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Finanzsystem: Credit Suisse – Lehman Brother 2.0?Lesezeit: 9 Minuten

Geldsystem - Bildquelle: Pixabay / QuinceCreative; Pixabay License

Geldsystem – Bildquelle: Pixabay / QuinceCreative; Pixabay License

Die Parallelen zwischen 2008 und 2022 werden immer deutlicher. Vor 14 Jahren löste der Zusammenbruch von Lehman Brothers eine massive Panikwelle auf den globalen Finanzmärkten aus und gilt weithin als das Schlüsselereignis, das uns in eine schreckliche Finanzkrise stürzte, über die wir noch heute sprechen. Nun scheint eine noch größere Bank kurz vor dem Zusammenbruch zu stehen, und Analysten auf der ganzen Welt sind zutiefst besorgt darüber, was dies für das globale Finanzsystem bedeuten wird, wenn sie tatsächlich zusammenbricht.

Im Moment ist die Credit Suisse eine der wichtigsten Banken der ganzen Welt. So können wir in der allwissenden Müllhalde Wikipedia zur Credit Suisse lesen:

Die Credit Suisse Group AG, kurz CS, (ehemals Schweizerische Kreditanstalt, kurz SKA) ist eine Schweizer Grossbank und zugleich eines der grössten global tätigen Finanzdienstleistungsunternehmen mit Sitz in Zürich. Das eigentliche Bankgeschäft wird von der Tochtergesellschaft Credit Suisse AG (IID 4866) wahrgenommen und das schweizerische Geschäft seit November 2016 von der Credit Suisse (Schweiz) AG (IID 4835).[5]

Die Bank ist eine der 30 systemrelevanten Grossbanken, die vom Finanzstabilitätsrat (FSB) als systemisch bedeutsames Finanzinstitut (systemically important financial institution) eingestuft wurden.[6] Sie unterliegt damit einer besonderen Überwachung und strengeren Anforderungen an die Ausstattung mit Eigenkapital.[7] Die Aufsichtsfunktion nimmt die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) wahr.

Die Credit Suisse ist eine der zentralen Schaltstellen des gesamten internationalen Bankensystems und wie die Deutsche Bank eine der gefährlichsten Finanzdienstleister für das herrschende Finanzsystem. Sollte sie (oder die Deutsche Bank) zusammenbrechen, wären die Auswirkungen in jedem Land der Erde deutlich zu spüren. Aktuell wurde berichtet, dass die Credit Suisse „am Rande des Zusammenbruchs (on the verge of collapse)“ stehen könnte, und wir werden gewarnt, dass ein Zusammenbruch „einen ähnlichen Schock auslösen könnte wie der Bankrott der US-Bank Lehman Brothers im September 2008 (a shock similar to that caused by the bankruptcy of the U.S. bank Lehman Brothers in September 2008)“:

Die Spekulationen über die Zukunft des Schweizer Bankenriesen laufen seit mehreren Monaten an den Märkten, in wirtschaftlichen und politischen Kreisen sowie in den sozialen Netzwerken.

Die Schweizer Bank Nr. 2 und eine der größten Banken der Welt steckt in großen Schwierigkeiten und kämpft derzeit um ihr Überleben. Ein negativer Ausgang dürfte einen ähnlichen Schock auslösen wie der Konkurs der US-Bank Lehman Brothers im September 2008. Dieses Ereignis löste eine der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrisen seit der Großen Depression aus.

(Speculation surrounding the future of the Swiss banking giant has been going on for several months in the markets, in business and political circles, as well as on social networks.

The No. 2 Swiss bank and one of the largest banks in the world is in deep trouble and is currently fighting for its survival. A negative outcome is likely to cause a shock similar to that caused by the bankruptcy of the U.S. bank Lehman Brothers in September 2008. This event triggered one of the most serious financial and economic crises since the Great Depression.)

Als Lehman Brothers im Jahr 2008 zusammenbrach, verfügte das Unternehmen über ein Vermögen von 639 Milliarden US-Dollar. Ende 2022 verwaltet die Credit Suisse derzeit ein Vermögen von 1,5 Billionen Dollar.

