Ukraine: Der Stellvertreterkrieg der NATO – Kommt es zu einer Frühjahrsoffensive?

Soldaten - Bildquelle: Pixabay / Defence-Imagery; Pixabay LisenceSoldaten - Bildquelle: Pixabay / Defence-Imagery; Pixabay Lisence

Soldaten – Bildquelle: Pixabay / Defence-Imagery; Pixabay Lisence

Von Beginn des Ukraine-Konflikts an habe ich die Entwicklungen auf beiden Seiten kritisch verfolgt. Bekanntlich stirbt in einem Krieg immer die Wahrheit zuerst. Meine Sorge galt immer den größeren geopolitischen und wirtschaftlichen Auswirkungen und Folgen auf die Menschen und die damit im Schlepptau verbundenen „Systemanpassungen“. Da die Globalisierung die meisten Nationen in eine gegenseitige Abhängigkeit gedrängt hat, könnte ein andauernder Krieg in der Ukraine sehr wohl eine Kette von Dominosteinen in Gang setzen, die das bereits instabile Finanzsystem und die Versorgungsketten auf die Probe stellen.

Bekanntlicherweise erachte ich das Verhalten zwischen Ost und West als „falsches Ost-West-Paradigma“ und damit stehe ich sowohl der ukrainischen als auch der russischen Regierung kritisch gegenüber und es ist letztlich damit irrelevant, welche Seite „gewinnt“. Wie viele andere bin ich der Meinung, dass die Ukraine nichts mit der „westlichen Öffentlichkeit“ zu tun hat und es sich lediglich um einen Stellvertreterkrieg handelt, der von der NATO geführt wird. Ich glaube, dass bestimmte internationale Interessen (Internationalisten/Globalisten/ELiten [IGE]) daran interessiert sind, dass der Konflikt ungeachtet irgendwelcher Gefahren und massiver Opferzahlen weitergeht, da sie versuchen, ihn als eine Krise der Möglichkeiten für sich zu nutzen.

Alle meine Hauptprognosen der letzten Monate für den Ukraine-Krieg haben sich bewahrheitet:

Erstens war, wie ich in meinem im Januar 2022 veröffentlichten Artikel Plandemie: Ist die Ukraine der Plan B des Establishments? feststellte, ein regionaler Krieg (oder Stellvertreterkrieg) mit Russland in der Ukraine das wahrscheinlichste Szenario, das sich entwickeln würde, gefolgt von internationalen Aufrufen zur Eskalation und westlichen Sanktionen gegen Russland.

Zweitens habe ich in meinem Artikel Ukraine: Der lokale Stellvertreterkrieg und der eigentliche weltweite Wirtschaftskrieg, der im Mai veröffentlicht wurde, festgestellt, dass:

Auch die Methoden, die die ukrainischen Streitkräfte zu Beginn des Krieges einsetzten, um russische Panzerkolonnen in einen Hinterhalt zu locken, waren ziemlich fortschrittlich und bekannt. Es erhärtete sich daher bereits damals der Verdacht, dass in der Ukraine externe Militär-“Berater” (höchstwahrscheinlich US-Berater) vor Ort waren. Die fortgeschrittenen Hinterhaltstaktiken im Guerillastil und die Ergebnisse ähneln der Ausbildung, die häufig bei den Green Berets oder den britischen SAS durchgeführt wird. Das Vereinigte Königreich hatte im Januar Panzerabwehrwaffen zusammen mit einer kleinen Gruppe von “Ausbildern” in die Ukraine geschickt.

Der kürzlich in den Ruhestand getretene General der britischen Armee, Mark Carleton-Smith, hat nun offen zugegeben, dass britische Spezialeinheiten (SAS) in der Ukraine vor Ort sind und ukrainische Truppen anführen. Diese Enthüllung öffnet möglicherweise die Tür zu einem viel größeren Krieg zwischen der NATO und Russland.

Drittens, in meinem Artikel Systemfrage: Aktuelle Ereignisse lassen massiv wachsende ökonomische Probleme erwarten, der im vergangenen September veröffentlicht wurde, schrieb ich:

Bei der Menge an Propaganda, die vom ukrainischen Geheimdienst und der NATO kommt, ist es schwer zu sagen, was tatsächlich passiert, aber ich vermute, dass Russland seine Strategie ändert und sich neu positioniert, um Raketen und Artilleriebeschuss auf die Infrastruktur, einschließlich der Stromnetze und der Wasserversorgung, einzusetzen. Dies ist eine Taktik, die Russland monatelang (bis letzte Woche) vermieden hat, was überraschend ist, da eine der ersten Maßnahmen, die die USA bei einer Invasion ergreifen, darin besteht, die wichtigste Infrastruktur zu zerstören (wie sie es im Irak getan haben).

