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Fed: Die Spielchen und Tricks gehen weiterLesezeit: 8 Minuten

Janet Yellen - Bildquelle: Wikipedia / United States Federal Reserve

Janet Yellen – Bildquelle: Wikipedia / United States Federal Reserve

Zum x-ten Mal in dieser Ära des „neuen Normalen“ und der „Besserung auf dem Arbeitsmarkt“ und der „Quantitativen Lockerung“ waren in dieser Woche alle Augen auf die US-Notenbank-Chefin Janet Yellen gerichtet, als sie eine Erklärung abgab, ob jetzt, bald oder später die Fed die Zinsen erhöht. Und zum x-ten Mal war niemand vom Ergebnis überrascht.

Die offizielle Verlautbarung ist, dass der Federal Funds Zins nach dem Ende des QE3-Anleihenankaufprogramms der Fed im nächsten Monat für „längere Zeit“ Nahe Null bleiben wird, was die Erwartungen bestätigt, dass die erste Zinserhöhung seit dem raschen Sturz auf „Nahe Null“ (0,0% -0.25%) im Jahr 2008 erst im nächsten Sommer stattfinden wird. Die Kurse an den Märkten reagierten so unmittelbar wie vorhersehbar: Der Dow Jones erreichte einen neuen Höchststand, inklusive einiger Last-Minute-Gewinnmitnahmen kurz vor der Schlussglocke, und der S&P startete eine ähnliche Performance nach oben als Yellen ihre Stellungnahme bekannt gab, was zu einem Intra-Day-Hoch führte. Lassen wir die guten Zeiten weitergehen…

Für diejenigen, die es nicht wissen, der Federal Funds Zins ist der Zins mit dem sich die Banken gegeseitig auf Basis ihres Federal Reserve Guthabens Geld leihen. Der Preis beruht dabei auf einer Fall-zu-Fall-Betrachtung zwischen den beteiligten Banken. Der Durchschnitt aller dieser Transaktionen ist der „effektive Zins“. Das Federal Open Market Committee setzt mittlerweile einen „Zielzins“ und nutzt die Offenmarktgeschäfte, um die Geldmenge zu erweitern oder einzuschränken und somit den gewünschten effektiven Zins in der Zielzone zu erreichen. Die Theorie ist, dass ein niedriger Leitzins die Banken entlastet, damit sie mehr von ihrem Geld ausleihen, was bedeutet, sie können ihre eigenen Kreditzinsen senken und die Verbraucher können Hypotheken, Kreditkarten und andere Verbraucherschulden zu niedrigeren Preisen absichern. Ein Zins Nahe Null ist ein stillschweigendes Eingeständnis, dass es der Wirtschaft so schlecht geht, dass jede zusätzliche Belastung für die Kreditvergabe der Banken die Kreditmärkte vollständig schwächen würde.

Die bedrückenden Wirtschaftszahlen seit dem Lehman-Schock von 2008 waren die Rechtfertigung für all die verrückten QE-Maßnahmen, die folgten. Weil die Wirtschaft so langsam wuchs, musste die Fed den Federal Funds Zins auf Nahe Null bringen und die Quantitative Lockerung (Mortgage-Backed Securities und Anleihekäufe) vornehmen, um die nächste Weltwirtschaftskrise zu vermeiden. Aber diese Erkenntnis ist immer ein Balanceakt; sie wollen, dass die Leute wissen, dass die Wirtschaft in einer so schlimmen Lage ist, dass diese QE-Operationen benötigt. Aber nicht so schlimm, dass die Menschen erkennen, dass die Produktivwirtschaft der USA im Wesentlichen abgestürzt ist und nun nur noch durch Blasen gestützt wird. Sie haben dies durch die Fokussierung auf stark manipulierte Zahlen getan, beispielsweise die „Arbeitslosenzahlen“, die sie so interpretieren, wie sie es – je nach Entscheidungslage – gerade brauchen. Dieses Mal nutzte Yellen die Begeisterung über scheinbar positive Arbeitsplatzzahlen, obwohl die Erwerbsquote (die sie bisher sorgfältig aus der Betrachtung ausgeschlossen haben) im August Sorgen bereitet und die Aussichten nicht rosig sind.

