Digitale ID: Indien gibt 1,38 Milliarden Aadhaar-IDs aus

Delhi-Indien - Bildquelle: Pixabay / Rhiannon; Pixabay LicenseDelhi-Indien - Bildquelle: Pixabay / Rhiannon; Pixabay License

Delhi-Indien – Bildquelle: Pixabay / Rhiannon; Pixabay License

Bereits im November 2016, vor nunmehr bald 8 Jahren, habe ich erstmals über Aadhaar berichtet. Damals schrieb ich im Artikel Indien: Bargeldabschaffung und die biometrische Erfassung aller Einwohner:

Zuständig für die Erfassung ist die Unique Identification Authority of India (UIDAI), die jedem Bürger eine 12-stellige Identifikationsnummer namens Aadhaar zuteilt, die ein Leben lang gilt. Aadhaar dient nicht als Nachweis für die indische Staatsbürgerschaft und beinhaltet damit kein Recht auf z.B. staatliche Leistungen. Sie dient allein der Identifizierung und als Kriterium zur Zuordnung der erfassten biometrischen Daten.

Weiterhin führte ich aus, dass

eine solche UID eine der wichtigsten Grundvoraussetzung darstellt, um eine bargeldlose Gesellschaft einführen zu können.

Aber genau jene bargeldlose Gesellschaft wird gerade durch die indische Regierung auf den Weg gebracht. So hat der indische Premierminister Narendra Modi öffentlich das Ziel einer “bargeldlosen indischen Gesellschaft” ausgegeben und die Entscheidung getroffen die 500 und 1.000 Rupien-Geldscheine einzuziehen.

Im Oktober 2019 – bald 5 Jahre alt – veröffentlichte ich den Artikel Überwachung: Schöne Neue Welt – Indiens Aadhaar und Chinas Social Credit-System, in dem ich die beiden System Aadhaar (Indien) und das Sozialkreditsystem Chinas verglich. Diesen schloss ich ddamals mit den Worten:

Diese indische biometrische ID sperrt letztlich über eine Milliarde Menschen hinter elektronische Gitter. Und denkt man einen Schritt weiter und kombiniert diese ID-Thematik mit dem in China eingesetzten Social Credit-System kann einem nur Angst und Bange werden, was auf die Menschheit zukommt. Denn niemand darf sich in Sicherheit wiegen, dass diese beiden Blaupausen nicht übereinander gelegt und exportiert werden.

Meine damaligen Befürchtungen haben sich inzwischen bewahrheitet und ich sehe eine Kombination aus „indischem und chinesischem System“ als eine der wahrscheinlichsten „Umsetzungsvarianten“ der digitalen ID – gerade weil Indien vielen afrikanischen Ländern bei deren Einführung von digitalen Zahlungsverkehrssystemen hilft – mit der Grundlage Aadhaar als eigentliches Identifikationssystem. Hilfreich dürfte dabei die Erfahrung Indiens mit inzwischen 1,38 Milliarden Aadhaar-Nutzern sein:

So wurden nach Angaben des indischen Staatsministers für Elektronik und Informationstechnologie, Shri Jitin Prasada, bis heute 1,38 Milliarden Aadhaar-Nummern generiert. Aadhaar ist das indische digitale Identitätsprogramm, das eine biometrische und demografiebasierte digitale Identität zur Authentifizierung bietet.

Prasada gab außerdem bekannt, dass im Juni 2024 mehr als 13,88 Milliarden Finanztransaktionen über die digitale Zahlungsplattform Unified Payment Interface (UPI) abgewickelt wurden. Da UPI technologie- und geräteunabhängig ist, hat es zur finanziellen Inklusion beigetragen, mit dem Ziel, digitale Zahlungen für eine breite Bevölkerung zugänglich zu machen, so die Regierung in einer Pressemitteilung. Überwachung und Kontrolle getarnt als Inklusion und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben – beides „Ziele“ der Agenda 2030.

Darüber hinaus hat Indiens digitale Ausstellungs- und Verifizierungsplattform DigiLocker bisher mehr als 300 Millionen Nutzer unterstützt und 6,75 Milliarden ausgestellte Dokumente zur Verfügung gestellt.

Die indische Regierung hat mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Reichweite der indischen digitalen öffentlichen Infrastruktur (DPI) sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene zu erweitern, darunter die Einführung von India Stack Global und des Global DPI Repository.

Indien hat Absichtserklärungen zur gemeinsamen Nutzung digitaler Software mit zehn Ländern unterzeichnet, darunter Armenien, Sierra Leone, Surinam, Antigua und Barbuda, Papua-Neuguinea, Trinidad und Tobago, Tansania, Kenia, Kuba und Kolumbien.

Letztes Jahr verhandelte Indien sogar mit Kenia, Mosambik und Namibia, um diese afrikanischen Länder bei der Entwicklung digitaler Zahlungssysteme zu unterstützen, die mit seiner Universal UPI-Plattform vergleichbar sind.

Indien hat vor kurzem sein Engagement für die Integration von KI in seine DPI in verschiedenen Bereichen bekannt gegeben, um die Zugänglichkeit und Effizienz sowie die Inklusivität zu verbessern.

Der jüngste Bericht der indischen G20-Taskforce für DPI unterstreicht, wie die Wirkung von DPI durch die effektive Nutzung neuer Technologien wie KI verbessert werden kann. Zum Beispiel verbesserte Cybersicherheitsmaßnahmen innerhalb der DPI durch den Einsatz von KI.

Darüber hinaus ergab die ISACA-Studie „State of Digital Trust 2024“, dass 90 Prozent der Befragten in Indien digitales Vertrauen für wichtig halten, und 89 Prozent glauben, dass dessen Bedeutung in den nächsten fünf Jahren zunehmen wird.

Der Digital Personal Data Protection (DPDP) Act 2023 und der bevorstehende Digital India Act (DIA) sind laut Insights Asia positive Schritte, um das digitale Ökosystem Indiens auf die Zukunft vorzubereiten.

Conclusio

Es wird allerorten massiv an der digitalen ID gearbeitet. Und Aadhaar war aus meiner Sicht von Anfang an als Blaupause und Testfeld für diese vorgesehen. Indien hat eine Analphabetenquote von ca. 39% und eine 99%-ige Netzabdeckung beim Mobilfunk. Gerade letzteres ist ein „Muss“ bei der Umsetzung der digitalen ID. Wer nun immer noch denkt, dass ein solches System bei uns nicht realisierbar wäre, mag nochmals genauer auf Aadhaar schauen und sich auch Gedanken darüber machen, dass Menschen in Not alles akzeptieren, um das eigene Überleben zu sichern.

Quellen:
Indien: Bargeldabschaffung und die biometrische Erfassung aller Einwohner
Überwachung: Schöne Neue Welt – Indiens Aadhaar und Chinas Social Credit-System
Government of India taking measures to enhance the reach of Indian Digital Public Infrastructure
Platform to enable auto-update of ID credentials on India’s DigiLocker coming soon
Knowledge-sharing crucial as the world looks to the future of DPI
India expands partnership on digital public infrastructure experience-sharing at G20
India in talks to share UPI digital payment experience with three more African nations
India G20 Task Force report defines course of global DPI development
ISACA – It all begins with trust
Digital India Act could begin tightening of country’s data privacy regulation – reports
Fostering Digital Trust in India’s Digital Transformation journey
Missing Link: Indien schafft Generationensprung von Null zu 4G und 5G
Die 3G-/4G-/5G-Abdeckungskarte von Vi Mobile in Indien
Die 50 Länder mit der höchsten Analphabetenrate der Erde

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