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Systemfrage: BlackRock und die BIZ – Verstrickungen, Gemeinsamkeiten, InteressenLesezeit: 8 Minuten

BlackRock - Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt www.blackrock.com

BlackRock – Bildquelle: Screenshot-Ausschnitt www.blackrock.com

Nach meinem Artikel Deutschland: Fehlende Resilienz und BlackRocks Interessen stellte ich auf meinem Telegram-Kanal die frage, ob BlackRock alleine oder in Kooperation mit den Digitalunternehmen (Google, Microsoft, Amazon, Meta, …) das eigentliche Machtzentrum der Welt ist. Viele monierten, dass bei dieser Frage weitere Spieler wie die UN, der WEF, der IWF, die Weltbank oder die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) unberücksichtigt bleiben würden.

Daher möchte ich im Folgenden auf die (indirekten) Verbindungen von BlackRock und der BIZ näher eingehen, um aufzuzeigen, dass BlackRock (bzw. das Konglomerat aus BlackRock, Vanguard und State Street) tatsächlich das eigentliche Machtzentrum der Welt ist und auch die BIZ maßgeblich beeinflusst:

Zwar haben die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und BlackRock keine vertragliche Zusammenarbeit vereinbart und es bestehen keine offiziellen Verbindungen, aber es existieren indirekte Verbindungen auf personeller Ebene. Philipp Hildebrand, ehemaliger Präsident der Schweizerischen Nationalbank und Mitglied des Verwaltungsrats der BIZ, wechselte nach seiner Amtszeit als Vizepräsident zu BlackRock. Diese Positionen deuten auf enge Beziehungen zwischen ehemaligen hochrangigen Zentralbank-Funktionären und wichtigen Akteuren im internationalen Finanzwesen hin. Und bekanntlich dürften die „Drähte glühen“, wenn es „Bedarf zur Abstimmung“ gibt.

Neben Philipp Hildebrand gibt es noch weitere prominente Akteure, die auf beiden Seiten „aktiv“ sind oder waren. Bei BlackRock ist auch Stanley Fischer, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der Federal Reserve und ehemaliger Gouverneur der Bank of Israel, als Senior Advisor tätig. Hinzu kommt Jean Boivin, ehemaliger stellvertretender Gouverneur der Bank of Canada, der heute als globaler Forschungsleiter bei BlackRock agiert. Beide Experten beeinflussen die strategische Ausrichtung von BlackRock, insbesondere im Hinblick auf Themen wie Fiskal- und Geldpolitik sowie die wirtschaftliche Stabilität in Krisenzeiten.

Diese führenden Ex-Zentralbanker, zusammen mit BlackRock-Experten wie Elga Bartsch, der Leiterin der makroökonomischen Forschung (siehe auch den eingangs erwähnten Artikel), entwickelten Konzepte, die in Partnerschaften zwischen Zentralbanken und Regierungen neue Wege aufzeigen sollen. In Berichten zur Geldpolitik, wie beispielsweise vor dem Symposium in Jackson Hole, diskutierten sie Strategien, die direkte staatliche Unterstützung und wirtschaftliche Stabilität fördern könnten, falls herkömmliche geldpolitische Maßnahmen an ihre Grenzen stoßen.

Diese Verbindungen dürften strategisch sehr wichtig sein, da sie BlackRock einen Vorteil bei der Einschätzung und Gestaltung von Maßnahmen zur ökonomischen Stabilität verschaffen, besonders in Zeiten hoher Volatilität und Unsicherheit auf den globalen Märkten

Die BIZ agiert hingegen als Koordinationsplattform für Zentralbanken und entwickelt finanztechnologische Innovationen. BlackRock dagegen ist als globaler Vermögensverwalter stark in internationalen Märkten vertreten und kooperiert regelmäßig mit Zentralbanken durch Beratungs- und Risikomanagement-Aufgaben. Die BIZ fokussiert sich jedoch darauf, regulatorische Rahmenbedingungen wie beispielsweise im „Basel III“-Regelwerk zu schaffen, das auch für große Vermögensverwalter wie BlackRock relevant ist.

Diese Überschneidungen spiegeln die enge, aber oft informelle Verzahnung zwischen privatwirtschaftlichen Finanzakteuren und globalen Finanzinstitutionen wider, was von Finanzexperten und in der Medienberichterstattung häufig nur nebensächlich diskutiert wird. Besonders der Einfluss der BIZ auf Bankrichtlinien und BlackRocks Beratungsfunktionen für Zentralbanken zeigen diese gegenseitigen Abhängigkeiten, ohne dass direkte vertragliche Beziehungen bestehen​.

