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Syrien: Libyen 2.0 – Die US-„No Fly-Zone“ durch die HintertürLesezeit: 12 Minuten

Welch besseren, weiteren Beweis kann es dafür geben, dass die NATO-Operation gegen den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad lediglich ein Libyen 2.0 ist, wenn die Obama-Regierung nun sagt, dass es bezüglich der Möglichkeit der Errichtung einer „Flugverbotszone“ über Syrien gesprächsbereit ist.

Die Aussagen, die sowohl US-Verteidigungsminister Chuck Hagel als auch General Martin E. Dempsey machten, sollen nur noch von einer zu treffenden Vereinbarung mit der Türkei abhängen, die selbst eine „Pufferzone“ einfordert, einer der Wünsche der NATO seit den Anfängen der syrischen Krise.

Nach Angaben der New York Times erklärte Hagel, dass

We’ve discussed all these possibilities and will continue to talk about what the Turks believe they will require.
(Wir all diese Möglichkeiten diskutiert haben und dass wir auch weiterhin darüber reden werden, was die Türken glauben zu benötigen.)

Dempsey fügte hinzu, dass „eine Pufferzone irgendwann zu einer Möglichkeit werden könnte“. Gleichzeitig erklärte er auch, dass es nicht als unmittelbar bevorstehend betrachtet werden sollte.

Eine „Pufferzone“ und/oder eine „No-Fly-Zone“ sind natürlich gleichbedeutend mit Krieg und einem offenen militärischen Angriff gegen die souveräne, säkulare Regierung von Syrien, da die Umsetzung einer solchen Zone Luftangriffe gegen Assads Luftabwehrsysteme erforderlich machen würde.

Die Türkei jammert und stöhnt jetzt über einen Zustrom von syrischen Flüchtlingen als Ergebnis einer humanitären Krise zu der sie beigetragen hat. Mit ihrer Unterstützung und Förderung der islamistischen, fundamentalistischen Todesschwadronen, die vom Westen finanziert wurden und denen es ermöglicht wurde über die Grenzen der Türkei nach Syrien zu reisen. Der jüngste Zustrom von Flüchtlingen kam aus der Stadt Kobani, wo ISIS-Kämpfer wegen der amerikanischen Luftangriffe zusammengezogen wurden, um die Kämpfer, die dort bereits gegen kurdische und syrische Kräfte kämpfen, zu verstärken.

Aufgrund dessen, dass die Terroristen aus Deir al-Zor vertrieben wurden, sehen Städte und Gemeinden, wie Kobani (Ayn El Arab), einen dramatischen Anstieg von ISIS-Kämpfern in den Straßen. Kurz gesagt, möglicherweise hat ISIS die Anzahl der Kämpfer in Deir al-Zor reduziert, aber es hat seine Positionen bei Ayn El Arab, einer kleineren Stadt gegenüber der türkischen Grenze, verstärkt. Die türkische Grenze hat es in den letzten vier Jahren Zehntausenden von Todeskommandokämpfern ermöglicht leicht nach Syrien zu gelangen, so dass diese Grenze eine Hauptschlagader für den Zustrom der vom Westen unterstützten ausländischen Dschihadisten in Syrien wurde.

Die Huffington Post berichtete über die Situation in Ayn El Arab, indem sie die Aussage eines syrischen Kurden, dem es gelang mit seiner Familie in die Türkei zu entkommen, veröffentlichte. Der Bericht zeigt, wie sich die Situation in Ayn El Arab nach der Bombardierung von Deir al-Zor darstellt und wie die „Flucht“ der Terroristen aus der Stadt und der Region ablief. Im Artikel ist zu lesen:

„Because of the bombing in Raqqa, Islamic State has taken all of their weapons and brought them here. There are more and more Islamic State fighters in the last two days, they have brought all their forces here,“ said Ahmed Hassan, 60, a Syrian Kurd who fled to Turkey with his family.
„They have heavy weapons. We are running away from them. YPG haven’t got heavy weapons. That’s why we need help,“ he said, referring to the main Kurdish armed group.
(„Wegen der Bombenangriffe in Raqqa, haben die Kämpfer des Islamic State alle ihre Waffen genommen und sie hierher gebracht. Es gibt seit zwei Tagen mehr und mehr IS-Kämpfer, sie haben alle ihre Kräfte hierher gebracht“, sagte Ahmed Hassan, 60, ein syrischer Kurde, der mit seiner Familie in die Türkei geflohen ist.
„Sie haben schwere Waffen. Wir sind vor ihnen geflüchtet. YPG hat keine schweren Waffen. Deshalb brauchen wir Hilfe“, sagte er mit Blick auf die kurdische, bewaffnete Hauptgruppe YPG.)

