine imperiale Wiedergeburt
Was bedeutet es für Russland, unter solchen Umständen zu „erwachen“? Es bedeutet, dass Russland seine historische, geopolitische und zivilisatorische Größe voll wiederherstellt und zu einem Pol der neuen multipolaren Welt wird.
Russland war nie „nur ein Land“, geschweige denn „nur eines unter anderen europäischen Ländern“. Bei aller Verbundenheit unserer Wurzeln mit Europa, die bis in die griechisch-römische Kultur zurückreichen, ist Russland in allen Phasen seiner Geschichte seinen eigenen Weg gegangen. Dies wirkte sich auch auf unsere feste und unerschütterliche Entscheidung für die Orthodoxie und den Byzantinismus im Allgemeinen aus, was weitgehend unsere Entfremdung von Westeuropa bestimmte, das sich für den Katholizismus und später für den Protestantismus entschied. In der Moderne spiegelte sich derselbe Faktor des tiefen Misstrauens gegenüber dem Westen in der Tatsache wider, dass wir nicht so sehr vom Geist des Modernismus in Form von Nominalismus, Individualismus und Liberalismus betroffen waren. Und selbst wenn wir einige Doktrinen und Ideologien aus dem Westen entlehnten, waren sie oft kritisch, d.h. sie enthielten in sich die Ablehnung der hauptsächlichen – liberal-kapitalistischen – Entwicklungsweise der westeuropäischen Zivilisation, die uns so nahe war.
Die russische Identität wurde auch stark durch den östlichen – turanischen – Vektor beeinflusst. Wie die eurasischen Philosophen, darunter der große russische Historiker Lew Gumilew, gezeigt haben, war die mongolische Staatlichkeit des Dschingis Khan für Russland eine wichtige Lektion in der zentralisierten Organisation des imperialen Typs, die unseren Aufstieg als Großmacht seit dem 15. Jahrhundert, als die Goldene Horde zusammenbrach und das moskowitische Russland seinen Platz im Raum Nordosteurasiens einnahm, weitgehend vorbestimmte. Diese Kontinuität mit der Geopolitik der Horde führte natürlich zu der mächtigen Expansion der nachfolgenden Epochen. Auf Schritt und Tritt hat Russland nicht nur seine Interessen, sondern auch seine Werte verteidigt und durchgesetzt.
So hat sich Russland als Erbe zweier Reiche erwiesen, die etwa zur gleichen Zeit, im 15. Jahrhundert, zusammenbrachen: das byzantinische und das mongolische Reich. Das Imperium wurde zu unserem Schicksal. Selbst im 20. Jahrhundert, bei allem Radikalismus der bolschewistischen Reformen, blieb Russland gegen alle Widerstände ein Imperium, diesmal in Gestalt des Sowjetimperiums.
Das bedeutet, dass unsere Wiederbelebung nicht denkbar ist, ohne zu der imperialen Mission zurückzukehren, die in unserem historischen Schicksal festgelegt ist.
Diese Mission ist dem globalistischen Projekt des „Großen Neustarts“ diametral entgegengesetzt. Und es wäre natürlich zu erwarten, dass die Globalisten in ihrem entscheidenden Ansturm alles tun werden, um eine imperiale Renaissance in Russland zu verhindern. Dementsprechend brauchen wir genau das: eine imperiale Renaissance. Nicht, um unsere russische und orthodoxe Wahrheit den anderen Völkern, Kulturen und Zivilisationen aufzuzwingen, sondern um unsere Identität wiederzubeleben, zu stärken und zu verteidigen und um anderen bei ihrer eigenen Renaissance zu helfen, ihre eigene zu stärken und zu verteidigen, soweit wir das können. Russland ist nicht das einzige Ziel des „Großen Neustarts“, obwohl unser Land in vielerlei Hinsicht das Haupthindernis für die Ausführung ihrer Pläne ist. Aber das ist unsere Mission – der „Katechon“ zu sein, „derjenige, der zurückhält“, der die Ankunft des letzten Übels auf der Welt verhindert.
