Systemfrage: Von der gewollten Spielverlängerung und den zu verabreichenden BeruhigungspillenLesezeit: 7 Minuten
Zu Beginn der Großen Depression Ende der 1930er versuchten die Analysten, Ökonomen und Politiker, genauso wie heute, die Menschen angesichts sich immer mehr verschlechternden Fundamentaldaten und Entwicklungen mit profanen Plattitüden zu beruhigen:
We will not have any more crashes in our time.
(Wir werden keinen Zusammenbruch in unserer Zeit erleben.)
– John Maynard Keynes, Britischer Ökonom 1927
I cannot help but raise a dissenting voice to statements that we are living in a fool’s paradise, and that prosperity in this country must necessarily diminish and recede in the near future.
(Ich kann nicht umhin eine abweichende Stimme gegen Aussagen zu erheben, dass wir in einem Narrenparadies leben, und dass sich der Wohlstand in diesem Land notwendigerweise verringern und in der nahen Zukunft weniger werden wird.)
– H.H. Simmons, Präsident der New York Stock Exchange 12. Januar 1928
There may be a recession in stock prices, but not anything in the nature of a crash.
(Es kann eine Rezession bei den Aktienkursen geben, aber nichts, was der Natur eines Absturzes ähnelt.)
– Irving Fisher, US-Ökonom 5. September 1929
Stock prices have reached what looks like a permanently high plateau. I do not feel there will be soon if ever a 50 or 60 point break from present levels, such as (bears) have predicted. I expect to see the stock market a good deal higher within a few months.
(Die Aktienkurse haben etwas, was wie ein dauerhaft hohes Plateau aussieht, erreicht. Ich glaube nicht, dass es bald – wenn überhaupt – einen Absturz von 50 oder 60 Punkten vom aktuellen Niveau geben wird, so wie es (die Bären) vorausgesagt haben. Ich erwarte, dass der Aktienmarkt innerhalb von wenigen Monaten ein gutes Stück höher liegt.)
– Irving Fisher, US-Ökonom 17. September 1929
Was folgte war der berühmte Schwarze Freitag am 25. Oktober 1929, der eigentlich aufgrund der Zeitverschiebung in den USA noch ein Donnerstag war.
Auch heute lesen wir wieder eine Vielzahl an Beschwichtigungsversuchen „nahmhafter“ Experten, Ökonomen und Politdarsteller, um den gemeinen Bürger zu beruhigen und zu sedieren.
Grund zur Sorge ist bei dieser von optimistischen Analysten gerne als „Kurskorrektur“ bezeichneten Talfahrt der Kurse durchaus angebracht. Panisch werden sollte allerdings niemand.
– Oliver Schade, Leiter des Wirtschaftsressort des Hamburger Abendblatts
Wir sehen den Ausverkauf an den Märkten als Korrektur und nicht als Trendwende. Das dürfte nicht der Vorbote einer Entwicklung wie im Jahr 2008 sein. Denn führende Indikatoren bewegen sich noch immer im positiven Bereich, und der niedrige Ölpreis sowie niedrige Zinsen sollten das globale Wachstum stützen.
– Russ Koesterich, globaler Chef-Investmentstratege von BlackRock
Die Weltwirtschaft als Ganzes wird dadurch sicherlich weniger dynamisch, aber sie wird nicht in eine Rezession verfallen.
– Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW)
Doch ist es wirklich so, dass der Einbruch an den Börsen nur eine Korrektur war oder ist es der Beginn einer viel größeren Krise?
In meinem Kurz-Artikel Kurz eingeworden: Das ist noch nicht das große Finale bin ich bereits darauf eingegangen, dass für mich noch ein paar „Eckpfeiler“ fehlen, bevor der Showdown richtig beginnen wird. Der Faktor Zeit ist der momentan wichtigste Faktor für die Eliten. Sie benötigen noch mehr Zeit um bestimmte Dinge zu implementieren, die es ihnen ermöglichen auch nach einem Zusammenbruch als Retter, Heilsbringer und Macher auftreten zu können. Und aus diesem Grunde werden wir meiner Meinung nach in den nächsten Wochen und Monaten eine Vielzahl an „Beruhigungspillen verabreicht“ bekommen, die eine Spielverlängerung erreichen sollen – so dass der einfache Steuerzahler keinen Verdacht schöpft und die noch notwendigen Schritte „gegangen“ werden können, trotz einer anders lautenden Wahrheit dahinter:
Die derzeitige Situation ist nur eine Folge der „chinesischen Ansteckung“
Bislang galt immer die Aussage, dass die chinesische Entwicklung keinerlei Effekte auf den Rest der Welt habe. Eine Aussage, die natürlich falsch und angesichts einer vernetzten Welt regelrecht dumm ist. Deswegen rudern auch langsam die Mainstreammedien zurück und thematisieren Chinas Börsencrash und stellen diesen in einem direkten Zusammenhang mit den einbrechenden Börsen im Westen. Aber natürlich nur so weit, dass parallel darauf hingewiesen wird, dass die Fundamentaldaten des Westens gut sind und man sich daher auch keine richtigen Sorgen machen muss. Das Ganze sei jetzt nur eine Korrektur. Eine lange überfällige. Und man werde in wenigen Monaten wieder Kurse beispielsweise beim DAX von 12.000 Punkten sehen.
Pekings Zinssenkungen werden einen weiteren Einbruch verhindern
Seit letztem November hat Chinas Zentralbank fünfmal die Zinsen gesenkt. Auswirkungen auf den Markt gleich Null. Doch wir werden erleben, dass uns weitere Zinssenkungen als probates Mittel zur Lösung der chinesischen Krise verkauft werden. Vielleicht wird dem System damit sogar kurzfristig eine kleine Atempause verschafft, aber auf mittlere Sicht werden selbst neue Zinssenkungen wirkungslos verpuffen.
