Machdem wir uns in den ersten Artikeln dieser kleinen BlackRock-Reihe mit den Verbindungen des mächtigsten Vermögensverwalters der Welt mit Institutionen wie der BIZ, dem WEF oder China/KPCh beschäftigt haben, wollen wir heute einen Blick auf die Verquickungen und Verstrickungen von BlackRock mit der EU und deren Institutionen werfen:
BlackRock, als der größte Vermögensverwalter weltweit, hat sowohl bedeutende personelle als auch beratende Verbindungen zu EU-Institutionen, die berechtigterweise immer wieder für Diskussionen sorgen.
Eine bemerkenswerte Verbindung entstand durch einen Auftrag der EU-Kommission an BlackRock im Jahr 2020. Dabei erhielt BlackRock den Zuschlag, eine Studie zur Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) in die EU-Bankenaufsicht und -Geschäftsstrategien zu entwickeln. Diese Entscheidung wurde aufgrund möglicher Interessenkonflikte stark kritisiert. Gerade weil BlackRock mit als Initiator (und damit wohl größter Profiteur) der ESG-Thematik gilt und weil BlackRock ein großer Investor in mehreren großen Banken und anderen Unternehmen ist, die von ESG-Vorgaben direkt betroffen sind. Kritiker bemängeln, dass dies die Unabhängigkeit der Studie und der EU-Politik beeinträchtigten, insbesondere da BlackRock sich wiederholt gegen einige EU-Ansätze im Bereich der nachhaltigen Finanzierung ausgesprochen hat.
Neben dem Auftrag zur Beratung bei den ESG-Richtlinien hat die EU-Kommission in den letzten Jahren keine weiteren direkten Aufträge an BlackRock vergeben, allerdings ist BlackRock weiterhin als Berater und Teilnehmer in der öffentlichen Konsultation zu EU-Finanzregulierungen und -strategien aktiv, was indirekten Einfluss auf EU-Entscheidungen hat. Zum Beispiel hat BlackRock an verschiedenen öffentlichen Konsultationen zur Kapitalmarktunion und zu Regelungen in Bezug auf nachhaltige Finanzen teilgenommen. Diese Konsultationen sind Bestandteil des EU-Engagements, um Transparenz und Marktstabilität zu fördern und die Kapitalmärkte der EU zu entwickeln.
BlackRock veröffentlicht regelmäßig „Viewpoints“ und andere Positionen zu regulatorischen Entwicklungen in Europa und beteiligt sich an Initiativen für mehr Markttransparenz und widerstandsfähige Kapitalmärkte. Dabei sind jedoch keine neuen spezifischen Beratungsaufträge für die EU-Kommission dokumentiert. Die EU-Kommission hat BlackRock auch nicht erneut mit Beratungsprojekten zur ESG-Implementierung betraut, nachdem das Unternehmen für sein erstes Gutachten im Jahr 2020 in die Kritik geraten war.
Für aktuelle und umfassendere Informationen zur Teilnahme von BlackRock an regulatorischen Debatten in Europa bietet die EU-Transparenzdatenbank sowie die Veröffentlichungen von BlackRock Einblicke in deren Positionen und Beiträge zu regulatorischen Fragen in Europa. Wobei sich aus meiner Sicht die berechtigte Frage stellen lässt, in wie weit hier tatsächlich Transparenz vorherrscht…
Darüber hinaus gibt es auch personelle Verflechtungen zwischen BlackRock und der EU. So sind leitende Angestellte von BlackRock, wie Christian Hyldahl, aktiv an Diskussionen und politischen Initiativen beteiligt, die sich auf die europäischen Finanzmärkte auswirken. BlackRock selbst ist in Brüssel über das Transparenzregister der EU als Lobbyist registriert und nimmt an Konsultationen und politischen Debatten zu Finanzmarkttransparenz und Kapitalmarktunion teil. Diese Lobbyarbeit und die direkten Verbindungen zu EU-Entscheidungsträgern erhöhen BlackRocks Einfluss in der EU und tragen zur Gestaltung regulatorischer Rahmenbedingungen bei, was jedoch von vielen Stakeholdern skeptisch gesehen wird.
Neben Christian Hyldahl sind einige weitere Verbindungen zwischen BlackRock und europäischen Institutionen zu nennen, insbesondere über Personen, die vormals bei BlackRock tätig waren und nun in europäischen Institutionen arbeiten. Zum Beispiel Elga Bartsch (wie bereits in der Serie aufgeführt), die zuvor Leiterin der makroökonomischen Forschung beim BlackRock Investment Institute war, wechselte Anfang 2023 als Generaldirektorin für Wirtschaftspolitik ins deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. In dieser Rolle beeinflusst sie nun die deutsche und europäische Wirtschaftspolitik direkt. Bartsch ist zudem Mitglied des „ECB Shadow Council“, was ihre Verbindungen zu europäischen Finanzinstitutionen stärkt und ein Beispiel für die personelle Nähe von BlackRock zur EU und deren Institutionen ist.
