Großer Neustart: Chinas US-Dollar Strategie und die Verlagerung der Macht gen Osten

Neustart - Bildquelle: Pixabay / TBIT; Pixabay LicenseNeustart - Bildquelle: Pixabay / TBIT; Pixabay License

Neustart – Bildquelle: Pixabay / TBIT; Pixabay License

Seit Jahren beschäftige ich mich mit dem Systemumbau und den erforderlichen Schritten, die aus Sicht der Internationalisten/Globalisten/Eliten (IGE) umgesetzt werden müssen, um ihre Agenda des Großen Neustarts (ehemals Neue Weltordnung) realisieren zu können.

Ein wichtiger Aspekt bei dieser Betrachtung war immer der Fakt, dass der US-Dollar als „letzte bisherige Systemsäule“ fallen muss, bevor z.B. eine digitale Zentralbankwährung (und die vorgelagerte digitale ID) Realität werden können.

Parallel dazu habe ich ebenfalls immer wieder davon gesprochen, dass ich sowohl Moskau als auch Peking als Teil des Spiels sehe – als die andere Seite der gleichen Medaille. Ich habe dies immer als das „falsche Ost-West-Paradigma“ beschrieben, auf das die Menschen global hereinfallen (sollen), um eine „gefühlte Alternative“ wie die sprichwörtliche Karotte vor der Nase zu haben. Ich habe in diesem Kontext auch immer wieder erwähnt, dass ich China als das neue Rückzugsgebiet/Machtgebiet der IGE sehe. Also als jene Region, die die IGE als „neue Hegemonialmacht“ auserkoren haben.

Viele mögen bis dato diesen Einschätzungen nicht viel abgewinnen haben können, aber nachfolgende Informationen belegen aus meiner Sicht beide aufgeführten Aspekte (US-Dollar-Fall, China als neues Machtzentrum der IGE):

Waren Sie schon einmal in einer Situation, in der Sie etwas wahrgenommen haben, aber nicht genau sagen konnten, was es konkret war? So erging es mir kürzlich, als ich das Vorgehen Pekings bzgl. des US-Dollars beobachtete.

Wie viele wissen dürften, gibt es viele Spekulationen darüber, ob die BRICS den US-Dollar und die US-Schulden aufgeben werden. Ich denke, dass sie sich vom US-Dollar distanzieren wollen, aber wenn es um die Abschaffung von etwas geht, das seit Jahrzehnten besteht, geht das nur sehr langsam, und man muss sich auf alle möglichen Fallstricke einstellen.

Nur die wenigsten dürften mitbekommen haben, dass China auf US-Dollar lautende Staatsanleihen in Saudi-Arabien emittiert hat. Während dies in China für enormes Aufsehen sorgte, berichtete die westliche Hochleistungspresse eher „dosiert“ darüber, obwohl es von weit größerer Bedeutung sein könnte. Es steht zu vermuten, dass dieser Vorgang eine Botschaft an die kommende Trump-Regierung ist. Auf den ersten Blick scheint es keine große Sache zu sein, wenn China in Saudi-Arabien auf US-Dollar lautende Staatsanleihen im Wert von 2 Milliarden emittiert. Letztlich eine klassische Emission, wo Investoren der chinesischen Regierung US-Dollar geliehen haben, die Peking zurückzuzahlen versprochen hat. So weit, so gut, so relativ langweilig.

Der erste interessante Aspekt daran ist, dass die Anleihen fast 20-fach überzeichnet waren (d. h. mehr als 40 Milliarden US-Dollar Nachfrage für Anleihen im Wert von 2 Milliarden), was eine weitaus höhere Nachfrage als üblich für US-Dollar-Staatsanleihen bedeutet. Üblicherweise werden US-Schatzanleihen bei Auktionen um das Zwei- bis Dreifache überzeichnet, so dass die auf US-Dollar lautenden Anleihen Chinas offensichtlich auf großes Interesse am Markt stoßen.

Der zweite interessante Aspekt ist, dass der Zinssatz für die Anleihen bemerkenswert nahe an den Zinssätzen der US-Staatsanleihen lag (nur 1-3 Basispunkte höher, d. h. 0,01-0,03%), was bedeutet, dass China jetzt in der Lage ist, sich Geld – in US-Dollar (!) – zu praktisch demselben Zinssatz zu leihen wie die US-Regierung selbst. Das ist bei keinem anderen Land der Welt der Fall. Als Richtwert gilt, dass Länder mit der höchsten Bonitätseinstufung (AAA) in den seltenen Fällen, in denen sie US-Dollar-Anleihen ausgeben, in der Regel mindestens 10-20 Basispunkte über US-Schatzanleihen zahlen müssen.