So könnte der neue Angriff auf Ayn El Arab sehr gut ein Versuch sein, die türkisch/syrische Grenze wieder zu sichern und zu öffnen, damit eine noch größere Anzahl an IS-Kämpfern und militärische Ausrüstung nach Syrien gelangen kann.

Damit die NATO-Kräfte endlich Assad entfernen können – der sich als eine große Hürde für das anglo-amerikanische Establishment in ihren Bemühungen ihn zu stürzen zeigt – und ihre weiteren geopolitischen Ziele, die strategische Position und den Einfluss Russlands zu schwächen, ereichen, müssen die NATO-Streitkräfte unbedingt die syrische Luftabwehr beseitigen. Aber auch die USA hat zugegeben, dass dies riskant ist.

Aus diesem Grund verwendet der Westen seine ISIS Proxy-Kräfte, um die Luftwaffenbasis in Taqba im Osten Syriens zu zerstören, um somit die Hälfte des Landes einem US-militärischen Angriff zu öffnen.

Für diejenigen, die das Muster nicht sehen können – während die Vereinigten Staaten und die NATO sich an gezielten Luftangriffen in Syrien beteiligen und die syrische Regierung inzwischen ihren Widerstand gegen diese Angriffe aufgegeben hat und ihre Absichten die Flugzeuge abzuschießen, die diese Luftangriffe fliegen, wenn sie nicht mit der syrischen Regierung abgestimmt sind, einstellten, haben Todesschwadronen die Luftverteidigungsfähigkeit der syrischen Regierung im Osten des Landes eliminiert.

Zwischenzeitlich hat das Pentagon sogar erklärt, dass eine der größten Bedrohungen für Luftangriffe in Syrien die Luftabwehrkräfte der syrischen Regierung sind. Dank ISIS existieren diese Luftabwehrkräfte im Osten von Syrien nicht mehr.

Das war von Anfang an das eigentliche Ziel des ISIS-Kampfes um die Einnahme Taqban – das Beseitigen der Luftabwehr, so dass die NATO-Mächte ihre Luftangriffe gegen die syrischen Militärs beginnen können und somit ein Sprungbrett für die Terroristen zu schaffen, damit diese ihre Angriffe noch tiefer in Syrien durchführen können.

Auch die Luftangriffe, die derzeit unter dem Deckmantel der Beseitigung von ISIS stattfinden, haben ein viel dunkleres Motiv. Obwohl es stimmt, dass ISIS/“moderate Todesschwadronen“ die Kontrolle über die Ölraffinerien in Ost-Syrien erlangt haben und sie für ihre eigenen strategischen Zwecke (mit Hilfe des NATO-Kommandos) einsetzen, ist es auch wahr, dass in einem großen Teil dieser Bereiche, die SAA (Syrische Arabische Armee) dabei war die Kontrolle zurückzuerobern.

Dies ist besonders in Deir el Zor der Fall, wo die SAA vor kurzem eine Großoffensive gegen die Todesschwadronen startete und die ISIS-Kämpfer durch die Luftangriffe in ihrem Vormarsch gestoppt wurden und die Fluchtwege durch die SAA abgeschnitten wurden. In anderen Worten, die Todesschwadronen waren in Deir el Zor gefangen, die Stadt stand nur Wochen vor der Befreiung, und die umliegenden Gebiete wurden von der SAA zurückerobert. Dies hätte natürlich direkt zur Rückeroberung der Ölraffinerien durch die syrische Regierung geführt. Leider ist jetzt diese Möglichkeit als Ergebnis der US-Luftangriffe, die die Raffinerieanlagen zerstörten, verloren gegangen.

