In der heutigen Folge der kleinen Serien zu den Verflechtungen und Verbindungen BlackRocks in die Finanz-, Polit- und die Welt der Institutionen wie UN, EU oder WHO geht es um die vielen eher unbekannten Strukturen, die zwischen BlackRock, China und der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) bestehen. Und diese sind – wie in den beiden vorherigen Artikeln im Fall der BIZ und des WEF – mannigfaltig:
So unterhält BlackRock einige bedeutende Verbindungen zu staatlich kontrollierten Institutionen in China, die eng mit der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) verbunden sind. Die wichtigste dieser Verbindungen ist ein Joint Venture mit der China Construction Bank (CCB), einer staatlich kontrollierten Bank. Im Jahr 2020 gründeten BlackRock, die CCB und Singapurs Investmentgesellschaft Temasek eine Vermögensverwaltungspartnerschaft namens BlackRock CCB Wealth Management. Durch dieses Joint Venture erhielt BlackRock umfassenden Zugang zum chinesischen Vermögensverwaltungsmarkt. Da das Joint Venture jedoch den chinesischen Regulierungen unterliegt – einschließlich solcher, die Partnerschaften mit staatseigenen Unternehmen betreffen – bedeutet dies eine enge Verbindung zu von der KPCh kontrollierten Regulierungsinstanzen.
Interessanterweise genießt BlackRock selbst eine Sonderstellung auf dem chinesischen Markt im Vergleich zu vielen anderen westlichen Unternehmen, da es als eines der ersten westlichen Vermögensverwaltungsunternehmen die Genehmigung erhalten hat, eine vollständig in seinem Besitz befindliche Firma zu gründen. Dies war möglich durch Chinas Lockerung der Restriktionen für ausländische Eigentümer im Finanzsektor, die 2020 in Kraft traten und es ausländischen Unternehmen erlaubten, bis zu 100% der Anteile an ihren inländischen Fonds- und Vermögensverwaltungsgesellschaften zu halten. Diese Lockerung der Vorschriften ermöglichte es BlackRock, die Genehmigung für den Start eines vollständig eigenen Investmentfonds in China zu erhalten, ohne die für viele Branchen in China obligatorischen Joint-Venture-Strukturen mit Mehrheitsanteil chinesischer Firmen (51%) einhalten zu müssen.
BlackRock nutzt diese „einmalige Gelegenheit“, um direkte Investments und Dienstleistungen im chinesischen Markt anzubieten, was im Vergleich zu vielen anderen westlichen Unternehmen, die weiterhin an Joint Ventures gebunden sind, eine größere Unabhängigkeit gewährt. Zwar bleibt das Unternehmen weiterhin durch regulatorische Rahmenbedingungen Chinas beeinflusst, insbesondere in Bezug auf den Zugang zu lokalen Kunden und die Zusammenarbeit mit staatlich regulierten Institutionen, die oft mit der Kommunistischen Partei Chinas verbunden sind, aber BlackRocks Sonderstellung ermöglicht gleichzeitig eine unabhängigere Firmenpolitik als zum Beispiel bei VW oder anderen westlichen Firmen, die in China tätig sind.
In Bezug auf die Personalpolitik hat BlackRock erfahrene chinesische Führungskräfte ernannt, um die Geschäfte vor Ort zu leiten, darunter Hua Fan und Jim Zhang. Beide verfügen über eine langjährige Karriere in Institutionen wie der China Investment Corporation und tiefgehende Kenntnisse des chinesischen Finanzsystems, einschließlich Netzwerken im Umfeld der KPCh-kontrollierten Finanzbranche.
Doch hier enden die personellen Verflechtungen zwischen BlackRock und Chinas Eliten nicht. Larry Fink, Vorstandvositzender von BlackRock, hat aktuell keine Positionen in chinesischen Regierungs- oder politischen Institutionen inne und ist auch nicht direkt in staatlich kontrollierten Industrien Chinas aktiv. Allerdings ist er Mitglied des globalen Beirats der wirtschafts- und managementwissenschaftlichen Fakultät der Tsinghua-Universität in Peking. Diese Beratertätigkeit dient vor allem dem Austausch zwischen Wissenschaft und internationalen Unternehmen und fördert die Diskussion über wirtschaftliche Themen. Seine Rolle hat nach offizieller Lesart nur beratenden Charakter und umfasst keine direkte politische Entscheidungsbefugnis.
