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Qualitätsmedien: Wenn die Nachrichtenagenturen den Inhalt vorgebenLesezeit: 4 Minuten

Südwest Presse

Südwest Presse – Bildquelle: Wikipedia / Neue Pressegesellschaft mbH & Co. KG

Unsere heutige Landschaft der „Qualitätsmedien“ hat schon seit langem ihren Nimbus von Unabhängigkeit, Aufklärung, Neutralität und Glaubwürdigkeit verloren. Die Vielzahl an diametralen Meinungen der Leser in diversen Kommentaren spricht Bände, dass die Erwartungen an eine unabhängige und neutral Presse nicht mehr erfüllt werden.

Stattdessen finden wir eine gleichgeschaltete Berichterstattung vor, die zum großen Teil – aus Gründen der Kosten, Personalstruktur oder Recherchemöglichkeiten – auf die Inhalte der vier großen Nachrichtenagenturen Reuters, Associated Press, Agence France-Presse und Deutsche Presse-Agentur beruht.

Damit versorgen vier Nachrichtenkonzerne/-unternehmen den Großteil der Zeitungen, Magazine, Nachrichtensendungen und andere Presseerzeugnisse mit Informationen – egal ob in Deutschland, in Europa, in den USA oder sonstwo auf der Welt.

Doch wer steckt eigentlich hinter diesen Agenturen. Wem gehören sie? Wer besitzt die Anteile und hat damit (in)direkten Einfluss auf die Nachrichten, die wir täglich vorgesetzt bekommen?

Anhand des Beispiels Reuters soll versucht werden, etwas Licht hinter die „Nachrichtenfassade“ zu bekommen, da es exemplarisch zeigt, dass wenige Menschen bestimmen, was Nachrichten sind, wann wir diese erhalten und darüber entscheiden, ob wir sie überhaupt lesen dürfen.

Reuters selbst wurde 1851 in London gegründet und war bis 2008 Teil der Reuters Group plc. Diese wurde eben 2008 mit der Thomson Corporation fusionert, deren Sitz in Stamford, Connecticut war, und beide bilden seitdem die Thomas Reuters Corporation, New York City.

Hauptanteilseigner mit 55% (Stand April 2013) von Thomas Reuters Corporation ist The Woodbridge Company, Toronto, Kanada. Diese wiederum ist eine private Unternehmung der kanadischen Thomson Familie. David Thomson und Peter Thomson sind die derzeitigen Vorsitzenden von Woodbridge, gleichzeitig Eigentümer und damit die kontrollierenden Personen hinter Reuters. Präsident, CEO und Direktor ist zur Zeit der 55-jährige David Binet.

David Thomson, 56, ist laut Forbes-Liste die Nummer 26 der reichsten Menschen der Welt mit einem Vermögen von 22,7 Milliarden US-Dollar (Stand 15. April 2014). Er unterhält intensive Kontakte zu

  • Deryck Maughan von Kohlberg Kravis Roberts & Co. (einer Private Equity Firma bei der wiederum David Petraeus, Ex-CIA-Chef involviert ist)
  • Mary Cirillo-Goldberg von Deutsche Bank Trust Corporation
  • Pehr Gyllenhammer von N M Rothschild & Sons Ltd.
  • und anderen Persönlichkeiten aus dem Finanzbereich.

Peter Thomson, der jüngere Bruder von David, ist Gründer des Wagniskapitalgebers Thomvest, dessen Vorsitzender er ebenfalls ist. Nach eigenen Angaben ist Thomvest ein 250 Millionen schwerer Spieler auf dem Spielfeld der Venture Capital Funds mit Sitz in Silicon Valley. Unterstützt werden hauptsächlich Firmen/-gründungen aus dem IT-Bereich wie Axcient oder iPass.

Die restlichen 45% der Aktien befinden sich im Streubesitz.

Reuters besitzt derzeit einen Markanteil von 33,3% bei deutschen Tageszeitungskunden und setzt ca. 350 Meldungen pro Tag ab. Damit nimmt Reuters eine Schlüsselstelle in unserem Mediensystem ein und schafft es, dass die eigenen Berichte von den Redakteuren meist 1:1 übernommen werden. Konsequenz daraus ist, dass sich die Inhalte der verschiedenen „Qualitätsmedien“ kaum mehr unterscheiden und ein „Einheitsbrei“ veröffentlicht wird, der einer Gleichschaltung gleich kommt.
Fehlerhafte Reuters-Berichte werden dann auch fehlerhaft in deutschen Medien weiterverbreitet. Doch was viel ausschlaggebender ist, ist, dass Reuters als „Vorfilter“ bereits Informationen aussortiert und diese ihren Weg in die Öffentlichkeit nicht finden. Als problematisch ist auch die Quellentransparenz von Reuters zu bezeichnen, die gerade bei kritischen Themen nicht im ausreichenden Masse vorhanden ist.

Reuters, dpa und Co. fungieren in unserer heutigen Zeit als „Informationssammelstellen“, „Vorfilter“ und somit „Meinungsmacher“. Der Großteil der Nachrichten, die wir täglich konsumieren müssen, stammen von Nachrichtenagenturen, immer weniger sind durch hauseigene Journalisten selbst recherchiert und aufbereitet. Sei es aufgrund von Kostengründen, einem fehlenden Korrespondentennetzes oder reiner Bequemlichkeit. Doch genau hier ist die „Steuerbarkeit“ unseres Informationswesens zu finden, weil immer wieder die Frage gestellt wird, wie wolle man den Informationen, Inhalte und Themen steuern, da doch zu viele Menschen in der Medienwelt involviert sind, die als „Regulativ“ fungieren.

Es reicht die Nachrichtenagenturen – ergo, die Besitzer, Hauptanteilseigner und die Vorsitzenden – zu steuern. Der Rest kommt dann von ganz alleine.

Quellen:
Wikipedia – Reuters
Wikipedia – Thomson Corporation
Wikipedia – Thomson Reuters
Wikipedia – The Woodbridge Company
Thomson Reuters – Fact Book 2013
Forbes –  The World’s Billionaires #26 David Thomson & family
Wikipedia – David Thomson, 3rd Baron Thomson of Fleet
Bloomberg Businessweeek – Thomson Reuters Corp (TRI:Toronto Stock Exchange)
Wikipedia – Kohlberg Kravis Roberts
Wikipedia – Peter Thomson
Thomvest – Our Team
Thomvest – Our Fund
Thomvest – Investments
Philipp Grüll – Die Qualität der Nachrichtenagenturen aus Sicht ihrer Kunden

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9 Antworten

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  1. 17. April 2014

    […] Südwest Presse – Bildquelle: Wikipedia / Neue Pressegesellschaft mbH & Co. KG Unsere heutige Landschaft der “Qualitätsmedien” hat schon seit langem ihren Nimbus von Unabhängigkeit, Aufklärung, Neutralität und Glaubwürdigkeit verloren. Die Vielzahl an diametralen Meinungen der Leser in diversen Kommentaren spricht Bände, dass die Erwartungen an eine unabhängige und neutral Presse […] […]

  2. 20. April 2014

    […] Qualitätsmedien: Wenn die Nachrichtenagenturen den Inhalt vorgeben | http://www.konjunktion.info […]

  3. 7. Mai 2014

    […] Quelle […]

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