Nicht lange nachdem ich dies geschrieben hatte, ging Russland tatsächlich zu einer Strategie über, die auf die Infrastruktur abzielte. Das ukrainische Stromnetz wurde im Dezember im Bereich von 60% bis 80% zerstört, und 70% der Einwohner Kiews waren ohne fließendes Wasser. Die ukrainischen Netzbetreiber geben zu, dass die Schäden „kolossal“ sind. In den am wenigsten beschädigten Regionen ist das Stromnetz immer noch zu 30% unterversorgt.

Große, von NATO-Ländern gelieferte Generatoren haben die Belastung gemildert und den Betrieb wichtiger Einrichtungen wie Krankenhäuser und Militärposten ermöglicht. Die Reparaturen dauern noch an, aber die niedrigsten Schadensschätzungen belaufen sich auf etwa 9 Milliarden US-Dollar (die mittleren Schätzungen liegen mehr als doppelt so hoch), und die Stromausfälle dauerten bis Ende Januar an, wobei die Bürger, die noch über ein funktionierendes Stromnetz verfügen, nur 10 Stunden pro Tag Strom haben.

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(Download PDF)

Ich erwähne diese Informationen, weil es wichtig ist, diese Ereignisse in den Kontext des Gesamtbildes zu stellen; die Hochleistungspresse und die Mehrheit der Ukraine-Unterstützer behaupteten, dass diese Szenarien nicht eintreten würden. Sie haben sich getäuscht. Sie werden auch weiterhin falsche Vorhersagen machen, weil sie ihre Schlussfolgerungen eher auf Propaganda als auf Beweise und Logik stützen.

Insbesondere russische Raketen- und Drohnenangriffe auf die Infrastruktur wurden in den Wochen vor dem russischen Rückzug weitgehend als Möglichkeit abgetan. Der „Krieg sei vorbei“, hieß es, und bald würde die Ukraine den Donbas und sogar die Krim einnehmen. Doch nun sind Monate vergangen und der Krieg geht immer noch weiter.

Wie ich seit dem Strategiewechsel Russlands im Winter festgestellt habe, musste Putin nur warten, bis die Waffen und das Geld der NATO zu schwinden begannen und die ukrainischen Probleme mit dem Stromnetz die Bevölkerung erschöpften. Was die US-Waffen angeht, so gehen die Lieferungen jetzt zurück, da die Bestände an wichtigen Waffen erschöpft sind. Putin hat das Spiel auf lange Sicht gespielt.

Die Strategie, das Stromnetz ins Visier zu nehmen, ist aus mehreren Gründen militärisch sinnvoll, vor allem aber deutet sie auf die Bemühungen Russlands hin, die Zivilbevölkerung aus den großen Städten oder ganz aus dem Land zu vertreiben. Warum ist das für Putin so wichtig? Weil weniger Zivilisten ein geringeres Risiko schwerer Kollateralschäden bei einer neuen Offensive bedeuten, die meiner Meinung nach irgendwann in diesem Frühjahr stattfinden wird.

Es ist wichtig zu verstehen, dass sich die Kriegsdynamik im Moment verändert hat. Das Informationszeitalter hat es sehr schwierig gemacht, Militäroperationen und -bewegungen zu verbergen, und wenn die Zahl der zivilen Opfer zunimmt, wird jeder in der Welt davon erfahren. Hätten die Medien und die Kommunikationstechnologie im Irak 2003 so zur Verfügung gestanden wie heute, hätten die USA den Krieg vermutlich viel vorsichtiger geführt und die hohe Zahl der zivilen Opfer vermieden. In dieser Zeit ist die öffentliche Wahrnehmung wichtig, und die Ukraine ist ebenso sehr ein Informations- wie ein Waffenkrieg.

Putin versucht wahrscheinlich, das Gebiet von so vielen Zivilisten wie möglich zu räumen, bevor er erneut vorstößt. Mindestens 20% der ukrainischen Bevölkerung sind dauerhaft als Flüchtlinge nach Europa geflohen, während etwa 2,9 Millionen Ukrainer nach Russland gegangen sind.

Russland hat nun ein nahes Zeitfenster für offensive Maßnahmen, und die Notwendigkeit eines solchen Schrittes ist klar. Die NATO-Länder liefern der Ukraine zwar weniger Waffen als früher, aber sie erhöhen das technologische Niveau der von ihnen gelieferten Waffen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Selenski Kampfjets und Langstreckenraketen erhält, die ihn in die Lage versetzen würden, Ziele tief in Russland anzugreifen.

Putin wird den bestehenden Puffer vergrößern und seine Stellung über den Donbas hinaus ausbauen müssen, während er gleichzeitig die Krim vor Vergeltungsmaßnahmen schützen muss. Das bedeutet höchstwahrscheinlich, dass er das Land vom Norden aus in zwei Teile spalten und einen Großteil der ukrainischen/NATO-Elemente dorthin ziehen wird. Das Frühjahr wäre der günstigste Zeitpunkt, da sich die Bedingungen für Truppenbewegungen verbessern. Offensive erfordert Schnelligkeit.