Es sollte auch daran erinnert werden, dass die meisten der Todesschwadronen aus diesen Gebieten flohen, nachdem Warnungen vor einer Reihe von bevorstehenden amerikanischen Luftangriffen verlautbart wurden, wodurch die Zahl der zivilen Opfer höher ist als die der ISIS-Kämpfer, die das eigentliche Ziel der Angriffe waren. In der Tat haben sich viele dieser Kämpfer im Norden Syriens an der Grenze Syrien/Türkei mit anderen Todesschwadron zusammengefunden, um die Versorgung aus der Türkei wieder sicher zu stellen.

Ähnliches sehen wir auch bei anderen Zielen der US-Luftangriffen, wie bei al-Hasaka, wo die SAA signifikante Gewinne, zusammen mit kurdischen Kräften, erzielen konnte.

Somit leiteten die USA genau zur richtigen Zeit Luftangriffe ein, um die SAA-Kräfte daran zu hindern die dringend benötigte Öl-Raffinerie-Infrastruktur einzunehmen. Genau dann als die SAA-Kräfte die Kontrolle über die Ölraffinerien von Terroristen, die von den westlichen Mächten finanziert werden, wieder erlangten.

Es ist auch wichtig zu wissen, dass praktisch keinerlei Infrastruktur, die von den USA bei den Luftangriffen zerstört wurde, von ISIS stammt. Es war alles im Besitz der syrischen Regierung. Die Realität der Bombenkampagne ist, dass die Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten wichtige Regionen Syriens zerstören und nichts von wirklichem Wert für das syrische Militär zurücklassen, das nach einer langen, umkämpften Schlacht gegen ISIS zurückerobert werden kann.

Deswegen sollten die Schlagzeilen in der ganzen Welt so lauten „USA bombardieren syrische Öl-Raffinerien, um Rückeroberung durch Assad zu verhindern“.

Dennoch sollte man im Hinterkopf behalten, dass es nicht nur die Öl-Raffinerien sind, die angegriffen werden, sondern ganze Stadtteile, die mit Zivilisten gefüllt sind. Eine solcher Stadtteil war Kfar Daryan.

Es geht auch um die Unterstützung für die zukünftige Schaffung einer „Pufferzone“ in Nordsyrien, dem Wunsch der NATO seit Beginn der syrischen Krise. Mit der Einrichtung dieser „Pufferzone“ wird ein neues Aufmarschgebiet eröffnet dass den Terroristen, wie ISIS und anderen, ermöglicht, ihre Angriffe noch tiefer in Syrien durchzuführen.

Gemeinsam mit seinen NATO/GCC-Verbündeten, sowie dem allgegenwärtigen Provokateur Israel, helfen die Vereinigten Staaten dabei eine Pufferzone im Norden und Osten Syriens zu schaffen, während weiterhin an der Eröffnung einer „dritten Front“ an der syrischen Grenze zu Israel „gearbeitet“ wird.

Eine solche Strategie wurde im Jahr 2012 vom Brookings Institution in der Veröffentlichung Assessing Options For Regime Change (Prüfung von Optionen für einen Regimewechsel) diskutiert, wo es heißt

