Systemfrage: BlackRock und das WEF – Wer beeinflusst und steuert wen?Lesezeit: 8 Minuten
Im letzten Artikel Systemfrage: BlackRock und die BIZ – Verstrickungen, Gemeinsamkeiten, Interessen bin ich auf die Verbindungen zwischen BlackRock und der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) eingegangen, um aufzuzeigen, dass BlackRock für mich die „Spinne im Netz“ im Kontext der Zentralbanken und des Finanzsystems darstellt. Natürlich kann und muss man auch immer andere wie Vanguard, State Street, Fidelity oder Palantir benennen, die in einer ähnlichen Liga spielen. Aber gerade die beiden Erstgenannten sind Teil der BlackRock-Familie und können damit aus meiner Sicht mit BlackRock gleichgesetzt werden. Und natürlich muss man die Verstrickungen und Verbindungen von BlackRock auch mit anderen Institutionen, Gruppierungen und Entitäten beleuchten, um die Machtkonzentration dieses Unternehmens besser verstehen zu können. Denn „nur“ gute Verbindungen zur BIZ alleine, zeigen nicht annähernd auf, wie und wo BlackRock überall seine Finger im Spiel hat. Daher beschäftigt sich der nachfolgende Beitrag mit den Verbindungen und Gemeinsamkeiten von BlackRock und des Weltwirtschaftsforums (WEF):
BlackRock und das Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum, WEF) sind auf verschiedenen Ebenen eng miteinander verbunden, insbesondere im Bereich nachhaltiger Investitionen und globaler Wirtschaftsinitiativen.
So sitzt Larry Fink, der Vorstandsvorsitzende von BlackRock, im Vorstand des WEF. Er gehört dort dem „Board of Trustees“ an, welches als höchstes Gremium des WEF die strategische Ausrichtung und Governance des Forums festlegt. In dieser Rolle ist Fink an der Förderung globaler Initiativen beteiligt, insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit und ESG (Environmental, Social and Governance), Themen, die im WEF von besonderem Interesse sind.
Er nimmt regelmäßig an Veranstaltungen des WEF teil und ist ein wichtiger Akteur im Forum, wo er als „Agenda Contributor“ veröffentlicht. Hier äußert er häufig Ansichten zu Themen wie „nachhaltigem Wachstum“ und „sozial verantwortlichen Investitionen“. Dabei unterstützt BlackRock auch viele der vom WEF geförderten Ziele, darunter den „Übergang zu mehr Nachhaltigkeit“ und die „Integration von ESG-Kriterien in wirtschaftliche Strategien und Unternehmenspraktiken“.
Darüber hinaus trägt BlackRock durch seine umfassende Investmentpolitik, die auf die langfristige Erhöhung des Shareholder-Value abzielt, dazu bei, dass ESG-Prinzipien weltweit an Bedeutung gewinnen. BlackRock fördert Unternehmen, die sich zu nachhaltigen Geschäftsmodellen bekennen und unterstützt auf diese Weise die Richtlinien, die auch das WEF im Rahmen seiner Agenda 2030 und der Sustainable Development Goals vorantreibt. Die Investitionsstrategien von BlackRock und dessen „Investment Stewardship“ stehen im Einklang mit den Zielen des Forums, insbesondere da sich das WEF zunehmend für globale Nachhaltigkeit und eine „grüne Transformation der Wirtschaft“ einsetzt.
BlackRock und das WEF teilen also das gemeinsame Ziel, „wirtschaftliche Stabilität und Nachhaltigkeit zu fördern“ und „Einfluss auf globale Richtlinien und Marktpraktiken zu nehmen“. Diese Partnerschaft stärkt nicht nur die globale ESG-Bewegung per se (die im Grunde auf deren gemeinsame Initiative hin entstanden ist), sondern auch die Position von BlackRock in politischen und wirtschaftlichen Kreisen weltweit.
Aber neben Larry Fink sind weitere Führungskräfte von BlackRock aktiv mit dem World Economic Forum (WEF) verbunden. Philipp Hildebrand, BlackRocks Vizepräsident, hat eine starke Präsenz im WEF, da er regelmäßig an WEF-Veranstaltungen teilnimmt und sich in Bereichen wie globale Wirtschaft und Finanzstabilität engagiert. Ein weiterer bedeutender Vertreter ist Matthew Anestis, BlackRocks globaler Leiter für Investment Performance im Bereich Alternativen, der früher in die globale Führungsgemeinschaft des WEF eingebunden war und als „Founding Curator“ für den Global Shapers Hub in Boston, einem WEF-Netzwerk für junge Führungskräfte, diente.
