Weltwirtschaft: Von Benzin, Nahrungsmittelpreisen, Inflation und StagflationLesezeit: 9 Minuten
Nach einer einzigen Zinserhöhung der Federal Reserve um 75 Basispunkte kann man einen Trend unter den Mainstream-Ökonomen beobachten, die ihre Kristallkugeln aufpolieren und eine fast sofortige Rückkehr zu deflationären Bedingungen vorhersagen. Ihrer Ansicht nach wird eine Rezession „alles ausgleichen“. Den meisten dieser Leute würde ich raten, ihre Kristallkugeln im Schrank zu lassen; sie haben sich ständig geirrt, und es ist an der Zeit, dass sie den Mund halten. Wenn Sie letztes Jahr vorausgesagt haben, dass die Inflation „vorübergehend“ sein würde, dann haben sie kein Recht, sich heute als Wirtschaftswissenschaftler aufzuspielen.
Es wird viel mehr als eine halbherzige Zinserhöhung der Zentralbank nötig sein, um das Inflationsproblem zu lösen, und wenn ich „Inflation“ sage, dann meine ich die PREISINFLATION, nicht die bloße Erhöhung der Geldmenge oder eine Blase an den Aktienmärkten. Es gibt viel zu viele Finanzanalysten, die nicht einmal begreifen, was echte Inflation wirklich bedeutet.
Es gibt bestimmte Wirtschaftssektoren, die tatsächlich unter Deflationsdruck stehen werden. Das reale BIP zum Beispiel ist rückläufig. Die Einzelhandelsumsätze sind rückläufig. Die Löhne stagnieren im Vergleich zu den Preisen. Die Verkäufe von Wohnimmobilien gehen jetzt rapide zurück. Das verarbeitende Gewerbe ist rückläufig. Dennoch bleiben die Preise weiterhin hoch. Offensichtlich gibt es eine Mischung aus inflationären und deflationären Elementen innerhalb ein und derselben Wirtschaftskrise. Mit anderen Worten, es handelt sich um ein Stagflationsereignis.
Ein Bereich, in dem die Preise ungebremst weiter steigen, ist die Energie. Die Hochleistungspresse macht dafür fast ausschließlich Russlands Konflikt mit der Ukraine und die sich entwickelnden Sanktionen gegen russisches Öl und Erdgas verantwortlich. Die Gaspreise sind jedoch schon lange vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine in die Höhe geschnellt. Die Inflation in der Gesamtwirtschaft erreichte 40-Jahres-Höchststände, lange bevor die Ukraine zum Thema wurde, wie der Vorsitzende der Federal Reserve Jerome Powell in der vergangenen Woche schließlich zugab.
Tun wir nicht so, als wüssten wir nicht, was die Ursache für all das ist. Die Ursache ist das Drucken von Papiergeld durch die Federal Reserve und der EZB seit 2008, und die Zentralbanken im Allgemeinen sind die Übeltäter. Die Banker können finanzieren oder nicht finanzieren, was immer sie wollen. Regierungspolitiker spielen ihre Rolle bei der Schaffung von Inflation, indem sie das Geld ANFORDERN und AUSGEBEN, aber es sind die Fed und Co., die entscheiden, ob sie das Geld „SCHAFFEN“. Die US-Regierung hat z.B. keinerlei Befugnis, der Fed ihre Politik zu diktieren; wie Alan Greenspan einmal zugab, ist die Fed niemandem Rechenschaft schuldig.
Ich erinnere insbesondere an die Gefahr einer Stagflation wie sie in den 1970er Jahren auftrat. Die Öl- und Stagflationskrise der späten 1970er zeigt, dass die damaligen Ereignisse viele Ähnlichkeiten mit der Situation, mit der wir heute konfrontiert sind, hatten. Die Krise, die sich jetzt entwickelt, hat allerdings das Potenzial, noch viel schlimmer zu werden.
In den frühen 1970er Jahren löste Richard Nixon auf Wunsch der Zentralbanker den US-Dollar von den letzten Resten des Goldstandards. Die Zentralbanken wandten sich vom Gold als wichtigstem Handelsinstrument zwischen den Regierungen ab und begannen, auf Sonderziehungsrechte, das Korbwährungssystem des IWF, umzusteigen. Es überrascht nicht, dass der US-Dollar sofort in eine Spirale geriet und seine Kaufkraft einbrach. Die Stagflation wurde in den 70er Jahren zu einer allgegenwärtigen Sorge.
