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2046: Ein Tag wie jeder andere – Eine kleine Geschichte aus der Zukunft

Dystopie - Bildquelle: Pixabay / Matryx; Pixabay LicenseDystopie - Bildquelle: Pixabay / Matryx; Pixabay License

Dystopie – Bildquelle: Pixabay / Matryx; Pixabay License

Nachfolgender Text mag in den Augen vieler als unrealistisch erscheinen. Doch ist er nur deswegen unrealistisch, weil er in einem Akt der Kognitiven Dissonanz von denjenigen abgelehnt wird, die frei nach dem Mantra „Was nicht sein kann, darf nicht sein!“ leben?

Viele Dinge, die wir heute tagtäglich nutzen, haben ihren Ursprung im militärisch-industriellen Komplex (Stichwort: Krieg – Vater vieler Dinge). Dabei gilt meist, dass das Militär mindestens 10 Jahre in der technischen Entwickung weiter ist als sich der aktuelle Stand in der Öffentlichkeit darstellt. Dies sei vorangestellt, um das eingangs erwähnte „Unrealistische“ vielleicht etwas abzuschwächen. Natürlich ist der Text aus meiner Fantasie entsprungen, aber sind deswegen alle Inhalte per se unvorstellbar?


Es ist 5.45 Uhr. Mein Biochip AstraPfizer 5000 lässt mich abrupt aufwachen, in dem er meinen Cortisolspiegel im Blut gezielt erhöht. War die Cortisolaufwachreaktion vor der Verchippung noch dem natürlichen Rhythmus enstprechend, werde ich heute regelrecht wachgerüttelt. Unsanft, schmerzhaft.

Mein Blick fällt auf den Supervisor XT – mein In-House-Tracing-und Trackingmonitor, der per Hologram meine Biodaten an die Wand projeziert. Zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass mein mRNA-Anticoronalevel auf einen Wert unter 50 IWB gefallen ist. IWB steht für Inzidenzwerteblocker und wurde als Masseinheit im Zuge der inzwischen 25 Jahre zurück liegenden großen Pandemie 2020 bis 2023 eingeführt. Ein Wert von unter 50 IWB bedeutet, dass ich innerhalb der nächsten 24 Stunden eine neue mRNA-Impfung des globalen Pharmagiganten AZaBiP benötige. AZaBiP ging nach der großen Pandemie aus den damals führenden Pharmaunternehmen AstraZeneca, BionTech und Pfizer hervor und ist heute noch vor Alphabet der größte, wichtigste und einflussreichste Konzern der Welt.

Im Schnitt muss ich zweimal im Monat an den Selbstimpfautomatenstationen für alte und neue Mutationen von diversen Viren und Erregern vorbeischauen, damit ich weiter am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann. War es in den ersten Jahren nach der Pandemie noch üblich, dass man alle sechs Monate eine Auffrischung benötigte, ist es aufgrund der durch die Impfung erst erzeugten Mutationen zu einem Dauerwettrennen zwischen AZaBiP und den Viren gekommen. Ein ewiges Hase und Igel-Spiel, bei dem es wohl nur einen Gewinner gibt… Wobei es nach wie vor gerüchtet, dass bis heute kein Virus isoliert worden sein soll…

Ich schäle mich aus meinem Schlafanzug und tappe langsam ins Bad, wo ich unter die Trockendusche DryClean 2030 schlüpfe. Was waren das noch für Zeiten als man mit Wasser duschen konnte. Doch nach dem Machtwechsel in vielen Ländern zu einer grün ideologisierten Regierung, wurde ein täglicher Wassermaximalverbraucherlass beschlossen, der den täglichen Wasserverbrauch auf maximal 15 Liter begrenzt. Seitdem wird alles daran gesetzt, wo es nur geht Wasser einzusparen, wobei das meiste in den Bereich Lebensmittel einfließt. So arbeitet die DryClean 2030 mit Ultraschall und UV-Strahlung zur Reinigung.

Frisch „gedrycleant“ und nach dem sonst üblichen Morgenritual setze ich mich an den Küchentisch und aktiviere per Sprachbefehl Alexandra, um die neuesten Nachrichten vorgelesen zu bekommen. Alexandra hat parallel dazu mein übliches Frühstück im Synthesizer ArtiFood freigegeben: künstlich hergestellter Eierersatz mit Madenspeck, etwas Grünalgenbrot und Instanttee. Lecker ist etwas anderes, aber wenigstens sind aufgrund der Lebensmittelrationierungen und der künstlichen Lebensmittelersatzstoffe alte Alltagskrankheiten wie Fettleibigkeit oder Herzinfarkt immer mehr auf dem Rückweg.

