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Digitale ID: Die EUDI-Wallet und die Frist 2026Lesezeit: 10 Minuten

Technologie - Bildquelle: Pixabay / TheDigitalArtist; Pixabay License

Technologie – Bildquelle: Pixabay / TheDigitalArtist; Pixabay License

Das erste Mal habe ich im Juni 2024 über die EUDI Wallet (Europäischen Digitalen Identität Wallet), die digitale ID (dID) der EU, berichtet. Im Artikel Digitale ID: Deutschland und die EUDI Wallet schrieb ich:

Der Ausbau der Thematik digitale ID wird mittels Staatsausgabe/-unterstützung weiter voran getrieben. Die digitale ID ist und bleibt zentraler Bestandteil des Großen Neustarts – ohne dID kein Systemumbau im Sinne des Establishments. Auch wenn sie am langen Ende damit scheitern werden, wird man alles versuchen, diese „Lösungen“ umzusetzen.

Und erst am Beginn diesen Monats berichtete ich über die Verabschiedung der technischen Standards der EUDI:

So hat die Europäische Kommission die technischen Standards für die Kernfunktionen und die Zertifizierung der Europäischen Digitalen Identität (EUDI) im Rahmen des Europäischen Rahmens für die digitale Identität angenommen. Die gemeinsamen Standards werden es den Mitgliedstaaten ermöglichen, interoperable Geldbörsen zu entwickeln, die in der gesamten EU akzeptiert werden.

Aber nicht erst seit 2024 arbeitet die EU im Hintergrund an ihrer Implementierung der dID, um eine Wallet für „Identitätsüberprüfung, Ticketing und Zahlungen“ zu entwickeln. Entsprechende Vorhaben gehen Jahre zurück und bereits 2016 wurde die erste Version der eIDAS-Verordnung über elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste verabschiedet. Inzwischen liegt Version 2 der eIDAS vor und im Rahmen von eIDAS 2.0 haben die EU-Länder noch bis 2026 Zeit, ihren Einwohnern eine digitale Brieftasche (Wallet) „anzubieten“. Einige EU-Staaten sind dabei schneller als andere und führen bereits groß angelegte Pilotprojekte durch.

Neben staatlichen Stellen sind auch private Unternehmen Teil der EU-eIDAS-Strategie. So hat das Identitätsprüfungsunternehmen Signicat im Vorgriff auf die Zunahme digitaler Wallets im EU-Kontext eine neue Funktion in seine Plattform aufgenommen, die es Organisationen ermöglicht, ihre Daten zu Identitäts-Wallets hinzuzufügen.

In einer Mitteilung des norwegischen Anbieters heißt es, dass Identitäts-Wallets „die Kontrolle der Nutzer über ihre Daten vereinfachen werden“. Was ihnen so viel Potenzial verleihen soll, ist die Möglichkeit, ihnen Daten hinzuzufügen (z. B. einen Einkommensnachweis, die Nummer einer Versicherungspolice usw.).

Aber die Vielfalt der potenziellen Daten, von persönlichen Informationen bis hin zu Immobilien und Fahrzeugeigentum, bedeutet für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen einen enormen Aufwand, um sich mit verschiedenen Wallets, Protokollen und Richtlinien vertraut zu machen.

Und hier kommt Signicat ins Spiel:

Die Plattform von Signicat kann Daten an jede beliebige (EU-)Geldbörse ausgeben und unterstützt jedes vorgeschriebene Datenformat. Wir haben dies während des Pilotprojekts der nordisch-baltischen eID-Zusammenarbeit (NOBID) getestet, bei dem wir der norwegischen Regierung Hilfe angeboten haben, indem wir Daten aus ihrem nationalen Bevölkerungs- und Kontaktregister zur NOBID-Wallet hinzugefügt haben.

(Signicat’s platform can issue data to any (EU) wallet and supports any mandated data format. We tested this during the Nordic-Baltic eID collaboration (NOBID) pilot, where we offered help to the Norwegian government by adding data from their national population and contact register to the NOBID wallet.)

Die NOBID-Wallet gehört zu den groß angelegten Pilotprojekten des EU-Konsortiums für digitale Wallets, die im Rahmen des größeren europäischen Programms für digitale Identitäten (EUDI) durchgeführt werden. In Übereinstimmung mit den regulatorischen Anforderungen „erfüllt Signicat die Interoperabilitätsstandards der EU, was durch die Integration von zwei verschiedenen Wallets mit unterschiedlichen Datenformaten (ISO/IEC 18013-5:2021 mdoc und SD-JWT VC) bewiesen wurde. (Signicat complies with the EU’s interoperability standards, as proven by integrating two different wallets using distinct data formats (ISO/IEC 18013-5:2021 mdoc and SD-JWT VC).)“

Das Unternehmens sieht dabei seine Rolle als Vermittler:

Signicat ermöglicht es öffentlichen und privaten Organisationen, ihre Daten auf sichere Weise in Geldbörsen in ganz Europa zu übertragen. Dieser Ansatz erspart diesen Organisationen Investitionen in neue Infrastrukturen, in die Einhaltung von Vorschriften oder in Audits, während Signicat die Lasten als vertrauenswürdiger Dienstleister übernimmt.