Dieses Problem wurde schließlich gemildert, als der Status des US-Dollars als Weltreservewährung zunahm. Im Grunde exportierten die USA viele ihrer US-Dollars nach Übersee, um sie im Welthandel zu verwenden, und damit exportierten die USA auch einen großen Teil ihrer Inflation/Stagflation. Solange der US-Dollar die wichtigste Reservewährung blieb, bekam die US-Bevölkerung die meisten Folgen der Zentralbankgelddruckerei nicht zu spüren. Was das Benzin betrifft, so war der US-Dollar jahrzehntelang die Petro-Währung, was es den USA ermöglichte, die Preise niedriger zu halten als in vielen anderen Ländern.
Aber die Dinge ändern sich. Der Anteil des US-Dollars am Welthandel ist in den letzten Jahren zurückgegangen, und die US-Notenbank schafft einfach immer mehr US-Dollars aus dem Nichts. Allein im Jahr 2020 hat die Fed 6 Billionen US-Dollar aus dem Hut gezaubert, um die Konjunktur anzukurbeln, indem sie all dieses Geld über Schecks und PPP-Kredite direkt in das System pumpte. Damit dieser Prozess weitergeht, müsste der Anteil des US-Dollars am Welthandel weiter wachsen, um die US-Inflation ins Ausland zu exportieren. Dies ist nicht der Fall. Der prozentuale Anteil des US-Dollars am Welthandel befindet sich im Rückwärtsgang.
Wir haben es hier mit dem Ende eines Zyklus zu tun, der in den 1970er Jahren begann. Wir sehen hier eine Rückkehr zur Situation Anfang der 1970er.
Außerdem wurde die Gaskrise Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre auch durch die iranische Revolution und den Wegfall der iranischen Öllieferungen vom Weltmarkt ausgelöst. Dies führte zu einem Verlust von etwa 7% des gesamten Ölangebots auf den Märkten, aber auch zu einer Explosion der Gaspreise von 65 Cent im Jahr 1978 auf 1,35 US-Dollar im Jahr 1981. Die Preise haben sich innerhalb von drei Jahren mehr als verdoppelt und sind nie wieder auf den Stand vor der Krise zurückgegangen.
Wie in den späten 1970er Jahren haben wir auch heute ein Problem mit der Versorgungskette in einem OPEC-Land. Der Anteil Russlands an der weltweiten Ölproduktion lag 2020 bei etwa 10%, aber das Land ist der zweitgrößte Ölexporteur der Welt. Nur 3% des in die USA importierten Öls stammt aus Russland, aber Europa ist für rund 25% seines gesamten Ölverbrauchs auf Russland angewiesen.
Die EU will nun angeblich diese Öllieferungen stoppen, obwohl es Fragen zu Schlupflöchern und dazu gibt, wie viel russisches Öl tatsächlich noch an europäische Länder geliefert wird. Da die Sanktionen fortgesetzt werden, muss die EU auf andere Exporteure ausweichen, um ihren Bedarf zu decken, was die für die westlichen Länder verfügbaren Mengen reduziert. Die Russen haben sich einfach angepasst und verkaufen jetzt mehr Öl zu einem niedrigeren Preis an wichtige östliche Märkte wie China und Indien. Aber für den Rest der Welt wird der europäische Bedarf nach Öl weiterhin zu einem Preisanstieg führen, da die Versorgung ins Stocken gerät.
Was bedeutet das für uns? Unsere Situation ähnelt der Gaskrise der späten 1970er Jahre, denn wir haben eine anhaltende Stagflation, eine schwächelnde Währung und einen großen Wirtschaftskonflikt mit einem OPEC-Produzenten. Allerdings ist die Lage aus einigen Gründen deutlich schlechter als in den 1970er Jahren, vor allem weil die Staaten weitaus höher verschuldet sind, die ausländischen Staatsanleihen und US-Dollarbestände rückläufig sind und der Konflikt mit Russland weitaus schwerwiegender ist als unsere Probleme mit dem Iran in den 70er Jahren.