Weitere Verflechtungen von BlackRock mit europäischen Institutionen bestehen durch die beratende Funktion von BlackRock für die Europäische Kommission, insbesondere im Kontext von ESG-Themen (Environmental, Social, Governance) und Finanzregulierungen. BlackRock hat durch die Forschungs- und Beratungsdienste sowohl in der EU-Kommission als auch im Finanzministerium an wirtschaftspolitischen Diskussionen teilgenommen, wie etwa bei einem hochrangigen Event 2021 (nicht zu verwechseln mit Event 201!) zur Euro-Politik und Fiskalpolitik, wo Elga Bartsch neben Kommissionsvertretern als Rednerin fungierte. Solche Auftritte betonen die starke personelle und funktionale Einbindung von BlackRock in europäische Entscheidungsprozesse.
Diese Verflechtungen und die Berateraufträge unterstreichen BlackRocks kontinuierlichen Einfluss auf die Gestaltung und Implementierung europäischer Wirtschafts- und Finanzpolitik.
Einfluss, den sich BlackRock auch durch ihre Plattform Aladdin „erkauft“:
Denn das Aladdin-System von BlackRock wird von einigen europäischen Finanzinstituten verwendet, auch wenn es keine direkte Nutzung durch die Europäische Zentralbank (EZB) oder EU-Organe nach offizieller Lesart geben soll bzw. diese weniger dokumentiert ist. Jedoch hat die Systemkrise 2008 gezeigt, dass BlackRock durch ihre Aladdin-Plattform als „Datenquelle“ von sehr vielen Banken und Notenbanken genutzt wurde. Warum sollte es im Falle der EZB anders gewesen sein?
Auch hier gilt – wie bei fast allen Verbindungen von BlackRock: es gibt nur wenige direkte Nachweise, sondern eine Vielzahl an indirekten Hinweisen auf Abhängigkeiten, Zusammenarbeit, gemeinsame Interessensausübung, usw. Europäische Banken nutzen das Aladdin-Provider-Netzwerk und Aladdin-Dienstleistungen, wie beispielsweise die französische BNP Paribas, um Datenverarbeitung und Risikoanalyse zu integrieren und so Dienstleistungen zu erbringen. Diese Vereinbarungen sollen die Effizienz in der Verwaltung von Investmentprozessen, was BlackRock zu einem wichtigen Partner in europäischen Finanzmärkten macht, fördern. Aladdin soll aber kein direkter IT-Dienstleister für EU-Institutionen sein.
BlackRocks Aladdin hat durch solche Allianzen mittlerweile eine bedeutende Rolle im globalen Finanzwesen eingenommen und wird von institutionellen Anlegern weltweit eingesetzt, darunter auch von führenden Vermögensverwaltern und Banken in Europa. Im Jahr 2020 gaben BlackRock und BNP Paribas Securities Services eine Partnerschaft bekannt, die es BNP Paribas ermöglicht, Aladdin zur Verwaltung von Middle-Office-Dienstleistungen zu nutzen und ein integriertes Investmentmanagement anzubieten. Dadurch profitieren BNP-Kunden in Europa von den Aladdin-Diensten, einschließlich der Daten- und Risikoanalytik. Aladdin wird allgemein von vielen großen Finanzinstituten weltweit, einschließlich in Europa, genutzt und stellt damit eine Schlüsselplattform für Risiko- und Portfoliomanagement dar. Diese Informationen sind besonders relevant, da Aladdin durch solche Allianzen tief in europäische Finanzprozesse integriert ist, wie etwa in den Funktionen zur Investmentbuchhaltung und Risikokalkulation durch direkte Verträge mit EU-Institutionen. Damit etabliert sich Aladdin als Standard für integrierte Risikomanagement- und Investmentplattformen, die viele EU-Finanzakteure schätzen, ohne dass die EU selbst diese Infrastruktur direkt betreibt.
Inzwischen wird das Aladdin-System von BlackRock zunehmend von verschiedenen europäischen Finanzinstitutionen genutzt, da es umfassende Möglichkeiten zur Risiko- und Asset-Management-Analyse bietet. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat Aladdin insbesondere wegen seiner ausgefeilten Werkzeuge zur Risikobewertung und zur Integration von ESG-Daten evaluiert. Diese Funktionalität entspricht dem EU-weiten Fokus auf nachhaltige Finanzierungen und der Einhaltung von Transparenzrichtlinien. Aladdin ermöglicht dabei eine effektive Verwaltung komplexer Portfolios, indem es Funktionen zur regulatorischen Compliance und ESG-Berichterstattung bereitstellt.