Darüber hinaus ist Fink Mitglied einflussreicher internationaler Organisationen wie dem Council on Foreign Relations und dem Weltwirtschaftsforum, die Diskussionen über globale wirtschaftliche und geopolitische Themen – darunter auch China – ermöglichen. Diese Gremien verleihen ihm eine Stimme in der globalen Wirtschaftsdebatte, jedoch keine politische Funktion innerhalb chinesischer Regierungsstrukturen. BlackRock selbst ist strategischer Partner einiger chinesischer Institutionen im Rahmen seiner Geschäftserweiterung, bleibt jedoch unabhängig von den staatlichen Verwaltungs- oder Industriegremien Chinas.
BlackRock investiert stark in chinesische Unternehmen, darunter auch solche, die von der US-Regierung wegen Menschenrechtsbedenken oder der Unterstützung des chinesischen Militärs kritisch betrachtet werden. Trotz geopolitischer Spannungen und regulatorischer Herausforderungen setzt BlackRock auf diese Märkte und erweitert die Investitionen, was von einigen Mitgliedern des US-Kongresses und verschiedenen Interessengruppen kritisch gesehen wird.
Aber nicht nur im Bereich der Investitionen in bestimmte Unternehmen bzw. Märkte in China ist BlackRock (indirekter) Partner der KPCh. Es gibt auch eine enge, über Umwege vorhandene Zusammenarbeit mit der chinesischen Zentralbank (People’s Bank of China, PBoC):
BlackRock arbeitet in mehreren strategischen Bereichen mit chinesischen Finanzinstituten zusammen, einschließlich Partnerschaften, die indirekt mit der People’s Bank of China verbunden sind, aber keine direkte Zusammenarbeit umfassen. Ein prominentes Beispiel ist das bereits weiter oben erwähnte Joint Venture BlackRocks mit der China Construction Bank (CCB) und der singapurischen Investmentgesellschaft Temasek, um ein Vermögensverwaltungsunternehmen in China zu betreiben. Diese Partnerschaft profitiert von regulatorischen Reformen, die die chinesischen Finanzmärkte für ausländische Investoren weiter öffnen sollen, und von der Unterstützung durch chinesische Regulierungsbehörden wie die China Banking and Insurance Regulatory Commission (CBIRC). Die CBIRC hat 2020 die Zustimmung für diese Partnerschaft erteilt, sodass BlackRock und Temasek eine Mehrheitsbeteiligung halten können.
Mit solchen Joint Ventures können sich westliche Unternehmen zwar am chinesischen Markt beteiligen, aber es gibt keinen offiziellen Hinweis darauf, dass BlackRock direkt mit der PBoC kooperiert oder ihre Geldpolitik beeinflusst. Aber da wir uns auf offizielle Quellen einschränken müssen, dürfte dieser Umstand eher weniger überraschend sein. Aber diese Strukturen ermöglichen es BlackRock, den Zugang zum schnell wachsenden chinesischen Markt zu nutzen und chinesischen Investoren Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die den lokalen Regulierungen entsprechen und von großen chinesischen Banken unterstützt werden.
Indirekt profitiert BlackRock damit von der Schaffung eines stabileren Finanzsystems in China, das auch im Interesse der PBoC liegt. Die PBoC setzt sich aktiv für die Marktstabilität ein und begrüßt ausländische Investitionen, die diese Stabilität fördern können. Durch Partnerschaften wie die mit der CCB und Temasek ist BlackRock in Chinas Markt integriert, ohne jedoch direkt mit der PBoC zusammenzuarbeiten oder an ihrer Politik beteiligt zu sein.
Neben diesen „finanzpolitischen Beteiligungen“ ist BlackRock (und seine „Töchter“ Vanguard und State Street) in große chinesische Staatsunternehmen über ihre Fonds und ETFs investiert, die weltweit Anlegern angeboten werden und oft marktbreite Indizes wie den MSCI China Index oder den FTSE China Index nachbilden. Zu den bedeutenden Unternehmen, an denen diese Fonds Anteile halten, gehören chinesische Staatskonzerne wie die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), die China Construction Bank (CCB) und der Energiekonzern Sinopec. Einem Bericht zufolge umfasst dies Investitionen in Unternehmen, die auf der U.S.-Sanktionsliste stehen, weil sie mit Chinas militärischen oder staatlichen Sicherheitsinteressen verknüpft sind. Diese Investitionen erfolgen häufig passiv über ETFs oder Indexfonds und beinhalten keine direkte Kontrolle über die Unternehmen.