Darüber hinaus war Mark Wiseman, früherer Global Head von BlackRocks Active Equities, ebenfalls beim WEF aktiv und spielte eine Rolle in globalen wirtschaftlichen Initiativen des Forums. BlackRocks Chief Investment Officer für alternative Investitionen, Pam Chan, hat beim WEF ebenfalls Beiträge zu Unternehmensführung und sozialen Themen beigetragen und spricht auf WEF-Veranstaltungen über die sich verändernde Rolle von Unternehmen im globalen Kontext.
Diese aktive Teilnahme zeigt, dass BlackRock über Larry Fink hinaus tief in die Netzwerke und Initiativen des WEF eingebunden ist, was die Verbindungen der Führungskräfte und ihre strategische Rolle beim WEF unterstreicht.
Das bereits im ersten Artikel zu BlackRock erwähnte Network for Greening the Financial System (NGFS), eine globale Koalition von Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden zur Förderung von „klimabezogenen Finanzstabilitätsmaßnahmen“, umfasst zwar keine direkten Vertreter von BlackRock oder dem WEF in ihren formellen Gremien. Allerdings nutzen und teilen Mitglieder wie die Europäische Zentralbank und die Federal Reserve ihre Analysen und Strategien regelmäßig mit Akteuren aus der Finanzwelt, darunter große Vermögensverwalter wie eben BlackRock und Partnerorganisationen wie das WEF. Das WEF und BlackRock stehen in engem Austausch zu Themen der nachhaltigen Finanzierung. Organisationen, die am NGFS beteiligt sind, wie die EZB, arbeiten zudem parallel mit beiden Organisationen im Rahmen von Klimaschutz- und Finanzierungsinitiativen zusammen.
Zwar haben BlackRock und das WEF nicht den formellen Status im NGFS wie einige Zentralbanken, aber durch den starken Einfluss in der nachhaltigen Finanzpolitik bestehen inhaltliche Verbindungen, die die Arbeit des NGFS indirekt beeinflussen. Die NGFS-Klimaszenarien, die als Referenzrahmen für klimabezogene finanzielle Risiken dienen, „unterstützen Organisationen weltweit bei der Entwicklung nachhaltiger Finanzstrategien“.
BlackRock und das World Economic Forum sind darüber hinaus Mitglieder in verschiedenen internationalen Netzwerken und Organisationen, die gemeinsame Interessen wie nachhaltiges Finanzwesen und ESG-Kriterien fördern. Neben dem bereits genannten Network for Greening the Financial System (NGFS) gibt es mehrere Organisationen und Initiativen, in denen beide Akteure präsent sind:
- International Business Council (IBC): Der WEF-IBC wurde gegründet, um weltweit führende Unternehmen in eine Plattform für Stakeholder-Kapitalismus (aka Kommunismus 2.0) einzubinden, der sich auf „nachhaltiges Wirtschaften“ konzentriert. BlackRock ist eine von mehreren prominenten Firmen, die aktiv in diese Arbeit eingebunden sind und zur Entwicklung von Standards für ESG-Berichterstattung beitragen.
- Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD): Die TCFD, die vom Financial Stability Board initiiert wurde, zielt darauf ab, klimabezogene Risiken für Unternehmen transparenter zu gestalten. BlackRock und das WEF unterstützen beide die TCFD-Empfehlungen aktiv und fördern klimabezogene Offenlegungen in den Finanzberichten ihrer Mitgliedsorganisationen.
- Climate Action 100+: Eine der größten Investoreninitiativen für „Klimaschutz“, die mit Unterstützung des WEF entwickelt wurde. BlackRock ist hier eines der führenden Mitglieder und arbeitet gemeinsam mit anderen institutionellen Investoren daran, Treibhausgasemissionen weltweit zu reduzieren und Unternehmen zu nachhaltigem Handeln zu verpflichten.
