dID – Bildquelle: Pixabay / PixxlTeufel; Pixabay License
Der sich abzeichnende, nichtsdestotrotz von den Internationalisten/Globalisten/Eliten (IGE) gewollte Handelskrieg mit den USA unter Donald Trump hat die „politischen Entscheidungsträger in Brüssel“ offensichtlich aufgeschreckt. Sie wollen sich für mehr Souveränität im Technologiebereich einzusetzen – einschließlich – wer hätte es gedacht – der digitalen Identität (dID).
Die für Technologie zuständige EU-Kommissarin Henna Virkkunen hat zugesagt, die Souveränität der digitalen Gemeinschaften in der EU und des Technologiesektors des Kontinents zu stärken. Der künftige deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz hat sich den Forderungen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron nach einem „souveränen Europa“ angeschlossen, während einige europäische Staats- und Regierungschefs auf einen Buy European Act (vereinfacht als Kauft in Europa ein-Gesetz übersetzt) drängen, der auch Technologieprodukte umfassen würde.
Zu diesen Debatten gehört auch das Konzept von EuroStack, ein Versuch, eine technologische Kerninfrastruktur für Europa aufzubauen, die Halbleiter, Netzwerke, KI, Cloud Computing, IoT, Datenplattformen – und – wer hätte es gedacht – die digitale Identität umfasst.
Die Idee wird derzeit von einer losen Gruppe von Unternehmern, Akademikern und politischen Experten vorangetrieben. In einer im Februar von der uns allen bekannten Bertelsmann Stiftung, von der wir genau wissen welche Agenden sie verfolgt, veröffentlichten Studie entwirft die Gruppe eine Vision für einen gemeinsamen digitalen Stack für Europa.
EuroStack: Ein 300-Milliarden-Euro-Plan für technologische Souveränität
Die europäischen Länder besitzen oder kontrollieren keine grundlegende Infrastruktur wie Kommunikationsnetze, Plattformen, Speicher- und Identitätsdienste sowie die zugrunde liegenden Protokolle und Standards. Diese Abhängigkeit birgt viele Risiken, zu denen neben der Geopolitik auch die Datenextraktion gehört, heißt es in dem Bericht.
Darüber hinaus sind europäische Unternehmen nach wie vor auf US-Technologien angewiesen, wenn es um algorithmische Rahmenwerke geht, die für Innovationen und Entwickler-Ökosysteme unerlässlich sind, sowie um grundlegende Tools wie Betriebssysteme – geflissentlich alternative Betriebssysteme wie Linux außer acht lassend.
„Software bildet den operativen Kern der digitalen Infrastruktur und umfasst Betriebssysteme, Anwendungsplattformen und algorithmische Frameworks (Software forms the operational core of digital infrastructure, encompassing operating systems, application platforms, and algorithmic frameworks)“, heißt es in dem Bericht.
Sie ermöglicht kritische Funktionen wie Identitätsmanagement, elektronische Zahlungen, Transaktionen und die Zustellung von Dokumenten und bildet die Grundlage für digitale öffentliche Infrastrukturen.
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(It powers critical functions such as identity management, electronic payments, transactions, and document delivery, forming the foundation of digital public infrastructures.)
EuroStack könnte laut des Papiers der Bertelsmann Stiftung auch „dazu beitragen, Bürger und Unternehmen durch digitale Identitätssysteme, sichere Zahlungen und Datenplattformen zu stärken“. Es sieht digitale Identitäten als Tor zur digitalen Infrastruktur Europas und als Möglichkeit, einen nahtlosen Zugang zu ermöglichen und gleichzeitig die Privatsphäre und Souveränität gemäß den EU-Vorschriften zu schützen. Im wie eine Werbebroschüre für Digitalisierung klingendem Papier lesen wir weiter:
Durch die Überwindung der Einschränkungen von Modellen wie dem India Stack, die sich auf zentralisierte biometrische IDs und ausländische Cloud-Infrastrukturen stützen, bietet der EuroStack eine föderierte Plattform, die die Privatsphäre schützt.
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(By overcoming the limitations seen in models like India Stack, which rely on centralized biometric IDs and foreign cloud infrastructure, the EuroStack offers a federated, privacy-preserving platform.)
Die ehrgeizigen Ziele von EuroStack zur Förderung einheimischer Technologien erfordern eine Menge Geld: Bis zu 300 Milliarden Euro in den nächsten 10 Jahren, so die Studie. Die Chamber of Progress, eine Handelsgruppe der Tech-Industrie, der auch US-Tech-Unternehmen angehören, schätzt die Kosten sogar noch höher ein, nämlich auf 5 Billionen Euro.
Doch nach Ansicht der Befürworter von EuroStack sind die Ergebnisse „es wert“.
„Die europäischen Staats- und Regierungschefs erkennen langsam, dass unsere industrielle Zukunft sowie unsere Demokratie und unser sozialer Zusammenhalt zunehmend von der Fähigkeit Europas abhängen, sich auf einen vertrauenswürdigen Technologie-Stack zu verlassen, der von der Recheninfrastruktur bis zur digitalen Identität, der Cloud und den Daten reicht (European leaders are slowly realizing that our industrial future, as well as our democracy and social cohesion, increasingly depends on Europe’s ability to rely on a trustworthy technology stack, ranging from compute infrastructure to digital identity, cloud and data)“, sagt Andrea Renda, Forschungsdirektor am Centre for European Policy Studies (CEPS) und einer der Mitautoren der Studie.
India Stack als Inspiration
Andere Politikexperten fordern die europäischen Technologen auf, sich an der souveränen digitalen Infrastruktur Indiens und Brasiliens zu orientieren.
Indien und internationale Institutionen und Organisationen haben das Konzept der digitalen öffentlichen Infrastruktur (DPI) gefördert. Sein Erfolg beruht auf dem indischen digitalen ID-System Aadhaar (über das ich seit Jahren schreibe und für mich seitdem die Blaupause für Überwachung und Kontrolle per Digitalisierung ist), der universellen Zahlungsschnittstelle und der Austauschschicht, die den India Stack bilden.
Ohne explizit die Terminologie der DPI zu verwenden, hat die EU einen ähnlichen Rahmen geschaffen, argumentiert das European Centre for Development Policy Management in einem im Februar veröffentlichten Papier. Dazu gehört auch die EU-Digitalidentität (EUDI Wallet) über die ich ebenfalls bereits mehrfach berichtet habe:
„Die EUDI Wallet wird bei der Entwicklung eines EU-DPI-Angebots eine zentrale Rolle spielen (The EUDI Wallet will be central to developing an EU DPI offer)“, heißt es in dem Papier. Um das digitale Gemeingut voranzubringen, sollte die EU jedoch mit anderen Akteuren zusammenarbeiten, die DPI entwickeln, und die Debatte über eine souveräne digitale Infrastruktur ausweiten.
Die EU will sich „unter dem Zugzwang eines US-Präsidenten Trump emanzipieren“ und eigene digitale Infrastrukturen schaffen. Welch Zufall, dass es genau jene Strukturen sind (diD und Co.), die auch Trump verfolgt und genau jene Punkte darstellen, die den Großen Neustart erst möglich machen würden. Wer hätte es gedacht…
Quellen:
Europe must become ‚true AI continent‘, says EU tech sovereignty commissioner
Germany’s Merz vows ‘independence’ from Trump’s America, warning NATO may soon be dead
‚Faced with Donald Trump’s US, EU leaders push for European preference in tech‘
Creating a European Tech Stack Could Cost Over 5 Trillion Euros
From India Stack to EuroStack: Reconciling approaches to sovereign digital infrastructure