(Signicat enables public and private organisations to issue their data into wallets across Europe securely. This approach eliminates the need for these organisations to invest in new infrastructure, invest in compliance or audits, while Signicat takes the burdens as a trusted service provider.)

Letztes Jahr wies Esther Makaay, eID-Expertin bei Signicat, auf die Bedeutung des Business Case für digitale ID-Wallets hin:

In einem Ökosystem, das Dienstleistungen des privaten Sektors benötigt, können wir dieses Element nicht vernachlässigen.

(With an ecosystem that needs private sector services, we cannot neglect this element.)

Schweizer Banker befürworten digitale Geldbörsen und sehen wachsende Anwendungsmöglichkeiten

„Bis vor kurzem wurden Wallets als Apps für die Verwaltung von Zahlungsmitteln betrachtet (Until recently, wallets have been viewed as apps for managing means of payment)“, heißt es in einem aktuellen Beitrag der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg).

Sie werden jedoch zunehmend für die Verwaltung von Vermögenswerten und Ausweisen (wie Tickets und Mitgliedskarten) bis hin zu elektronischen Identitäten (e-IDs) eingesetzt.

(But they are increasingly being used to handle everything from assets and passes (such as tickets and membership cards) to electronic identities (e-IDs).)

Die SBVg hat beim Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern eine Studie in Auftrag gegeben, die die bestehenden Wallet-Lösungen anhand einer Taxonomie von 18 Merkmalen kategorisiert. Dazu gehören Anwendungsfälle, Interoperabilität, Governance, Datenschutz bei der Authentifizierung, zugrundeliegende Technologie, Preisgestaltung für den Endnutzer und mehr.

Unter Berücksichtigung der Ergebnisse müssen sich die Banken laut SBVg für eine „bevorzugte Rolle in der Wallet-Umgebung (preferred role in the wallet environment)“ entscheiden. Zu den Optionen gehören die Speicherung und Verwaltung von digitalen Identitäten und Vermögenswerten, die Abwicklung von Zahlungen und Transaktionen oder die Rolle als Wallet-Anbieter oder Compliance-Partner für Drittanbieter.

Sobald eine Bank sich entschieden hat, was sie tun will, kann sie „im Wesentlichen drei generische Strategien in Betracht ziehen, um das Potenzial von Wallets zu erschließen (essentially consider three generic strategies to unlock the potential of wallets)“. Diese sind

  1. die Integration in bestehende Wallet-Plattformen wie Apple Wallet oder Google Wallet,
  2. die Weiterentwicklung der „Lieblings-App“ der Schweiz, TWINT, zu einer „Super-App“ mit e-ID, digitaler Unterschrift und digitaler Vermögensverwaltung und
  3. die Entwicklung einer eigenen Wallet als zentraler Zugangspunkt für Kunden.

„Die Verbraucher werden die Möglichkeiten digitaler Geldbörsen in ihrem Alltag zunehmend nutzen (Consumers will increasingly use the capabilities of digital wallets in their everyday lives)“, so die SBVg.

Wallets werden immer mehr Funktionen übernehmen, von e-IDs über Führerscheine bis hin zu Versicherungspolicen. Benutzerfreundlichkeit und vielfältige Funktionen werden die Akzeptanz weiter fördern. Für die Banken ist es an der Zeit, darüber nachzudenken, was diese Entwicklungen für ihr Geschäft bedeuten.

(Wallets will take on more and more functions, from e-IDs to driving licences and even insurance policies. User-friendliness and multiple features will continue to drive takeup. It is time for banks to think about what these developments mean for their business.)

Dass viele Menschen gezwungenermaßen auch diese „Lösungen“ nutzen müssen, wird natürlich geflissentlich unterschlagen. Bestes Beispiel ist hier unter anderem die Deutsche Bahn, die Monats-Abos oder die BahnCard nur noch digital „ausgibt“.

Obwohl die Nötigung digitale „Lösungen“ zu verwenden immer offensichtlicher wird, scheinen die Menschen eher uninteressiert an der EUDI zu sein wie Lettland zeigt.

Die meisten Menschen in Lettland „wissen nichts“ über die EUDI-Wallet

In einer Pressemitteilung von Labs of Latvia wird auf eine kürzlich durchgeführte Umfrage des Forschungsunternehmens Norstat hingewiesen, aus der hervorgeht, dass 69 Prozent der lettischen Einwohner „nichts über die digitale Identitätsbörse wissen (know nothing about the digital identity wallet)“.