Tweet SG - Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt Twitter

Tweet SG – Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt Twitter

Ein Zusammenbruch der Credit Suisse würde eine Panikwelle auslösen, wie wir sie seit der letzten Finanzkrise nicht mehr erlebt haben. Doch der neue Vorstandsvorsitzende Ulrich Koerner beteuert, dass alles in bester Ordnung sei:

Über das Wochenende ist viel Bewegung in die Credit Suisse gekommen. Am Freitag verschickte der Vorstandsvorsitzende Ulrich Koerner ein Memo, in dem er betonte, dass die Bank über eine „starke Kapital- und Liquiditätsbasis“ verfüge, während leitende Angestellte ihr Wochenende damit verbrachten, Grosskunden, Gegenparteien und Investoren zu beruhigen, wie die Financial Times berichtet.

In dem Memo des Vorstandsvorsitzenden heißt es außerdem, dass sich die Bank in einem „kritischen Moment“ befinde, da sie sich auf eine Umstrukturierung vorbereite, deren Einzelheiten am 27. Oktober bekannt gegeben werden sollen. Es wird erwartet, dass etwa 5000 Stellen gestrichen und Vermögenswerte verkauft werden könnten. Einige Analysten sind jedoch der Meinung, dass dies nicht ausreichen wird. Einem Bericht von Bloomberg zufolge benötigt die Credit Suisse selbst nach dem Verkauf von Vermögenswerten schätzungsweise weitere 4 Milliarden Schweizer Franken, um die Umstrukturierung zu finanzieren, wobei eine Kapitalerhöhung als wahrscheinlichste Option genannt wird.

(There has been plenty of movement around Credit Suisse over the weekend. On Friday, CEO Ulrich Koerner sent around a memo saying that the bank had a „strong capital base and liquidity position“, whilst senior executives spent their weekend doing their best to reassure large clients, counterparties and investors, according to the Financial Times.

The memo from the CEO also noted that the bank was at a „critical moment“ as it prepares for a restructuring, the details of which are the be revealed on October 27. Expectations are that some 5000 jobs could be cut, with assets sold off. Some analysts are saying it won’t be enough, however. According to a Bloomberg report, Credit Suisse is estimated to need a further $4 billion Swiss francs even after asset sales, to fund the restructuring, with a capital raise touted as the most likely option.)

Nehmen die Märkte Koerners „Erklärungen“ für bare Münze? Wohl eher nicht, denn die Credit Default Swaps der Credit Suisse entwickeln sich weiter in die falsche Richtung, und das bedeutet, dass die Anleger langsam sehr, sehr nervös werden:

Die Credit Default Swaps (CDS) der Credit Suisse, ein derivatives Instrument, das es einem Anleger ermöglicht, sein Kreditrisiko mit einem anderen Anleger zu tauschen, stiegen am Freitag sprunghaft an und spiegeln damit die Wahrnehmung eines steigenden Risikos durch den Markt wider. Er nähert sich nun den Höchstständen, die während der Finanzkrise 2008 erreicht wurden, als die US-Investmentbank Lehman Brothers in Konkurs ging.

(Credit Suisse’s Credit Default Swaps, or CDS, a derivative instrument that allows an investor to swap their credit risk with another investor, surged on Friday, reflecting the market perception of increasing risk. It is now approaching the highs seen during the 2008 financial crisis, which saw U.S. investment bank Lehman Brothers go bankrupt.)

Tweet FOSSGregfoss - Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt Twitter

Tweet FOSSGregfoss – Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt Twitter

(Houston, wir haben ein Problem. Die Marktkapitalisierung von $CS ist jetzt ein Rundungsfehler. 35x Hebelwirkung. Diese und die Deutsche Bank… ein Kanarienvogel in der Kohlenmine.  CDS auf Credit Suisse jetzt auf GFC-Höchststand.)

Es braucht sicherlich nicht viel, um eine weit verbreitete Hysterie an den Finanzmärkten auszulösen. Es ist eine unheilvolle Zeit für Europa. Die EU steuert auf die schlimmste Energiekrise zu, die sie je erlebt hat, der Anleihemarkt beginnt verrückt zu spielen, und jetzt werden riesige Finanzinstitute wie die Credit Suisse stark erschüttert.

