Finanzsystem: Der Beginn des angestrebten wirtschaftlichen Chaos?

Börsenchart - Bildquelle: Pixabay / PIX1861; Pixabay LicenseBörsenchart - Bildquelle: Pixabay / PIX1861; Pixabay License

Börsenchart – Bildquelle: Pixabay / PIX1861; Pixabay License

Gestern wurde die Finanzwelt ordentlich durchgeschüttelt. Aber letztlich ein lang erwarteter Einbruch. Denn eigentlich kann niemand ernsthaft von den aktuellen Ereignissen im Finanzcasino überrascht sein. Die Aktienkurse waren obszön hoch, und viele Anleger sind massiv überschuldet. Der Dow Jones Industrial Average stürzte gestern um mehr als 1.000 Punkte ab, und die Aktienkurse sind trotzdem immer noch obszön hoch und viele Anleger sind immer noch massiv überschuldet. In den kommenden Tagen werden wir einige wilde Aufs und Abs erleben, und es wird einige Zeit dauern, bis sich die eigentliche Tragödie voll entfaltet. Ohne Zweifel hat das Finanzsystem nicht nur seit gestern ein echtes, großes Problem.

Nach dem Chaos, das bereits am Freitag an den Märkten zu sehen war, haben wir am Montag ein noch größeres Gemetzel erleben dürfen:

Der Dow Jones Industrial Average fiel um 1.033,99 Punkte bzw. 2,6% und schloss bei 38.703,27 Punkten. Der S&P 500 fiel um 3% und schloss bei 5.186,33 Punkten. Beide Indizes verzeichneten damit ihre größten Tagesverluste seit September 2022.

Der technologielastige Nasdaq Composite verlor 3,43% und schloss bei 16.200,08 Punkten.

(The Dow Jones Industrial Average declined 1,033.99 points, or 2.6%, to close at 38,703.27. The S&P 500 fell 3%, ending at 5,186.33. Both averages notched their worst daily losses since September 2022.

The tech-heavy Nasdaq Composite shed 3.43%, finishing at 16,200.08.)

Zu einem bestimmten Zeitpunkt lag der Nasdaq mehr als 1.000 Punkte im Minus. Das ist das erste Mal in der Geschichte, dass das passiert ist.

Aber auch die andern internationalen Aktienmärkte “sahen nicht viel besser aus”.

Zu Beginn des Handelstags am Montags verloren die Tech-Unternehmen zusammen fast eine Billion US-Dollar an Marktkapitalisierung. Im weiteren Verlauf des Tages erholten sich die Tech-Aktien zwar wieder etwas, aber die “Magnificent 7” liegen immer noch insgesamt etwa 3 Billionen US-Dollar unter ihrem Allzeithoch der Marktkapitalisierung.

Das ist eine ganze Menge Geld, die nicht – wie immer fälschlicherweise geschrieben wird – weg ist/verbrannt wurde/ausgelöscht wurde, sondern sich jetzt nur in den Händen von jemand anderen befindet.

In den letzten drei Börsentagen sind der Dow, der S&P 500 und der Nasdaq als weltweit wichtigste Indices völlig unter die Räder gekommen:

Der Dow fiel in den letzten drei Handelstagen um 5,24% und verzeichnete damit den schlimmsten dreitägigen Verlust seit dem 14. Juni 2022, als er in drei Tagen um 5,91% einbrach.

Der technologielastige Nasdaq Composite fiel in diesem Zeitraum um 7,95%. Dies war der stärkste dreitägige Rückgang des Nasdaq seit dem 13. Juni 2022, als er innerhalb von drei Tagen um 10,57% einbrach.

Der S&P 500 verlor innerhalb von drei Tagen 6,08% und verzeichnete damit den stärksten Rückgang in dieser Zeitspanne seit dem 14. Juni 2022, als er 7,03% einbüßte.

(The Dow fell 5.24% over the last three trading days, turning in its worst three-day loss since Jun. 14, 2022, when it tumbled 5.91% in three days.

The tech-heavy Nasdaq Composite dropped 7.95% in the period. This marked the Nasdaq’s biggest three-day fall since Jun.13, 2022, when it tanked 10.57% in a three-day period.