Viele haben inzwischen vergessen, dass BlackRock während der Finanzkrise 2008 eine wesentliche Rolle bei der Unterstützung verschiedener Institutionen, insbesondere durch die Bereitstellung ihrer Plattform Aladdin und Beratungsdienste, spielte. BlackRock wurde beauftragt, einige der komplexesten Vermögensportfolios zu analysieren und zu verwalten, die aufgrund der Krise problematisch geworden waren. Die Federal Reserve Bank of New York bat BlackRock zum Beispiel, die komplexen Mortgage-Backed Securities (MBS) von Bear Stearns und später von AIG zu bewerten und zu verwalten.

Die Abteilung Financial Markets Advisory (FMA) wurde 2008 bei BlackRock eingerichtet, um Regierungsbehörden, Zentralbanken (und damit auch indirekt die BIZ) sowie Finanzinstitutionen mit Analyse- und Beratungsdiensten zu unterstützen. Dabei spielte die Aladdin-Plattform eine zentrale Rolle, da sie fortschrittliche Risikoanalysen und Portfoliomanagement bietet. Aladdin unterstützte so zentrale Stellen und Zentralbanken bei der Beurteilung von Risiken und beim Management von Vermögenswerten, die während der Krise in Schieflage geraten waren. Zentralbanken und staatliche Stellen wandten sich an BlackRock, um unabhängige Bewertungen und Risikomodelle zu erhalten, die für staatliche Stützungsmaßnahmen notwendig waren, weil sie selbst nicht über diese Daten und Analysen verfügten. Letztlich begaben sich damals die Zentralbanken und die BIZ in die Abhängigkeit von BlackRock, die bis heute bestehen dürfte.

Die Rolle von BlackRock und ihrer Aladdin-Plattform während der Finanzkrise 2008, sowie der Unterstützung für Zentralbanken, die bis heute Bestand haben dürfte, belegen für mich, dass BlackRock das „am meisten unterschätzte Unternehmen der Welt ob seiner Bedeutung in der Finanzwelt und darüber hinaus“ ist.

Dies zeigt sich auch beim Thema E(nvironment)S(ocial)G(overnance). BlackRock soll nach offizieller Lesart auch hier nicht der „Erfinder“ von ESG gewesen sein, doch das Unternehmen war maßgeblich daran beteiligt, die ESG-Investitionsstrategie in der Finanzwelt zu etablieren und zu popularisieren. Es gibt aber auch Stimmen, die direkt Larry Fink als ESG-„Erfinder“ benennen. Der ESG-Ansatz entwickelte sich ursprünglich aus der Idee, Investitionen an Kriterien zu koppeln, die über rein finanzielle Aspekte hinausgehen, und wurde von internationalen Organisationen wie der UN bereits 2006 mit den Prinzipien für verantwortungsvolles Investieren (PRI) vorangetrieben.

BlackRock unter ihrem Vorstandsvorsitzenden Larry Fink spielte später eine zentrale Rolle darin, ESG-Investitionen zur Mainstream-Strategie zu machen. In seinen jährlichen Briefen an Unternehmensvorstandsvorsitzenden betonte Fink die Bedeutung von Nachhaltigkeit und forderte Unternehmen dazu auf, ihre ESG-Strategien offenzulegen. Dieser Fokus trug wesentlich dazu bei, dass ESG-Kriterien zunehmend als grundlegende Investitionsstrategie anerkannt wurden. BlackRock begann zudem, sich von Unternehmen zu distanzieren, die stark von Kohle abhängig sind, und verlangte mehr Umweltverantwortung von den Unternehmen, in die es investiert. Allerdings hat BlackRock in den letzten Jahren seine Unterstützung für bestimmte ESG-Initiativen reduziert, um auf Kritik von konservativen Gruppen zu reagieren und sich stärker auf die langfristige finanzielle Nachhaltigkeit zu konzentrieren. Man könnte aber auch ketzerisch sagen, das die ESG-Stratgeie seine Schuldigkeit getan hat.