Allein diese drei Kollaborationen zwischen dem WEF und BlackRock (und es dürfte noch weit mehr davon geben) zeigen, wie beide Organisationen eng mit anderen globalen Akteuren zusammenarbeiten, um die „Transformation der Finanzmärkte in Richtung Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung“ – sprich Überwachung, Kontrolle mittels Digitalisierung (CBDCs, digitale ID) – voranzutreiben.
Was bedeutet aber eine solch „enge Zusammenarbeit“ von BlackRock und dem WEF?
Konzentration von Macht: Kritiker bemängeln, dass eine Handvoll großer Vermögensverwalter wie BlackRock aufgrund ihrer umfangreichen Beteiligungen an börsennotierten Unternehmen und ihrem Einfluss auf die Gestaltung internationaler Standards (z. B. durch das WEF) eine übermäßige wirtschaftliche Macht besitzen. Diese Machtkonzentration führt dazu, dass einige wenige Akteure wichtige wirtschaftliche und politische Entscheidungen beeinflussen.
Gefahr der „Soft Power“ über Regierungen: BlackRock und das WEF haben starken Einfluss auf Regierungsentscheidungen durch die enge Zusammenarbeit mit Entscheidungsträgern in Gremien wie dem WEF-International Business Council. Solche Strukturen ermöglichen es ihnen, ihre Prioritäten in Regulierungsfragen voranzutreiben, was Bedenken hinsichtlich der Unabhängigkeit demokratischer Prozesse aufwirft. Hierbei geht es um den Vorwurf, dass wirtschaftliche Interessen von Großunternehmen die Richtung der Gesetzgebung bestimmen könnten, ohne dass öffentliche Diskussionen oder demokratische Kontrollen stattfinden.
Abhängigkeit des Finanzsystems: BlackRocks Analyseplattform Aladdin wird von vielen Institutionen genutzt, was das globale Finanzsystem von deren Risikomodellen abhängig machen könnte. Ein solcher „Single Point of Failure“ birgt das Risiko, dass systemische Fehler bei der Risikobewertung zu globalen Marktinstabilitäten führen können. Gleichzeitig besteht aber auch die Gefahr von gezielter Manipulation durch BlackRock aufgrund von Eigeninteressen und eine versteckte Manipulation der Informationsempfänger.
Ich schließe den Artikel mit einer leichten Abwandlung des ersten Artikels zur Macht von BlackRock:
Wir sehen also, dass es BlackRock sehr geschickt anstellt, nicht offiziell in allzu vielen Bereichen aufzutauchen, sondern indirekte Wege geht, um Einfluss und Macht, z.B. im WEF bzw. bei der Umsetzung der WEF-Agenden (digitale ID, vierte industrielle Revolution, Großer Neustart, usw.), zu gewinnen. Daher denke ich durchaus, dass es gerechtfertigt ist, das Konglomerat aus Blackrock, Vanguard und State Street als das eigentliche Machtzentrum der Welt zu bezeichnen. Denn die Verstrickungen von BlackRock, insbesondere mit Big-Tech, sind auch in allen anderen Bereichen genauso „versteckt“ vorhanden.
Und um die Frage im Artikeltitel zu beantworten: Für mich beeinflusst und steuert BlackRock weit mehr das WEF als umgekehrt…
Quellen:
Systemfrage: BlackRock und die BIZ – Verstrickungen, Gemeinsamkeiten, Interessen
BlackRock CEO speaks at World Economic Forum meeting (2023)
BlackRock – Laurence D. Fink
Business Roundtable – Laurence D. Fink
‘Bring the problem forward’: Larry Fink on climate risk
WEF – Laurence D. Fink
Remarks at the World Economic Forum – “Building Sustainable Markets: What Is Needed For A Transformation To A Sustainable Market Place?”
WEF – Matthew Anestis
WEF – Mark Wiseman
BlackRock – The Global Executive Committee
Wikipedia – Network for Greening the Financial System
NGFS Climate Scenarios for central banks and supervisors
Key Takeaways from the New WEF/IBC ESG Disclosure Framework
World Economic Forum Appoints New Members to Board of Trustees
WEF – Forum Members
Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
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[…] Verbindungen im heutigen Artikel in der BlackRock-Reihe näher beleuchter werden sollen. Nach BIZ, WEF, China/der KPCh, EU, WHO und Business Roundtable der siebte Teil, der sich näher mit den […]