USA: Die unterschätzte Gefahr der StagflationLesezeit: 5 Minuten
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Donald Trump-Schein – Bildquelle: Pixabay / Mediamodifier; CC0 Creative Commons
Trump, Musk und DOGE sind momentan in aller Munde. Insbesondere bei den kritischen Zeitgenossen, die in diesen drei eine „echte Systemwende“ erkennen wollen.
Dabei sollte man DOGE und die erklärten Einsparungsbemühungen der neuen US-Regierung unter Trump aus einem nicht zu unterschätzenden Blickwinkel betrachten: dem einer demnächst einsetzenden Depression/Stagflation.
Trump und Musk sind aus meiner Sicht nicht nur Teil des globalen Spiels (wie ich in zahlreichen Artikeln ausgeführt habe), sondern gleichzeitig auch gerissene Geschäftsleute und damit Unternehmer. Und Unternehmer denken wie Unternehmer oder um es plastisch auszudrücken sie handeln, agieren und denken betriebswirtschaftlich. Wie die „berühmte“ schwäbische Hausfrau und beide scheinen nicht den Unterschied zwischen Unternehmensführung und einem Zentralstaat zu kennen, der kurz vor einem „Kondratjew-Winter“ steht.
Zu Erklärung:
Unter dem Kondratjew-Zyklus versteht man die langfristige wirtschaftliche Entwicklung durch die Veränderung der Wirtschaftsdynamik. Er beschreibt somit den immer wiederkehrenden Strukturwandel der Wirtschaft. Ein anderer Name ist auch die Theorie der langen Wellen.
Dabei wird eine Welle im Kondratjew-Zyklus in fünf (häufig auch nur vier) Kriterien unterteilt:
- Aufschwung: Gesamtwirtschaftliche Lage verbessert sich durch Basisinnovation.
- Boom: In dieser Phase erreicht die Wirtschaft ihren Höhepunkt. Die Preise und Löhne steigen stark an.
- Rezession: Lage verschlechtert sich durch Sättigung der Nachfrage und Arbeitslosigkeit steigt.
- Depression: Tiefpunkt an dem die Arbeitslosigkeit am höchsten ist, hier wird aber eine neue Basisinnovation entwickelt.
- Erholung: Lage verbessert sich langsam wieder und neue Innovation wird immer stärker genutzt.
Beispiel zum Kondratjew-Zyklus:
Ein Beispiel für einen Kondratjew-Zyklus könnte die Periode von 1940 bis 1980 sein. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen starken Aufschwung, den sogenannten „Wirtschaftswunder“. Dieser Aufschwung mündete in den Boom der 1960er Jahre. In den 1970er Jahren begann dann eine Rezession, die in der Ölkrise gipfelte. Die 1980er Jahre waren geprägt von einer Erholung.
Weiter im Text:
Die USA sind als Land extrem von einer großzügigen Geldverteilung durch die Zentralregierung abhängig (via der Fed). Dank dieser „Geldpolitik“ waren bis vor kurzem die USA und die US-Bürger in der Lage viel zu hohe Einkommen zu fordern und viel zu viel im Ausland Produziertes einkaufen zu können. Aufgrund der Überbewertung des US-Dollars lassen sich wirtschaftlich im Inland hergestellte Dinge nur noch verkaufen, sofern sie schwer importierbar sind. Beginnend vor etwa 60 Jahren wurde dies jedoch immer schwieriger und ist heute fast unmöglich geworden. Die von Trump propagierten Zölle könnten hier (kurzfristig) helfen, aber sie kosten weitere Kaufkraft und man muss die Frage stellen dürfen, ob gerade bei der Unterschicht die Steuerstreichungen die Mehrkosten kompensieren (können).
Volkswirtschaftlich strömen die meisten für den Warenimport exportierte US-Dollar wieder in die USA zurück. Viele verkennen dabei, dass sich diese US-Dollar-Rückflüsse auf zwei Regionen konzentrieren:
- Washington D.C. (Staatsschuldverschreibungen) und
- New York (Wallstreet, Finanzanlagen)
Damit wurde diese Geld jedoch nicht gleichmäßig in den USA verteilt. Denn aus den Fly-Over-States fließt das Geld weiter über Walmart und Co. konsequent nach Asien ab. Dieser Abfluss hat sich in Folge der Finanzkrise noch verstärkt, weil damals viele überschuldete Häuser von Finanzunternehmen (BlackRock und Co.) übernommen wurden, und jetzt zudem die Mietzahlungen an die Wallstreet abfließen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Obdachlosigkeit in den USA explodiert, genauso wie Ladendiebstähle, die letztlich eine spezielle Form der Sozialhilfe darstellen. Täter sind hier oftmals Menschen, die sich „legal“ kein Geld mehr beschaffen können, weil keinerlei Geld mehr im Umlauf ist, das man mit legaler Arbeit verdienen könnte bzw. das in seiner Einkommenshöhe ausreichend ist.