Es gibt Berichte über umfangreiche Truppenbewegungen und gemeinsames Training in Weißrussland, einem russischen Verbündeten in unmittelbarer Nähe von Kiew. Die Truppenaufstockung in Weißrussland wird durch eine kürzlich abgegebene Erklärung von Präsident Alexander Lukaschenko verstärkt, der davor warnte, dass auch nur ein einziger feindlicher Soldat, der die weißrussische Grenze überschreitet, zu einer vollen Beteiligung des Landes an der Ukraine führen würde. Mit anderen Worten: Weißrussland steht kurz davor, sich mit seinen 60.000 Soldaten und 300.000 Reservisten einer russischen Offensive anzuschließen. Kiew von Norden her zu umzingeln, wäre ein Kinderspiel.

Russland ist seit einem Monat mit Gegenoperationen im Osten beschäftigt, aber ich vermute, dass dies nur eine Ablenkung von dem eigentlichen Angriff ist, der von Weißrussland ausgehen wird. Russland hat seine Artillerieangriffe um 75% reduziert, was auf eine Bevorratung von Geschützen für einen offensiven Angriff schließen lässt. Russlands Raketenangriffe waren ebenfalls sehr begrenzt, und obwohl die westliche Propaganda behauptet, dass ihnen „die Waffen ausgehen“, wurde ein Großteil der Raketentechnologie sparsam eingesetzt, einschließlich der Hyperschall-Raketentechnologie, die Berichten zufolge nur dreimal für wichtige Ziele verwendet wurde.

Russland hat den Großteil seiner Luftstreitkräfte und größere Drohnen nicht in die Ukraine entsandt. Ein flüchtiges Studium der russischen militärischen Fähigkeiten sollte jedem klar machen, dass Putin sich zurückhält, wahrscheinlich, um eine große Zahl von Opfern unter der Zivilbevölkerung zu vermeiden. Wenn Weißrussland in diesem Frühjahr in den Kampf eingreift, ist alles möglich.

Mainstream-Militäranalysten argumentieren weiterhin, dass Weißrussland „nur eine Finte“ sei. Sie sagen, dass der Einsatz der russischen Streitkräfte begrenzt ist, dass Russland nicht über die Ressourcen für eine neue Offensive verfügt und dass Weißrussland nicht in den Krieg eintreten wird. Die Tatsache, dass diese Analysten im letzten Jahr durchweg falsch lagen, sagt mir, dass ALLE diese Elemente mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eintreten werden.

Die Frage ist, was danach passiert. Was passiert, wenn Russland in der Ukraine trotz Hunderten von Milliarden Dollar an NATO-Hilfen, moderner Waffen, Geheimdienstinformationen des Verteidigungsministeriums und „Beratern“ der Spezialeinheiten vor Ort erheblichen Boden gewinnt? NATO-Offizielle haben erklärt, dass eine Niederlage in der Ukraine nicht akzeptabel sei, was bedeutet, dass sie eskalieren werden.

Es ist noch schwer zu sagen, was das bedeuten würde – Russland hat bereits alle Sanktionen und wirtschaftlichen Taktiken des Westens mit Hilfe von Handelspartnern wie China und Indien überstanden. Es hat sogar überlebt, dass es aus dem SWIFT-Netzwerk ausgeschlossen wurde. Im Gegensatz zum Westen steht Russland trotz der Sanktionen besser da als vor Kriegsbeginn. Eine Eskalation würde einen direkten Kontakt voraussetzen.

Ich glaube, dass die Ereignisse in der Ukraine nur ein Teil einer größeren Kettenreaktion sind. Da die NATO geschwächt ist, nachdem sie Milliarden an Bargeld und Waffen in die Ukraine gesteckt hat, scheint es mir offensichtlich, dass dies ein günstiger Zeitpunkt für einen weiteren Konflikt an anderer Stelle ist, auf den die NATO schlecht vorbereitet sein wird. China ist in einer perfekten Position, um zum Beispiel in Taiwan einzumarschieren.

Die Ukraine ist ein nützliches Pulverfass, aber nicht das einzige Pulverfass.

Quellen:
What Happens Next In The Ukraine Proxy War? A New Russian Offensive In Spring
Plandemie: Ist die Ukraine der Plan B des Establishments?
Ukraine: Der lokale Stellvertreterkrieg und der eigentliche weltweite Wirtschaftskrieg
Systemfrage: Aktuelle Ereignisse lassen massiv wachsende ökonomische Probleme erwarten
Ukraine war live updates: New Russian missile attack rocks country, hits power grid
Ukraine grid operator: damage from Russian attacks ‚colossal‘
Ukrainian energy sector evaluation and damage assessment – VI
Is the United States Running out of Weapons to Send to Ukraine?
Estimated number of refugees from Ukraine recorded in Europe and Asia since February 2022 as of January 31, 2023, by selected country
Belarus Says Will Join Ukraine Offensive ‚Only‘ if Attacked
The Use of Emerging Disruptive Technologies by the Russian Armed Forces in the Ukrainian War

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