Der dritte interessante Aspekt ist der Ort, an dem diese Anleihe verkauft wird: Saudi-Arabien. Dies ist ungewöhnlich, da Staatsanleihen normalerweise in großen Finanzzentren und nicht in Riad ausgegeben werden. Die Wahl Saudi-Arabiens und die Tatsache, dass die Saudis dem zugestimmt haben, ist besonders bedeutsam angesichts seiner historischen Rolle im globalen US-Dollarsystem, dem so genannten „Petrodollar“-System, das ich nicht extra zu erklären brauche…

Durch die Ausgabe von US-Dollar-Anleihen in Saudi-Arabien, die direkt mit US-Staatsanleihen konkurrieren und im Wesentlichen den gleichen Zinssatz erhalten, zeigt China, dass es als alternativer Verwalter von US-Dollar-Liquidität mitten im Herzen des Petrodollar-Systems agieren kann. Für Saudi-Arabien, das Hunderte von Milliarden an US-Dollarreserven hält, eröffnet sich damit eine neue Option für die Anlage seiner US-Dollars: Riad kann diese US-Dollar bei der chinesischen Regierung statt bei der US-Regierung anlegen.

All dies mag auf den ersten Blick interessant erscheinen, aber es ist immer noch nicht der Hauptgrund, warum die chinesischen sozialen Medien in Aufruhr sind. Sie vermuten nämlich, dass es sich hierbei um einen Versuch Chinas handelt, den USA zu demonstrieren, dass sie ihre eigene Währung effektiv gegen sie einsetzen können – mit möglicherweise dramatischen Folgen.

Und wie kann/soll das erfolgen?

Stellen Sie sich einmal vor, China würde dies ausweiten und anstelle von Anleihen im Wert von 2 Milliarden US-Dollar Anleihen im Wert von 10 oder 100 Milliarden US-Dollar ausgeben. Für die USA bedeutet dies, dass China auf dem globalen US-Dollarmarkt mit dem US-Finanzministerium konkurrieren würde. Anstatt dass Länder wie Saudi-Arabien ihre US-Dollars automatisch in US-Schatzanleihen recyceln, könnten sie sie in chinesische US-Dollar-Anleihen investieren, die denselben Zinssatz zahlen.

Auf diese Weise würde ein paralleles US-Dollarsystem entstehen, in dem China und nicht die USA einen Teil der US-Dollarströme kontrolliert. Die USA würden die US-Dollars immer noch drucken, aber China würde zunehmend kontrollieren, wohin sie fließen. Bis dato ein unvorstellbarer Vorgang.

Ein weiterer kritischer Aspekt ist, dass jeder US-Dollar, der in chinesische Anleihen statt in US-Staatsanleihen fließt, ein US-Dollar weniger ist, der zur Finanzierung der US-Regierungsausgaben beiträgt. In einer Zeit, in der die USA massive Defizite haben und ständig Staatsanleihen verkaufen müssen, um sich zu finanzieren, könnte das Auftauchen Chinas als konkurrierender Emittent von US-Dollar-Anleihen, der mit den Zinssätzen der Staatsanleihen mithalten kann, die US-Regierung vor immense Finanzierungsprobleme stellen. Dies könnte das Ende des so genannten „exorbitanten Privilegs“ der USA bedeuten.

Aber Moment, werden Sie jetzt fragen, warum sollte China noch mehr US-Dollar wollen/brauchen? Eine berechtigte Frage, denn das Letzte, was China eigentlich braucht, sind mehr US-Dollars. Allein im Jahr 2023 verzeichnete das Land einen Handelsüberschuss in US-Dollar von 823,2 Milliarden und für 2024 wird ein solcher von 940 Milliarden US-Dollar erwartet. China ist bereits völlig vollgesogen mit US-Dollars.

Aber genau hier kommt die Belt & Road Initiative (BRI) aka Neue Seidenstraße ins Spiel. Von den 193 Ländern der Welt sind 152 Länder Teil der BRI. Und ein gemeinsames Merkmal vieler dieser Länder ist, dass sie Schulden in US-Dollar bei der US-Regierung oder anderen westlichen Kreditgebern haben. An dieser Stelle könnte Chinas Strategie wirklich clever sein. China könnte seine US-Dollars nutzen, um den Ländern der Initiative dabei zu helfen, ihre US-Dollar-Schulden bei westlichen Kreditgebern zu begleichen. Der Clou: Im Gegenzug für die Unterstützung dieser Länder bei der Tilgung ihrer US-Dollarschulden könnte China eine Rückzahlung in Yuan, in strategischen Ressourcen oder durch andere bilaterale Vereinbarungen vereinbaren.

Dies wäre ein dreifacher Gewinn für China: Es wird seine überschüssigen US-Dollars los, es hilft seinen Partnerländern, der US-Dollarabhängigkeit zu entkommen, und es vertieft die wirtschaftliche Integration dieser Länder mit China statt mit den USA. Für die BRI-Länder ist dies attraktiv, weil sie der Falle der US-Dollar-Schulden (und den drohenden Finanzsanktionen der USA) entkommen können und wahrscheinlich bessere Bedingungen mit China erhalten, was ihrer Entwicklung zugute kommen wird.