Martin Armstrong wurde kürzlich von Greg Hunter interviewt, und er erklärte kühn, dass eine „Bankenkrise in Europa beginnen wird (crisis in banking will start in Europe)“:

Könnte Europa also den Rest der Welt in den Abgrund reißen? Armstrong sagt: „Oh, absolut. Europa ist das Problem… Die Bankenkrise wird in Europa beginnen… Die Schulden brechen zusammen. Sie haben keine Möglichkeit, sich selbst zu erhalten. Der dortige Schuldenmarkt untergräbt die Stabilität aller Banken. Sie müssen verstehen, dass die Reserven an die Staatsschulden gebunden sind, und das ist der perfekte Sturm. Ja, der (US-)Aktienmarkt wird kurzfristig sinken. Wir haben es hier nicht mit einem Ereignis wie 1929 oder einem 90 %igen Einbruch zu tun… Wenn die Krise in der Ukraine eskaliert, wird jeder Europäer, der nur halbwegs bei Verstand ist, wahrscheinlich im Januar 2023 sein Geld nehmen und hierher bringen.“

(So, could Europe suck the rest of the world down the tubes? Armstrong says, „Oh, absolutely. Europe is the problem… The crisis in banking will start in Europe… The debt is collapsing. They have no way to sustain themselves. The debt market over there is undermining the stability of all the banks. You have to understand that reserves are tied to government debt, and this is the perfect storm. Yes, the (U.S.) stock market will go down short term. We are not facing a 1929 event or a 90% fall here… Europeans, probably by January of 2023, as this crisis in Ukraine escalates, anybody with half a brain is going to take whatever money they have and get it over here.“)

Andere alternative Analysten sind nicht so optimistisch, was die US-Finanzmärkte angeht, wie es Armstrong zu sein scheint. Europa ist derzeit in schlechterer Verfassung als die USA, aber die Dinge beginnen sich auch dort ziemlich schnell in die negative Richtung zu entwickeln. Tatsächlich sehen wir gerade den schlechtesten Monat für US-Aktien seit den ersten Tagen der Plandemie erlebt:

Der September war ein furchtbarer Monat für die Aktienmärkte. Der Dow fiel um fast 9% und verzeichnete damit den schlimmsten monatlichen Rückgang seit März 2020, als die Pandemie in den Vereinigten Staaten begann. Auch am Freitag schloss der Index tief im Minus.

(September was a horrible month for stocks. The Dow fell nearly 9%, its worst monthly drop since March 2020, when pandemic lockdowns started in the United States. The index ended Friday deeply in the red, too.)

Insgesamt ist es das erste Mal seit 2015, dass der Dow Jones Industrial Average drei Quartale in Folge rückläufig war. Und es ist das erste Mal seit 2009, dass der S&P 500 und der Nasdaq drei Quartale in Folge eine negative Entwicklung durchleben.

Viele Menschen scheinen immer noch zu glauben, dass sich die Dinge sehr bald „normalisieren“ werden, und leider liegen all diese Menschen völlig falsch. Die Wahrheit ist, dass wir kurz vor einer historischen Kernschmelze stehen, vor der kritische Analysten unablässig gewarnt haben.

Der Tag der Abrechnung ist für Europa gekommen, und bald wird auch für den Rest der (westlichen) Welt der Tag der Abrechnung kommen.

Quellen:
Will The Collapse Of Credit Suisse Be Europe’s “Lehman Brothers Moment”?
Wikipedia – Credit Suisse
Fears Credit Suisse is on the brink of collapse
Credit Suisse Is in Deep Trouble
The Collapse of Lehman Brothers: A Case Study
Tweet SG
Rumours swirl around Credit Suisse, and Morgan Stanley’s top materials picks
As Credit Suisse’s Credit Default Swaps Spike To Near 2008 Levels, Rumors Of Lehman-Like Collapse Floated, Bank Steps In To Allay Concerns
Tweet FOSSGregfoss
Banking Crisis Will Start in Europe – Martin Armstrong
Dow suffers worst month since March 2020

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