Jemen: Golf von Tonkin 2.0 – Pretext für ein direktes Eingreifen der USA?Lesezeit: 7 Minuten
Tötete Washington im Jemen bislang mit Drohnen, so hat sich mit letzter Woche das Bild gedreht. Mit dem Abschuss mehrerer Raketen auf die jemenitische Küste, auf Radar- und Kommandozentralen der Houthis, zeigt das politische Amerika einmal mehr sein häßliches Gesicht als Kraft des Bösen und der Zerstörung.
Und wieder ist die Begründung für den Raketenangriff mehr als nur zweifelhaft. Sie zeigt auf wie arrogant, überheblich und aggressiv die US-Außenpolitik gegen den Rest der Welt betrieben wird – im Besonderen gegen jene Länder, die sich den US-Interessen nicht beugen wollen.
Nach Angaben der westlichen Hochleistungspresse und der US-Regierung selbst haben die USA nur auf abgefeuerte Raketen reagiert, die angeblich aus dem von den Houthi besetzten Gebieten abgeschossen worden waren und gegen den US-Zerstörer USS Mason gerichtet gewesen sind. Nachdem angeblich vier Raketen in zwei getrennten Vorfällen gegen das US-Schiff abgeschossen sein sollen, hat der an der Küste Jemens operierende US-Zerstörer nur reagiert und deswegen die Houthi-Stellungen beschossen.
Natürlich stimmte die Hochleistungspresse im Westen in gewohnter Manier der US-Position zu, dass dieser Angriff gerechtfertig ist und er nichts anderes war als eine Reaktion auf die von niemanden provozierten Raketenabschüsse der „iranischen Proxies“, die im Jemen gegen das „demokratische Königreich Saudi-Arabien“ kämpfen:
Für die Vereinigten Staaten war es einfach nur Vergeltung: Rebellen in Jemen hatten zweimal in vier Tagen Raketen auf ein amerikanisches Kriegsschiff abgefeuert, und daher haben die Vereinigten Staaten zurückgeschlagen, zerstörten Radaranlagen der Rebellen mit Raketen. – New York Times
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(For the United States, it was simple retaliation: Rebels in Yemen had fired missiles at an American warship twice in four days, and so the United States hit back, destroying rebel radar facilities with missiles. – New York Times)
Mit klassischer Framing-Technik wird der Vorfall so dargestellt, dass die Houthis zuerst ihre Raketen abschossen und dass daraufhin die USA quasi in einem Akt der Selbtsverteidigung zur Vergeltung greifen mussten. Zu diesem Framing gehört auch, dass die USA jedwedes Recht haben, dass ihr US-Zerstörer vor der Küste des Jemens liegt (was bzgl. der internationalen Gewässer natürlich richtig ist).
Die Houthis selbst wiesen jeden Vorwuf zurück, dass sie Raketen auf die USS Mason abgefeuert haben.
Interessant dabei ist, dass Washington selbst zugibt, dass die Houthis vielleicht die Raketen nicht abgeschossen haben. Tatsächlich gibt man unumwunden zu, dass man nicht einmal genau weiß, wer die Raketen abgeschossen haben könnte. Hier sei der Sprecher des Pentagons Peter Cook zitiert:
Wir wissen nicht, wer den Abzug genau betätigt hat.
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(We don’t know who was pulling the trigger specifically.)
Was die USA aber nicht daran hinderte, dass sie gegen die Houthis militärisch vorgingen.
Werfen wir doch einmal einen Blick hinter die Logik des Pentagons: „Es wurden Raketen auf unser Schiff abgefeuert. Wir wissen nicht, wer sie abfeuerte. Deswegen griffen wir die Houthis an.“ Ist das die neue Form einer umsichtigen und internationalen Politik, jemanden zu bombardieren, obwohl man nicht wirklich sicher ist, ob es dieser jemand überhaupt war?
Die Aussagen Cooks und die Geschichte der USA, dass man „Angriffe“ nutzte, um Militäreinsätze gegen andere Länder zu rechtfertigen, im Hinterkopf behaltend, müssen wir die Frage stellen, ob dieser „Raketenangriff“ wirklich stattgefunden hat und nicht nur wer ihn durchgeführt haben könnte. 1964 behaupteten die USA, dass die nordvietnamesische Marine Torpedos und Maschinengewehrsalven auf die USS Maddox abgefeuert haben soll. Das Ergebnis war der Vietnamkrieg. Jahrzehnte später wurde bewiesen, dass der Zwischenfalll im Golf von Tonkin nichts anderes wie eine False Flag Aktion war, um den Krieg in und gegen den Vietnam zu rechtfertigen.