The S&P 500 lost 6.08% in three days for its sharpest pullback in that span since Jun.14, 2022, when it shed 7.03%.)

Aber in Japan war die Lage noch schlimmer. Am Montag erlebten die Japaner einen Börsenkrach epischen Ausmaßes:

In Asien bestätigten die japanischen Aktien über Nacht einen Bärenmarkt, als die Anleger im asiatisch-pazifischen Raum die erste Gelegenheit hatten, auf die schlechten US-Arbeitsmarktdaten vom Freitag zu reagieren. Der Verlust von 12,4% beim Nikkei, der bei 31.458,42 Punkten schloss, war der schlimmste Tag für den Index seit dem “Schwarzen Montag” 1987 an der Wall Street. Der Verlust von 4.451,28 Punkten war auch der größte in der gesamten Geschichte des Index.

(In Asia overnight, Japan stocks confirmed a bear market as Asia-Pacific investors had their first chance to react to the sour jobs figures in the U.S. from Friday. The 12.4% loss on the Nikkei, which closed at 31,458.42, was the worst day for the index since the “Black Monday” of 1987 hit Wall Street. The loss of 4,451.28 points on the index was also the largest in terms of points in its entire history.)

Die “gute Nachricht” scheint zu sein, dass wir kurz vor einem “Dead Cat Bounce” stehen. Zwischenzeitlich erholen sich die japanischen Aktien in erheblichem Maße, und dasselbe könnte mit den US-Aktien geschehen, wenn die Märkte heute dort wieder öffnen. Aber warum sehen wir gerade diese Entwicklungen?

Einige machen dafür die schlechten US-Wirtschaftsnachrichten und die Untätigkeit der Federal Reserve verantwortlich. Andere vermuten, dass das, was wir gerade erleben, “das Ergebnis von Anlegern ist, die komplizierte, stark fremdfinanzierte Geschäfte entwirren müssen”:

Ökonomen sagen jedoch, dass der Aktienrückgang kein sicheres Zeichen für eine bevorstehende Rezession ist. Der derzeitige Ausverkauf sei das Ergebnis von Anlegern, die komplizierte, stark fremdfinanzierte Geschäfte, die den Aktienwert künstlich in die Höhe getrieben haben, entwirren müssen.

(But economists say the stock slide is not a surefire sign that a recession is ahead. The current sell-off, they say, is the result of investors having to untangle complicated, heavily leveraged trades that have artificially boosted stock values.)

Die Wahrheit ist jedoch, dass viele Faktoren im Spiel sind. Aber nach mehreren Jahren der Einbahnstraße, des billigen Geldes und vor allem des gezielten Eingreifens großer “Systemspieler”, sind viele Leute ziemlich schockiert darüber, wie schnell sich die Aktienkurse in die andere Richtung bewegt haben:

“Die Anleger haben sich so sehr daran gewöhnt, dass sich der Aktienmarkt nur in eine Richtung bewegt, dass sie nun plötzlich feststellen: ‘Oh, Aktien können auch fallen?'”, so Torsten Sløk, Chefvolkswirt bei Apollo Global Management. “Dies ist eine Situation, in der ein einziger schwacher Datenpunkt – die Arbeitsmarktzahlen vom Freitag – die Bären aus dem Winterschlaf geholt hat.”

(“Investors have gotten so used to the stock market only going one way that now people are suddenly realizing, ‘Oh, stocks can also go down?'” said Torsten Sløk, chief economist at Apollo Global Management. “This is a situation where one weak data point – Friday’s jobs numbers – brought the bears out of hibernation.”)

Lange Zeit haben die Federal Reserve und andere globale Zentralbanken die Finanzmärkte künstlich gestützt. Schon seit längerem ist diese künstliche Unterstützung weggefallen, und viele haben Schwierigkeiten, sich “an das Ende des billigen Geldes weltweit anzupassen”:

“Dies ist nicht der Zug der Rezession, sondern nur eine gute, altmodische Marktpanik”, sagte Joe Brusuelas, Direktor und Chefökonom von RSM US. “Dies ist kein von Washington inspiriertes Ereignis, bei dem es um eine Verlangsamung des Arbeitsmarktes oder eine Verzögerung durch die Fed geht. Es handelt sich um einen größeren Regimewechsel, bei dem sich die Anleger auf das Ende des billigen Geldes weltweit einstellen.”