Oh, meine Güte. Alexandra liest gerade einen Artikel der Online-Plattform Frankfurter Spiegelbild vor. Die denkextreme Querdenkergruppierung soll wieder friedlich gegen die zunehmenden faschistischen Strukturen im Regierungsviertel von Brüssel protestiert haben. Lernen die es denn eigentlich nie, frage ich mich und würge den letzten Bissen meines Frühstücks herunter. Ich schnappe mir meine Apple-Wearable-Jacke, synchonisiere diese nochmals kurz mit dem üblichen Arbeitsweg und verlasse die Wohnung.

Bereits im Flur meines Wohnkomplex, in dem 1.000 Einheiten dank der Überwachungssysteme der Firma SolarWind und CyberPoly ohne Angst vor etwaigen Kriminellen leben, blickt mich die erste Überwachungskamera von etwa 10.000 auf meinem Weg zur Arbeit an. Obwohl die Dauerüberwachung in den Smart Cities unserer Tage allgegenwärtig ist, überkommt mich ein Gefühl des Unwohlseins. Und der Unfreiheit. Aber nach den Hackerangriffen im Sommer 2021, der die Lieferkettenstrukturen weltweit zum erliegen brachten, ist eine Absicherung unserer IT-Infrastruktur wichtiger denn je. Und dazu gehört eben auch die Überwachung und Kontrolle aller – so zumindest sagt es unsere Regierung. Vielleicht sollte ich bei der Gelegenheit der Impfaufrischung mir gleich noch etwas Soma verabreichen lassen, damit meine Grundstimmung wieder aufgehellter wird.

Ich verlasse unseren Wohnkomplex durch die Identifikations- und Scaneinheit und mache mich auf den Weg zur Metro. Weltweit wurde der Individualverkehr verboten. Nur noch öffentliche Verkehrsmittel dürfen kontingentiert benutzt werden, da die CO2-Zertifikate ein unkontrolliertes Reisen verhindern. Autos oder gar Flugzeuge können sich nur noch die Superreichen wie Bezos oder Musk leisten. Dem Kleinen bleiben nur Metro, die eMotos oder der Gang zu Fuß. Aber wer will schon noch Verreisen? Dank Thoughtimplementation und Soma ist die im Kopf erzeugte Fantasie eh viel besser als jede Realität.

Gedankenverloren gehe ich durch den Einlassbereich der Metro. Dank des AstraPfizer 5000, der neben meinen Vitaldaten auch alle anderen Information trägt, die ich für den Alltag benötige, öffnet sich die Absperrung, wird die Fahrt automatisch von meinem Krypto-Konto abgebucht und der entsprechende Querverweis in die Kontakt-Tracing- und Tracking-Datenbank des Konsortiums aus Alphabet, Apple, Amazon und Microsoft AAAM geschrieben. Nach dem letzten größeren weltweiten Ausbruch von Covid-35 wurde diese neue Datenbank eingeführt, um eine vollständige Nachverfolgung von Kontaktpersonen identifizierter Personen zu ermöglichen; vorher hatte jede Konföderation (USA, USE und ASA) ihr eigenes System.

Mit einer kurzen Berührung meines rechten Wangenknochens aktiviere ich den Bodyspeaker JB um etwas Musik zu hören. Dieses kleine implantierte Ding ist schon der Hammer. Musste man früher noch umständlich Kopfhörer aufsetzen, funktionieren diese Dinger über die Knochenstruktur des Schädels und empfangen meine Playlist über Alexandra-Sync und 12G. Nach 18 Stationen bin ich endlich angekommen.

Ich verlasse die Metro und begebe mich zu meinem Arbeitsplatz im OfficeTower 42. Ja, 42 – die Antwort auf alle Fragen. Eigentlich ganz witzig, wenn man bedenkt, dass ich in der „HistRe“-Abteilung des Wahrheitsministeriums arbeite. „HistRe“ steht im Übrigen für HistoryRewrite. Hier werden alte geschichtliche Ereignisse so verändert, dass sie in das derzeit gültige Narrativ passen. Ich weiß, 1984 lässt grüßen, aber das eine war eine Dystopie und das hier ist die Realität.