Da die Preise für landwirtschaftliche Artikel in den USA geradezu explodiert sind, kann das benötigte Geld in ausreichenden Mengen in diesen Regionen NUR NOCH über Zuteilungen durch die Zentralregierung „erwirtschaftet“ werden. Denn eine Geldschöpfung durch weitere lokale Verschuldung ist quasi unmöglich, weil Kreditsicherheiten praktisch nicht mehr vorhanden sind. Und diese Zuteilungen der Regierung müssen deshalb dauerhaft und regelmäßig erfolgen.
Bis dato wurden diese Gelder mittels Sozialtransfers, Gehälter für Mitarbeiter unsinniger Behörden wie Homeland Security, FEMA, usw., Rüstungsausgaben, Armeegehälter, Fördergelder für Schulen/Universitäten (Stichwort DEI-Projekte), Subventionen (wie während der Plandemie) oder Studentenkredite, Maßnahmen zum „Klimaschutz“ in Umlauf gebracht. Andere Formen des uns allen bekannten Quantitative Easing der Notenbank kamen dagegen in den betroffenen Regionen nicht bis kaum an.
Trump und Musk zielen mit DOGE nun darauf ab, massive Einsparungen vorzunehmen, was aufgrund der Überschuldungskrise und den hunderten Milliarden für Zinszahlungen auch mehr als verständlich ist.
Leider steht zu befürchten, dass Trump und Musk in die gestellte Falle tappen werden. Wie ich in der Vergangenheit mehrmals geschrieben habe, wurde Trump als Teil des Spiels platziert, um am Ende den konservativen Kräften die Schuld am Kollaps zu geben/geben zu können. Ob wir hier eine ausweglose Situation erleben, da die Sparmaßnahmen nicht nur (aber hauptsächlich) in den Fly-Over-States zu einer Stagflationskrise führen werden, oder ob man dann wieder mit Geldgeschenken versuchen wird die Lage zu „heilen“, was dann wieder zu einer weiteren Verschuldung führen würde, werden wir alsbald erleben.
Da die USA immer noch der „wirtschaftliche Taktgeber der Welt“ sind, hat eine solche mögliche Entwicklung natürlich auch Auswirkungen auf Deutschland, Europa und den Rest der Welt. Mit zwei Szenarien, die beide im Kollaps enden:
- Stagflationskrise (wie beschrieben) oder
- Hyperinflation kombiniert mit einer US-Staatspleite, da die bisherigen US-Dollarsparer ihr Geld abziehen werden.
Behutsames fortführen der „Can-Kicking“-Politik oder „Brüning auf Steroide“ und ein strikter Sparkurs? Wie werden Trump und Musk reagieren?
Quellen:
Kondratjew-Zyklus BWL
Wikipedia – Kondratjew-Zyklus
Kondratjew-Zyklus
Trump will bis zu 25 Prozent Zölle auf Autoimporte
Das müssen Sie über Trumps Stahl- und Aluminiumzölle wissen
Food Prices in United States
Prices are rising. See how much the cost of basic grocery items has changed
Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
4 Antworten
[…] Trump, Musk und DOGE sind momentan in aller Munde. Insbesondere bei den kritischen Zeitgenossen, die in diesen drei eine “echte Systemwende” erkennen wollen. Dabei sollte man DOGE und die erklärten Einsparungsbemühungen der neuen US-Regierung unter Trump aus einem nicht zu unterschätzenden Blickwinkel betrachten: dem einer demnächst einsetzenden Depression/Stagflation. Trump und Musk sind aus meiner Sicht — Weiterlesen http://www.konjunktion.info/2025/02/usa-die-unterschaetzte-gefahr-der-stagflation/amp/ […]
[…] Umfassende Haushaltskürzungen sind für die langfristige Rettung der Wirtschaft unverzichtbar, aber sie sind auch kurzfristig ein zweischneidiges Schwert. So stützen sich die US-BIP-Statistiken bei ihren Berechnungen in hohem Maße auf die Staatsausgaben (das sollten sie nicht, aber sie tun es). Die US-Staatsausgaben machen etwa 36% des BIP der USA aus – eine Methode, die in den letzten Jahrzehnten verwendet wurde, um die wirtschaftliche Gesundheit besser aussehen zu lassen, als sie tatsächlich ist. Siehe dazu auch mein gestriger Artikel. […]