Der Jemen ist Partner Russlands und daher macht eine mögliche False Flag Aktion wiederum Sinn, da man – wenn irgendwie möglich – Moskau Schaden und in die Enge treiben will. Seit Beginn des Angriffskrieges Saudi-Arabiens gegen den Jemen haben die USA Riad unterstützt. Sei es mit Geheimdienstinformationen, strategischer Beratung, Betankung von saudischen Flugzeugen in der Luft oder anderer logistischer Hilfe. Dass Saudi-Arabien dabei die Zivilbevölkerung Jemens regelrecht massakriert und massive Kriegsverbrechen begeht, scheint weder die westliche Politik noch die westliche Hochleistungspresse (vgl. hierzu die Aussagen von ZDF-Nachrichtensprecher Cleber) auch nur im Ansatz zu interessieren.
Selbst als die Saudis eine jemenitische Beerdigungzeremonie bombardierten und dabei mindestens 100 Menschen ermordeten, konnten wir nur sehr wenig über diesen „Vorfall“ lesen. Zwar konnte er nicht mehr in Gänze unter den Teppich gekehrt werden – was auch dazu führte, dass selbst die UN Riad rüffelt, obwohl das Königreich viel Geld fliessen lässt, um die UN „mundtot zu machen“, so dass diese die Kriegsverbrechen der Saudis im Jemen nicht adressiert.
Mag es Zufall sein, dass der „Angriff auf die USS Mason und der anschließende Vergeltungsschlag der USA“ just zu dem Zeitpunkt erfolgte, wo erste internationale Stimmen im Westen laut wurden, dass im Jemen von Riad Kriegsverbrechen begangen werden und dass der Krieg gegen den Jemen ein Angriffskrieg ist?
Man kann es als seltsam bezeichnen, dass die Houthis, die in den fast zwei Kriegsjahren in Jemen noch nie auf amerikanische Schiffe gefeuert haben, plötzlich – gerade als die amerikanische Unterstützung für Saudi-Arabien in Frage gestellt wurde – Raketen auf einen amerikanischen Zerstörer abfeuern.
Vielleicht fragen Sie sich: „Warum sollten die Houthis, die überhaupt keine Berichterstattung in der westlichen Presse haben, geschweige denn eine sympathische Berichterstattung, einen Angriff auf Amerika starten?“
Man könnte es für merkwürdig halten, dass die Houthis, die schon einen Kampf gegen einen reicheren und besser ausgerüsteten Feind kämpfen, versuchen könnten, Amerika in den Krieg zu ziehen.
Es ist nicht etwas merkwürdiges. Nicht im geringsten. Es passt so gut mit der Geschichte der amerikanischen militärischen Verstrickungen zusammen, die man an dieser Stelle sogar vorhersehbar nennen könnte.
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(You might consider it strange that the Houthis, who have not fired on American ships ever before in the nearly 2 years of warfare in Yemen, suddenly decided – just as American support for Saudi Arabia was in question – to launch missiles at an American destroyer.You might be asking yourself, „Why would the Houthis, who struggle to get any coverage in the Western press at all, let alone sympathetic coverage, launch an attack on America?“
You might consider it strange that the Houthis, already fighting a losing battle against a richer and better equipped enemy, might try and drag America into the war.
It’s not strange. Not in the least. It fits so well with the history of American military entanglements that one might even call it predictable, at this point.)
Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang noch, dass die Houthis es geschafft haben 10 Kilometer weit auf saudisches Territorium vorzudringen.
Die Wahrscheinlichkeit wird größer, dass die USA erneut direkt unter einem Vorwand gegen ein souveränes Land vorgehen, das nur den Fehler begangen hat, ein Freund Russlands zu sein. Es bleibt zu hoffen, dass die Welt endlich die Verbrechen der Saudis im Jemen wahrnimmt und dagegen vorgeht.
Quellen:
In Effort To Save Saudi Arabia From The Houthis, Has The U.S. Created Another Gulf Of Tonkin?
Yemen Sees U.S. Strikes as Evidence of Hidden Hand Behind Saudi Air War
Pentagon: US not intervening in Yemen
Gulf of Tonkin 2.0? US Using Unconfirmed Attack on Navy Ship to Quietly Start War With Iran & Russia
U.N. Bows To Saudi Financial Threats, Removes KSA From Child Killers List due to extortion
U.N. Chief Admits He Removed Saudi Arabia From Child-Killer List Due to Extortion
“Remember The USS Mason!” Attacked by Yemen? Or Was it a False Flag?
Houthi Rebels Invade Saudi Arabia, Launch Ballistic Missile In Counter-Offensive
Yemeni army, allies capture 3 bases in southwestern Saudi Arabia
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