Der Zweck des Ganzen ist es, den Ball dieser „neuen normalen Blasenwirtschaft“ so lange wie möglich oben zu halten. Je länger sie diese QE-Operationen beibehalten und der Federal Funds Zins Nahe Null bleibt, desto mehr werden die Wenigen an der Spitze der Finanzpyramide Gelder einsammeln können. Genau wie eine Schüssel voller Bowle beim Schultanz, wird das Ergebnis all dieser Blasen schreckliche Kopfschmerzen am Morgen danach sein. Die Antwort der Fed? QE1! QE2! QE3! Federal Funds Zinsen für immer Nahe Null! In der Tat hat sich die Fed selbst in die Ecke gestellt, sehr zur Freude der Aktienmärkte.

Der heikle Tanz, an dem jetzt die Fed und ihre Kollegen in den wichtigen Mainstreammediensendungen teilnehmen, ist es die Amerikaner von der „neuen Normalität“ zu überzeugen, die eigentlich für alle gut ist und dass es der aktuellen Wirtschaft wirklich so gut geht wie irgend möglich. Dies wird durch eine stetige Versorgung mit manipulierten und irreführenden Wirtschaftsstatistiken, die fast auf einer kontinuierlichen Basis präsentiert werden, erreicht.

Nehmen wir die Schlagzeile aus der gestrigen New York Times: „Haushaltsvermögen hat sich seit der Finanzkrise erholt.“ Die Geschichte klingt wie eine gute Nachricht und beginnt mit einem Trommelfeuer von Gute-Laune-Zahlen: „Die Vermögen der amerikanischen Haushalte sind jetzt um 20 Prozent höher als 2007, wo sie zu sinken begannen, berichtet die Federal Reserve in dieser Woche. Die Fed sagte, dass alle Haushaltsvermögen am Ende des zweiten Quartals zusammen einen Wert von 81,5 Billionen US-Dollar haben, höher als je zuvor und 10 Prozent mehr als im Vorjahr.“ Natürlich muss man das Kleingedruckte lesen, um die wahre Geschichte zu finden. Zum einen sind die Daten nicht inflationsbereinigt, so dass direkte Vergleich der Daten von 2007 und 2014 Daten bedeutungslos sind. Zweitens, wie die Times im vierten Absatz kleinlaut zugibt: „Die Erholung beim Vermögen der privaten Haushalte stellt sich so dar, dass die reichsten Haushalte bervorzugt wurden.“

Genauer gesagt fanden die größten Gewinne an den Aktienmärkten statt, genau so wie es viele in der Berichterstattung seit Jahren vorhergesagt haben, und die größten Besitzer von Aktien sind diejenigen an der Spitze der Pyramide: Zentralbanken und andere staatliche institutionelle Anleger, die 29 Billionen US-Dollar in die globalen Märkte in den letzten Jahren gepumpt haben. Die 2012er Steuerdaten zeigen, dass mehr als ein Drittel aller Dividenden an Menschen mit einem Einkommen von mehr als 2 Millionen Dollar pro Jahr gingen. Unterdessen sind die Investitionen in Aktien von Joe und Jane Q. Normalbürger auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen zu diesem Thema im Jahre 1959 gesunken. Selbst nach den Tiefen der Dotcom-Blase-Katastrophe von 2002 hielten die Anleger 42% ihrer Anlagen in Aktien; im Jahr 2012 fiel diese Zahl auf 37,1% – trotz der größten Bullenrally in der modernen Geschichte der Aktien.

Kurz gesagt, die „Vermögenszahlen“, die durch die Times angepriesen wurden, erzählen nicht die wahre Geschichte. Das Vermögen hat in der Tat zugenommen, allen voran bei den Bankstern und ihren Kumpanen, aber nicht bei der breiten Mehrheit.

Oder nehmen wir diese Überschrift aus der CIA-Lieblingszeitung, der Washington Post: „Armutsrate sinkt das erste Mal seit 2006.“ Im Artikel wird berichtet, wie das statistische Bundesamt in dieser Woche seine Jahreszahlen für Armut und Einkommen in den USA veröffentlichte, und die Zahlen malen ein rosiges Bild … solange man nicht zu genau hinsieht.

