Euro-Krise: Steht jetzt die „Zyprisierung“ der griechischen Bankkonten bevor?Lesezeit: 11 Minuten
Erinnern Sie sich noch daran, was passierte als Zypern beschloss der EU zu trotzen? Am Ende brach das gesamte Bankensystem des Landes zusammen und es wurde das Geld von privaten Bankkonten beschlagnahmt. Nun befindet sich Griechenland kurz vor dem gleichen Szenario. Bis zum heutigen Tag hat die griechische Regierung kein Geld mehr von der EU oder dem IWF erhalten – und das seit August 2014. Wie Sie sich vorstellen können, bedeutet das, dass die griechischen Staatskonten leergeräumt sind. Die neue griechische Regierung besteht weiterhin darauf, dass sie nie das „Anti-Austeritätsmandat“ verletzen wird, während gleichzeitig die Daumenschrauben angezogen werden. Im Augenblick liegt die Arbeitslosenquote in Griechenland bei über 25 Prozent und das Bankensystem steht am Rande des Zusammenbruchs. Es braucht nicht mehr viel, damit eine Panik ausbricht. Und wenn dies geschieht, so einige Gerüchte, plant die EU die Gelder von Privatkonten, ebenso wie sie es in Zypern tat, zu konfiszieren.
Während dieser gesamten mehrjährigen Krise haben sich die Dinge nie so dringend für die griechische Regierung dargestellt. In der Tat stand Griechenland am 12. Mai am Rande der Nichtbedienung einer Kreditrate an den IWF. Und da Athen im Wesentlichen überhaupt kein Geld mehr übrig hat, stellt sich die Frage, wie die griechische Regierung mehrere große Zahlungen in den kommenden Wochen leisten soll…
Athens barely made its latest payment (May 12) to the International Monetary Fund (IMF), and it managed to do so only when the government discovered that it could use a reserve account it wasn’t aware of, according to the Greek media.
Kathimerini, a Greek daily newspaper, reports that Prime Minister Alexis Tsipras wrote to the IMF’s Christine Lagarde warning that Greece would not be able to make that May payment, worth €762 million ($871 million, £554.2 million).
Pension and civil-servant pay packets are due at the end of the month, and based on this news Athens may struggle to pay them. Even if it does manage that, on June 5 the country owes another €305 million to the IMF.
In the two weeks following June 5 there are another three payments, bringing the June total to the IMF to over €1.5 billion.
(Athen konnte kaum seine letzte Zahlung (12. Mai) an den Internationalen Währungsfonds (IWF) leisten, und hat es nur geschafft, als die Regierung feststellte, dass es ein Rücklagenkonto, dessen man sich nicht bewusst war, nutzen könnte, so die griechischen Medien.
Kathimerini, eine griechische Tageszeitung, berichtete, dass Premierminister Alexis Tsipras Christine Lagarde vom IWF auf deren Warnung, dass Griechenland nicht in der Lage sei diese Mai-Zahlung von 762 Mio. € (871 Mio. US-Dollar, 554,2 Mio. Pfund) zu leisten, anschrieb.
Pensionen und Beamtenlöhne sind am Ende des Monats fällig, und auf der Grundlage dieser Nachrichten müsse Athen kämpfen, damit es diese bezahlen kann. Selbst wenn es das schaft, sind am 5. Juni weitere 305 Mio € an den IWF fällig.
In den zwei Wochen nach dem 5. Juni stehen noch drei weitere Zahlungen an, womit sich die Gesamtzahlungen im Juni an den IWF auf über 1,5 Mrd. € belaufen.)
Die Deutschen und die anderen Finanz-Falken in der EU zählen auf diese drohenden Zahlungsfristen, um Griechenland zu einem Deal zu zwingen.(Teil-/Übersetzung des Artikels Are They About To Confiscate Money From Bank Accounts In Greece Just Like They Did In Cyprus? von Michael Snyder/The Economic Collapse)
Inzwischen befinden sich auch die griechischen Banken in sehr schwierigen Gewässer. Viele von ihnen besitzen fast keinerlei Sicherheiten mehr und ohne Intervention von außen könnten einige von ihnen innerhalb von Wochen beginnen zusammen zu brechen. Folgendes stammt von Bloomberg:
Greek banks are running short on the collateral they need to stay alive, a crisis that could help force Prime Minister Alexis Tsipras’s hand after weeks of brinkmanship with creditors.
As deposits flee the financial system, lenders use collateral parked at the Greek central bank to tap more and more emergency liquidity every week. In a worst-case scenario, that lifeline will be maxed out within three weeks, pushing banks toward insolvency, some economists say.
“The point where collateral is exhausted is likely to be near,” JPMorgan Chase Bank analysts Malcolm Barr and David Mackie wrote in a note to clients May 15. “Pressures on central government cash flow, pressures on the banking system, and the political timetable are all converging on late May-early June.”
(Griechischen Banken gehen die Sicherheit aus, die sie benötigen um am Leben zu bleiben, eine Krise, die helfen könnte Premierminister Alexis Tsipras unter Zugzwang zu setzen, nach Wochen der Politik des äußersten Risikos mit den [griechischen Gläubigern].
Während die Einlagen aus dem Finanzsystem fliehen, nutzen die Kreditgeber die geparkten Sicherheiten bei der griechischen Zentralbank, um jede Woche mehr und mehr Notfallliquidität anzuzapfen. In einem Worst-Case-Szenario wird diese Lebensader innerhalb von drei Wochen ausgereizt sein, die Banken werden in Richtung einer Insolvenz gedrängt werden, sagen einige Ökonomen.
„Der Punkt an dem die Sicherheiten ausgeschöpft sind, ist wahrscheinlich nahe“, schreiben die JPMorgan Chase Bank Analysten Malcolm Barr und David Mackie in einer Notiz an Kunden am 15. Mai. „Der Druck auf den Cash-Flow der Zentralregierung, der Druck auf das Bankensystem und der politische Zeitplan laufen alle auf Ende Mai-Anfang Juni zusammen.“)
Wenn keine Einigung bis zu diesem Zeitpunkt im nächsten Monat erzielt wird, könnte Griechenland in eine Zypern-ähnliche oder noch schlimmere Krise eintauchen.
Und wenn das geschieht, gibt es bereits Gerüchte, dass eine „Zypern-ähnliche Lösung“ erfolgen wird. Man denke nur an das, was James Turk kürzlich bei King World News sagte…
The troika of the EU, ECB and IMF have not yet pulled the plug on the Greek banks, but the following quote in the Financial Times from this weekend should be a warning to anyone who still has money on deposit in that country: “The idea of a “Cyprus-like” presentation to Greek authorities has gained traction among some eurozone finance ministers, according to one official involved in the talks.”
The ECB is up to its eyeballs swimming in unpayable Greek debt that it holds. The ECB is not going to take a loss on this Greek paper on its books. Because Greece does not have the financial capacity to repay what is now about €112 billion of credit exposure to Greece on the ECB’s books, the ECB has only two alternatives.
It can push the €112 billion of Greek debt it holds to the national central banks of the Eurozone and on to the backs of the taxpayers in those countries, which it politically untenable. Or it can confiscate depositor money in Greek banks, like it did in Cyprus and as the FT has now reported.
(Die Troika aus EU, EZB und IWF haben noch nicht den Stecker bei den griechischen Banken gezogen, aber das folgende Zitat aus der Financial Times von diesem Wochenende sollte eine Warnung für jeden sein, der noch immer Festgeld in diesem Land hat: „Die Idee einer „Zypern-ähnlichen“ Gestaltung den griechischen Behörden gegenüber hat an Zugkraft unter einigen Finanzministern der Eurozone gewonnen, laut einem Offiziellen, der an den Gesprächen beteiligt ist.“
Die EZB schwimmt bis an ihre Augäpfel in unbezahlbaren Schulden Griechenlands, die sie hält. Die EZB wird nicht bereit sein einen Verlust bei diesen griechischen Papieren in ihren Büchern hin zu nehmen. Da Griechenland nicht über die finanzielle Leistungsfähigkeit verfügt das zurück zu zahlen, was jetzt etwa 112 Mrd. € Kreditengagement für Griechenland in den Büchern der EZB ausmacht, hat die EZB nur zwei Alternativen.
Es kann die 112 Milliarden € Schulden Griechenlands an die nationalen Zentralbanken der Eurozone weitergeben und damit auf den Rücken der Steuerzahler in den Ländern abladen, was politisch nicht haltbar wäre. Oder es kann die Einlagen der Bürger bei griechischen Banken beschlagnahmen, so wie sie es in Zypern getan hat und wie es die FT nun berichtet hat.)
Unnötig zu sagen, dass ein solcher Schritt wahrscheinlich eine finanzielle Panik in ganz Europa auslösen würde.
Werden wir tatsächlich so etwas beobachten können?
Nun, erinnern wir uns daran, dass wir bereits im April gesehen haben, wie die griechische Regierung mit Gewalt „nicht im Geldkreislauf befindliches“ Bargeld von den Bankkonten der Regionalregierungen und Pensionsfonds eingezogen hat. Das folgende stammt aus einem Bloomberg-Artikel zu diesem Vorgang:
Running out of other options, Greek Prime Minister Alexis Tsipras ordered local governments and central government entities to move their cash balances to the central bank for investment in short-term state debt.
The decree to confiscate reserves held in commercial banks and transfer them to the Bank of Greece could raise as much as 2 billion euros ($2.15 billion), according to two people familiar with the decision. The money is needed to pay salaries and pensions at the end of the month, the people said.
“It is a politically and institutionally unacceptable decision,” Giorgos Patoulis, mayor of the city of Marousi and president of the Central Union of Municipalities and Communities of Greece, said in a statement on Monday.“No government to date has dared to touch the money of municipalities.”
(Wegen fehlender weiterer Optionen befahl der griechische Premierminister Alexis Tsipras den lokalen Regierungen und zentralen Regierungsbehörden, dass diese ihre Guthaben bei der Zentralbank für Investitionen in kurzfristige Staatsschulden übertragen.
Das Dekret zur Beschlagnahmung der Reserven bei den Geschäftsbanken und die Übertragung zur Bank von Griechenland könnte etwa 2 Milliarden € (2,15 Milliarden US-Dollar) einbringen, so zwei mit der Entscheidung vertraute Personen. Das Geld wird benötigt, um Gehälter und Renten am Ende des Monats zu bezahlen, sagten die beiden.
„Es ist eine politisch und institutionell inakzeptable Entscheidung“, sagte Giorgos Patoulis, Bürgermeister der Stadt Marousi und Präsident des Zentralverbands der Städte und Gemeinden von Griechenland in einer Erklärung am Montag. „Keine Regierung hat es bis heute gewagt, die Gelder der Gemeinden anzufassen.“)
Die Enteignung der Gelder von Bankkonten von Privatpersonen ist nur noch ein weiterer Schritt.
Und was nur ein paar Jahren zuvor in Zypern passierte, ist noch frisch in den Köpfen der meisten Griechen. Das ist auch der Grund, warum so viele von ihnen in den letzten Wochen ihr Geld von den Banken abgehoben haben. Das folgende stammt von Wolf Richter:
Greeks remember very well what happened in Cyprus in 2013, when local banks were given a big thumbs-up from Europe to help themselves to their depositors’ accounts. Cyprus and Greece are very closely tied, and many Greeks consider the island a “sister-nation.”
What little trust remained in banks in Greece died that day. People have been nervously looking for signs something similar may happen again in their home country. And they resolved to act at the first sign of danger: banks cannot confiscate money you have under your mattress. Cash can be hidden away.
(Die Griechen erinnern sich sehr gut daran, was in Zypern im Jahr 2013 passierte, als lokale Banken grünes Licht von Europa erhielten, sich selbst an den Einlegerkonten zu bedienen. Zypern und Griechenland sind sehr eng miteinander verbunden, und viele Griechen betrachten die Insel als eine „Schwester-Nation“.
Das wenig verbliebene Vertrauen in die Banken Griechenlands starb an diesem Tag. Die Leute haben nervös Ausschau gehalten, ob etwas ähnliches in ihrem Heimatland noch einmal passieren könnte. Und sie beschlossen bei den ersten Anzeichen von Gefahr zu handeln: Banken können kein Geld beschlagnahmen, dass Sie unter der Matratze liegen habe. Bargeld kann versteckt werden.)
Lassen Sie uns darauf hoffen, dass das, was in Zypern passierte, nicht in Griechenland geschehen wird.
Aber im Moment zählen beide Seiten darauf, dass die andere Seite zusammen klappt.
Die Deutschen glauben, dass irgendwann der wirtschaftliche und finanzielle Schmerz so groß wird, dass es die neue griechische Regierung dazu zwingen wird, dass sie auf ihre Forderungen eingehen wird.
Die Griechen glauben, dass die Bedrohung einer ausgewachsenen europäischen Finanzkrise dazu führt, dass die Deutschen im letzten Moment wieder nachgeben.
Aber was ist, wenn beide falsch liegen?
Was ist, wenn beide Seiten voll und ganz bereit sind, auf ihre Sicht zu bestehen und uns über die Klippe und in die Katastrophe stürzen?
Seit langer Zeit warne ich davor, dass eine große Finanzkrise in Europa eintreten wird.
Dies könnte der Funke sein, der das Ganze auslöst.
(Teil-/Übersetzung des Artikels Are They About To Confiscate Money From Bank Accounts In Greece Just Like They Did In Cyprus? von Michael Snyder/The Economic Collapse)
Quellen:
Are They About To Confiscate Money From Bank Accounts In Greece Just Like They Did In Cyprus?
Greek Endgame Nears for Tsipras as Collateral Evaporates
Theft Of Greek Bank Deposits To Send Shockwaves Around The World!
Greek Mayors to Protest Government Decision to Seize Their Cash
Fears of Capital Controls, Savings Confiscation Trigger Bank Runs in Greece
The Cyprus Bank ‚Bail-In‘ Is Another Crony Bankster Scam
The ‚endgame‘ is here as Greece gets crunched on 2 fronts
Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
3 Antworten
[…] By Konjunktion […]