Auch die Europäische Investitionsbank (EIB) hat Aladdin bereits als Option geprüft, um ihre Portfolioanalyse und die Einhaltung von Transparenzvorgaben zu unterstützen. Diese Nutzung spiegelt den wachsenden Einfluss des Systems im öffentlichen Sektor Europas wider, da immer mehr Zentralbanken und staatliche Finanzinstitute Aladdin einsetzen, um einheitliche und ganzheitliche Lösungen für Asset-Management und Risikoanalysen zu gewährleisten.
Nun werden sich sicherlich einige fragen, wie denn die Verbindung von BlackRock zur EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen aussieht:
BlackRock und Ursula von der Leyen stehen über einige indirekte und institutionelle Verbindungen in einem engen Verhältnis, besonders durch den Beratungsvertrag (siehe bereits weiter oben), den die Europäische Kommission 2020 an BlackRock vergeben hat. Dieser Vertrag zielte darauf ab, die Einführung von ESG-Richtlinien im europäischen Bankensektor zu untersuchen. Diese Entscheidung sorgte für erhebliche Kritik, da BlackRock als großer Vermögensverwalter in vielen Branchen, die von diesen Richtlinien betroffen wären, massive Eigeninteressen hat.
Das Auswahlverfahren und die Entscheidung zugunsten von BlackRock stießen auf Missbilligung, insbesondere von EU-Abgeordneten und mehreren Bürgerrechtsgruppen. Ein wesentlicher Kritikpunkt war die Möglichkeit eines Interessenkonflikts: BlackRock hält bedeutende Anteile an Unternehmen in fossilen Brennstoffen und an Finanzinstitutionen, die selbst von den ESG-Richtlinien betroffen sein könnten. Der Einfluss, den der Vermögensverwalter dadurch potenziell auf die Regulierungsvorschläge gewinnen könnte, wurde als problematisch bewertet.
Eine weitere indirekte Verbindung ergibt sich über den Green Deal, ein Kernprojekt von Ursula von der Leyen, das nachhaltige Investitionen und Emissionssenkungen in der EU fördern soll. Auch hier gewann BlackRock durch seine Investitionen in Unternehmen, die von diesen Förderungen profitieren könnten, indirekt Einfluss. Einige Kritiker argumentieren, dass die Umsetzung des Green Deals große öffentliche Investitionen anziehen wird, von denen BlackRock als Vermögensverwalter über verschiedene Unternehmensanteile profitieren könnte. Dadurch entstünde erneut eine potentielle Interessenkonstellation zwischen der politischen Agenda von der Leyens und BlackRocks Geschäftsinteressen.
Zusammengefasst kann man sagen, dass zwischen BlackRock und Ursula von der Leyen keine direkte persönliche Verbindung bestehen, aber das Unternehmen hat auf mehreren Ebenen indirekt Einfluss auf zentrale Projekte und Regulierungsfragen der EU-Kommission, die unter ihrer Führung entwickelt wurden.
Und auch wie die letzten Artikel dieser Reihe, lasse ich diesen mit einer Abwandlung der Zusammenfassung des ersten Artikels enden:
Wir sehen also, dass es BlackRock sehr geschickt anstellt, nicht offiziell in allzu vielen Bereichen aufzutauchen, sondern indirekte Wege geht, um Einfluss und Macht in der EU und auf deren Institutionen zu gewinnen. Daher denke ich durchaus, dass es gerechtfertigt ist, das Konglomerat aus Blackrock, Vanguard und State Street als das eigentliche Machtzentrum der Welt zu bezeichnen. Denn die Verstrickungen von BlackRock, insbesondere mit Big-Tech, sind auch in allen anderen Bereichen genauso „versteckt“ vorhanden.
Quellen:
BlackRock in Europe
New criticism of BlackRock’s influence in Europe
ViewPoints, letters and consultations
Appointment of Blackrock Investment Management
CEPR – Elga Bartsch
BNP PARIBAS SECURITIES SERVICES AND BLACKROCK ANNOUNCE ALLIANCE TO DELIVER INTEGRATED END-TO-END INVESTMENT MANAGEMENT CAPABILITIES TO MUTUAL CLIENTS
The Relentless Ambition of BlackRock’s Aladdin
BlackRock, l’encombrante conseillère de la Commission européenne
BlackRock: Tappt von der Leyen in die nächste Berateraffäre?
Von der Leyen kassiert EU-Rüge wegen Beraterauftrag