Dreiundzwanzig Prozent „haben von ihrer Existenz gehört, wissen aber nicht, wie sie funktioniert (have heard of its existence but are unsure how it works)“, während „nur 8 Prozent der Befragten angaben, mit ihrer Funktionsweise vertraut zu sein (only 8 percent of respondents claim to be familiar with its functionality)“. Ähnlich dürften die Zahlen auch in Deutschland aussehen.

In Anbetracht des legislativen und regulatorischen Drucks, den die EU bzgl. der digitalen Identitäts-Wallets ausübt, ist dies ein großes Kommunikationsdefizit bei der Vermittlung von Kenntnissen über die Möglichkeiten von Geldbörsen und zeigt dass ein Großteil der Menschen solche „Lösungen“ ablehnt bzw. skeptisch sieht.

Ivars Muciņš, Vorstandsvorsitzender des IT-Unternehmens Euso, ist der Meinung, dass „die Trägheit und die Verzögerungen in Lettland sowie die halbherzige Information der Öffentlichkeit über so wichtige Veränderungen die erfolgreiche Einführung von Wallets behindern werden (Latvia’s sluggishness and delays, and half-hearted approach to informing the public about such important changes, will hinder successful implementation of wallets).“ Viele dürften diesen Umstand eher als positiv bewerten…

Italiens Wallet jetzt verfügbar

Einem Bericht von Techradar zufolge können jetzt alle Italiener ihre Ausweisdokumente mit der IT-Wallet digitalisieren, dem Angebot des Landes im Rahmen des EUDI-Wallet-Programms.

Nutzer von IT Wallet können „ihren Führerschein und ihre Gesundheitskarte direkt aus der IO-App, Italiens Anwendung für öffentliche Dienste, digital einscannen (digitally scan their driving license and health card directly from the IO app, Italy’s public services application)“. Die Unterstützung für andere Dokumente wie Personalausweise und Reisepässe ist in Vorbereitung.

Wo es Wallets gibt, gibt es natürlich auch Sicherheits-, Datenschutz- und ethische Bedenken. Und langsam formiert sich auch entsprechender Widerstand. So bezeichnete die Journalistin Martina Pastorelli die IT-Brieftasche als „den digitalen Käfig der EU, der die Regierungen zu Plattformen und die Bürger zu Nutzern macht, indem er Rechte in Konzessionen und Dienstleistungen in Produkte umwandelt (the EU digital cage, which will reduce governments into platforms and citizens into users, transforming rights into concessions and services into products)“. Ein anderer Kritiker nennt es einen „Datenschutz-Albtraum, der nicht sicher zu benutzen ist!!! (privacy nightmare that is not safe to use!!!)“

Wie schon mehrfach erwähnt wird die EU ihre digitale ID aka EUID durchzudrücken versuchen. Gegen jedwede Widerstände – koste es was es wolle. Kompatibilitätsprobleme, eine Ablehnung der Menschen der dID und weitere Schwierigkeiten wird die EU nicht davon abhalten, die Vorgabe der Internationalisten/Globalisten/Eliten (IGE) bzgl. der dID zu erfüllen. Auch wenn sie letztlich damit in der erhofften Form scheitern werden, werden wir große/entscheidende Teile der dID nicht verhindern können, wenn die Menschen nicht endlich verstehen, dass sie sich damit das eigene (digitale) Gefängnis erschaffen.

Quellen:
Digitale ID: Deutschland und die EUDI Wallet
Überwachung und Kontrolle: EUDI Wallet – technische Standards verabschiedet
eIDAS-Verordnung über elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste
Signicat launches online digital certificate request service as interest in wallets grows
In 2025, payments tech will bring to thee, a wallet and a passkey
Nordic and Baltic countries need better cross-border digital identity matching: NOBID
EU Digital Identity Wallet pilots pull in big names, but questions emerge
ISO/IEC 18013-5:2021
Digital wallets: far more than just money
Digital wallet strategies are pitting payments against identity
Wallet-to-wallet coverage: digital identity opportunity arrives with eIDAS 2.0
Puerto Rico latest government in U.S. to launch its mDL for Apple Wallet
Digital health IDs soon to be accessible on Google Wallet in India
Wikipedia – TWINT
New year will see mobile driver’s licenses come of age: Trinsic CEO
Veridos seals deal for Latvia biometric passport, to unveil new security features for IDs
Digital identity ecosystems hinges on wallets, transparency, trust: DRCF
The EU Digital Identity Wallet lands in Italy despite privacy concerns
Liminal, Microblink forecast 2025 trends in identity document verification
Move over, Armani: Italy’s It Wallet is the digital ID accessory of the season
Italy needs to get over security hurdles before digital IT Wallet goes live
Tweet – Thomas Lohninger

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