Das ist keine Krise, sondern nur eine Korrektur eines Marktzykluses
Ein Marktzyklus, der fast vollständig von Fiat Geld angetrieben wird und wurde, ist wohl schwerlich ein Marktzyklus, wenn der zugrunde liegende Markt kein freier Markt von Angebot und Nachfrage mehr ist. Schwankungen von 5 bis 6% – manchmal innerhalb eines Tages – haben nicht mehr viel mit einem normalen Marktzyklus zu tun. Sie sind vielmehr Ausdruck einer krebsartigen Volatilität einer Ökonomie vor dem Abgrund. In den letzten Jahren konnte man wenig falsch machen, wenn man an den Börsen investierte. Immer mit dem Wissen, dass die Interventionen der westlichen Notenbanken „das Schiff schon auf Kurs halten werden“. Die dadurch manipulierten Märkte, unterstützt durch falsche Statistiken und mediale Manipulationen, durchlebten daher keinen vorhersagbaren Marktzyklus. Und dewegen ist es auch keine Korrektur.
Die Fed wird keine Zinserhöhung durchführen
Zinserhöhungen würden die Zinsbelastungen bzw. Refinanzierungskosten der Staaten explodieren lassen. Eine Zinserhöhung der Fed erscheint nach Aussagen vieler daher als unwahrscheinlich. Doch ist eine Erhöhung wirklich komplett unrealistisch? Die derzeitige weltweite Situation von stagnierendem Wachstum und einem Rückgang des Lebensstandards wird von vielen (unter anderem auch vom IWF) als das „new normal“ – also die neue Normalität – bezeichnet. Ein Argument, das durchaus auch der Fed gut zu Gesicht stehen könnte, wenn sie die Nahe Null-Zinsrunde beendet. Die Fed als wichtigste Notenbank der Welt wird wohl die Zinsen im September nicht erhöhen, aber sie wird es in naher Zukunft tun – höchstwahrscheinlich bis Ende des Jahres, in Abhängigkeit der bis dahin ereichten „Eckpfeiler“.
Quantitative Easing wird es richten
Das erste Gossensche Gesetz – auch Gesetz des abnehmenden Grenznutzens – besagt:
„Die Größe eines und desselben Genusses nimmt, wenn wir mit Bereitung des Genusses ununterbrochen fortfahren, fortwährend ab, bis zuletzt Sättigung eintritt.“
Ähnlich verhält es sich mit einer fortlaufenden Geldschwemme. Immerkehrende Geldinjektionen verlieren ihren Nutzen und ihr gedachtes Ziel. Es mag sein, dass Fed, EZB und Co. nochmals die Notenpressen anwerfen werden und nochmals Billionenbeträge in das System pumpen. Der erzielte Effekt wird maximal von kurzer Dauer sein. Doch vielleicht ausreichend lang, um weitere „elitäre Sicherungsmaßnahmen für die Zeit danach“ implementierenn zu können.
Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird
Friede, Freude, Eierkuchen. Unsere Medien sind ja richtig gut darin, schlechte Nachrichten für das System wegzulassen oder – wenn man sie unbedingt erwähnen muss – schön zu färben. Sedierte Massen sind eben doch besser steuerbar und vor allem unkritischer. Dass diese Methode immer weniger verfängt, dürfte angesichts der einbrechenden Auflagen und Einschaltquoten selbst den „Medienschaffenden“ nicht entgangen sein. Nichtsdestrotrotz werden sie diese Taktik auch in den nächsten Wochen und Monaten fahren. Zwangsweise. Zur Spielverlängerung. Auch wenn etwas „faul ist im Staate Dänemark“, wenn staatliche Stimuli über Jahre fortgesetzt oder wenn die chinesischen Gewinne des bisherigen Jahres 2015 innerhalb von drei Wochen ausradiert werden. Aber wir lassen solche Infos einfach mal weg oder verpacken sie schön mit einem rosa Schleifchen.
Fazit
Ich bleibe bei meiner Meinung, dass das große Finale noch nicht eingeläutet wurde. All die Politiker, Medien, Experten, Ökonomen des Schuldgeldsystems werden für die von den Eliten benötigte Spielverlängerung sorgen. Nicht aus einer Verpflichtungen den einfachen Menschen heraus, sondern aufgrund der Abhängigkeit von ihren Förderern und elitären Freunden. Es wird bestimmt viele Leser geben, die mir in einigen Punkten nicht folgen können oder wollen oder gänzlich anderer Meinung sind. Das ist gut und aus ihrer Warte heraus betrachtet auch richtig. Ich für meinen Teil bleibe dabei: Das ist noch nicht das große Finale.
Quellen:
Lies You Will Hear As The Economic Collapse Progresses
Sorge um die Börse ja, Panik nein
Korrektur oder Trendwende? Das sagen die Experten
Zinssenkung in China treibt Dax über Marke von 10.000 Punkten
Onvista – Dax
Wikipedia – Gossensches Gesetz
Ein Artikel bildet zwangsweise die Meinung eines Einzelnen ab. In Zeiten der Propaganda und Gegenpropaganda ist es daher umso wichtiger sich mit allen Informationen kritisch auseinander zu setzen. Dies gilt auch für die hier aufbereiteten Artikel, die nach besten Wissen und Gewissen verfasst sind. Um die Nachvollziehbarkeit der Informationen zu gewährleisten, werden alle Quellen, die in den Artikeln verwendet werden, am Ende aufgeführt. Es ist jeder eingeladen diese zu besuchen und sich ein eigenes Bild mit anderen Schlussfolgerungen zu machen.
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