Neben den offiziellen Verflechtungen ist BlackRock auch (wiederum meist indirekt) am/im chinesischen Schattenbankenmarkt aktiv. Der Fokus von BlackRock mag vornehmlich auf traditioneller Vermögensverwaltung und der Einhaltung globaler Regulierungen liegen, aber das Schattenbankwesen in China, das zumeist unregulierte Finanzprodukte und Kreditmechanismen umfasst, ist für BlackRock über Cash-Management- und Vermögensverwaltungsprodukte, die sich an chinesische Investoren richten, interessant. BlackRock hat hier indirekt Berührungspunkte mit dem weiteren nicht-bankenbasierten Finanzsektor, jedoch vermeidet BlackRock direkte Engagements in klassische Schattenbankprodukte wie etwa Trust-Darlehen oder informelle Kreditkanäle. Wohl auch um die Sonderstellung des Unternehmens in China nicht zu gefährden.
Und zu guter Letzt will ich noch einen Blick auf BlackRocks Aladdin-System werfen:
Es gibt Hinweise darauf, dass die People’s Bank of China mit BlackRock zusammenarbeitet und dabei das Aladdin-System von BlackRock nutzt. Aladdin ist – wie bereits berichtet – eine umfassende Investment-Management-Plattform, die Funktionen für Portfolio-Management, Risikomanagement und Compliance integriert. BlackRock hat auch den chinesischen Markt ins Visier genommen und seine Technologien in diesem Kontext vermarktet.
Die PBoC und andere chinesische Finanzinstitutionen haben Interesse an den analytischen Fähigkeiten von Aladdin gezeigt, um ihre eigenen Risikomanagement- und Investmentstrategien zu optimieren. Berichten zufolge hat BlackRock sich auch an verschiedenen Initiativen beteiligt, die den Austausch von Wissen und Technologien zwischen den USA und China fördern sollen, was darauf hindeutet, dass die chinesische Regierung BlackRocks Know-how in ihren Finanzsystemen anwendet.
Bedeutet diese Partnerschaft, dass China von BlackRocks Expertise profitiert, insbesondere in Bezug auf Risikomanagement und technologische Innovationen im Finanzsektor? Oder hat sich hier BlackRock nur einen weiteren Markt eröffnet und steuert hier nicht mittels ihrer Plattform indirekt die (geld-)politischen Entscheidungen Chinas?
Ich möchte auch diesen Artikel mit einer leichten Abwandlung der Zusammenfassung des ersten Artikels zur Macht von BlackRock enden lassen:
Wir sehen also, dass es BlackRock sehr geschickt anstellt, nicht offiziell in allzu vielen Bereichen aufzutauchen, sondern indirekte Wege geht, um Einfluss und Macht in China und auf die PBoC zu gewinnen. Daher denke ich durchaus, dass es gerechtfertigt ist, das Konglomerat aus Blackrock, Vanguard und State Street als das eigentliche Machtzentrum der Welt zu bezeichnen. Denn die Verstrickungen von BlackRock, insbesondere mit Big-Tech, sind auch in allen anderen Bereichen genauso „versteckt“ vorhanden.
Quellen:
CPA Report Exposes Wall Street’s Dangerous Ties with Chinese Communist Party-Controlled Banks
“Taking Stock of ‘China, Inc.’: Examining Risks to Investors and the U.S. Posed by Foreign Issuers in U.S. Markets” PDF
BlackRock gets OK to set up wholly owned MF business
BlackRock appoints Hua Fan Head of China and Jim Zhang General Manager of BlackRock CCB Wealth Management
As China is Called Out Over Genocide, BlackRock Sees a Business Opportunity
BlackRock’s Fink calls for Western firms to review China ties
BlackRock – Board of Directors
Council on Foreign Relations – Laurence D. Fink
China approves Blackrock wealth management JV
CPA Report Details How BlackRock And MSCI Funnel Billions of U.S. Investor Capital to CCP And PLA-Linked Companies
Taking Market-Based Finance Out of the Shadows PDF
China’s shadow bank crackdown is finally working
BlackRock, the story of the world’s largest shadow bank…
ALADDIN FAQs
BlackRock and Avaloq Unveil Strategic Partnership to Provide Integrated Technology Solutions, Meeting Evolving Needs of Wealth Managers