(“This is not the recession train; it’s just a good old-fashioned market panic,” said Joe Brusuelas, principal and chief economist for RSM US. “This is not a D.C.-inspired event, about a slowing job market or the Fed being behind the curve. It’s about a larger regime change, where investors are adjusting to the end of easy money globally.”)

Natürlich könnte die Fed jederzeit intervenieren. Im Moment wächst der Optimismus der Marktteilnehemr, dass die Fed genau das tun wird – mit einer Zinssenkung zur Rettung des Gesamtsystems. Tatsächlich wetten viele Anleihehändler in großem Umfang darauf, dass dies bald geschehen wird:

Anleihehändler wetten darauf, dass sich die US-Wirtschaft so schnell verschlechtern wird, dass die Federal Reserve mit einer aggressiven Lockerung der Geldpolitik beginnen muss – möglicherweise noch vor der nächsten geplanten Sitzung – um eine Rezession abzuwenden.

(Bond traders are piling into bets that the US economy is on the verge of deteriorating so quickly that the Federal Reserve will need to start easing monetary policy aggressively — potentially before their next scheduled meeting — to head off a recession.)

Ich denke – Stand heute -, dass dies nicht der Fall sein wird. Und wenn dann nicht im dem erhofften Ausmass. Der Dow müsste wahrscheinlich auf mindestens 35.000 Punkte fallen, bevor die Fed eine dringende Zinssenkung auch nur in Betracht ziehen würde.

Aber selbst wenn die Fed (in großem oder kleinem Umfang) die Zinsen senkt, wird uns das nicht davor bewahren, was unweigerlich auf uns zukommen wird. Wie James Howard Kunstler treffend feststellte:

Das Warten ist vorbei. Alles, was zerbrechen kann, zerbricht: Aktienmärkte, Anleihemärkte, die Galaxie der Derivate – Wetten auf dieses und jenes, die niemals eingelöst werden. Die Banken sind die nächsten. Gold und Silber halten sich gerade noch wacker, weil sie tatsächlich etwas wert sind.

(The wait is over. Everything that can break is breaking: stock markets, bond markets, the galaxy of derivatives — bets on this and that, which will never be honored. Banks are next. Gold and silver are hanging in there for dear life just now, because they’re actually worth something.)

Das bedeutet aber nicht, dass es an den Finanzmärkten jeden Tag gen Süden gehen wird. Während der Hausse sind die Gewässer ruhig, und die Aktienkurse steigen langsam und stetig. In Bärenmärkten wird das Wasser sehr unruhig und es gibt wilde Auf- und Abschwünge. Wenn also der Dow an einem einzigen Tag um Hunderte von Punkten steigt, sollten Sie nicht glauben, dass die Krise vorbei ist. Ein großer Ausschlag in die eine oder andere Richtung ist vielmehr ein schlechtes Zeichen.

Außerdem sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass wir uns noch nicht einmal in der Nähe des Zentrums des Sturms befinden.

Was wir im Moment erleben, sind nur die ersten Turbulenzen. Wir werden es zeitnah erleben, was mit den Märkten passiert, wenn z.B. Israel den Iran angreift oder umgekehrt.

Quellen:
This Isn’t The End For The Financial Markets – The Truth Is That This Is Just The Beginning Of The Chaos…
Dow tumbles 1,000 points, S&P 500 posts worst day since 2022 in global market sell-off: Live updates
$1 trillion wipeout: Market rout punishes megacap tech
Monday Massacre Brought To You By Kazuo’s Carry-Chaos, Kamalanomics, & Jump’s Crypto Dump
The Wheels Have Started To Come Off For The U.S. Economy, And The Worst Is Yet To Come
Stock markets are reeling, but economists say: Don’t panic yet
Treasuries Surge as Traders Bet on Emergency Fed Rate Cut
And Suddenly Things Change…

Beitrag teilen:

Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
www.konjunktion.info unterstützen: