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Medienlandschaft: Die nächste Sau bitte!Lesezeit: 3 Minuten

Das Nachrichtengeschäft ist ein dreckiges Geschäft. Auflage, Quote und die Anzahl der Abonnementen ist wichtiger als Moral, Ethik und Anstand. In der heutigen Medienlandschaft muss spätestens alle drei Tage eine neue Sau durchs Dorf getrieben werden, da ansonsten die eh schon immer stärker einbrechenden Zahlen weiter zurückgehen würden.

Daher ist es wohl auch nicht verwunderlich, dass schnell hingerotzte Artikel, die zumeist von den üblichen Nachrichtenagenturen geschrieben, vertrieben und aufbereitet werden, wortgleich und zumeist mit den gleichen Bildern hinterlegt, in allen gängigen Medien zu finden sind.

Artikel, die für kurze Zeit ein Maximum an Aufmerksamkeit bewirken sollen, werden nicht nur bei Bild und Co. mit „schlagkräftigen Aufmachern“ versehen. Dazu gibt es dann Bilder, die auch auf visueller Ebene ihres dafür tun sollen, damit der geneigte Leser die aufbereiteten Information als echt, wahrhaftig und relevant erachtet. Auch wenn Inhalt und Form oftmals nicht mehr den Ansprüchen eines Journalismus alter Prägung genügen, scheinen die Macher in den Redaktionsstuben immer noch nicht zu erkennen, dass die „Konsumenten“ ihr Verhalten und ihre Einstellungen gegenüber den „Verbreitern der gleichgeschalteten Agenturmeldungen“ verändert haben.

Verändert auch deswegen, da die „Qualitätsmedien“ der „alten Sau von vor einem Jahr“ und den damals heiß diskutierten Fragen keine Zeile mehr würdigen. Wie leicht wäre es für ein Magazin wie dem Spiegel Leser wieder zu reaktivieren, wenn sie sich beispielsweise einmal mit den Geschehnissen um MH370 und MH17 ehrlich und ergebnisoffen beschäftigen würden. Rückblickend beschäftigen und einmal unangenehme Fragen stellen würden, wie es sein kann, dass innerhalb von zwei Tagen der Voice-Recorder des Germanwings-Flugs ausgewerdet werden konnte, das Gleiche im Falle von MH17 aber bereits mehr als ein halbes Jahr dauert. Oder warum interssiert sich keiner mehr für MH370, dessen Verbleib nach wie vor ungeklärt ist. Warum wird hier nicht nachgefragt, warum in einer vollständig überwachten Welt, in der zig Satelliten über unsere Köpfe schweben und alles und jeden fotografieren, kartographieren, scannen und was weiß ich nicht alles, dieses Flugzeug verschwunden bleibt? (Ja, ich weiß, das sind naive Fragen. Aber ich stelle sie trotzdem.)

Nein, das wird natürlich nicht getan. Stattdessen ist man jeden Tag auf der verzweifelten Suche nach der nächsten treibbaren Sau, die man durch Redaktions- und Wohnstuben hetzen kann. Es ist ja auch viel zu bequem und einfach Kritiklosigkeit mit Unterwürfigkeit zu paaren, als investigativ, kritisch hinterfragend den Machteliten auf den Zahn zu fühlen. Man will ja schließlich als Chefredakteur und Alphajournalist nicht, dass man morgen nicht mehr dazu gehört. Oder? Und wenn der „Konsument“ genau all das anprangert und die Medienschaffenden als Lügenpresse tituliert, wird einem getroffenen Hund gleich zurück gebellt. Da sind dann Kritiker gleich mal Neurechte, Querfrontler, Antisemiten und Verschwörungstheoretiker. Ist ja auch viel einfacher jemanden, dessen bohrenden Fragen man als unangenehmem empfindet, zu diskreditieren, als sich genau jener Fragen ernsthaft anzunehmen.

Sicherlich gibt es da draußen Journalisten, die eine ehrliche und saubere Arbeit leisten wollen, es aber aufgrund diverser Zwänge (finanzielle Verpflichtungen, Angst vor Arbeitsplatzverlust usw.) nicht tun können (oder wollen). Warum geben wir jenen Autoren nicht die Möglichkeit anonym oder unter einem Pseudonym jene Artikel zu verfassen und zu veröffentlichen, die sie in ihrer Redaktion nicht mehr positionieren können? Ich glaube fest daran, dass es solche Journalisten da draußen gibt und dass deren Zahl nicht gering sein dürfte. Schaffen wir gemeinsam ein Gegengewicht und zeigen wir ihnen, dass ehrlicher, offener Journalismus von uns geschätzt und gebraucht wird. Ken Jebsen will zukünftig diesen Journalisten eine (anonyme) Plattform bieten – ich bin gespannt, wie rege sie genutzt werden wird.

Peter Scholl-Latour, einer der letzten großen Jorunalisten, hat einmal gesagt:

Peter Scholl-Latour - Bildquelle: de.wikimannia.org

Peter Scholl-Latour – Bildquelle: de.wikimannia.org

Dem ist nur hinzuzufügen, dass es an uns selbst liegt dieser Massenverblödung zu entkommen.

Quellen:
Zu Ukraine: „Haben die Deutschen jedes Gespür für die Tragik der eigenen Geschichte verloren?“
WikiMANNia – Peter Scholl-Latour

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Eine Antwort

  1. 14. April 2015

    […] liest” • heute:  EGBGB, Personalstatut und StaG-Ausweis • So klingt Fachkräftemangel • Medienlandschaft: Die nächste Sau bitte! • Der größte Lump im ganzen Land… • TheSARGON87: Arm trotz Arbeit […]

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