Gute und böse DiktaturenLesezeit: 3 Minuten
Dass die westlichen ReGIERungen und insbesondere die USA eine klare Trennung zwischen guten und bösen Diktaturen vornehmen, ist nicht erst seit dem Wechsel von gut zu böse von Saddam Hussein oder Ägyptens Husni Mubarak und Lybiens Muammar al-Gaddafi Allgemeingut.
Dabei kann auch ein ehemals böser zum guten und wieder zurück zum bösen Diktator mutieren wie die Beispiele des irakischen Präsidenten Hussein oder von al-Gaddafi gezeigt haben.
Eine Ausnahme bildet jedoch – neben Bahrain, dass bekanntlicherweise die 5. US-Flotte in Reichweite zum Iran beheimatet – Saudi-Arabien. Riad und das Haus Saud sind nicht nur in den Verwicklungen der Bush-Familie mit dem Bin-Laden-Clan eine wichtige Sperrlinie, sondern aufgrund der in den 70er Jahren getroffenen Vereinbarung zum Recycling der sogenannten Petro-Dollars der wichtigste befreundete Staat der USA im Nahen und Mittleren Osten – wohl sogar noch vor Israel.
Saudi-Arabien nimmt in einem Demokratie-Ranking des The Economist die 161. Stelle von insgesamt 167 Ländern ein. Amnesty International spricht davon, „dass Folter und Misshandlung in saudischen Gefängnissen weit verbreitet sind“. Daneben listet Amnesty International weitere Missstände auf:
- Inhaftierung gewaltloser politischer Oppositioneller.
- Anwendung der Prügelstrafe bei Männern (meistens Auspeitschungen).
- Unterdrückung der Meinungs- und Religionsfreiheit.
- Haft ohne Anklage und Gerichtsverfahren.
- Ausweisung von Ausländern, denen in ihrer Heimat die Todesstrafe droht.
- Ausweisung politisch Verfolgter.
- Anwendung der Todesstrafe.
Eine besondere Unterdrückung müssen dabei die Frauen in Saudi-Arabien erleiden, so dürfen Frauen
- das Land nicht ohne Genehmigung ihres Vormundes (i.d.R. der Ehemann, vor Eheschließung der Vater) verlassen.
- sich von ihrem Vormund nur lösen, wenn dieser die Frau vorher misshandelt, vergewaltigt, gequält hat oder sie dazu zwingt unislamische Dinge (wie Prostitution) zu tun.
- in der Stadt kein Auto fahren.
- sich nicht mit Männern in einem Raum aufhalten, wenn diese nicht Familienmitglieder sind
- nicht aktiv an Wahlen teilnehmen.
Wir sehen ein Hort der Demokratie, Menschenrechte und Gleichberechtigung – ein wahrer Vorzeigekandidat. Zumindestens wenn man die Haltung der Westpolitiker gegenüber Saudi-Arabien und seinem Regime betrachtet. Hier hört man fast kein Wort davon, dass sich Riad öffnen müsse, dass mehr Demokratie Einzug halten müsse oder dass die Rolle der Frau verbessert werden muss. Wenn, dann nur ganz verschmitzt am Rande eines Staatsbesuchs – jedoch mehr als Off-Topic getarnt.
Auch beim neuesten Skandal aus Saudi-Arabien halten sich Westmedien und Politiker aus den „demokratieliebenden“ Ländern mit Kritik am Hause Saud zurück. So hat jetzt ein 90-Jahre alter Mann eine 15-Jährige gekauft, um diese zu heiraten. Für einen Preis von 20.000 US-Dollar hat sich der Mann seinen eigenen Aussagen nach das legale und korrekte Rechte an diesem Mädchen gekauft. Menschenverachtender geht es kaum. Dass sich dabei Riad nicht auf die Seite des Kindes stellt, ist angesichts der obigen Aufstellungen nicht verwunderlich. Dass wir jedoch keinerlei Aufschrei unserer Gutmenschen Merkel, Westerwelle, Steinbrück, Clinton, Obama und Co. hören, zeigt, dass nicht Demokratie oder Menschenrechte auf der Agenda dieser Menschen steht, sondern der reine Profit (Öl, Petro-Dollars) und der reine Selbstnutzen.
Quellen:
90-year-old Saudi man buys underage girl for marriage
Wikipedia: Menschenrechte in Saudi-Arabien
Saudi Arabien: Menschenrechtsverletzungen unter dem Vorwand der Terrorbekämpfung
„Sehe Gefahr für Menschenrechte“
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