Die US-Löhne halten mit der Inflation nicht mehr Schritt. Große Lohnzuwächse im Jahr 2020 wichen Verlusten in den Jahren 2021-22. Nach traditioneller Analyse sollte die Inflation bereits ihren Höhepunkt erreicht haben. Aber wir befinden uns nicht in „normalen Zeiten“, was uns zu einer Vielzahl an Fragen im Kontext der weiter anziehenden (und nicht so schnell endenden) Inflation bringt:
- Woher kommt diese langwierige, von der Nachfrage abhängige Inflation? Die Ausgaben auf den meisten Ebenen der Binnenwirtschaft sind seit Monaten rückläufig, doch der Preisanstieg bleibt hartnäckig hoch.
- Sind die inländischen Preiswachstumsraten unbeweglich und steht eine verzögerte Rückkehr zu den Durchschnittswerten bevor?
- In einem linearen Umfeld hätte die Fed schon vor einem Jahr ernsthaft mit einer Zinserhöhung beginnen müssen.
- Die Fed befindet sich jetzt in einer Zugzwang-Position. Jede größere politische Maßnahme, die sie jetzt ergreift, könnte die Situation noch verschlimmern.
- Bereits jetzt haben die erwogenen Maßnahmen der Fed den US-Dollar-Währungsindex auf ein fast 20-Jahres-Hoch getrieben. Dies führt zu wirtschaftlichen Verwerfungen, einem höheren Ausfallrisiko bei US-Dollar-Krediten und zu steigender Inflation außerhalb der USA.
USDX – Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt https://de.tradingview.com
- Die Fed hat so lange mit der Anhebung der Zinssätze gewartet, und angesichts der jüngsten makroökonomischen Trends sollte sie sich wahrscheinlich zurückhalten, damit sie nicht antizyklisch handelt und jegliches Wirtschaftswachstumspotenzial zerstreut.
- Das BIP des 1. Quartals lag mit -1,4% deutlich unter den Erwartungen. Jede Maßnahme zur Dämpfung der Nachfrage, die möglicherweise bereits nachlässt, birgt das Risiko einer weiteren wirtschaftlichen Schwäche.
- Würden wir uns in einem normalen Marktumfeld befinden, dann müsste die die Inflation zurückgehen wie die beiden nachfolgenden Grafiken früher gezeigt hätten. Aber es ist eben nichts mehr „normal“:
US-Einkommen 2 – Bildquelle: fred.stlouisfed.org
Die Konjunkturpakete sind längst versiegt. Intuitiv sollten auch die persönlichen Konsumausgaben schließlich auf den langfristigen Durchschnitt zurückgehen. Die US-Einnahmen waren 2020 höher, dagegen die US-Ausgaben 2021 und 2022.
US-Staatsausgaben – Bildquelle: fred.stlouisfed.org
Die US-Staatsausgaben bewegen sich bereits auf dem Niveau vor der Plandemie und sind unter Berücksichtigung der Inflation real geringer.
Das Congressional Budget Office schätzt, dass die Washington im März 2022, dem sechsten Monat des Haushaltsjahres 2022, ein Defizit von 191 Milliarden US-Dollar aufgebaut hat. Dieses Defizit entsprach der Differenz zwischen 315 Milliarden US-Dollar an Einnahmen und 506 Milliarden US-Dollar an Ausgaben. Das Defizit im März 2022 war um 469 Milliarden US-Dollar (71%) geringer als das Defizit im März 2021, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass die meisten Ausgaben für die „Plandemiehilfen“, die im März 2021 getätigt wurden, abgebaut wurden.
Im März blieben die Einnahmen hoch und stiegen im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Geschäftsjahr 2021 um 418 Milliarden US-Dollar (25%) auf insgesamt 2,1 Billionen US-Dollar im bisherigen Haushaltsjahr. In den ersten sechs Monaten des Geschäftsjahr 2022 sanken die Ausgaben um 622 Mrd. US-Dollar (18%) gegenüber dem vorangegangenen Haushaltsjahr, was auf den anhaltenden Rückgang der Ausgaben für die „Plandemiehilfen“ zurückzuführen ist.
Diese US-Zahlen mögen auf den ersten Blick positiv erscheinen, sind aber in einen globalen Gesamtkontext und dem gewollten gesellschaftlichen Umbau der Gesellschaft durch das Establishment zu bewerten. Was ist, wenn die Inflation nicht nachlässt und global geworden ist?
- In diesem Fall spielt es keine Rolle, was die Fed tut.
- Es ist zu erwarten, dass die Fed keine harten geldpolitischen Maßnahmen ergreift, bis sie die Auswirkungen der in den drei obigen Diagrammen dargestellten Daten beurteilen kann.
- Wenn die Fed nicht mehr auf traditionelle geldpolitische Maßnahmen zurückgreifen kann, um den Anstieg der Inflation im Inland einzudämmen, werden starke Maßnahmen jetzt nur für eine weiterhin schwache Wirtschaft sorgen.
- Die Tatsache, dass das jüngste Warenhandelsdefizit so unerwartet groß war, zeugt eher von der Schwäche der Weltwirtschaft als von der Stärke der Binnenwirtschaft.
- Das einzige Ergebnis, an dem die Fed bisher etwas ändern konnte, ist die unerwünschte Stärkung des US-Dollars.
- Als Weltreservewährung könnte eine weitere Stärkung des US-Dollars enorme negative Auswirkungen auf das Verhalten derjenigen haben, die Schuldverschreibungen in US-Dollar halten. In diesem Fall werden ausländische Schuldner von US-Dollars versuchen, ihre Kredite zurückzuzahlen, während sie mit einer schwächelnden Wirtschaft zurechtkommen müssen.
Die Fed befindet sich angesichts der hier geschilderten Fakten wahrlich im Zugzwang. Und wir wissen alle, was dies bedeutet, wenn der „Geldadel“ mit dem Rücken zur Wand steht…
Anmerkung: Dieser Artikel stellt keine Beratung oder Empfehlung in Finanzfragen dar. Noch ist er zur Anlageberatung geeignet. Er spiegelt nur meine persönlichen Einschätzungen zur aktuellen Fiskalpolitik und geopolitischen Lage wieder.
Quellen:
Fred – Grafiken
USDX – US-Dollar Währungsindex
Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
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