Untersucht man das Kleingedruckte findet man, dass, obwohl die Armutsquote nach dem statistischem Bundesamt von 15% auf 14,5% zurückgegangen sind, die Zahlen in einer Art und Weise aufbereitet wurden, so dass ein möglichst rosiges Bild entsteht. Die Quote wird auf der Grundlage des Bruttoeinkommens berechnet und berücksichtigt nicht die verschiedenen bargeldlosen Formen der Regierungshilfe, einschließlich der Lebensmittelmarken. Zu sagen, dass die Zahl der Kinder in Armut von 16,1 auf 14,7 Millionen in 2013 gesunken ist klingt gut, aber ein ganz anderes Bild wird sichtbar, wenn wir die Lebensmittelmarken und andere finanzielle Unterstützungen berücksichtigen. Der Anteil der Haushalte, die Lebensmittelmarken erhalten, hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt, von 10% im Jahr 2004 auf 20% im Jahr 2013 – ohne Anzeichen einer Besserung.

Wenn die wirtschaftliche Situation so ist, dass in den letzten 10 Jahren Millionen von Haushalten angefangen haben Lebensmittelmarken von der Regierung zu erhalten, warum ist dann die offizielle Armutsquote gesunken? Der Washington Post zufolge: „Der Rückgang der Armutsquote kann dem Wachstum bei den Ganzjahresarbeitsstellen von 2,8 Millionen Arbeitsplätzen in den Vereinigten Staaten zugeschrieben werden, sagten Regierungsbeamte.“ Aber noch einmal: Die nackten Zahlen für die wirtschaftliche Entwicklung sprechen eine andere Sprache. Wie Zerohedge Anfang des Monats nach der Veröffentlichung des düsteren Arbeitsmarktberichts erklärte, sind überraschende 53 Millionen Amerikaner oder 34% der Erwerbstätigen „freie Mitarbeiter“. Eine grobe Umschreibung, die alle Arten von leicht kündbaren Beschäftigungen beinhaltet – vom Leiharbeiter bis zum Schwarzarbeiter. Mit anderen Worten: Die Jobs, die zurück kommen, kommen in Form von schwachen, losen Beschäftigungsverhältnissen zurück, denen jede Sozialleistung fehlt und die jederzeit gekündigt werden können. Willkommen in der neuen Wirtschaftsordnung.

Zudem zeigen die mittleren Löhne, laut statistischem Bundesamt, keinerlei Anzeichen eines Wachstums auf, jedoch sind weitere beunruhigende Anzeichen erkennbar, dass die Reallöhne (inflationsbereinigt) ihren langen und stetigen Rückgang fortsetzen. In der Tat liegen die mittleren Einkommen um volle 8% niedriger als im Jahr 2007 und um 11% niedriger als sie im Jahr 2000 waren. Die Stagnation der Einkommen, die unsere Wirtschaft heute definiert, geht weiter… Zumindest für diejenigen am unteren Ende der Wirtschaftspyramide. Die an der Spitze steigern weiterhin ihre Einkommen schneller und schneller, während das „lustige Papier-Casino-Finanz-Geldwirtschaft-System“ weiterhin die stagnierende Produktivwirtschaft überflügelt und Banker und Führungskräfte weiter überproportional größer werdende Gehaltsschecks mit nach Hause nehmen. In den letzten 25 Jahren ist das Einkommen der obersten 1% der Wirtschaft um 200,5% gewachsen. Die unteren 99%? Ihr Einkommen wuchs um knapp 18,9%.

Man könnte immer weitermachen. Und weiter und weiter. Aber man erkennt das Gesamtbild. Die Fed versucht gute Miene zum bösen Spiel zu machen, wenn sie auf die Frankenstein-Wirtschaft blickt, die sie selbst mit erschaffen hat. Ja, natürlich, jeder kann sehen, dass die Zeiten für sich selbst und diejenigen um einen herum hart sind. Aber schauen wir uns diese Statistiken und Zahlen an! Alles ist einfach großartig. Die Quantitative Lockerung war ein Erfolg! Und wenn es der Fed gelingt, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, können sie auch die Punschbowle ganz weg nehmen und hoffen, dass niemand ihre Lügen bemerkt.

(Teil-Übersetzung des Artikels Fed Parlor Tricks Continue von James Corbett/The International Forecaster)

Quellen:
Fed Parlor Tricks Continue

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3 Antworten

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  1. 24. September 2014

    […] Fed: Die Spielchen und Tricks gehen weiter […]

  2. 24. September 2014

    […] Fed: Die Spielchen und Tricks gehen weiter (konjunktion) […]

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