An alternative is for diplomatic efforts to focus first on how to end the violence and how to gain humanitarian access, as is being done under Annan’s leadership. This may lead to the creation of safe-havens and humanitarian corridors, which would have to be backed by limited military power. This would, of course, fall short of U.S. goals for Syria and could preserve Asad in power. From that starting point, however, it is possible that a broad coalition with the appropriate international mandate could add further coercive action to its efforts.
[…] In addition, Israel’s intelligence services have a strong knowledge of Syria, as well as assets within the Syrian regime that could be used to subvert the regime’s power base and press for Asad’s removal. Israel could posture forces on or near the Golan Heights and, in so doing, might divert regime forces from suppressing the opposition. This posture may conjure fears in the Asad regime of a multi-front war, particularly if Turkey is willing to do the same on its border and if the Syrian opposition is being fed a steady diet of arms and training. Such a mobilization could perhaps persuade Syria’s military leadership to oust Asad in order to preserve itself. Advocates argue this additional pressure could tip the balance against Asad inside Syria, if other forces were aligned properly.
(Eine Alternative der diplomatischen Bemühungen ist es, sich zuerst darauf zu fokusieren, wie man die Gewalt beenden kann und wie man humanitären Zugang erhält, so wie es unter Annans Führung getan wurde. Dies kann zur Schaffung von Schutzgebieten und humanitären Korridoren führen, die durch begrenzte militärische Kräfte gesichert werden müssen. Dies wäre natürlich den US-Zielen für Syrien nicht zuträglich und könnte Asad an der Macht halten. Von diesem Ausgangspunkt ist es jedoch möglich, dass eine breite Koalition mit dem entsprechenden internationalen Mandat weitere Zwangsmaßnahmen zu ihren Bemühungen hinzufügen könnte.
[…]
Darüber hinaus haben die israelische Geheimdienste Detailwissen von Syrien, sowie Informanten innerhalb des syrischen Regimes, die verwendet werden könnten, um die Machtbasis des Regimes zu untergraben und Assads Entfernung zu fordern. Israel könnte Kräfte auf oder in der Nähe der Golan-Höhen einsetzen und somit das Regime daran hindern die Opposition zu unterdrücken. Dieser Einsatz könnte Ängste im Assad-Regime bzgl. eines Mehrfrontenkrieg auslösen, besonders wenn die Türkei bereit ist, dies auch an ihrer Grenze zu tun, und wenn die syrische Opposition einen ständigen Zustrom von Waffen und Ausbildung erhält. Eine solche Mobilisierung könnte vielleicht die militärische Führung Syriens davon überzeugen, Assad aus Eigennutz abzusetzen. Befürworter argumentieren, dieser zusätzliche Druck könnte das Gleichgewicht gegen Assad in Syrien zum Kippen bringen, wenn die anderen Kräfte auf Linie gebracht werden.)

Am Ende des Tages ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass die US-Luftangriffe und ihre Versuche, eine „Pufferzone“ in Syrien zu schaffen, nichts weiter sind als eine Farce. Die Todesschwadronen in Syrien laufen Amok und sind reine Kreaturen der NATO und sie stehen weiterhin unter dem Kommando der NATO. Der wahre Feind der ISIS, Khorasan, und der Kannibalen der Levante war schon immer und wird es immer sein, Bashar al-Assad.

Für diejenigen von uns, die versucht haben davor zu warnen und die eine direkte militärische Intervention in Syrien verhindern wollen: Wir müssen jetzt auch weiterhin das syrische Volk in unsere Gedanken und Gebete aufnehmen.

Aber wir müssen auch die Vereinigten Staaten in die Gedanken und Gebete aufnehmen. Genauso wie für Libyen, und für das, was dort in unserem Namen getan wurde, werden wir einige schreckliche Konsequenzen tragen müssen.

Die Vereinigten Staaten haben in den letzten Jahren einige sehr bittere Samen gesät. Leider wird es einen Tag geben, an dem wir alle gezwungen sein werden, diese bittere Ernte einzufahren.

(Teil-/Übersetzung des Artikels Libya 2.0? US Says ‚No-Fly Zone‘ Over Syria A Possibility von Brandon Turbeville/Activist Post)

Quellen:
Libya 2.0? US Says ‚No-Fly Zone‘ Over Syria A Possibility
U.S. Considers a No-Fly Zone to Protect Civilians From Airstrikes by Syria
The Real Reasons For U.S. Airstrikes In Syria – Breaking The Assad Regime
ISIS Advances On Kurdish Town Of Kobani After Airstrikes
The Role of NATO and the EU on Brzezinski’s Grand Chessboard
NATO Using Foley and ISIS As A Pretext For Bombing Syria – Ultimate Target Is Russia
US Launches Surveillance Flights Over Syria: ISIS Eliminates Syrian Air Defenses
U.S. strikes in Syria against Islamic State would be hindered by intelligence gaps
DAYR EL-ZOR: ISIS TERRORISTS FLEEING AS SAAF LIGHTS THE SKIES
SYRIAN ARMY TRAPS ISIS – BLOWS UP BRIDGE IN DAYR EL-ZOR
The Real Reasons For U.S. Airstrikes In Syria – Breaking The Assad Regime
Updated Map of Al-Hasakah
First US Airstrikes in Syria Kills Civilians
Israel downs Syrian warplane it says violated its Golan airspace
BrookingsSyria0315 Syria Saban

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2 Antworten

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  1. 30. September 2014

    […] Syrien: Libyen 2.0 – Die US-“No Fly-Zone” durch die Hintertür […]

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