Südamerika: John Bolton fordert venezulanisches Militär zum Putsch per Twitter aufLesezeit: 5 Minuten
Ein großer Teil der wirtschaftlichen Schwierigkeiten Venezuelas hängen mit der sozialistischen Ausrichtung des Landes zusammen. Aber auch die USA, die UN und die EU haben ihr Scherflein zur aktuellen Lage in Caracas beigetragen.
Seit fünf Jahren leidet das Land unter US-Sanktionen, die es vom internationalen Finanzmarkt abgetrennt haben, was unter anderem dazu führte, dass die Ölproduktion einbrach. Venezuela ist derzeit nicht in der Lage Gelder auf dem Finanzmarkt aufzunehmen, um damit Mängel in der Ölproduktion/bei den Ölanlagen zu beheben. Der Einbruch beim Ölpreis verstärkte zudem die prekäre Lage. Zudem erhält Caracas aufgrund des US-Finanzministeriums keine Kredite auf dem weltweiten Finanzmarkt, um damit die schweren ökonomischen Probleme bis hin zu Lebensmitteleinkäufen für die Bevölkerung angehen zu können.
Wir sehen im Falle Venezuelas die Wiederkehr eines bekanntes und immer wieder gern eingesetzten Musters. Staaten, die sich dem Neoliberalismus (mehr oder weniger) verweigern, werden plötzlich mit Terror überzogen. Wenn das entsprechende Land dann noch kommunistisch oder quasi-kommunistisch ist, dann wird selbst eine False Flag-Terroroperation nicht mehr benötigt, denn nach Lesart des Westens reicht bereits die Venalität des Leninismus bzw. Stalinismus aus, um einen Konsens für Sanktionen zu erzielen; gefolgt von von einer Bodeninvasion, wenn der betreffende Staatsführer nicht fällt oder sich nicht bereit erklärt abzudanken.
Der Nationale Sicherheitsberater von Donald Trump, John Bolton, hat dieser Tage sogar offen zu einem Putsch gegen Maduro per Twitter aufgefordert:
Ein bisher nicht gekanntes Vorgehen. Bolton fordert öffentlich einen militärischen Coup (mit möglicherweise Hunderten von Toten) ein, nachdem er bereits absichtlich seinen Notizblock mit Stichpunkten zu einem Invasionsplan zeigte. Weitere Fragen? Unerwünscht…
Dieses Vorgehen der Neocons ist bezeichnend. Es besteht aus Lügen, Fälschungen, Behauptungen und am Ende einer Invasion, um eine „Demokratie“ per Zwang zu installieren, die jedoch nicht einmal im Ansatz eine solche ist.
Boltons „Demokratie“ ist Neusprech in Reinkultur. Es ist ein getarnter Euphemismus, der verwendet wird, um das eigentliche Ziel zu verschleiern: die Zerstörung einer ganzen Nation, von Kulturen und Gesellschaften auf Kosten von Hunderttausenden, wenn nicht gar Millionen Menschenleben. Millionen an Leben wurden bereits für die „Demokratie nach Lesart des John Bolton“ geopfert und doch spielt auch unsere Hochleistungspresse immer wieder mit – in diesem „Chor der Gutmenschen“.
Bolton geht es in keinster weise um die Menschen in Venezuela. Wenn dem so wäre, würde er sich gegen die harten Sanktionen der USA gegen Caracas aussprechen, die zu Unterernährung und Hungertoten geführt haben. Bolton und seine Neocons (und damit auch Trump) setzen auf die Jahrhundert alte „Technik des Aushungerns“, damit sich die Menschen gegen ihre Regierung (von der man im Falle Venezuelas halten kann, was man will) wenden.
Die Menschen in Venezuela wissen nur zu genau, dass eine Herrschaft der Eliten in fortwährender Armut und einer großen Unterschicht enden wird. Dies ist der Hauptgrund gewesen, warum sie sich für Hugo Chavez und seine Version der Bolivarischen Revolution entschieden haben. Unter seiner Ägide hatten die meisten Venezulaner genug zum Essen, ein Dach über den Kopf, eine Gesundheitsversorgung und ein Bildungswesen, die diesen Namen verdienen. Selbstverständlich hat auch Chavez Fehler gemacht – unbestritten – und sein Nachfolger der viele mehr, um die Finanzialisierung Venezuelas zu stoppen.
Aktuell sieht es so aus, als würden die Neocons und die Mitglieder des Council on Foreign Relations in Trumps Administration dafür sorgen wollen, dass sich das venezulanische Militär gegen Maduro stellt. Trump und Bolton mögen vielleicht die Generäle sogar dazu bringen (Bestechung, Drohungen), dass sie sich auf die Seite des selbsternannten Präsidenten Juan Guaido stellen. Aber es gibt zwei große Unbekannte: die Nationale Bolivarische Miliz und die sogenannte Bauernmiliz. Letztgenannte sieht sich „verantwortlich für den Schutz armer Bauern vor Söldnergruppen, die von den Großgrundbesitzern und Großbauern organisiert und finanziert werden und auf der Seite Guaido stehen“.
Die Bauernmiliz werde auch die reguläre Armee „gegen jeden ausländischen Angreifer“ unterstützen, schrieb Chavez, der davor gewarnt hatte, dass das US-Militär in Venezuela einmarschieren könnte, um die Kontrolle über seine riesigen Ölreserven zu übernehmen.
Die Bauernmilizen, die in ländlichen Gebieten aktiv sind, werden die vorwiegend in Städten lebenden bolivianischen Milizen ergänzen, die in die am 22. Oktober 2009 in Kraft getretene Reform des Militärgesetzes aufgenommen wurden. – Kiraz Janicke, www.venezuelaanalysis.com
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(The peasant militia will also assist the regular army „against any foreign aggressor,“ wrote Chavez, who has warned that the U.S. military could invade Venezuela in order to seize control of its vast oil reserves.The peasant militias, which are active in rural areas, will complement the primarily urban-based Bolivarian Militias, which were incorporated into the reform of the Armed Forces Law that came into force on October 22, 2009. – Kiraz Janicke, www.venezuelaanalysis.com)
Wenn die USA Venezuela selbst oder über Proxy invadieren, dann wird es nicht wie im Falle Panamas von statten gehen, als Bush senior innerhalb weniger Stunden das Land eingenommen hatte. Es wird auch kein „Spaziergang“ wie im Irak werden, als dort die irakische Armee innerhalb weniger Tage vernichtend geschlagen worden war. Es wird zu einem Guerillakrieg in einem tropischen Umfeld kommen, wo es mehr als genügend Möglichkeit des Schutzes und des Untertauchens für die Milizen geben wird. Venezuela könnte im Grunde genommen zu einem zweiten Vietnam werden.
Quellen:
John Bolton’s Plan to Starve Millions of Venezuelans into Submission
Tweet John Bolton
Venezuela Creates Peasant Militias, Enacts Federal Government Council
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