Türkei: Warum wir die Inflation der Lira genau beobachten sollten

Türkei - Bildquelle: Pixabay / Herm; Pixabay LicenseTürkei - Bildquelle: Pixabay / Herm; Pixabay License

Türkei – Bildquelle: Pixabay / Herm; Pixabay License

Inflation. Das Schreckgespenst vieler. Gerade mit der eigenen Vergangenheit und den Erkenntnissen der Weimarer Republik ist das Thema Inflation für die Deutschen von besonderer Bedeutung. Während nicht nur in den USA (offiziell 6,8%) oder in Deutschland (offiziell 5,2%) die Inflation anzieht, kämpft die Türkei seit längerem mit zweistelligen Inflationsraten. So wurde für den November eine offizielle Rate von 21,3% gemeldet. Und wir wissen alle, dass zwischen – und das gilt natürlich für alle Staaten – offizieller und echter, beim Verbraucher ankommender Inflation eine Diskrepanz vorhanden ist.

Inflationsrate Türkei – Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt tradingeconomics.com

In dieses Bild passt auch der aktuelle Kurs der türkischen Lira zum US-Dollar, der aktuell (10:35 Uhr) bei 14,2365 TRY steht. Ausgelöst durch die künstlich niedrig gehaltenen Zinsen der türkischen Zentralbank in diesem extrem inflationären Umfeld.

Nun mag der eine oder andere sagen, was interessiert mich die Türkei bzw. die türkische Lira. Viele türkische Unternehmen, Privatpersonen und auch Ankara selbst sind im Ausland verschuldet. Allen voran bei europäischen Bankhäusern. Bereits 2018 wurden in der Hochleistungspresse die damit einhergehenden Probleme wie Kapitalflucht, Auslandsverschuldung, Zinsfalle, Währungsverfall, schrumpfende Wirtschaft beleuchtet. Doch dies ist aus meiner Sicht nur eine Möglichkeit der Betrachtung der Gemengelage.

Neben der Option Europa über die Bankenstrukturen zu schaden, dürfte auch das geopolitische Gewicht der Türkei mit ein Grund für Erdogans taktieren bzw. vorgehen bzgl. der eigenen Währung sein. Die Türkei hat sich des Machtvakuums bedient, das die USA nach ihrem überstürzten Abzug aus Afghanistan und dem de facto Rückzug aus Syrien und dem Irak zurückgelassen haben. Der türkische Premierminister Erdogan versucht auf der einen Seite, dieses so gut es geht mit militärischer Präsenz und Engagement und auf der anderen Seite mit dem Spielen der Islamischen Karte auszufüllen.

Ein solches Engagement muss mittels Präsenz und Auftreten abgesichert werden. Präsenz und Engagement kosten – wie wir anhand der USA und deren Militärhaushalt bestens sehen können – erhebliche monetäre Mittel. Mittel, die die Türkei eigentlich nicht hat.

Der Bosporus als auch die Dardanellen liegen auf dem Staatsgebiet der Türkei. Diese natürlichen Engstellen sind die Transitroute für (Kriegs-) Schiffe, wenn sie vom Mittelmeer ins Schwarze Meer bzw. vice versa wollen. Russland hat mit dem Anschluss der Krim, den Flottenstützpunkt Sewastopol dauerhaft in sein Staatsgebiet eingliedern können. Die Krim mit diesem militärisch wichtigen Hafen ist der einzige eisfreie Hafen der russischen Seestreitkräfte. Deswegen bemüht sich Russland um gute Beziehungen zur Türkei, um freie Fahrt durch den Bosporus und die Dardanellen zu haben. Im Gegenzug tun die USA und die EU alles dafür, dass die Schwarzmeerflotte der Russen eben dort verbleibt und nicht ins Mittelmeer auslaufen kann.

Darüber hinaus sind auf Ebene der Geopolitik die Gaspipelines Turkis-Stream und TANAP zu nennen:

Gaspipelines europäischer Kontinent – Bildquelle: southfront.org

Dass diese Pipelines von extremer geopolitischer Bedeutung sind, muss wohl nicht besonders erwähnt werden. Gerade weil der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland an Schärfe zunimmt, Lukaschenko der EU offen droht und neuerdings die „Völkerrechtlerin“ und neue Außenministerin Annelena Baerbock den offiziellen Start von NordStream 2 verhindern will.

Russische Pipelines nach Europa – Bildquelle: Wikipedia

Ein Implodieren der Türkei aufgrund der Inflation würde aus meiner Sicht zu einer weiteren Verschärfung der Energiekrise in Europa führen. Und bekanntlicherweise stehen die Internationalisten/Globalisten/Eliten (IGE) mit ihrer Plandemie mit dem Rücken zur Wand. Was wäre da nicht besser als ein weiteres Ablenkungsmanöver namens Energielieferstopp mitten im Winter?

Ankara ist – wie alle anderen Staaten auch – pleite. Eine wirtschaftliche Kursänderung kommt zu spät. Erdogan hat sich offenbar (auch im Bezug auf die Migrantensituation und das mögliche Erpressungspotenzial) verzockt. Noch hofft er auf Rettung durch Europa und die USA, da es sich diese nicht erlauben können (siehe unter anderem weiter oben), dass Ankara an Russland und China „fällt“. Erdogans Traum eines Groß-Turans – also der Versuch einen neuen islamischen Machtblock zu schmieden -, bestehend aus vielen islamischen Ländern wie Saudi Arabien, Iran, Lybien, Irak und einigen mehr, ist durch die Politik der USA und die damit einhergehenden Inflation der eigenen Währung geplatzt.

Diese Gemengelage in der Türkei ist für mich ein Pulverfass, das eine zu geringe Beachtung erfährt. Denn bekanntlich sind Regierungen, die innenpolitisch mit dem Rücken zur Wand stehen, gerne bereit außenpolitisch „Zeichen zu setzen“. Es ist daher durchaus vorstellbar, dass die Türkei in 2022 militärisch in der Region vorgehen werden. Ein offener Konflikt mit Syrien scheint dabei die naheliegendste Option zu sein. Aber selbst der Iran und in dessen Folge ein Eingreifen Israels gegen den erklärten Staatsfeind Nummer 1 sind möglich.

Die derzeitige Inflationsspirale in der Türkei sollte nicht zu leichtfertig als unwichtig abgetan werden. Sie kann uns schneller als wir vielleicht alle denken direkt betreffen.

Quellen:
United States Inflation Rate
Germany Inflation Rate
Türkei – Inflationsrate
Wechselkurs US-Dollar – Türkische Lira
Gefangen in der Lira-Inflationsspirale
Europas Banken fürchten den türkischen Kollaps
Wikipedia – Flottenstützpunkt Sewastopol
Ein Netz der Macht: Gaspipelines des europäischen Kontinents (Infografik)
Lukaschenko droht im Falle neuer EU-Sanktionen, den Gashahn zuzudrehen
Nord Stream 2 – Baerbock gegen Betriebserlaubnis für Pipeline

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