In den Augen der Globalisten sollen aber auch andere traditionelle Zivilisationen, Kulturen und Gesellschaften der Demontage, Neuformatierung und Umwandlung in eine undifferenzierte globale kosmopolitische Masse unterliegen und in naher Zukunft durch neue – posthumane – Lebensformen, Organismen, Mechanismen oder deren Hybride ersetzt werden. Deshalb ist das imperiale Erwachen Russlands dazu aufgerufen, ein Signal für einen universellen Aufstand der Völker und Kulturen gegen die liberalen globalistischen Eliten zu sein. Durch die Wiedergeburt als Imperium, als orthodoxes Imperium, wird Russland ein Beispiel für andere Imperien setzen – das chinesische, türkische, persische, arabische, indische, aber auch das lateinamerikanische, afrikanische… und das europäische. Anstelle der Dominanz eines einzigen globalistischen „Imperiums“ des „Großen Neustarts“ sollte das russische Erwachen der Beginn einer Ära vieler Imperien sein, die den Reichtum der menschlichen Kulturen, Traditionen, Religionen und Wertesysteme widerspiegeln und verkörpern.
Auf dem Weg zum Sieg des „Großen Erwachens“
Wenn wir den US-Trumpismus, den europäischen Populismus (sowohl rechts als auch links), China, die islamische Welt und Russland zusammenzählen und vorhersehen, dass sich irgendwann auch die große indische Zivilisation, Lateinamerika und Afrika, das in eine weitere Runde der Dekolonisierung eintritt, und alle Völker und Kulturen der Menschheit im Allgemeinen diesem Lager anschließen werden, haben wir es nicht nur mit verstreuten und verwirrten Randgruppen zu tun, die versuchen, sich den mächtigen liberalen Eliten zu widersetzen, die die Menschheit in die endgültige Schlachtung führen, sondern mit einer vollwertigen Front, die Akteure verschiedener Größenordnungen umfasst, von Großmächten mit planetarischen Ökonomien und Atomwaffen bis zu einflussreichen und zahlreichen politischen, religiösen und sozialen Kräften und Bewegungen.
Die Macht der Globalisten beruht nämlich auf Unterstellungen und „schwarzen Wundern“. Sie regieren nicht auf der Basis von realer Macht, sondern auf Illusionen, Simulakren und künstlichen Bildern, die sie wahnhaft versuchen, in die Köpfe der Menschen einzupflanzen.
Schließlich wurde der „Große Neustart“ von einer Handvoll degenerierter und hechelnder alter Globalisten-Männer am Rande der Demenz (wie Biden selbst, dem verschrumpelten Schurken Soros oder dem fetten Schwab) und einem marginalen, perversen Pöbel ausgerufen, der ausgewählt wurde, um die blitzschnellen Karrieremöglichkeiten für alle Bedauernswerten zu illustrieren. Natürlich haben sie die Börsen und die Druckerpressen, die Gauner der Wall Street und die Erfinderjunkies des Silicon Valley, die für sie arbeiten. Ihnen sind disziplinierte Geheimdienstler und gehorsame Armeegeneräle unterstellt. Aber das ist vernachlässigbar im Vergleich zur gesamten Menschheit, zu den Menschen der Arbeit und des Denkens, zu den Tiefen der religiösen Institutionen und dem fundamentalen Reichtum der Kulturen.
Das „Große Erwachen“ bedeutet, dass wir das Wesen dieser fatalen, sowohl mörderischen als auch selbstmörderischen Strategie des „Fortschritts“, wie die globalistischen liberalen Eliten sie verstehen, herausgefunden haben. Und wenn wir sie verstehen, dann sind wir auch in der Lage, sie anderen zu erklären. Die Erweckten können und müssen alle anderen erwecken. Und wenn uns das gelingt, wird nicht nur der „Große Neustart“ scheitern, sondern es wird ein gerechtes Urteil über diejenigen gefällt werden, die es sich zum Ziel gemacht haben, die Menschheit zu zerstören, zuerst im Geist und jetzt im Körper.
(Teil-)Übersetzung des Artikels The Manifesto of Great Awakening. Against Great Reset. von Alexander Dugin auf der Website Katheon