Im Eingangsbereich des „HistRe“ überprüft ein Scansystem meine Zugangsberechtigung. Geprüft werden neben dem aktuellen Impf-/IWB-Status über den Biochip AstraPfizer 5000 auch ob man einen gefälschten, manipulierten Biochip in sich trägt. Da fällt mir eine witzige Anekdote im Kontext meiner Arbeit ein. Vor wenigen Tagen musste ich einige Artikel bearbeiten, die sich mit dem Phänomen beschäftigten, dass nach 2020 bei den mit mRNA-Impfstoff geimpften Personen plötzlich Metallgegenstände am Körper haften blieben. Damals wussten die Leute tatsächlich nicht, dass durch dieses bereits von den Italienern in den Ausläufen des 20. Jahrhunderts entwickelten System festgestellt werden konnte, ob eine Person geimpft wurde. Ohne Impfausweis oder anderen vorsinnflutartigen Nachweisen wie einer – wie hieß das gleich wieder – Smartphone-App. Einfach nur dank des Elektromagnetismus.

Endlich sitze ich an meinem System und sichte die ersten Tagesaufgaben…

… nach 14 Stunden Arbeit und einer halben Stunde Pause im „Erweckungs- und Erholungsraum“ gebe ich dem System das Signal, dass ich jetzt Feierabend mache und verlasse auf direktem Weg den OfficeTower 42.

Mein Weg führt mich heute noch zum „Enhancer-Mod“. Vor nunmehr 15 Jahren haben ich mir eine elektronische Erweiterungen, den Brain-2-Chip, gegönnt. Der hat in den letzten Tagen etwas Zicken gemacht und benötigt nach Selbstdiagnose ein neues Upgrade. Als ich beim „Enhance-Mod“ angekommen bin, muss ich direkt etwas in mich hinein schmunzeln als ich die Retro-Plakate sehe, die dort aufgehängt sind. Eigentlich unvorstellbar, dass es noch vor 12 Jahren Widerstand gegen die Verschmelzung von Mensch und Maschine gab. Als wäre der Transhumanismus und die damit einhergehende Technokratisierung unserer Gesellschaft wirklich ein Problem. Was für Idioten diese Querdenker – damals wie heute. Nun gut, diese dauerhafte Kontrolle und Überwachung mit implantierten Chips und Vorgaben, was zum Beispiel die CO2-Zertifikate anbelangt, ist manchmal schon etwas störend. Aber was will man schon dagegen machen. Ich bin doch nur ein kleines Licht und kein Revoluzzer.

Nachdem mein B2C upgegradet wurde, beschließe ich kurzfristig noch beim Amazon-Lending-Shop vorbeizuschauen. Ich möchte mir noch für den freien Sonntag ein eMoto ausleihen, um außerhalb der Smart City ins Grüne zu fahren. Was haben damals die Maßnahmenbefürworter über diejenigen gelacht, die 2020 vom „Großen Neustart“ sprachen und davor warnten, dass eines der Ziele dieses Neustarts sei, dass niemand mehr etwas besitzen würde und wir trotzdem glücklich sein würden. Eigentlich hatten diese Warner damals recht, aber nur noch die Wenigsten können sich überhaupt noch daran erinnern, wie es war etwas selbst zu besitzen und nicht nur zu mieten. Wobei ich mich bis heute frage, irgendjemandem muss das Zeug doch gehören, dass sich die Menschen per staatlicher Kryptowährung ausleihen. Egal, das eMoto kostet 100 DigiPhoenix und schmälert mein Online-Konto mehr als mir eigentlich lieb ist.

Zufrieden mache ich mich auf den Rückweg und schlage nach einer gefühlten ewig dauernden Metrofahrt bei mir zu Hause auf.

Alexandra hat mich schon erwartet, weil sie über die Systeme jederzeit wusste, wo ich gerade bin und hat mir das Abendessen im Synthesizer ArtiFood synthetisieren lassen: Synthetisches Druckfleisch mit Kartoffelersatz aus Zellreststoffen. Lecker ist was anderes, aber es macht wenigstens satt, und ich setze mich noch kurz vor meine Holowand, um mich ablenken zu lassen. Ich habe mir vor Kurzem das Entertainmentpaket DisFlix gegönnt und will gerade auf eine Dokumentation aus dem Jahr 2020 zurück greifen, als die Meldung auf der Holowand erscheint, dass die ausgewählte Doku aufgrund „medizinischer Fehlinformationen“ nicht mehr zur Verfügung steht. Seltsam gestern war sie noch in meiner Auswahl. Wahrscheinlich hat ein Kollege aus dem „HistRe“ wieder einmal etwas umschreiben müssen und die Dokumentation deswegen entfernt. Leicht frustriert gebe ich Alexandra den Befehl die Holowand auszuschalten, gehe ins Bad und danach ins Bett.

Es ist jetzt 23 Uhr. Ein Tag wie jeder andere geht zu Ende. Ein Tag wie der gestern, vorgestern, letzte Woche oder letzten Monat. Ein Tag in einer Welt, die die Menschen vor nunmehr 25 Jahren zuließen…

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