Wer nun immer noch davon ausgeht, dass die BIZ keine enge Abstimmung mit BlackRock im Kontext der ESG-Agenda verfolgt, möge sich nachfolgende Informationen ansehen:

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich engagiert sich zunehmend im Bereich ESG und spielt dabei eine Schlüsselrolle als Vermittler und „Forscher“. Mit ihrer Initiative und Zusammenarbeit mit der Network of Central Banks and Supervisors for Greening the Financial System (NGFS) unterstützt die BIZ Zentralbanken bei der Entwicklung von ESG-Strategien. Zudem führt die BIZ selbst Forschungen durch, um die Auswirkungen des „Klimawandels“ auf die Finanzstabilität zu analysieren und Lösungen für die Finanzindustrie zu entwickeln. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Vermeidung von „Green Swan“-Risiken, also potenziell verheerenden finanziellen Risiken, die durch „Klimaextreme“ entstehen könnten.

Achievements and challenges in ESG markets

(Download PDF)

Neben diesen Forschungsarbeiten hat die BIZ mehrere „Green Swan“-Konferenzen organisiert, die das Ziel verfolgen, Wissen und Strategien im Bereich „grüner Finanzen und nachhaltiger Entwicklung“ auszutauschen und zu fördern. In Zusammenarbeit mit Institutionen wie der Europäischen Zentralbank und der Zentralbank Chinas vertieft die BIZ hier Themen wie die Rolle der Geldpolitik in Bezug auf den „Klimawandel“ und die Finanzierung des „Klimaschutzes“.

Wiederum gilt, dass BlackRock kein direktes Mitglied des Network for Greening the Financial System (NGFS) ist, da dieses hauptsächlich aus Zentralbanken und Finanzregulatoren besteht, die daran arbeiten, Umwelt- und Klimarisiken in das globale Finanzsystem zu integrieren. BlackRock arbeitet jedoch mit zahlreichen Organisationen zusammen, die dem NGFS nahe stehen, und beeinflusst (und finanziert?) die grünen Finanzierungsprioritäten des Netzwerks durch sein Engagement in der Klimafinanzierung und im Risikomanagement im globalen Finanzsektor. Beispielsweise wird die Aladdin-Plattform von BlackRock von Vermögensverwaltern und einigen Zentralbanken genutzt, um Klima- und ESG-Daten in die Finanzrisikobewertung zu integrieren, was die NGFS-Initiativen zur Klima-Stresstests und Risikoanalyse ergänzt.

overview_of_environmental_risk_analysis_by_financial_institutions

(Download PDF)

Die BIZ spielt gleichzeitig eine bedeutende Rolle bei der ESG-Forschung und der Entwicklung von Richtlinien über den BIS Innovation Hub und Partnerschaften mit dem NGFS. Zwar arbeitet BlackRock auch hier nicht direkt mit der BIZ im Bereich ESG zusammen, doch aufgrund seines Einflusses auf den ESG-Markt sind Tools und Erkenntnisse von BlackRock, wie zum Beispiel Aladdin Climate, mit dem wachsenden ESG-Fokus der BIZ im Bankenwesen vergleichbar. Auf diese Weise tragen globale Finanzinstitutionen, einschließlich BlackRock, durch die Zusammenarbeit mit Institutionen wie der BIZ und dem NGFS dazu bei, nachhaltige Finanzierungsansätze zu entwickeln und ESG-Faktoren in Stabilitäts- und Risikorahmenwerke zu integrieren.

Wir sehen also, dass es BlackRock sehr geschickt anstellt, nicht offiziell in allzu vielen Bereichen aufzutauchen, sondern indirekte Wege geht, um Einfluss und Macht, z.B. in der BIZ bzw. bei der Umsetzung der BIZ-Politik (ESG, Risikoanalyse, usw.), zu gewinnen. Daher denke ich durchaus, dass es gerechtfertigt ist, das Konglomerat aus Blackrock, Vanguard und State Street als das eigentliche Machtzentrum der Welt zu bezeichnen. Denn die Verstrickungen von BlackRock, insbesondere mit Big-Tech, sind auch in allen anderen Bereichen genauso „versteckt“ vorhanden.

Quellen:
Deutschland: Fehlende Resilienz und BlackRocks Interessen
BIZ: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich – oder vom Turm zu Basel
BIZ mahnt vor hoher Verschuldung und Kreditausfällen
Financial resilience in a new economic regime
BlackRock’s Ex-Central Bankers Have Bold Vision to Beat Recession: Brian Chappatta
Timeline of Key Economic Events of the Going Direct Reset
BlackRock – Ideas, innovations and growth
BlackRock Backs Off ESG
Months after milestone BlackRock policy, ESG pressure on coal has intensified
BIS – The green swan
BIS – Climate change and green finance
Achievements and challenges in ESG markets PDF
NGFS – Origin and Purpose
Overview of Environmental Risk Analysis by Financial Institutions PDF

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17 Antworten

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