Ich vermute, dass die Benzinpreise gegenüber dem Tiefstand vor der Plandemie, der bei etwa 1,40 Euro je Liter für Normalbenzin lag, um mindestens 200% ansteigen werden. Das heißt, die Preise werden im Laufe dieses Jahres weiter steigen und sich bis zum zweiten Quartal 2023 bei etwa 3 Euro pro Liter einpendeln. Das Tempo des Preisanstiegs habe ich dabei aus dem Tempo der Jahre 1979-1981 abgeleitet.
Natürlich wird es Marktschwankungen und -pausen geben, aber es ist unwahrscheinlich, dass die Preise an den Zapfsäulen in nächster Zeit drastisch sinken werden. In der Hochleistungspresse wird es endlose Vorhersagen darüber geben, wann die Inflation aufhören wird, und viele Experten werden behaupten, dass die Fed bald bzgl. der Zinserhöhungen kapitulieren wird. All dieses Geschrei wird sich bis zu einem gewissen Grad auf die Ölmärkte auswirken, aber die Preise werden trotzdem weiter steigen.
Einige werden argumentieren, dass die sinkende Nachfrage den Preisanstieg stoppen wird, aber das Stagflationsproblem dreht sich nicht nur um die Nachfrage, sondern es sind noch viele andere Faktoren im Spiel. Solange wir nicht einen ähnlichen Nachfragerückgang wie zu Beginn der Plandemie erleben, besteht kaum eine Chance, dass es zu einer bedeutenden Umkehr kommt.
Auch wer hofft, dass die US-Schieferölvorkommen oder die OPEC den Rückstand gegenüber Russland aufholen werden, wird enttäuscht werden. Experten der Ölindustrie haben bereits darauf hingewiesen, dass es aufgrund der Inflation und des Mangels an Arbeitskräften nicht zu einem größeren Anstieg der Ölförderung kommen wird, so dass die Knappheit noch einige Zeit anhalten wird.
Was bedeutet dies für die Gesamtwirtschaft? Inflation bei lebensnotwendigen Gütern wie Benzin bedeutet eine Implosion im Einzelhandel. Die Menschen werden Geld von anderen Anschaffungen abziehen, um die Kosten für Benzin und Energie zu decken. Teures Benzin bedeutet auch teure Frachtraten, was wiederum höhere Preise für alles andere in den Regalen der Geschäfte bedeutet. Teures Benzin wird auch dazu führen, dass kleinere Frachtunternehmen in Konkurs gehen oder ihr Geschäft aufgeben, zusammen mit viel höheren Zinssätzen, die von der Fed eingeführt werden.
Weniger Fracht bedeutet wiederum weniger Angebot, was wiederum höhere Preise für alles bedeutet. Es ist ein schrecklicher Kreislauf. Der Punkt ist, dass wir davon ausgehen sollten, dass die Benzinpreise im Laufe des nächsten Jahres sehr hoch bleiben werden, und das wird sich auf ALLES andere in Bezug auf Ihr Portemonnaie und Ihr Leben auswirken. Glauben Sie nicht zu sehr an die Leute, die behaupten, dass eine Deflation im Anmarsch ist; bei den Preisen für lebensnotwendige Güter ist das nicht der Fall.
Letztendlich wird der Mangel an Nachfrage den Preisanstieg verlangsamen, aber erst, wenn wir viel höher als der derzeitige nationale Durchschnitt von 2 Euro pro Liter.
Quellen:
The Gas Inflation Crisis Is Far From Over – Where Will Prices Finally Stop?
Gross Domestic Product (Second Estimate) and Corporate Profits (Preliminary), First Quarter 2022
Petroleum & Other Liquids
Fed chairman contradicts Biden, says Russia’s Ukraine invasion not the main inflation driver
Greenspan Admits The Federal Reserve Is Above The Law & Answers To No One
Dollar Dominance and the Rise of Nontraditional Reserve Currencies
The Russian Oil Supply Shock of 2022
Russia becomes India’s second biggest oil exporter, trade sources‘ data show
‘There’s just no way’: Analysts say alternative supplies wouldn’t be able to fully replace Russian oil
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