Im Endeffekt würde sich China damit selbst als Vermittler im Herzen des US-Dollarsystems platzieren, wobei die US-Dollars letztendlich immer noch ihren Weg zurück in die USA finden – nur auf einem Weg, der den chinesischen und nicht den US-amerikanischen Einfluss stärkt und die Fähigkeit der USA, sich selbst zu finanzieren, schrittweise untergräbt (mit allen Folgen, die dies für die Inflation usw. hat). An dieser Stelle mag der eine oder andere jetzt einwerfen:

Das kann China doch nicht machen, die US-Regierung hat doch sicher Instrumente, um so etwas zu verhindern.

Und die Antwort ist überraschenderweise, dass es tatsächlich wenig gibt, was die USA dagegen tun können, ohne den US-Dollar selbst in irgendeiner Form zu untergraben.

Die naheliegendste Reaktion wäre die Androhung von Sanktionen gegen Länder – wie Saudi-Arabien – oder Institutionen, die chinesische US-Dollar-Anleihen kaufen. Aber das würde noch mehr zeigen, dass US-Dollar-Anlagen nicht wirklich sicher vor der politischen Einmischung der USA sind, was die Länder weiter ermutigen würde, zu diversifizieren, was das Problem noch verschärfen würde. Die Stärke des US-Dollars beruht zum Teil auf Netzwerkeffekten – jeder nutzt ihn, weil alle anderen ihn nutzen -, aber wie wir im Falle Russlands gesehen haben, schaffen Sanktionen ein koordinierendes Moment für die Länder, sich gemeinsam davon zu entfernen, wodurch diese Netzwerkeffekte geschwächt werden.

Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Federal Reserve die Zinsen anhebt, um die Attraktivität von US-Staatsanleihen zu erhöhen. Dies wäre jedoch ein Eigentor: es würde die Kreditkosten der US-Regierung zu einem Zeitpunkt erhöhen, an dem sie bereits mit massiven Defiziten zu kämpfen hat, was eine Rezession auslösen könnte. Und China, das ähnliche Zinssätze wie die USA erhält, könnte jede Zinserhöhung einfach ausgleichen. Die USA könnten auch zu der „nuklearen Option“ greifen, Chinas Fähigkeit, US-Dollar-Transaktionen abzuwickeln, einzuschränken, aber das würde das globale Finanzsystem sofort zusammenbrechen lassen und die Rolle des US-Dollars als globale Reservewährung untergraben – genau das, was die USA vermeiden wollen. Und da China der wichtigste Handelspartner der überwiegenden Mehrheit der Länder der Welt ist, ist nichts weniger sicher, als dass die USA bei diesem Spiel gewinnen würden…

Kurz gesagt scheint dies eine Art Tai-Chi-Bewegung zu sein, bei der China mit minimaler Kraft die Stärke des US-Dollars in eine Richtung lenkt, die China zugute kommt. Wie ich bereits eingangs schrieb, ist dies zum jetzigen Zeitpunkt höchstwahrscheinlich nur eine Botschaft Chinas an die kommende Trump-Regierung:

Wir können das, also überlegt euch gut, was ihr mit uns vorhabt…

Das Schöne an diesem Schachzug ist seine strategische Eleganz: es kostet China fast nichts, dies zu demonstrieren, aber es zwingt Washington, über einige sehr unangenehme Möglichkeiten nachzudenken.

Lassen Sie sich bitte nicht täuschen, wenn Sie von den BRICS lesen, dass diese nicht daran interessiert sind, den US-Dollar zu meiden. Man verrät seinen Feinden nie seinen Spielplan. Sie sollten nur wissen, dass China dies nicht umsonst getan hat. Sie lassen Muskeln spielen, von denen die USA nicht wussten, dass sie sie haben, ein Schlupfloch, das sie nicht geschlossen haben.

Überall, wohin wir schauen, herrscht Krieg. Die Ukraine/Russland eskaliert auf ein gefährliches Niveau. Der Nahe Osten ist ein Pulverfass. Und während all dem tobt ein stiller Finanzkrieg – inszeniert von den IGE mit den Spielern USA vs. China. Alles für einen einzigen Zweck die Implementierung des Großen Neustarts.

Schlussbemerkung

Bei all dem hier geschrieben ist eines wichtig zu wissen: China ist als Synonym für die IGE zu verstehen. Die IGE verlagern zunehmend ihre Machtbasis gen Osten und dieser „Regionenwechsel“ ist Teil ihrer Agenda. Die USA werden aufgegeben. Der US-Dollar wird aufgegeben. Nicht heute und nicht morgen, aber schleichend und gezielt…

Quellen:
China’s issuance of US dollar bonds to bolster ties with Saudi Arabia
China to issue first dollar bond in three years in Saudi Arabia
China Plans to Sell Dollar Bonds in Saudi Arabia as Ties Deepen

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